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4. März 2020
So stark haben sich deutsche Wohnimmobilien seit 2009 verteuert

So stark haben sich deutsche Wohnimmobilien seit 2009 verteuert

In einem Zehnjahresvergleich zeigt Immowelt.de die Entwicklung der Angebotspreise von Eigentumswohnungen in Deutschlands Großstädten auf. In fast der Hälfte der Städte haben sich die Preise seit 2009 mindestens verdoppelt. Steigende Baupreise und billige Wohnbaukredite nennt das Immobilienportal als Hauptgründe.

Jahrelang wurde in Deutschlands Großstädten wenig gebaut. Inzwischen hat sich die Bauaktivität zwar stark erhöht, aufgrund der gestiegenen Baupreise ziehen Neubauten das Preisniveau aber weiter nach oben. Eine Immowelt-Analyse verdeutlicht das. In 36 von 80 untersuchten Städten haben sich die Preise seit 2009 mindestens verdoppelt. Darunter befinden sich Hotspots wie München oder Berlin, aber auch kleinere Städte wie Oldenburg oder Offenbach. Allesamt Städte, in denen viele neue Wohnungen errichtet wurden.

Landflucht muss gestoppt werden

„Große Wohnungen mit guter Ausstattung sind innerhalb der Metropolen und zahlreicher Großstädte für viele Familien trotz niedriger Zinsen inzwischen schwer zu finanzieren. Zur Miete zu wohnen ist häufig die einzige Option“, kommentiert Prof. Dr. Cai-Nicolas Ziegler, CEO von Immowelt, die Entwicklung. Um die Eigentumsquote nachhaltig zu erhöhen, müsse die Abwanderung aus den ländlichen und strukturschwachen Regionen gestoppt werden.

Baukosten und Grundstücke als Preistreiber

In den vergangenen zehn Jahren sind allein die Baupreise um 28% gestiegen. Hinzu kommt, dass die zum Bauen nötigen Grundstücke innerhalb der Städte sehr begrenzt sind und sich aufgrund der gestiegenen Nachfrage stark verteuert haben. Dass das Interesse an Wohneigentum so stark gestiegen ist, liegt laut Immowelt zudem auch daran, dass die Europäischen Zentralbank den Leitzins seit 2016 bei 0% belassen hat und damit die Zinsen für Baufinanzierungen rekordniedrig sind.

Berlin mit größtem Plus

Die größte Steigerung der Analyse verzeichnet Berlin. War das Preisniveau in der Hauptstadt jahrelang sehr niedrig, haben sich die Preise seit 2009 um 181% verteuert. Statt mit 1.510 Euro müssen Immobilienkäufer nun mit 4.250 Euro pro m2 rechnen. Neben dem niedrigen Ausgangsniveau trägt dazu vor allem bei, dass die Bevölkerung und somit die Nachfrage stark gestiegen ist. Wie sich die Kaufpreise infolge des Mietendeckels weiterentwickeln, bleibe abzuwarten.

Kein Ende in Sicht

An München reicht Berlin aber noch lange nicht heran. Aktuell kostet dort der Quadratmeter für eine Eigentumswohnung im Median 7.610 Euro. Obwohl München schon vor zehn Jahren die teuerste Stadt war, haben sich die Preise seither noch einmal um 163% verteuert. Das ist der drittgrößte prozentuale Anstieg aller Städte. Doch auch für Hamburg (4.820 Euro) und Frankfurt am Main (4.700 Euro) zeichne sich kein Ende der steigenden Preise ab.

Auch die zweite Reihe zieht kräftig an

Dass nicht nur die größten Städte vom Immobilienboom betroffen sind, zeigt sich unter anderem an Oldenburg. Die niedersächsische Gemeinde verbucht einen Anstieg von 177% und liegt damit nur knapp hinter Berlin. Wohnungssuchende müssen dort mit mittleren Preisen von 3.050 Euro kalkulieren. Neben Oldenburg weisen auch Offenbach am Main (+160%) und Augsburg (+159%) große Steigerungen auf.

Boom in Halle, Stagnation in Chemnitz

Im Osten Deutschlands zeichnet sich ein stark unterschiedliches Bild ab. In den meisten Großstädten steigen die Kaufpreise stark an. In Halle an der Saale verdoppelten sich die Angebotspreise auf aktuell 1.970 Euro pro m2. Auch Rostock (+99%), Leipzig (+88%) und Dresden (+81%) machten einen großen Sprung. Andere ostdeutsche Regionen haben hingegen mit Abwanderungen zu kämpfen und die Preise stagnieren in der Folge. Davon sind nicht nur ländliche Regionen, sondern auch die Großstadt Chemnitz betroffen.

Kaum Veränderung im Ruhrgebiet

Auch in einigen strukturschwachen Städten des Ruhrgebiets stehen viele Wohnungen leer. Die Kaufpreise haben sich geringer als die Inflation entwickelt: Hagen (+5%), Gelsenkirchen (+6%), Oberhausen und Bochum (je +11%) sind einige Beispiele. Herne (-4%) ist sogar die einzige Stadt der Untersuchung, die einen leichten Rückgang aufweist. Die Universitätsstädte Aachen (119%) und Münster (101%) zählen hingegen aufgrund ihrer großen Attraktivität genauso wie die Rheinmetropolen Düsseldorf (111%) und Köln (80%) zu den teuersten Gegenden in Nordrhein-Westfalen. (mh)

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