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5. Juni 2019
So drastisch sind die Mietschulden in Deutschland wirklich

So drastisch sind die Mietschulden in Deutschland wirklich

Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat aktuelle Zahlen zur Verschuldung der Deutschen vorgelegt. Mietschulden widmet die Behörde darin eine besondere Aufmerksamkeit. Jeder fünfte Überschuldete sucht demnach wegen Mietschulden eine Schuldnerberatung auf. Schuldnerberater warnen vor diesem Hintergrund vor einer zunehmenden Bedrohung. Zu Recht?

Im vergangenen Jahr waren zwei von zehn überschuldeten Personen, die bei einer deutschen Schuldnerberatungsstelle Hilfe suchten, von Mietschulden betroffen. Das hat Destatis auf Basis der Ergebnisse der Überschuldungsstatistik 2018 anlässlich der Aktionswoche Schuldnerberatung mitgeteilt.

Wohnkosten ein erhebliches Verschuldungsrisiko

Die Zahlen bestätigen auf den ersten Blick die vor Kurzem herausgegebene Warnung der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung. Demnach stellen hohe Wohnkosten ein erhebliches Verschuldungsrisiko dar. Selbst Haushalte mittleren Einkommens könnten aufgrund gestiegener Wohnkosten kaum noch Rücklagen für unvorhergesehene Rechnungen oder Reparaturen bilden. Laut Destatis liegen die Wohnkosten in Deutschland im Schnitt bei 491 Euro.

Erhebliche Existenzängste

Die Schuldnerberatungskräfte fordern vor diesem Hintergrund, die Vergabe von mietpreisgebundenem, staatlich gefördertem Sozialen Wohnungsbau nicht mehr abhängig zu machen von der Vorlage einer Bonitätsauskunft. Der Druck auf dem Wohnungsmarkt löse erhebliche Existenzängste bei Ratsuchenden aller Einkommensgruppen aus und überschuldete Personen seien davon besonders betroffen.

Deutliche Ost-West-Unterschiede

Regional gibt es deutliche Unterschiede. In Westdeutschland lassen sich nur 18% der überschuldeten Personen aufgrund von Mietschulden in einer Schuldnerberatungsstelle betreuen. In den neuen Ländern gilt das für fast jeden Dritten. Im Schnitt lagen die Mietschulden dort bei durchschnittlich 1.147 Euro und damit 46% mehr als in den alten Bundesländern mit durchschnittlich 786 Euro. Die offenen Verbindlichkeiten bei Vermietern entsprachen gut 2,7 Monatsmieten in den neuen Ländern gegenüber 1,5 Monatsmieten im früheren Bundesgebiet. Die Wohnkosten sind laut Destatis mit im Schnitt 420 Euro in Ostdeutschland dagegen weiter deutlich niedriger als in Westdeutschland (512 Euro).

3% der Gesamtschulden

Deutschlandweit betrugen die Schulden bei Vermietern im vergangenen Jahr im Schnitt 870 Euro. Damit waren die Überschuldeten deutschlandweit durchschnittlich mit knapp 1,8 Monatsmieten im Rückstand. In Relation zu den durchschnittlichen Gesamtschulden (29.008 Euro) machten Mietschulden somit laut den offiziellen Zahlen von Destatis trotz allem nur einen Anteil von 3% aus. An der Gesamtverschuldung der Deutschen machen sie damit trotz prominenter Berichterstattung nur einen Bruchteil aus. (mh)

Bild: © Coloures-Pic – stock.adobe.com