Welche „Trends“ sehen Sie gerade bei PKV-Tarifen? Sehen Sie stärker modular aufgebaute Tarife, mehr nachhaltig orientierte Tarife oder Tarife, wo der Fokus stärker auf Prävention liegt?
Wir sehen aktuell tatsächlich eine Mischung aus allen genannten Entwicklungen. Viele Versicherer haben ihre Tarife in den letzten Jahren neu ausgerichtet und dabei sowohl modularere Strukturen als auch nachhaltige Komponenten integriert. Parallel dazu wächst der Fokus auf Prävention – etwa durch Vorsorgeprogramme, die über dem gesetzlichen Standard liegen, und digitale Gesundheitsangebote. Versicherer verstehen sich zunehmend als Gesundheitspartner, der aktiv Unterstützung zur Förderung und Erhaltung Ihrer Gesundheit bietet!
Das Ziel ist klar: den Kunden ein zeitgemäßes und hohes Leistungsniveau zu bieten, das sich an ihren individuellen Bedürfnissen orientiert.
Menschen mit Vorerkrankungen haben es häufig schwer, in die PKV aufgenommen zu werden, oder werden nur mit Risikozuschlägen oder Leistungsausschlüssen aufgenommen. Hat sich die Vorgehensweise auf Versichererseite hier in den letzten Jahren geändert?
Grundsätzlich hat sich an der Vorgehensweise wenig verändert. Nach wie vor prüft jeder Versicherer individuell das Risiko – mit eigenen Kriterien und Bewertungsmaßstäben. Das kann dazu führen, dass ein Antrag bei einem Anbieter abgelehnt wird, während ein anderer denselben Antrag annimmt – mit oder ohne Risikozuschlag. Für Interessenten mit Vorerkrankungen ist deshalb entscheidend, die Unterschiede zwischen den Gesellschaften zu kennen und gezielt zu vergleichen.
Vor allem im psychischen Bereich gibt es vermehrt Diagnosen. Einige Versicherer haben hier auch Änderungen gemacht, um Menschen mit psychischen Vorerkrankungen leichter aufzunehmen. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Ja, das stimmt. Wir beobachten, dass einige Versicherer bei psychischen Vorerkrankungen inzwischen deutlich individueller prüfen. Statt pauschal abzulehnen, werden häufig Behandlungszeiträume oder -intensitäten differenzierter betrachtet. In der Praxis bedeutet das, dass beispielsweise eine abgeschlossene Therapie, die mehrere Jahre zurückliegt, heute weniger kritisch gesehen wird als noch vor einigen Jahren.
Das eröffnet Interessenten die Möglichkeit, auch mit einer solchen Vorgeschichte in die PKV aufgenommen zu werden – allerdings immer auf Basis einer genauen Einzelfallprüfung.
Sind Leistungsausschlüsse eine gute Option? Oder ist es für manche Menschen mit Vorerkrankungen eine bessere Option, in der GKV zu bleiben und mit Zusatzversicherungen zu arbeiten?
Die Frage lässt sich nicht pauschal mit Ja oder Nein beantworten. Persönlich halte ich Leistungsausschlüsse für wenig sinnvoll, da sich das Risiko über die gesamte Vertragslaufzeit nur schwer verlässlich einschätzen lässt. Zudem wird häufig übersehen, dass private Zusatzversicherungen in diesem Punkt keine wirkliche Alternative darstellen, denn auch dort können Leistungsausschlüsse oder Risikozuschläge vereinbart werden. Am Ende muss jeder Kunde für sich abwägen, welches finanzielle Risiko er tragen kann oder möchte. Ein Beispiel verdeutlicht das: Ein Leistungsausschluss für eine Fehlsichtigkeit ist ein eher überschaubares Risiko, während etwa ein Ausschluss bei einer Kinderwunschbehandlung deutlich schwerer zu bewerten ist.
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Seite 1 PKV: „Leistungsausschlüsse halte ich für wenig sinnvoll“
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Tim Bökemeier - Anmelden, um Kommentare verfassen zu können