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10. Oktober 2022
Rezession – Was bedeutet sie für Anlegerinnen und Anleger?
World in a paper boat floating in the ocean in a middle of a storm. Faith despite world crisis and hardship conceptual theme.

Rezession – Was bedeutet sie für Anlegerinnen und Anleger?

Die ökonomischen Zeichen stehen auf Sturm. Das Wort Rezession ist in aller Munde. Was genau bedeutet der Begriff, welche Begleiterscheinungen gehen häufig damit einher und wie können sich Anleger positionieren, um auch in Krisenzeiten zu bestehen?

Ein Artikel von Thorsten Schrieber, Vertriebsvorstand der DJE Kapital AG

Eine Rezession ist eine Phase wirtschaftlichen Abschwungs, die durch eine abnehmende Wirtschaftsleistung gekennzeichnet ist. Man spricht dann von einer Rezession, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) einer Volkswirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen im Vergleich zum Vorjahr rückläufig ist. Neben dem rückläufigen BIP gibt es noch weitere mögliche Kennzeichen, unter anderem fallende Börsenkurse, sinkende Produktion, ein abnehmendes Lohn­niveau oder zunehmende Arbeitslosigkeit. Jüngst zeigte sich etwa bei US-Staatsanleihen ein weiteres Zeichen, nämlich eine inverse Zinskurve: Papiere mit kurzen Laufzeiten warfen höhere Erträge ab als solche mit längeren Laufzeiten. Das ist insofern ungewöhnlich, als Investoren für eine längere Zinsbindung üblicherweise mehr Rendite fordern. Eine inverse Kurve gilt historisch als starkes Vorzeichen einer Rezession.

Warum ist eine Rezession ein volkswirtschaftliches Problem?

Eine Volkswirtschaft, die sich abkühlt und an Fahrt verliert, kennt viele Verlierer, vor allem die Beschäftigten im Niedriglohnsektor sowie Haushalte mit geringerem Einkommen. Viele Unternehmen werden zum Sparen gezwungen und versuchen, ihre fundamentalen Daten durch Personalabbau zu verbessern. Die Sozialsysteme werden durch eine steigende Arbeitslosigkeit belastet – abnehmender Konsum wiederum verringert staatliche Steuereinnahmen und die Umsätze der Unternehmen. Und: Nicht jedes Unternehmen überlebt einen solchen wirtschaftlichen Abschwung.

Ein Blick zurück

Die letzte Rezession gab es erst vor Kurzem, nämlich im Corona-Jahr 2020: Laut den Daten des Bureau of Economic Analysis wiesen exemplarisch in den USA die ersten beiden Quartale eine negative BIP-Entwicklung im Vorjahresvergleich auf. Durch eine größere monetäre und fiskalpolitische Anstrengung konnte die Rezession jedoch schnell gestoppt werden.

Auch Anfang der 1990er-Jahre rutschte die US-Wirtschaft in eine Rezession. Sie wurde ausgelöst durch die restriktive Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve, um die steigende Inflation zu bekämpfen. Anziehende Ölpreise trugen damals maßgeblich zur Inflationssteigerung bei. Wichtigster Preistreiber damals: der irakische Überfall auf Kuwait. Der sogenannte Ölpreis-Schock hielt rund neun Monate an, bis eine internationale Koalition unter Führung der USA Saddam Husseins Truppen zurückdrängen und die Ängste um die Ölversorgung auf­lösen konnte.

Wie wirkten sich Rezessionen auf die Aktienmärkte aus?

Besonders lehrreich ist für langfristig orientierte Anleger nicht der Blick auf die maximalen Verluste während einer Rezession, sondern vielmehr auf die Erholung der Aktienmärkte danach. Die Statistik zeigt, dass der S&P 500 bei Bärenmärkten im Schnitt sechs Monate nach dem Tiefpunkt bei +25%, zwölf Monate danach sogar bei +36% notiert. Dem gegenüber steht ein durchschnittlicher Drawdown (der maximale Wertverlust bis zum Wiedererreichen des Ursprungswertes) von 34%.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in den anderen Indizes. Der MSCI Europe liegt ein Jahr nach Bärenmarkt-Tiefpunkten im Schnitt bei einem Plus von 34%, während der Drawdown 32% beträgt. Und auch im Weltindex MSCI All Country World steht zwölf Monate nach einem Bärenmarkt eine Erholung von 32% einem Drawdown von 25% gegenüber. Sogar lang anhaltende Bärenmärkte, etwa während der Rezessionen Anfang der 2000er-Jahre (New-Economy-Blase) und während der großen Finanzkrise ab 2007, konnten sich mit etwas Distanz wieder erholen.

Nicht jeder Sektor ist gleich betroffen

Rezessionen sind herausfordernd für eine Volkswirtschaft, aber die Märkte haben sich historisch betrachtet bisher immer wieder erholt. Für Anlegerinnen und Anleger bedeutet das vor allem eines: Ruhe bewahren. Nicht jede Aktie und nicht jedes Unternehmen leidet in einem solchen Negativszenario gleichermaßen. Schon auf Sektorebene werden Unterschiede deutlich. Die Automobilindustrie etwa muss mit durchschnittlich 61% maximalem Drawdown in Marktkrisen vergleichsweise hohe Verluste verkraften. Auch der Immobiliensektor wird mit einem durchschnittlichen Minus von 59% in Krisenzeiten stark gebeutelt. Als krisenresistenter erweisen sich hingegen Wirtschaftszweige, auf die Verbraucher auch in schweren Zeiten nicht verzichten können. Basiskonsumgüter wie Haushaltswaren und Lebensmittel führen das Feld mit einem maximalen durchschnittlichen Drawdown von nur 23% an. Auch der Gesundheitssektor steht in Krisenzeiten mit einem Drawdown-Durchschnittswert von 31%, zumindest relativ gesehen, besser da als viele andere Bereiche.

Was tun als Anleger?

Aktuell sind vor allem die anhaltenden geopolitischen Risiken, die weitere Verschärfung der Energiekrise sowie die Politik der Zentralbanken, die der Inflationsbekämpfung Vorrang vor Wachstum und Arbeitsmarkt einräumen, negative Einflussfaktoren auf die wirtschaftliche Entwicklung. Wer das Risiko im Portfolio generell reduzieren möchte, kommt um eine aktive Steuerung nicht herum. Hierfür eignen sich defensive Aktien, eine höhere Cash-Quote, gegebenenfalls eine höhere Anleihenquote oder eine Goldbeimischung.

Flexible Mischfonds wie der DJE – Zins und Dividende können hier eine sinnvolle Lösung darstellen. Er ist ein weltweit unabhängig von Benchmark-Vorgaben anlegender Mischfonds und verfolgt den Absolute-Return-Gedanken mit dem Ziel, Verluste weitestgehend zu vermeiden. Durch differenzierte Gewichtung der Asset-Klassen Anleihen und dividenden- und substanzstarke Aktien versucht das Fondsmanagement einerseits, regelmäßige Zinseinkünfte zu generieren sowie andererseits eine möglichst anhaltend positive Wertentwicklung bei geringer Volatilität zu erzielen. Bei der Aktienauswahl wird auf stabile Dividendenzahlungen und darüber hinaus auf eine anlegerfreundliche Unternehmenspolitik mit Kapitalrückgaben und Aktienrückkäufen (Total Shareholder Return) Wert gelegt. Der flexible Investmentansatz des Fonds soll eine schnelle Anpassung an die sich stetig verändernden Marktgegebenheiten ermöglichen. Zur Verringerung des Risikos von Kapitalschwankungen sind mindestens 50% des Fondsvermögens dauerhaft in Anleihen angelegt. Das Aktienengagement beträgt mindestens 25% und ist auf maximal 50% begrenzt. Währungsrisiken werden je nach Marktlage abgesichert.

Fazit

Unabhängig davon, für welche Lösung sich Anleger entscheiden, gilt unterm Strich: Vollständig auszusteigen, kann im schlimmsten Fall sehr teuer werden. Denn: Die Börse klingelt bekanntlich weder zum Ausstieg noch zum Wiedereinstieg.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 10/2022, S. 54 f., und in unserem ePaper.

Bild: © funstarts33 – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Thorsten Schrieber