Die IW Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH hat im Auftrag von WirtschaftsWoche und ImmoScout24 den jährlichen Vergleich der 71 kreisfreien deutschen Städte mit über 100.000 Einwohnern durchgeführt. Das Städteranking beleuchtet wie im Vorjahr die Städte in den Bereichen Arbeitsmarkt, Wirtschaftsstruktur, Immobilienmarkt und Lebensqualität (Niveauranking) sowie deren Entwicklung der letzten fünf Jahre (Dynamikranking). Der erstmals erstellte Infrastrukturindex misst, wie die Städte in den Bereichen Forschung und Bildung, Verkehr und digitale Netzwerke sowie Klimaresilienz abschneiden.
„Gute Infrastruktur, positive Entwicklungsdynamik und Lebensqualität sind zentrale Faktoren für die Attraktivität von Wohnstandorten und beeinflussen maßgeblich die Wertentwicklung von Immobilien“, erklärt ImmoScout24 Geschäftsführerin Dr. Gesa Crockford. „Der neue Infrastrukturindex zeigt erstmals systematisch, wo Investitionen in Bildung, Verkehr, Digitalisierung und Klimaanpassung am dringendsten benötigt werden.“
Dresden in Sachen Wirtschaftskraft vor Berlin
Das Niveauranking zeigt die Leistungsfähigkeit einer Stadt. Wenig überraschend landet München in der Liste abermals ganz oben. Die bayerische Landeshauptstadt punktet mit Höchstwerten beim Arbeits- und Immobilienmarkt. In der Kategorie Lebensqualität musste die Stadt Federn lassen und rutscht von Rang 2 auf Platz 10 ab, da sie zuletzt eine negative Wanderungsbilanz vorweist: Aufgrund hoher Mieten und Kaufpreise suchen die Einwohner verstärkt anderswo nach einem neuen Zuhause.
Auf Platz 2 des Niveaurankings rangiert Stuttgart, das durch hohe gemeindliche Steuerkraft und Produktivität überzeugt. Ingolstadt hält sich auf dem 3. Platz. Die großen Aufsteiger sind laut IW Consult Trier und Halle an der Saale, die jeweils elf Plätze gutmachen, aber weiterhin mit Platz 50 und 51 im unteren Drittel des Niveaurankings bleiben. Dresden liegt auf Platz 28 und hat die Bundeshauptstadt Berlin überholt, die auf Rang 33 rangiert. Leverkusen auf Platz 35 weist den stärksten Rückgang mit einem Minus von 15 Plätzen auf. Duisburg (Platz 69), Bremerhaven (Platz 70) und Gelsenkirchen (Platz 71) landen wie im vergangenen Jahr auf den hinteren Plätzen.
Das sind die Städte mit der dynamischsten Entwicklung
Mainz ist zum vierten Mal in Folge Spitzenreiter im Dynamikranking, das die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre abbildet. Der BioNTech-Effekt wirkt den Analysten zufolge nach: Beim BIP je Einwohner und der Produktivität ist weiterhin eine Spitzenentwicklung zu beobachten. Beim Infrastrukturindex liegt Mainz nur auf Rang 43. Dies belegt, dass der Ausbau der Zukunftsinfrastruktur deutlich hinter der wirtschaftlichen Dynamik zurückbleibt. Frankfurt am Main schiebt sich im Dynamikranking von Platz 3 auf Platz 2 vor – dafür sorgt die bundesweit höchste Steigerung der gemeindlichen Steuerkraft (Rang 1) und die deutliche Zunahme hochqualifizierter Beschäftigter (Rang 2). Düsseldorf belegt im Dynamikranking Platz 3 und punktet vor allem in Sachen Wirtschaft und Arbeitsmarkt. Erstmals seit 2016 landet Berlin nicht mehr in den Top 3, sondern muss sich mit Rang 4 zufrieden geben. Die Hauptstadt entwickelt sich schwächer beim Anteil hochqualifizierter Beschäftigter (von Rang 10 im Vorjahr auf Rang 28). Darüber hinaus stagniert die Jugendarbeitslosigkeit auf einem Niveau von 9%. Hinzu komme laut Studie ein schwacher Neubau auf einem sehr angespannten Wohnungsmarkt.
Bonn als Aufsteiger und Erlangen als Absteiger im Dynamikranking
Ganze 36 Plätze nach vorne prescht Bonn und landet im Dynamikranking 2025 auf Rang 10. Für den Aufstieg sorgen vor allem die Entwicklung bei der Arbeitsplatzversorgung, der Beschäftigungsrate von Frauen und Älteren und der Aufklärungsquote von Straftaten. Koblenz klettert von Platz 54 auf Platz 23. Auch Heidelberg kann 30 Platz gutmachen und belegt Rang 8. Auf Rang 11 im Dynamikranking liegt Freiburg im Breisgau – zusammen mit München die einzige deutsche Großstadt, die in allen drei Rankings eine Top-15-Platzierung erreicht.
Wolfsburg rutscht im aktuellen Ranking von Platz 64 auf Rang 71 ab, ist also Schlusslicht der Liste – getrieben durch negative Entwicklungen in der Wirtschaft (Rang 70), beim Immobilienmarkt (Rang 71) und am Arbeitsmarkt (Rang 63). Den größten Abstieg weist Erlangen mit einem Minus von 38 Plätzen auf: Nach Platz 24 im Vorjahr reicht es nur noch für Rang 62. Den Ausschlag gibt hier laut IW Consult der starke Einbruch bei der gemeindlichen Steuerkraft.
Potsdam Spitzenreiter im Infrastrukturindex
„Zur Infrastruktur wurden die Bereiche Forschung, Verkehr, Bildung, Digitales und Klima mit insgesamt 18 Indikatoren gezählt,“ erläutert Hanno Kempermann, Geschäftsführer der IW Consult. Im erstmals erstellten Infrastrukturindex rangiert Potsdam auf Platz 1. Die brandenburgische Landeshauptstadt punktet mit einer hohen Dichte an Hochschulen (Rang 1) und einem vergleichsweise befriedigenden Zustand der Brücken von Autobahnen und Bundesstraßen (Rang 2). Außerdem weist die Stadt eine hohe Dichte an MINT-Forschungseinrichtungen auf sowie eine starke Glasfaserversorgung (jeweils Rang 5). Platz 2 belegt Regensburg, das vor allem in den Bereichen Klima und Bildung stark aufgestellt ist. Ingolstadt komplettiert die Top 3 und landet in gleich vier Einzelindikatoren an der Spitze – besonders bei der digitalen und elektrischen Infrastruktur (Gigabitversorgung Schulen, Glasfaserausbau und Dichte von Elektrotankstellen).
Die Schlusslichter im Infrastrukturindex sind Duisburg auf Platz 69, Salzgitter auf Platz 70 und Hamm auf Platz 71. „Während die Top 3 Potsdam, Regensburg und Ingolstadt über eine überdurchschnittlich leistungsstarke Infrastruktur verfügen, müssen in den Low 3 Duisburg, Salzgitter und Hamm hohe Investitionen getätigt werden, so Kempermann weiter. (tik)
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