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27. Oktober 2022
Wie Deutschland die Deindustrialisierung abwendet

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Wie Deutschland die Deindustrialisierung abwendet

Der ehemalige Bundesminister Peter Altmaier und der Verleger und Publizist Wolfram Weimer diskutierten an Tag zwei der DKM auf der großen Bühne. Dabei ging es um aktuelle politische Fragen und insbesondere darum, wie der Wirtschaftsstandort Deutschland bewahrt werden kann.

Auf der DKM geht es nicht nur um spannende Fachthemen, die die Zukunft der Branche beeinflussen werden. Oftmals wendet sich die Leitmesse auch den Rahmenbedingungen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu. Eine Veranstaltung auf der diesjährigen DKM, die den Blick über den Tellerrand gewagt hat, war zweifelsohne die Podiumsdiskussion zwischen dem Verleger Wolfram Weimer und dem ehemaligen Bundesminister Peter Altmaier.

Der Dissens zwischen den beiden Diskutanten hielt sich jedoch über weite Strecken in Grenzen. Die Themen: Inflation, die Energieversorgung im Winter, die Fehler deutscher Politik und vieles mehr.

Deutschland droht die Deindustrialisierung

Bei einem Thema, das die deutsche Öffentlichkeit derzeit massiv umtreibt, beruhigten die beiden Männer die Gemüter ein wenig. „Wenn die Sonne noch ein bisschen scheint, kommen wir durch den Winter. Wenn nicht, vermutlich auch, aber dann eben nur vermutlich“, gab Altmaier zu bedenken. Für die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands sei jedoch entscheidend, dass die verfügbare Energie nicht nur in ausreichender Menge, sondern auch zu bezahlbaren Preisen zu haben sein müsse.

Weimer sieht das ähnlich. Die Energieversorgung werde zu dramatisch dargestellt. Das viel größere Problem sei jedoch, dass anhaltend hohe Energiepreise ganze Wirtschaftssektoren so hart treffen könnte, dass Deutschland eine Deindustrialisierung drohe. Das müsse dringend verhindert werden. Schon allein, weil niemandem – auch nicht der Umwelt – geholfen sei, wenn hohe deutsche Umweltstandards keinen Nutzen mehr bringen, weil die Industrie einfach ins weniger stark regulierte Ausland abwandere.

Da pflichtet ihm Altmaier bei. Wir befänden uns zwar am Rande einer Rezession, aber Rezessionen hätten wir bereits zuvor überwunden. Wenn aber bestimmte Industrien aufgrund von Standortnachteilen Deutschlands ins Ausland abwanderten, könne man nicht damit rechnen, dass diese Industrien je wieder nach Deutschland zurückkehrten. Die Politik sei nun gefragt, Planbarkeit für die Industrie zu gewährleisten.

Ampelkoalition lässt Einigkeit vermissen

Laut Weimer liefere die Ampelkoalition tatsächlich ein verhältnismäßig schlechtes Bild ab. Es werde zu viel gezankt, während man eigentlich in puncto Energieversorgung längst all-in hätte gehen müssen. Es brauche zur Abfederung der der Mangelsituation vorübergehend mehr Kohlekraft, Gasförderung im eigenen Land und eine AKW-Laufzeitverlängerung von 18 Monaten. Die Politik sei es, die in diesen Fragen „den grundsätzlich falschen Weg einschlägt.“ Olaf Scholz habe seine Richtlinienkompetenz eingesetzt, um lediglich einen Minimalkompromiss durchzusetzen.

Der Staat verdient an den gestiegenen Energiepreisen massiv mit. Er müsse als großer Profiteur der Krise nun die Steuern senken und für spürbare Entlastungen sorgen, meint Weimer. Hier widerspricht Altmaier jedoch teilweise drastisch. Abpufferungen seien nötig, aber gleichzeitig müsse auch wieder zu einer vertretbaren Schuldenpolitik zurückgefunden werden. Es müssten auch mal wieder Ausgaben auf den Prüfstand, anstatt immer nur neue Sondervermögen zu verabschieden. Natürlich seien drastische Maßnahmen von Zeit zu Zeit nötig, aber wenn ständig die Bazooka auf den Tisch gelegt werde, nehme sie irgendwann auch niemand mehr ernst.

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