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1. April 2021
Reputation der Versicherer bei Wirtschaftsunternehmen auf Tiefstand

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Reputation der Versicherer bei Wirtschaftsunternehmen auf Tiefstand

Versicherungsmakler – Schulter an Schulter mit den Unternehmen

Versicherungsmakler schneiden bei der Umfrage deutlich besser ab als Versicherer. 76% der Befragten bewerten die Leistung ihrer Makler als gut oder sehr gut. 20% vergeben zumindest noch ein befriedigend.

Die Verantwortlichen des GVNW-Verbands schließen sich dem Qualitätsurteil an und sehen Makler Schulter an Schulter mit den Unternehmen. Sie stellen aber auch fest, dass manche Ansprechpartner bis vor Kurzem nur einen weichen Markt kannten und bisher versicherungstechnisch weniger gefordert waren. Auch mache das Nachwuchsproblem vor Maklerunternehmen nicht halt.

Auch eine Frage von Form und Ton

In der Zusammenarbeit mit den Versicherern hat sich bei den Vertragsverlängerungen aber nicht nur die ökonomische Seite verschlechtert, sondern auch die Art, wie man miteinander spricht und verhandelt. An manchen Stellen werden langjährige Kundenbeziehungen auf eine harte Probe gestellt. Christian Böhm vom Technologieunternehmen Freudenberg SE und stellvertretender Vorsitzender des GVNW-Verbands betont dabei allerdings, dass sich nicht alle Versicherer so verhalten. Es gebe durchaus Beispiele, bei denen auch mit Augenmaß gehandelt werde. So seien einige Versicherer beispielsweise bereit, schon frühzeitig in Gespräche einzutreten, was aufseiten der Unternehmen gewünscht sei. Verärgert zeigt er sich darüber, dass mancherorts Kunden in Schubläden gesteckt würden und nur auf die Branche, aber nicht auf die individuelle Situation des jeweiligen Kunden abgezielt werde.

Dem Verband geht es mit der Umfrage auch darum, bei Versicherern weiterhin Aufmerksamkeit für das Thema zu bekommen. Gleichzeitig wolle man aber auch den Dialog suchen, so Antje Mertens vom Automobilzulieferer Mahle und ebenfalls im Vorstand des GVNW. Diesen Dialog habe man in der Vergangenheit an manchen Stellen vermisst. Beispielsweise könnte man besser kommunizieren, was getan werden könnte, um Kapazitäten wiederherzustellen bzw. um auskömmliche Kapazitäten und Preise zu verhandeln.

Der Industrieversicherungsmarkt tickt anders

Insofern hofft der Verband, dass beim Renewal 2021/2022 manche Gespräche anders verlaufen werden. Mahnke bleibt allerdings bisher nur verhalten optimistisch. Er sieht auch, dass die Industrieversicherung bei einigen Versicherern nicht den Stellenwert hat, den sich die Wirtschaft wünscht. Bei der Industrieversicherung gehe es um langfristiges Geschäft und sie sei damit anders als das Retailgeschäft, so Mahnke. In einer langjährigen Vertragspartnerschaft müssten Prämiensteigerungen nachvollziehbar sein und es müsse die Historie betrachtet werden. Schnelle Effekte wie im Retailgeschäft ließen sich hier nicht erzielen. Damit mache man viel kaputt. Schließlich könne das Pendel auch mal wieder anders ausschlagen. Der Industrieversicherungsmarkt habe an dieser Stelle ein langes Gedächtnis, mahnt Mahnke.

Captives und die Folgen

Dies gilt auch in Bezug auf mögliche Alternativen zum Versicherungsmarkt. Mahnke erwartet zwar nicht, dass in nächster Zeit zahlreiche Captives aus dem Boden sprießen. Schließlich koste eine Gründung Zeit, Ressourcen und Geldaufwand. Zeitlich lasse sich eine Gründungsphase schwer bestimmen, erklärt Verbandskollege Böhm. Das könne aber schon mal zwei Jahre dauern und koste Geld. Bei einem guten Risikomanagement lohne sich das aber. So könne man selbst den Preis bestimmen und die Kapazität sei einfach da. Damit beeinflussen Captives auch den Markt.

Antje Mertens betont in dem Zusammenhang, man müsse bedenken, dass das, was aus dem klassischen Versicherungsmarkt mal draußen sei, nicht so schnell wieder zurückkomme. Und es funktioniere nicht, wenn Versicherer nur die komfortablen Bereiche bedienen wollen und den Kunden widerspiegeln würden, sie sollten sich für unbequeme Sparten andere Absicherungsmöglichkeiten suchen. Captives werden sich immer auch die guten Rosinen herauspicken, die Versicherer werden dann auch die Sparten verlieren, die ihnen bisher genehm waren, so Böhm.

Verband will Planbarkeit und Verlässlichkeit

In Richtung des nächsten Renewals betonen die Verbandsvertreter, dass niemand etwas dagegen habe, für das, was man bekomme, eine Marge zu bezahlen. Man wolle, dass die Partner Geld verdienten, schließlich vertrete man selbst Wirtschaftsunternehmen. Allerdings erwarte man Planbarkeit und Verlässlichkeit aufseiten der Versicherer. Zudem gebe es aufseiten der Versicherer auch noch einiges zu tun, was deren Verwaltungs- und Distributionskosten angehe. Der Verband sieht den Kostenblock der Versicherer als zu hoch an, sieht aber noch zu wenige Maßnahmen zur Reduzierung auf Versichererseite.

Mahnke geht davon aus, dass die starken Ausschläge nach oben nun zu Ende sein müssten. Ein immerhin gutes Zeichen für die nächsten Vertragsverlängerungen. Bei einzelnen Kunden oder Branchen hänge dies allerdings auch noch davon ab, was auf den internationalen Märkten passiere und welchen Einfluss dies auf Deutschland habe, so Mahnke. (bh)

Bild: © sichon – stock.adobe.com

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