Ein Artikel von Kai Schimmelfeder
Von den rund 192.000 Versicherungsvermittlern (Quelle: Statista, Mai 2022) bzw. den rund 46.000 Versicherungsmaklern in Deutschland gehören ca. 90% zur Gruppe „Umsatz bzw. Einnahmen unter 1 Mio. Euro netto pro Jahr und damit verbunden weniger als 100.000 Euro Gewinn pro Jahr“.
Diese wirtschaftlichen Ergebnisse werden bei vielen der oben genannten Branchenteilnehmer auf Dauer nicht ausreichen. Es gilt, den Wandel der Gegenwart und der Zukunft mitzugestalten. Es gilt der Satz: „Ein Unternehmen ist kein Sparschwein, sondern ein dauerndes Investitionsprojekt!“
Investitionen in Gegenwart und Zukunft sind zwingend
Nennenswerte Investitionen stehen somit zwingend bei vielen zur Entscheidung an. Dazu zählen zum Beispiel Investitionen in Anpassungen an neue oder sich verändernde wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Anpassungen von Dienstleistungen an das Entscheidungsverhalten der zukünftigen und bestehenden Kunden, Investitionsanpassungen in Digitalisierung oder Wachstum, Investitionen in Online-Angebote bzw. Vermarktungsstrategien, Wachstum durch Unternehmenskauf etc.
Wenn Unternehmen nicht investieren (können), trifft dies nicht nur das eigene Unternehmen, sondern die gesamte Wirtschaft – denn sie sind ein wichtiger Teil davon. Sie kaufen ein, bieten Zukunft, sichern ab, reduzieren wirtschaftliches und persönliches Risiko, helfen anderen, Vermögen aufzubauen, sind Dienstleister, Ratgeber, Helfer in der Not als Ansprechpartner für Unternehmen und Menschen. Einmal durch alle Bereiche des Lebens – oder durch alle Branchenbereiche der Wirtschaft. Ohne Versicherungsvermittler- bzw. Versicherungsmakler würden viele Unternehmen und Menschen „im Regen“ stehen und es gäbe weniger Wirtschaftswachstum in Deutschland.
Die dringenden und notwendigen Investitionssummen sind hoch und als Wirtschaftsfaktor hat auch die Versicherungsbranche die Möglichkeit, diese Investitionen mit verschiedenen Förderprogrammen und Fördergeldern in Co-Finanzierung umzusetzen.
Die meisten geplanten Investitionsvorhaben können mit Förderprogrammen umgesetzt werden. Gerade für Unternehmen in der Umsatzklasse bis 1 Mio. Euro gibt es viele Förderprogramme. Das sind beispielsweise Zuschüsse als geschenktes Geld vom Staat, Förderkredite mit Sonderkonditionen, Eigenkapitalverstärkungsprogramme oder Kapitalbeteiligungsprogramme ohne „Hausbank“. Das sind alles Lösungen, die für kleine und mittlere Unternehmen gedacht sind.
Was ist zu beachten und wie sind die Aufgabenpunkte zu berücksichtigen?
Nachfolgend einige grundlegende Informationen für Unternehmen, die in Wachstum denken, in Wachstum investieren wollen und einen Zukunftsplan haben:
1. Vorbereitungszeit planen
Wenn Sie eine Investitionsidee oder ein Investitionsvorhaben umsetzen wollen, sollten Sie frühzeitig mit der Planung beginnen. Je nach Größe und Umfang des Vorhabens sind sechs Monate, ein Jahr oder sogar ein noch längerer Zeitraum vor der Beantragung zum Erfolg des ganzen Projektes notwendig. Zu Beginn – und das gilt für „alte“ bestehende genauso wie für junge „neue“ Unternehmen – starten Sie mit einer Ist-Analyse des Unternehmens. Dann erfolgt eine Umfeldanalyse: Was ist im Markt los? Was machen die Konkurrenten?
2. Fördermittel-Dschungel
Es gibt über 5.100 Förderprogramme! Mit dabei sind EU-Fördermittel, Förderprogramme auf deutscher Ebene und die der einzelnen Bundesländer. Nutzen Sie die Förderdatenbanken des Wirtschaftsministeriums oder sprechen Sie ihr Landesförderinstitut an, um die richtigen und sinnvollen Förderprogramme beantragen zu können.
3. „Verständigung II“ nutzen
Von (Haus-)Banken kann es keine Zuschüsse in Form von geschenktem Geld vom Staat geben. Das regelt die sogenannte „Verständigung II“. Es gibt dort keinen direkten Zuschuss. Für Zuschüsse zuständig sind die über hundert Förderstellen – diese sind Ansprechpartner für Ihr Unternehmen.
4. Maßnahmebeginn beachten
Die Antragstellung erfolgt immer vor der Unterschrift von Verträgen. Es gibt keine Rückwärtsförderung. Wenn Sie die Antragstellung vor Maßnahmebeginn verpassen, ist die Förderung „weg“.
5. Unternehmensdaten optimieren
Um auch die „Restfinanzierung“ der geplanten Investition kostengünstig zu finanzieren, ist die Bonität zu prüfen und zu optimieren. Hierzu gibt es Auskunftsstellen, die über die Bonität des Unternehmens Aussagen treffen. Diese sollten Sie vorher kontaktieren und dann bei sich im Unternehmen entsprechend handeln.
6. Strategie visualisieren
Malen Sie sich ein Bild von dem Erfolg aus, den Sie erreichen wollen, um jetzt zu „sehen“, wie es in zehn Jahren in Ihrem Unternehmen aussehen soll. Ohne Vision finden Sie keine erfolgreiche Richtung und keine passenden Investitionsentscheidungen. Malen Sie Bilder, erstellen Sie Skizzen und zeichnen Sie Strichfiguren, um die einzelnen Positionen zu erkennen und daraus weitere Erkenntnisse zu gewinnen! Bilder verdeutlichen Situationen und veranlassen Sie dazu, mehr über die Dinge nachzudenken!
7. Planung erstellen
Fertigen Sie aus Ihren Daten und Erkenntnissen eine Gesamtplanung an. Welche messbaren Zahlen (Umsatz, Gewinn, Investitionssummen, Mitarbeiteranzahl etc.) werden Sie zu welchem Zeitpunkt erreicht haben? Welche Kostenpositionen sind „neu“ zu bedenken? Welche Abhängigkeiten treten auf? Welche Marktdaten nehmen Einfluss auf Ihre geplante Investition? Welche Chancen ergeben sich? Welche Stärken können Sie mit Ihrem Unternehmen ausspielen? Welche Risiken sind in den Griff zu bekommen und wo hat Ihr Unternehmen Schwächen?
8. Investitionsliste erstellen
Wenn Sie alle Planungsdaten und die damit verbundenen Informationen final erstellt haben, fügen Sie alles in einer Investitionsliste zusammen. Diese benötigen Sie für die Förderanträge, für die Co-Finanzierung und als Kontrollinstrument zur späteren Umsetzung.
9. Eigenkapital einsetzen
Oftmals wird Eigenkapital einzusetzen sein. Dies wirkt sich positiv auf das Investitionsvorhaben aus. Wichtig: Die Summe der Zuschüsse verringert sich deswegen nicht und bleibt in der Höhe bestehen.
10. Umsetzung (Beantragung)
Erst wenn alle Unterlagen richtig ausgefüllt wurden, vollständig vorhanden sind und auch die Art der Antragstellung korrekt definiert wurde, geht es in die Antragstellung – und erst danach in die Umsetzung der Investition.
Auf diese Art und Weise können Versicherungsvermittler bzw. Versicherungsmakler den Wandel gestalten und die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sichern.
Über den Autor
Kai Schimmelfeder ist Geschäftsführer des Fördermittelberatungsunternehmens „feder consulting“. Als Fördermittelexperte begleitet er mit seinem Team seit über 25 Jahren Unternehmen in der Fördermittelbeantragung. Er ist Buchautor, Sachverständiger für öffentliche Fördermittel und Zuschüsse und mehrfach ausgezeichneter Fördermittelberater.
Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 06/2022, S. 84 f., und in unserem ePaper.
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