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16. Dezember 2021
Wie wirkt sich die EZB-Zinspolitik auf Versicherer und Versicherte aus?

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Wie wirkt sich die EZB-Zinspolitik auf Versicherer und Versicherte aus?

Über Jahrzehnte stabilisierten festverzinsliche Wertpapiere und Staatsanleihen die Renditeerwartungen bei Versicherern und Versicherten. Doch seit März 2016 liegt der wichtigste Leitzins der Eurozone bei 0%. Wie wirkt sich dieses Zinstief also auf Versicherer und Versicherte aus?

Spätestens seit März 2016, als der wichtigste Leitzins der Eurozone, die sogenannte Hauptrefinanzierungsfazilität, auf 0% fiel, stecken die Eurozone und ihre Marktteilnehmerinnen und -teilnehmer im Zinstief fest. Zum einen verfolgt die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrer Nullzinspolitik eigene geldpolitische Ziele. Infolge der von Finanz- und Euroschuldenkrise insgesamt stark geschwächten Konjunktur im Euroraum stagnierte die Inflationsrate und verfehlte klar das EZB-Ziel von 2%. Gesamtwirtschaftlich betrachtet sollten die niedrigen Zinsen zum anderen die Investitions- und Konsumneigung von Unternehmen und privaten Haushalten stimulieren. Die EZB-Niedrigzinspolitik beabsichtigte also die Stabilisierung einer angemessenen Wirtschafts- und Preisentwicklung in den Euro-Staaten.

Festverzinsliche Wertpapiere stabilisierten Renditeerwartungen

Die Beobachtung sinkender Nominalzinsen ist weder ein regionales noch ein gegenwärtiges Phänomen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, kann bereits seit Beginn der 1990-er Jahre insbesondere in den großen Wirtschaftsräumen USA und Europäische Union (EU) ein kontinuierlich rückläufiger Zinstrend registriert werden. Allerdings hat die EZB-Politik diese Entwicklung hin zu sinkenden Zinsen in jüngster Zeit entscheidend verstärkt – nicht ohne Folgen für festverzinsliche Staatsanleihen und Wertpapiere. Grundsätzlich stabilisierten diese Kapitalanlagen und ihre vergleichsweise hohe Verzinsung die Renditeerwartung bei Markteilnehmerinnen und -teilnehmern. Sie waren eine verlässlich kalkulierbare und damit sichere Basis vieler Versicherungslösungen wie einer betrieblichen oder privaten Altersvorsorge.

Zinsmindereinnahmen summieren sich auf viele Milliarden Euro

Die EZB hat für das Jahr 2018 selbst errechnet, dass durch ihre Ankaufprogramme die Zinsen für zehnjährige Wertpapiere im europäischen Durchschnitt um bis zu 1,4 Prozentpunkte gedrückt wurden. Diese geldpolitisch bedingte Minderverzinsung wirkt sich unmittelbar auf die Kapitalanlagen der deutschen Versicherer aus. Nach einer aktuellen Schätzung durch die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) sind demnach allein in Deutschland zwischen 2015 und 2020 durch die EZB-Zinspolitik mindestens 100 Mrd. Euro an Zinsmindereinnahmen entstanden, die sich auf die Bereiche der Lebensversicherung, der bAV und der privaten Krankenversicherung verteilen. Außerdem haben als direkte Konsequenz der Nullzinsen Anlegerinnen und Anleger verstärkt damit begonnen, weitere Asset-Klassen wie Aktien oder Immobilien in ihr Portfolio zu integrieren.

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