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Finanzen
21. April 2015
Studie sagt Lebensversicherern anhaltende Verluste voraus

Studie sagt Lebensversicherern anhaltende Verluste voraus

Versicherer werden schon bald rote Zahlen schreiben, prognostizieren die Analysten der MainFirst Bank AG, einer europäischen Kapitalmarktbank. Selbst wenn es zu einer Lockerung bei der Zinszusatzreserve käme, hätte dies keine nachhaltige positive Wirkung. Die Bank verweist infolgedessen auf einen wachsenden Kapitalisierungsbedarf der Versicherer.

Das Geschäftsmodell der Lebensversicherer steht im Fokus von Untersuchungen und Berechnungen. Der Grund: Das Niedrigzinsumfeld erschwert es den Anbietern, die in der Vergangenheit gegenüber ihren Versicherungskunden abgegebenen Garantiezusagen durch entsprechend hohe Erträge in ihrer Kapitalanlage zu erwirtschaften. Die MainFirst Bank hat nun errechnet, dass bereits im laufenden Jahr vier von zehn Versicherern rote Zahlen schreiben werden. Die Kapitalmarktbank hat dazu die Bilanzen der deutschen Versicherer aus den Jahren 2011 bis 2013 untersucht. „Bleiben die Zinsen am Kapitalmarkt weiterhin so niedrig wie jetzt, wird bis zum Jahr 2025 die Branche insgesamt Verluste schreiben“, prognostiziert Michael Haid, Senior Analyst bei der MainFirst Bank AG. „Eine Lockerung der Zinszusatzreserve würde die Profitabilität in den kommenden Jahren zwar verbessern – allerdings zu Lasten der Gewinnsituation in späteren Jahren.“ Die Zinszusatzreserve ist eine gesetzlich vorgeschriebene Rückstellung. Sie muss gebildet werden, wenn der vom Versicherer erwirtschaftete Referenzzinssatz aus gesicherten Staatsanleihen die Garantien gegenüber den Kunden unterschreitet. Mittlerweile ist die Zinszusatzreserve der deutschen Lebensversicherer auf über 20 Mrd. Euro angewachsen. Da die Versicherer damit aber immer mehr belastet werden, werden erste Forderungen laut, die Zinszusatzreserve zu lockern.

Die MainFirst Bank geht nun davon aus, dass die deutschen Lebensversicherer in den kommenden Jahren einen erheblichen Kapitalisierungsbedarf haben werden. „In unserem Basisszenario, bei dem wir von einem durchschnittlichen Anlagezinssatz von 2% ausgegangen sind, benötigen die schwächeren Unternehmen bis 2035 rund 4 Mrd. Euro frisches Kapital, um ihre Kapitalausstattung auf dem heutigen Stand zu halten“, erläutert Haid. „Bei einem Zinssatz von 1,75%, der gemessen am aktuellen Niveau realistischer erscheint, wären es etwa 10 Mrd. Euro. Diese Summe erhöht sich auf mehr als 25 Mrd. Euro, wenn man mit einem Anlagesatz von 1,5% rechnet.“ Der Analyst erwartet demnach, dass es zu einer Konsolidierungswelle und einer Reihe von Kapitalerhöhungen innerhalb des Sektors kommen werde. Zudem sieht er weniger Neugeschäft voraus, während Risikosenkung und Diversifikation bei den Investments eine zunehmende Rolle spielen werden. (bh)