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24. November 2021
Versicherer: In sechs Schritten auf Industriekunden ausrichten

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Versicherer: In sechs Schritten auf Industriekunden ausrichten

Sechs Schritte, um den Digitalisierungswiderstand zu überwinden

1. Errichtung eines soliden Fundaments für die Zukunft: Als Grundvoraussetzung für jegliche Initiativen sollten Industrieversicherer die Vereinhei­tlichung von Daten- und Dokumentenformaten priorisieren. Daneben sollten Lösungen für die Parametrisierung von Wordings erarbeitet werden, die einerseits deren Wiederverwendbarkeit und digitale Abbildung ermöglichen und andererseits trotzdem Individualität ermöglichen. Dies sollte auf einer zukunftsfähigen, das heißt adaptiven und integrativen technischen Infrastruktur entwickelt werden.

2. Erhöhung des Kundennutzens durch individuelle und auf zukünftige Risikoprofile zugeschnittene Versicherungslösungen: Versicherer sollten auf flexible und maßgeschneiderte Deckungskonzepte setzen, die reflektieren, wie heutige und künftige Industriekunden strukturiert sind und arbeiten. Dabei sollten Versicherungs­lösungen stets vor dem Hintergrund der sich im Zuge des technischen und industriellen Fortschritts wandelnden Risikolandschaft überdacht und angepasst werden. So wird die Fähigkeit, neue immaterielle Risiken zu modellieren, zu bepreisen und entsprechende Versicherungsprodukte zu entwickeln, es einigen Versicherern ermöglichen, überdurchschnittlich am Marktwachstum zu partizipieren. Hierbei ist zu beachten, dass maßgeschneiderte Lösungen für einige Produkte und Kunden erst möglich werden und zu profitablem Geschäft führen, wenn Underwriting-, Schaden- und Abrechnungs­prozesse digitalisiert wurden.

3. Steigerung der Innovationskraft und Mut zu radikalen Neuerungen statt inkrementeller und vorsichtiger Weiterentwicklungen: Es gibt keinen Zweifel, dass zunächst signifikante Investitionen in neue Technologien notwendig sind, um die bereits beschriebenen Potenziale zu heben. Alle Technologien sollten deshalb hinsichtlich ihres langfristigen Beitrags zur Steigerung des Wachstums oder zur Verbesserung der Profitabilität bewertet werden. Höchste Priorität sollten Plattform-Lösungen und Toolsets haben, die Kunden, Partner und andere Marktteilnehmer vernetzen und einen effizienten Datenaustausch fördern, welcher in einer immer weiter vernetzten Wirtschaft Kern der zukünftigen Wertschöpfung ist.

4. Transformation zum Präventions- und Risikoberater: Solange es Schäden gibt, wird es auch Versicherungen geben. Dennoch wird die Schadenfrequenz langfristig durch stärkere daten­getriebene Prävention und frühzeitige Erkennung von Gefahren fallen. Um als Versicherer an diesem Trend zu partizipieren, ist eine fundamentale Anpassung des heutigen Risk-Engineering-Geschäftsmodells notwendig. Künftig sollten neben dem klassischen Risikotransfer auch Präventions-, Analyse- und Beratungsservices angeboten werden. Zudem ist zu entscheiden, in welchen Märkten, über welche Kanäle und mit welchem Preismodell die Services vertrieben werden. Mit der Erweiterung des Servicespektrums in angrenzende Bereiche können auch die Positionierung in bestehenden Ökosystemen oder eine aktive Rolle bei der Errichtung neuer Ökosysteme neue Vertriebs­potenziale eröffnen.

5. Stärkung der digitalen Vernetzung: Die kommerzielle Versicherungswertschöpfungskette involviert eine Vielzahl an Akteuren wie zum Beispiel Captives, Versicherungsmakler, Erstversicherer und Rückver­sicherer. Fragmentierte Prozess- und Systemlandschaften verursachen für alle Beteiligten hohe manuelle Aufwände. In Zukunft erwarten wir, dass starre Rollenverteilungen und kurzfristige Interessen einzelner Akteure zugunsten von Synergiepotenzialen und Kundenbedürfnissen an Bedeutung verlieren. Die zukünftige Wertschöpfung wird deutlich offener, transparenter und kollaborativer. Industrieversicherer sollten sich strategisch in ihrem Ökosystem positionieren und den eigenen Mehrwert differenziert herausstellen. Investitionen in Plattformen und Toolsets mit direktem Anschluss von Kunden und Partnern sollten priorisiert werden, um den Datenaustausch und effizientere Interaktionen als Grundbaustein für Synergien entlang der Wertschöpfungs­kette zu fördern.

6. Transformation zur Workforce der Zukunft: Um im Wett­bewerb um Talente zu bestehen, sollten Versicherer neben einem attraktiven Paket aus Vergütung und Perspektive längst an ihrer Differenzierung in weiteren Aspekten des Arbeitsumfeldes arbeiten. In der Industrieversicherung sollten Mitarbeitern die nötigen technologischen und digitalen Fähigkeiten angeeignet werden, um die oben beschriebene Transformation mitgehen und aktiv gestalten zu können. Daneben sollten Mitarbeiter befähigt werden, Risiken ein­zugehen, neue Ideen zu erproben, aber auch zu scheitern, um die nötige Steigerung der Innovationskraft zu erreichen.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 11/2021, Seite 44 ff., und unserem ePaper.

Bild: © Nay –stock.adobe.com

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Ein Artikel von
David Kuprasch
Johannes Schmidt