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13. Februar 2020
So ticken die Anleger in Deutschland

So ticken die Anleger in Deutschland

Gothaer Asset Management hat zum elften Mal das Anlageverhalten der Deutschen analysieren lassen. Die repräsentative forsa-Studie zeigt, wie die deutschen Sparer zu Niedrigzinsen, nachhaltigen Kapitalanlagen, Immobilieninvestments und Co. stehen.

Die Zahl der Kritiker an der Niedrigzinspolitik hat ein neues Rekordniveau erreicht. 2019 hielten 53% der Bundesbürger diese Politik für falsch, 2020 sind es sogar 61%. Das ist der höchste bisher gemessene Wert seit 2016. Die schärfsten Kritiker befinden sich in der Altersgruppe der über 60-Jährigen. Dort halten 66% die Niedrigzinspolitik für falsch. Besonders stark hat sich die Meinung der 18- bis 29-Jährigen geändert. Waren 2019 noch 47% der Altersgruppe von der Niedrigzinspolitik überzeugt, ist die Zustimmung 2020 um 17 Prozentpunkte auf nunmehr 30% gesunken.

Nachvollziehbare Kritik

Die Zahlen sind Teil einer repräsentativen Studie zum Anlageverhalten der Deutschen, die Gothaer Asset Management (GoAM) zum elften Mal von forsa durchführen ließ. „In Zeiten von Negativzinsen ist es nicht verwunderlich, dass die Zinspolitik der EZB immer stärker an Rückhalt in der Bevölkerung verliert. Schließlich treffen die Folgen vor allem auch die Kleinanleger, die um ihre Altersvorsorge bangen,“ erklärt Christof Kessler, Vorstandssprecher der Gothaer Asset Management AG.

So legen die Deutschen ihr Geld an

Das wichtigste Anliegen der Befragten bei der Geldanlage ist weiterhin die Sicherheit mit 52%. Im Vorjahr waren es aber noch 57%. Flexibilität in der Anlage spielt für 31% die wichtigste Rolle (2019: 29%). Eine hohe Rendite hat nach wie vor nur für etwa jeden Zehnten die größte Bedeutung. An erster Stelle der Geldanlageformen liegt nach wie vor das Sparbuch mit aktuell 48%. Aber auch Lebensversicherungen erfreuen sich mit 30% (2019: 29%) großer Beliebtheit, Fonds bleiben mit 24% (2019: 26%) relativ konstant. Immobilien verlieren überraschend an Bedeutung. 2019 betrachteten 36% der Befragten Immobilien als bevorzugte Anlageform, 2020 nur noch 32%.

Sorgen und Ängste nehmen zu

Noch einmal gestiegen ist die Angst vor einer Inflation. Teilten diese 2019 nur 58%, ist der Anteil 2020 auf 62% gestiegen. 47% der Befragten befürchten zudem nach wie vor, dass die getätigten Geldanlagen nicht ausreichen werden, um den aktuellen Lebensstandard zu halten. Die Angst vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone ist von 24 auf 27% gestiegen.

Fonds mit steigender Nachfrage

Die Bundesbürger, die in Fonds investieren, setzen weiterhin vor allem auf Aktien- und Mischfonds (42 und 40%). Einen starken Rückgang verzeichnen – entgegen der Zahlen des Fondsverbands BVI –hingegen offene Immobilienfonds. Waren es 2019 noch 15%, ist die Nachfrage der Anleger 2020 um fünf Prozentpunkte auf 10% gesunken.

Zwiegespaltenes Verhältnis zu nachhaltigen Anlagen

In Nachhaltigkeitsfonds investieren bisher nur 6% der Deutschen, diese Fondskategorie steht damit noch am Anfang. Das Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz ist bei den Bundesbürgern allerdings ausgeprägt. Auf die Frage, welche Facette von Nachhaltigkeit – Umwelt- und Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit oder verantwortungsvolle Unternehmensführung – ihnen am wichtigsten sei, nannten 44% der Befragten den Umwelt- und Klimaschutz. Bei den 18- bis 29-Jährigen sind es sogar 68%. 53% der Befragten sind sogar bereit, in eine nachhaltige Geldanlage zu investieren, auch wenn sie gleichzeitig eine geringere Rendite erhalten würden. Besonders ausgeprägt ist diese Einstellung bei den 18- bis 29-Jährigen (60%). Dennoch haben sie ihre Ersparnisse aber größtenteils noch in Sparbüchern angelegt (60%). (mh)

Bild: © Andrey Popov – stock.adobe.com