Orientierung für Anleger
Eine Orientierung schafft dabei die bisher vorhandene Regulatorik. Rahmenwerke wie die Offenlegungsverordnung oder das BVI-Verbändekonzept bieten einen ersten und guten Leitfaden – und dies sowohl für Investoren als auch für Produktanbieter. Eine Herausforderung für Produktanbieter ist allerdings, dass zahlreiche europäische Länder darüber hinaus zusätzliche, in einigen Fällen voneinander abweichende Nachhaltigkeitskriterien definiert haben. Daher kann es passieren, dass manche Produkte nicht in allen europäischen Ländern als nachhaltig gelten. Hier wäre eine länderübergreifende Harmonisierung sicherlich wünschenswert.
Nicht zu unterschätzen ist neben den bekannten Regelwerken auch die eigene Einflussnahme, die Investoren beim Kauf von ETFs auch zu Anteilseignern machen. ETF-Anbieter mussten sich in der Vergangenheit den Vorwurf gefallen lassen, dass sie von ihren Stimmrechten auf Hauptversammlungen nicht Gebrauch machen, obwohl sie aufgrund ihrer Größe ein enormes Gewicht hätten. Auch hier sehen wir in den letzten Jahren eine erfreuliche Umkehr. Viele ETF-Häuser entwickeln mittlerweile umfangreiche Stewardship-Richtlinien und setzen diese um. Anleger können die erreichten Ziele in regelmäßig veröffentlichten Stewardship Reports nachverfolgen. Auch gehen ETF-Anbieter vermehrt in den Dialog mit Indexanbietern, um bestimmte Kriterien zusätzlich zum bereits bestehenden Regelwerk in die Indizes aufzunehmen.
Neben Regelwerken und Stewardship Reports gibt es noch einen weiteren Aspekt, der für Anleger von nachhaltigen ETFs wichtig sein kann. Es geht um die Frage, ob ein ETF physisch oder synthetisch repliziert sein sollte. Mit der zunehmenden Wichtigkeit für Engagement beantwortet sich diese Frage aber beinahe von selbst. Denn einen Zugang zu den Unternehmen bekommen Anleger nur, wenn sie tatsächlich Anteile am Unternehmen halten. Das heißt, physisch replizierte ETFs sind hier im Vorteil. Ein weiteres Selektionskriterium kann für einen Anleger sein, ob in einem Nachhaltigkeits-ETF Wertpapierleihe eingesetzt wird. Zahlreiche Anleger präferieren hier Lösungen, die die Wertpapierleihe per Prospekt ausschließen.
Der ETF der Zukunft
Für UBS Asset Management als ETF-Anbieter ist das Thema Nachhaltigkeit ein Aspekt, der sich in den letzten zehn Jahren zu einem festen Bestandteil des Produktangebots entwickelt hat. Seit 2011 wird auf Kundenseite ein steigendes Interesse beobachtet, was seit 2015 noch mal einen zusätzlichen Schwung bekommen hat – und nun, insbesondere durch den spürbaren Klimawandel, auch im täglichen öffentlichen Diskurs angekommen ist. Nachhaltige Investments bilden mittlerweile bei nahezu allen Kundensegmenten den Kern der jeweiligen Investments. Sie haben sich als das „New Normal“ etabliert.
Im Jahr 2023 werden Umweltkriterien und der Kampf gegen den Klimawandel sicherlich den Hauptfokus bei neuen ETFs darstellen. UBS geht sogar davon aus, dass wir in naher Zukunft keine Unterscheidung mehr zwischen nachhaltigen und nicht-nachhaltigen ETFs haben werden und dass dann wahrscheinlich nur noch nach Artikel 8 und Artikel 9 eingestufte Produkte gemäß der Offenlegungsverordnung angeboten werden.
Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 02/2023, S. 56 f., und in unserem ePaper.
Bild: © William W. Potter – stock.adobe.com
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