Vor dem Hintergrund der Rechnungszinssenkung haben die Analysten von MORGEN & MORGEN (M&M) die aktuelle Marktsituation der Risikolebensversicherung unter die Lupe genommen. Die Erkenntnis: Oft sei nicht nur der Rechnungszins gesenkt, sondern auch die Tarifkalkulation insgesamt modifiziert worden. Wahrscheinlichkeiten, Kosten und Berufsgruppeneinstufungen seien größtenteils komplett überarbeitet worden. „Dadurch sind richtig neue Risikoleben-Tarife zum Jahreswechsel auf den Markt gekommen, die sich in einem neuen Wettbewerb wiederfinden und im Mittel mit ungefähr 5% niedrigeren Beiträgen ins Rennen gehen“, stellt Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik bei MORGEN & MORGEN fest.
Bestbewertete Tarife verzichten auf unübliche Einschränkungen und bieten Zusatzleistungen
Das aktuelle M&M Rating Risikoleben überprüft, wie es um die Bedingungen in der Risikolebensversicherung steht. Insgesamt können hier maximal 43 Bewertungspunkte erreicht werden, die sich aus der Gewichtung und dem Erfüllungsgrad der 19 Ratingfragen zusammensetzen. Oft bieten Versicherer mehrere Risikoleben-Tarife mit unterschiedlicher Bedingungsqualität an. Premium-Tarife verfügen laut M&M beispielsweise über weitere Leistungen wie Nachversicherungsgarantien, Verlängerung der Vertragslaufzeit oder die Möglichkeit zur Mitversicherung eines Kindes. Entsprechend der von M&M für das Rating angelegten Mindestkriterien verzichten die bestbewerteten Risikoleben-Tarife auf unübliche Einschränkungen, Kündigung oder Vertragsanpassung nach § 19 VVG, wenn der Versicherungsnehmer Anzeigepflichtverletzungen nicht zu vertreten hat. Des Weiteren verzichten sie auch auf das Kündigungsrecht bei Gefahrerhöhung wie z. B. ein verändertes Rauchverhalten. Sie gewähren auch bei nicht gemeldeter Gefahrenerhöhung eine entsprechende, gegebenenfalls angepasste Leistung. Fünf-Sterne-Tarife bieten darüber hinaus Nachversicherungsgarantien bei Heirat, Geburt eines Kindes und Immobilienerwerb.
115 Tarife mit fünf Sternen, keiner schlechter als drei Sterne
Im aktuellen Rating konnten laut M&M elf Tarife mehr bewertet werden als im vergangenen Jahr. Und so sieht das Ratingergebnis konkret aus: Von 156 Tarifen erreichen 115 Tarife die Bestbewertung von fünf Sternen. Das sind 15 Tarife mehr als 2021. 25 Tarife werden mit vier Sternen ausgezeichnet – immerhin ein Tarif mehr als im vergangenen Jahr. 16 Tarife zeigen sich durchschnittlich und sind mit drei Sternen ausgezeichnet. 2021 waren es in dieser Kategorie noch 20 Tarife. Dafür wurde aktuell kein Tarif schlechter als mit drei Sternen bewertet.
„Die Risikoleben-Tarife sind auf einem stabil hohen Niveau angelangt, das sich aber preislich sehr differenziert zeigt“, fasst Saal das Ergebnis zusammen. Beispielsweise aufgrund immer differenzierterer Berufsgruppen-Einstufungen, Kosteneinsparungen sowie höherer Lebenserwartungen würden die Preise für die Risikoleben-Tarife im Mittel sinken, anstatt wie befürchtet ansteigen – vergleichbar mit der Berufsunfähigkeitsversicherung vor einigen Jahren, so die M&M-Analysten.
Eine Rolle spiele dabei auch, dass schon über einen längeren Zeitraum die schlechteren Risiken mit klaren Zuschlägen belegt würden – beispielsweise über den Body-Mass-Index oder über die Kurzzeit-Nichtraucherangabe – wodurch das „risikoarme Kollektiv“ günstig bliebe oder sogar noch günstiger werde, so die M&M-Analysten.
Was ebenfalls die Preise senke, sei die Tatsache, dass die Versicherer bei den DAV-Tafeln die höhere Lebenserwartung berücksichtigten. So werde bei der Risikolebensversicherung mit niedrigeren Sterbewahrscheinlichkeiten kalkuliert. Denn nach wie vor sei in Sachen Risikolebensversicherung der Beitrag eine entscheidende Wettbewerbskomponente, der sehr fein justiert werde.
Die detaillierten Ratingergebnisse gibt es hier.
Bild: © Who is Danny – stock.adobe.com
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