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27. September 2021
Wissen und Wirklichkeit bei der Altersvorsorge

Wissen und Wirklichkeit bei der Altersvorsorge

Welche Finanzprodukte halten die Deutschen für geeignet, um für ihr Alter vorzusorgen und welche besitzen sie tatsächlich? Wie wird man vom Sparer zum Anleger und was hat die Corona-Pandemie damit zu tun? Antworten darauf finden sich im „Finanzbarometer – Sommer 2021“ von J.P. Morgan Asset Management.

Das deutsche Rentensystem gerät mehr und mehr unter Druck. Aktuelle Zahlen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung belegen, dass einem Rentner derzeit 1,8 Beitragszahler gegenüberstehen. in den 1960-er Jahren waren es noch sechs Beitragszahler für einen Rentner. Laut Prognosen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln könne sich die Situation aber noch weiter verschärfen, sodass es bis 2050 sogar nur noch 1,3 Beitragszahler pro Rentenempfänger wären. In der Folge wird möglicherweise nicht nur das Rentenalter weiter steigen, auch droht die gesetzliche Rente weiter abzuschmelzen. Um dennoch einen möglichst sorglosen Ruhestand genießen zu können, wird private Vorsorge nötiger denn je. Und in Anbetracht des anhaltenden Niedrigzinsumfelds sollte insbesondere auf stärker renditeorientierten Anlagen gesetzt werden. Nach wie vor klafft in der deutschen Bevölkerung jedoch eine Lücke zwischen dem Wissen, was für die Altersvorsorge sinnvoll wäre, und der tatsächlichen Umsetzung dieses Wissens. Das zeigt das „Finanzbarometer – Sommer 2021“ von J.P. Morgan Asset Management, in dessen Rahmen 2.000 Frauen und Männer ab 20 Jahren in Deutschland repräsentativ befragt wurden.

Aktien, Lebens- und Rentenversicherungen werden als geeignet angesehen

Ein Drittel der Befragten hält demnach Aktien für das am besten geeignete Finanzprodukt, um fürs Alter vorzusorgen. Auf dem zweiten Rang folgen ganz dicht dahinter Lebens- bzw. Rentenversicherungen. Auf Platz drei landet das Sparbuch. Investmentfonds und Betriebsrente/Gehaltsumwandlung folgen auf den Rängen dahinter und erhalten von gut einem Fünftel der Befragten Zuspruch. Dennoch sind laut Finanzbarometer nach wie vor auch viele Deutsche von Sparprodukten für die Altersvorsorge überzeugt: So halten beispielsweise auch 13% der Befragten Kryptowährungen für die Altersvorsorge für geeignet, nur knapp davor liegen Anleihen. Tages- und Festgeld sowie ETFs liegen gleichauf mit 19%. Diese Zahlen sind laut Matthias Schulz, Managing Director bei J.P. Morgan Asset Management, unter anderem ein Zeichen dafür, dass Finanzbildung weiter forciert werden sollte.

Viele besitzen ein Sparbuch, wenige ETFs und Investmentfonds

Dass Wunsch und Wirklichkeit bzw. Wissen und Umsetzung dieses Wissens beim Sparen für die Altersvorsorge aber sehr weit auseinander liegen, wird laut J.P. Morgan am Beispiel des Sparbuchs besonders deutlich: Fast die Hälfte der Deutschen setzt auch nach mehr als einer Dekade der immer weiter sinkenden Zinsen auf diese Sparform, obwohl mit einem solchen ein Vermögensaufbau praktisch ausgeschlossen sei, so Marktexperte Schulz. Berücksichtige man die Inflationsrate, sei mit dem Sparbuch tatsächlich ein Vermögensverlust vorprogrammiert. Und: Nicht einmal ein Drittel der Befragten selbst hält es für die Altersvorsorge für geeignet. Aktien wiederum besitzt ein knappes Viertel der Befragten, ein Drittel von ihnen hält sie für geeignet.

Fatal sei für Sparerinnen und Sparer aus Sicht des Marktexperten zudem, dass sie diese Ersparnisse für die Altersvorsorge zurücklegen, also nicht kurzfristig ausgeben wollen, obwohl doch eines der Grundprinzipien der Wertpapieranlage sei, dass bei einem langfristigen Anlagehorizont die gefürchteten Marktschwankungen – mit einem breit gestreuten Investment – an Bedeutung verlören. Wer sein Erspartes also nicht kurzfristig benötige, sondern für einen sorgenfreien Ruhestand zurücklegen wolle, sollte auf die Wachstums- und Ertragskraft von Wertpapieranlagen setzen, um von der positiven Entwicklung der Wirtschaft zu profitieren, so Schulz.

Aber Investmentfonds, die für den langfristigen Vermögensaufbau besonders gut geeignet sind, da sie das Risiko von Einzelinvestments breit streuen, befinden sich laut Studie derzeit beispielsweise bei nur 17% der Befragten. Auch ETFs besitzen nur 12%. Das J.P.-Morgen-Fazit lautet demnach, dass es die Lücke zwischen dem Wissen um den richtigen Weg zur Altersvorsorge und der Umsetzung in Form der Anlage in das geeignete Anlageprodukt zu schließen gelte – und diesen Weg vom Sparen zum Anlegen könnten neben zahlreichen Online-Angeboten vor allem Finanzberater begleiten.

Corona bringt Umdenken in Sachen Geldanlage

Dabei könnten sie sich zunutze machen, dass sie mit ihrem Begleitungs- und Beratungsangebot derzeit bei vielen Menschen auf offene Ohren stoßen oder sogar offene Türen einrennen. Denn wie jüngst eine Befragung der Aktion „pro Aktie“ ergeben hat, zeigt auch das Finanzbarometer von J.P. Morgan: Die Corona-Pandemie hat Einfluss auf das Anlageverhalten der Deutschen und hat viele dazu gebracht, sich mit dem Thema Geldanlage auseinanderzusetzen. So bestätigen 15% der Befragten, dass sie sich in der Pandemie mit dem Thema beschäftigt haben und jetzt investieren. Ein gutes Viertel der Studienteilnehmer investiert zwar noch nicht, möchte aber nach eigener Aussage noch in diesem Jahr damit beginnen. Etwa ein Fünftel der Deutschen hat laut Finanzbarometer bereits vor der Pandemie investiert, während 39% der Befragten angaben, nicht zu investieren und kein Interesse zu haben. „Wer hätte gedacht, dass es eine globale Pandemie braucht, um vier von zehn Deutschen dazu zu bringen, sich mit dem Thema Geldanlage zu beschäftigen und sogar mit der Wertpapieranlage zu beginnen?“, fragt Matthias Schulz abschließend.

Über die Studie

Für das Finanzbarometer – Sommer 2021 von J.P. Morgan Asset Management, wurden in einer repräsentativen Online-Befragung in der Zeit vom 09. bis 19.07.2021 insgesamt 2.000 Frauen und Männer ab 20 Jahren in Deutschland befragt. Im Fokus standen Meinungen und Einstellungen zum Spar- und Anlageverhalten sowie zur Finanzplanung. Neben langfristigen Themen wie die Altersvorsorge wurden auch aktuelle Themen wie Inflation, Strafzinsen, die nachhaltige Geldanlage und Anlageregionen abgefragt. (ad)

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