Wie entwickeln sich die unabhängigen Vermögensverwalter in Deutschland? Das untersucht regelmäßig die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft App Audit, mittlerweile im elften Jahr. Untersucht wurde dabei das Geschäftsjahr 2023. Ziel ist, die Ertrags-, Vergütungs- und Kostenstruktur zu analysieren. Bei der aktuellen Analyse kommt App Audit zu dem Ergebnis einer recht uneinheitlichen Entwicklung, sowohl bei den Top 3 als auch bei den übrigen Unternehmen.
Diese Unternehmen wurden untersucht
Sämtliche untersuchte Unternehmen sind als Vermögensverwalter und/oder in der Anlageberatung/im Advisory aktiv. Das Spektrum der in der Studie betrachteten Unternehmen reicht von kleinen Anbietern bis zu Instituten mit maximal 100 Beschäftigten. Im Durchschnitt war eine zweistellige Zahl von Mitarbeitern beschäftigt.
Die Top 3
Schon bei den Top 3 ist die Entwicklung sehr unterschiedlich ausgefallen, mit viel Abstand zwischen den Provisionsergebnissen. Laut App Audit liegt dies an den verschiedenen Geschäftsschwerpunkten und Vergütungsmodellen.
Auf Platz 1 steht Flossbach von Storch mit Provisionseinnahmen von rund 397 Mio. Euro, etwa 14 Mio. Euro weniger als im Vorjahr. Mit dieser Zahl ist der Kölner Vermögensverwalter jedoch ganz klar vorne, denn an zweiter Stelle steht die Fisher Investments GmbH mit Provisionseinnahmen von 117,5 Mio. Euro. Hierbei handelt es sich jedoch um einen deutlichen Anstieg, denn im Vorjahr waren es „nur“ 44 Mio. Euro. DJE konnte mit nahezu gleichbleibenden Provisionseinnahmen (69 Mio. Euro) auf Platz 3 landen.
Erhebliche Unterschiede gab es auch bei der Cost-Income-Ratio (CIR), also dem Verhältnis von Aufwendungen zu Erträgen. Bei Flossbach von Storch lag diese bei 24%, bei Fisher Investments bei 96% und bei DJE bei 58%. Gemein haben die CIRs der drei Unternehmen, dass sie im Vergleich zum Vorjahr alle leicht gestiegen sind – die 24% von Flossbach von Storch zeigen jedoch wiederum, wie stark das Unternehmen aufgestellt ist.
Genauso bei den Provisionen pro Mitarbeiter. Hier liegt Flossbach von Storch mit knapp 1,29 Mio. Euro deutlich vorne, Fisher Investments verbuchte 612.000 Euro, DJE der Studie zufolge 405.000 Euro.
Die Top 50
Bei den weiteren Top-50-Vermögensverwaltern verhält sich die Entwicklung ganz ebenso recht unterschiedlich. Das Spektrum der Provisionsergebnisse reicht von 24,2 Mio. Euro bis 3,6 Mio. Euro. Im Vergleich zum Vorjahr hat es sich nur unwesentlich verändert (26,2 Mio. Euro bis 2,9 Mio. Euro). Die höchsten Provisionsergebnisse fuhr Hartz, Regehr & Partner ein.
Die Cost-Income-Ration weist durchschnittlich einen vergleichsweise hohen Wert von rund 79% (Vorjahr: 75%) mit einem Minimum von 18% (unverändert zum Vorjahr) und aufgrund von Sondersituationen wie im Vorjahr in Einzelfällen sogar über 100% aus.
Stressszenarien
Die App-Audit-Untersuchung hat für die Unternehmen außerdem einige Stressszenarien durchgerechnet. Damit wurde untersucht, wie sich verschiedene Ertragsrückgänge auswirken würden. Bei einem Rückgang der Provisionsergebnisse um 20% zeigen die berechneten Stressszenarien für insgesamt 15 Unternehmen ein negatives Jahresergebnis, bei einem stärkeren Einbruch um 33% würde nahezu die gesamte Grundgesamtheit in eine negative Jahresergebnissituation geraten. Das bilanzielle Eigenkapital würde im ersten Fall (-20%) bei 6 von 50 Instituten und im zweiten Fall (-33%) bei zwölf der betrachteten Unternehmen negativ werden. Dieses Szenario verdeutliche, so die Studie, die hohe Abhängigkeit der Branche von stabilen Provisionserträgen und die Verwundbarkeit bei deutlichen Marktrückgängen. (mki)
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