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4. Dezember 2021
Warum es jetzt auf die richtige Versicherungssumme ankommt

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Warum es jetzt auf die richtige Versicherungssumme ankommt

Bewertung der Abgänge

Zugänge einzupflegen, ist verhältnismäßig einfach – Schwierigkeiten bereiten oftmals die Abgänge. Häufig werden von der Buchhaltung die Maschinen mit ihren ehemaligen Anschaffungswerten aus der Versicherungssumme genommen. Das ist aber falsch, denn nicht der ehemalige Anschaffungswert der Maschine muss abgezogen werden, sondern der aktuelle Neuwert einer vergleichbaren Anlage. Wenn mehrfach dieser Fehler begangen wird, ist die Versicherungssumme sehr schnell zu hoch.

Richtiges Hochindizieren

Um auf die Neuwerte hochzurechnen, wird üblicherweise auf die Preistabellen des Statistischen Bundesamtes, Fachserie 17 Reihe 2, zurückgegriffen. Für diese Werte werden rund 6.300 Unternehmen nach den aktuellen Preisen von ca. 1.350 Güterarten befragt. Daraus werden dann die Preissteigerungen von einzelnen gewerblichen Gütern – und zwar vom Magerquark bis zum Sattelschlepper – ermittelt. Diese Preisangaben und deren Steigerungsraten betreffen aber immer das lieferfertige Erzeugnis ab Werk. Das heißt: Bei diesen Indizes sind Fracht, Verpackung und Montage und deren Preissteigerungen nicht enthalten. Hier kann es zu erheb­lichen Unschärfen kommen, denn die Montagekosten entwickeln sich preislich oft deutlich anders als die reinen Herstellungskosten einer Maschine. Die korrekte Anwendung der dafür vorgesehenen Position 610 für Reparatur, Instandhaltung und Installation ist kompliziert und wird daher meistens unterlassen.

Für elektronikversicherte Anlagen und Geräte gibt es eigene Preisreihen, da hier zwischen Elektronik und Technik unterschieden wird. Darüber hinaus arbeiten einige Versicherungsunternehmen mit eigenen Branchenindizes. Um also die Versicherungssumme durch Hochrechnen zu ermitteln, müssen die Preisindizes korrekt angewendet werden.

Hohe Preissteigerungen

Besonders gravierend auf die Deckung wirken sich zurzeit die aktuellen – zum Teil exorbitanten – Preissteigerungen aus. Im August stiegen die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte um 12% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das ist der größte Preisanstieg seit 1974. In manchen Branchen erhöhten sich die Maschinenpreise um 30%, zum Beispiel bei den Inline-Maschinen. Dadurch kann es sogar innerhalb weniger Monate zu einer Unterversicherung kommen, die – wie die Praxis zeigt – auch nicht mehr durch die üblichen Puffer aufgefangen wird.

Fazit

Eine Versicherungssumme „auf den Punkt“ schützt vor (existenz­bedrohenden) Risiken und vermeidet unnötig hohe Prämien. Viele Fehler bei der Bestimmung der Versicherungssumme passieren in alltäglichen Geschäftssituationen. Diese lassen sich jedoch durch richtiges „versicherungstechnisches Verbuchen“ vermeiden. Sofern die Versicherungssumme mittels eines Neuwertgutachtens einmal korrekt ermittelt wurde, kann sie dann durchaus bis zu zehn Jahre mit vertretbarem Aufwand gepflegt werden. Ein dafür qualifiziertes Sachverständigenbüro übernimmt mit der Versicherungswertermittlung selbstverständlich auch die weitere Pflege und die Verantwortung für die Korrektheit der Werte.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 11/2021, Seite 34 ff., und in unserem ePaper.

Bild: © ELUTAS – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Philip Merker