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8. März 2022
„Dem Thema New Work kann sich niemand verschließen“

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Business unity. Corporate team putting hands together, panorama with free space, top view

„Dem Thema New Work kann sich niemand verschließen“

Schließen sich „Teilzeit“ und „Führungsposition“ Ihrer Meinung nach gegenseitig aus?

Nein. Machbar ist theoretisch alles – ob es sinnvoll ist, hängt sicher von der jeweiligen Stelle und den handelnden Personen ab. Die Erfahrung zeigt, dass Führen in Teilzeit auf der zweiten oder dritten Führungsebene schon des Öfteren in der Branche vorkommt. Viele Unternehmen beschäftigen sich aktuell mit dem Thema Job­sharing auf der ersten Führungsebene, was noch sehr selten ist. Hier sehe ich großes Potenzial für sogenannte Generationentandems, bei denen eine ältere Führungskraft, die der Arbeitgeber wegen der besonderen Expertise noch lange in Beschäftigung halten will, ihre Arbeitszeit beispielsweise durch Altersteilzeit verkürzt und sich die Stelle mit einer jüngeren Nachwuchsführungskraft teilt, die in der Rushhour des eigenen Lebens zeitweilig nicht Vollzeit arbeiten kann. Solche Tandems müssen sehr gut organisiert sein, die Führungskräfte brauchen ein ähnliches Führungsverständnis und müssen lernen loszulassen. Bei einem guten Matching haben solche Tandems sowohl für das Team als auch für den Arbeitgeber viele Vorteile, zum einen in Bezug auf die Führungs-Skills zum anderen hinsichtlich der Über­brückung von Fehlzeiten. Generell nehmen wir jedoch wahr, dass vonseiten der Führungskräfte solche Modelle (noch) nicht oft nach­gefragt werden – das ist aber sicher auch ein Kulturthema.

Wie lässt sich die Work-Life-Balance in der Ver­sicherungsbranche noch verbessern? Welche Möglichkeiten sehen Sie?

Bezogen auf die Mitarbeitenden fällt mir kein struktureller Optimierungsbedarf mehr ein. Angefangen bei der 38-Stunden-Woche und umfangreichen Teilzeitangeboten über Unterstützung bei der Kinderbetreuung und Pflege, flexible Arbeitszeit, eine Mobilarbeitsquote von 40 bis 60%, 30 Tage Urlaub, Gleitzeit sowie Langzeitkonten bis zu Sabbatical-Regelungen, die viele Häuser haben, stehen wir als Branche schon sehr gut da.

Hinsichtlich der Führungskräfte sehe ich Potenzial, das Thema Führen in Teilzeit und in Jobsharing tatsächlich in die Praxis zu bringen und nicht nur auf dem Papier stehen zu haben.

New Work hat auch etwas mit (Eigen-)Verantwortung, Initiative und Engagement für das Unternehmen zu tun. Hilft New Work den zukünftigen Maklern und Maklerinnen sowie Versicherungsunternehmen bzw. deren Geschäft?

Dem würde ich zustimmen. New Work schafft mehr Flexibilität für Mitarbeitende, aber auch für Kunden. Beratungen via Webtools sind nunmehr üblich und können sogar persönliche Nähe schaffen, selbst wenn man sich vorher noch nicht kannte. Individuelle Beratungsangebote können über den Bildschirm geteilt werden, sodass man sich auch nicht mehr zwingend vor Ort irgendwo treffen muss. Ich selbst kann für mich sagen, dass ich das als Kunde viel angenehmer empfinde, als irgendwo hinzulaufen oder nur zu telefonieren.

Über „Women in Leadership & Culture“

Der Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland e. V. (AGV) initiierte im Jahr 2013 die Bildung des Branchenbeirats „Frauen in Führung“. Dieser hat sich zum Ziel gesetzt, mehr Frauen für Führungspositionen in der Assekuranz zu begeistern und ihren Anteil in diesen Positionen zu erhöhen. Denn Frauen auf Führungsebene sind in der Versicherungsbranche weiterhin unterrepräsentiert. Die Versicherungswirtschaft ist laut AGV die erste Branche in Deutschland, die sich gemeinschaftlich dafür einsetzt, den Anteil von Frauen in Führungspositionen im Interesse der Chancengleichheit, aber auch der Wettbewerbsfähigkeit der Branche anzuheben. Der AGV unterstützt die Versicherungsunternehmen im Rahmen ihrer Initiativen zur Verbesserung der Chancengleichheit von Männern und Frauen. Eine weitere Idee ist es, erfolgreiche Frauen unternehmensübergreifend zu vernetzen. Aktuell gibt es 29 Mitglieder. Im September 2021 entschied der Beirat, sich umzubenennen in „Women in Leadership & Culture“, da so die Bedeutung der Unter­nehmenskultur für die Ziele der Initiative hervorgehoben wird.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 02/2022, S. 82 ff., und in unserem ePaper.

Bild: © Prostock-studio – stock.adobe.com

 
Ein Interview mit
Betina Kirsch