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9. November 2022
Was passiert mit dem Maklerbüro, wenn der Geschäftspartner stirbt?

Was passiert mit dem Maklerbüro, wenn der Geschäftspartner stirbt?

Ein solches Ende hatte man sich gewiss nicht vorgestellt, als zwei Geschäftspartner das Maklerunternehmen testsiegertarife gegründet haben. Ende September 2022 hat Frank Sander sein Unternehmen verkauft – allein. Andreas Grimm hat die Unternehmenstransaktion begleitet.

Ein Artikel von Andreas Grimm

Ein solches Ende hatten sich die beiden Freunde Peter Filip und Frank Sander ganz gewiss nicht vorgestellt, als sie im Jahr 2008 ihr gemeinsames Maklerunternehmen testsiegertarife gegründet und in der Folge mutmaßlich einen der zehn größten Internetmakler in Deutschland aufgebaut haben, zumindest was die Anzahl der jährlich gewonnenen Neukunden betrifft. Ans Aufhören wollten sie noch lange nicht denken. Aber Vorsorge für den Todes- oder Krankheitsfall sollte getroffen werden. Doch dann kam alles viel schneller als gedacht. Ende September 2022 hat Frank Sander sein Unternehmen verkauft – allein.

Interview mit Frank Sander, testsiegertarife.de, das Interview führte Andreas Grimm:

Herr Sander, wofür steht Ihr Unternehmen testsiegertarife Service GmbH?

Wir sind einer der führenden Online-Makler in Deutschland und vertreiben unsere Leistungen ausschließlich über Online-Medien. Dazu betreiben wir einige der besucherstärksten Websites, optimieren jeden Tag die Online-Auftritte und bieten dennoch persönlichen Service im Leistungsfall.

Eigentlich wollten Sie für den Todesfall vorsorgen. Wie wollten Sie das anstellen?

Uns war klar, dass wir unsere Familien oder Angehörigen nicht damit belasten wollten, sich um unsere GmbH kümmern zu müssen, sollte uns oder einem von uns etwas zustoßen. Es gibt da einfach niemanden, der sich angeboten hätte, das Unternehmen zu übernehmen. Deshalb wollten wir ein Beratungshaus über einen Treuhandvertrag damit beauftragen, sich im Ernstfall um den Geschäftsbetrieb zu kümmern und dann den Verkauf des Unternehmens zu übernehmen. Unsere Angehörigen sollten einen fairen Verkaufspreis erzielen, damit sie zumindest finanziell sorgenfrei weiterleben könnten, und unsere Belegschaft einen sicheren Arbeitsplatz behält.

Zu diesem Treuhandvertrag ist es dann nicht mehr gekommen.

Nein. Peter Filip ist leider plötzlich und unerwartet verstorben. Wir hatten zwar den Treuhandvertrag unterschriftsreif – aber er war eben nicht unterschrieben. Das war eine wirklich harte Zeit. Für die Witwe mit ihren Kindern, aber auch für mich. Wir haben stundenlang gesprochen und versucht, die Situation aufzuarbeiten und irgendwie nach vorne zu blicken. Das ging über Wochen. Ich wusste selbst nicht, wie ich damit umgehen sollte – und gleichzeitig musste die Firma weiterlaufen. Die Lücke, die Peter Filip hinterlassen hat, ist schon verdammt groß. Ich habe auch mit unserem Berater gesprochen, wie wir die Zukunft des Unternehmens sicherstellen können. Irgendwann ist dann der Entschluss gefallen, dass wir das Unternehmen abgeben wollen. An einen Käufer, der das Geschäftsmodell beherrscht und der trotzdem auch von unserem Know-how und unseren Prozessen profitieren würde.

Was waren die besonderen Herausforderungen?

Das ist eine emotional echt hart erarbeitete Entscheidung, die man da trifft. Sich täglich zu motivieren ebenfalls. Da hat auch das Coaching durch unseren Berater sehr geholfen. Weder die Erbengemeinschaft noch ich haben Ahnung, wie man ein so großes Unternehmen verkauft, wie man Kaufinteressenten findet und mit ihnen verhandelt, welche Formalien man wegen der minderjährigen Kinder einhalten muss. Besonders das Verhandeln mit Käufern fühlt sich in einer solchen Situation wirklich nicht gut an. Wir hätten das allein nicht so hinbekommen. Dafür hatten wir zum Glück unseren Berater, der das alles übernommen hat, uns in dieser Sache den Rücken komplett frei gehalten und uns durchgelotst hat. Die Unterschrift beim Notar war dann wie eine Befreiung. Besonders auch, weil die Käufer das Geschäftsmodell verstehen, den Standort erhalten und ausbauen wollen – und weil auch ich in verantwortlicher Position weiter mit dabei sein werde. Ich freue mich riesig drauf.

Über Andreas Grimm und Frank Sander

Das Gespräch führte Andreas Grimm (im Bild links), Gründer des Resultate Institut, der die Unternehmenstransaktion begleitet hat. Gemeinsam mit AssCompact hat er den Bestandsmarktplatz initiiert.

Frank Sander (im Bild rechts) ist Mitbegründer von testsiegertarife.de, einem der zehn größten Online-Makler in Deutschland.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 11/2022, S. 120, und in unserem ePaper.

Lesen Sie auch: Maklerbetrieb: Wann es für den Todesfall keine Lösung mehr gibt

Bild: © Frank Sander privat bzw. Andreas Grimm