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7. Juli 2021
Zielgruppe Ruheständler: Digitale Ökosysteme als Wachstumschance

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Zielgruppe Ruheständler: Digitale Ökosysteme als Wachstumschance

Wer kommt als Partner in Frage?

Da Versicherer an der Kundenschnittstelle agieren, sollten sie die Rolle des Orchestrators und Administrators in einem solchen digitalen Ökosystem unbedingt selbst übernehmen. Als ein Partner von vielen auf einer Plattform wären sie sonst gezwungen, sich lediglich über ihre Produkte zu differenzieren und das macht sie leicht austauschbar.

Doch auf dem Weg zum Ökosystem müssen Versicherer viele Entscheidungen treffen. Denn jede Gesellschaft muss für sich individuell ausloten, welche Leistungen überhaupt zu einem Rundum-Sorglos-Paket gehören. Hier müssen relevante Partner identifiziert und entsprechende Kooperationen abgeschlossen werden – beispielsweise mit Betreibern von Pflegeheimen, Anbieter von Technologien und Infrastrukturen. Mit wem lohnt es sich, Verhandlungen aufzunehmen, mit wem nicht? Die Möglichkeiten sind hier mannigfaltig. Und auch die Frage muss geklärt werden, wo die Grenzen des Ökosystems liegen und welche Bereiche beispielsweise Bankberatern oder Reiseanbietern überlassen werden. Darüber hinaus müssen die Gesellschaften zahlreiche regulatorische, steuerliche und datenschutzrechtliche Fragen klären: Wem beispielsweise gehören Daten, die auf der Plattform generiert werden? Dieser Teil ist besonders für die Partner auf der Plattform von großer Bedeutung.

Hybrides Modell aus Online- und Offline-Beratung

Insgesamt sehr erfolgversprechend ist dabei ein hybrides Modell aus Online- und Offline-Beratung. So könnten auf der einen Seite Angebote zu Produkten datengetrieben ausgespielt werden: Beispielsweise bekommt jemand Informationen zu Treppenliften, der in einem Haus mit drei Stockwerken wohnt, wohingegen jemand mit einer Wohnung im Erdgeschoss Angebote für Einbruchschutz erhält. Die Beratung zu diesen Produkten erfolgt dann persönlich. So können Versicherer auch in digitalen Ökosystemen eine ihrer größten Stärken ausspielen: Sie decken hierzulande den gesamten Markt mit persönlichen Ansprechpartnern ab. Eine derartige Beratungsleistung kann kein Online-Portal erbringen.

Wer all dies gemeistert hat, ist jedoch längst nicht am Ziel: Auf dem Weg zum Ruhestandsmanager erwartet Versicherer eine große Aufgabe: Die Kunden müssen ihren Versicherer auch als Ruhestandsberater wahrnehmen. Auch 72% der Versicherer sehen in der marktseitigen Umsetzung des Angebots Ruhestandsmanagement die größte Herausforderung, zeigen die Ergebnisse der aktuellen KPMG-Studie. So machen Versicherer, die die ersten Schritte in Richtung „Ruhestandsmanagement“ bereits gemacht haben, derzeit die Erfahrung, dass es vor allem darauf ankommt, das neue Angebot glaubwürdig und sichtbar zu präsentieren. Das ist – ebenso wie die Errichtung eines Ökosystems – kein Projekt, das sich von heute auf morgen realisieren lässt. Doch die Mühe wird sich auszahlen.

Bild: © simona – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Kai Prestinari