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8. April 2022
„Die Kreditversicherung braucht einen funktionierenden Handel“

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„Die Kreditversicherung braucht einen funktionierenden Handel“

Über die Situation der Versicherer haben wir gesprochen. Wie sieht es denn bei den Maklern aus?

Die Geschäftserwartung der Makler ist in diesem Markt von Gesamtentwicklungen abhängig. Das heißt, wenn der Markt für die Versicherungen gut ist und der Versicherer wie Versicherte bereit sind, ihre Aufgaben auf hohem Level zu erfüllen, dann ist der Makler natürlich mit einem bestimmten Prozentsatz immer dabei. Also, dieser Ablauf gilt immer: Wie viel Handel wird getrieben, wie viel Kredit wird vergeben und wie viel O davon ist deckbar? Und wie viele Leute sind bereit, für diese Risiken Geld auszugeben? Der Makler steckt in dieser Kette drin.

Was wir aber feststellen können, ist, dass der Kreditversicherungsmarkt im Umbruch ist – organisatorisch und aufgrund der Risikoumstände. Das Geschäft ist für Makler kein Selbstläufer. Es ist hohe Qualität gefragt. Bis Risiken untergebracht sind – zu vernünftigen Konditionen und Spielregeln –, das ist heute wesentlich aufwendiger. Die Haftungsfragen sind anders. Der Makler hat es heute schon deutlich schwerer als vor 10 oder 20 Jahren.

Ich war jetzt über 30 Jahre in dem Bereich tätig. Ich hatte immer meine Netzwerke, man kannte die Leute von der Kreditabteilung der Versicherer und man konnte auch relativ zügig und vertrauensvoll zu Ergebnissen kommen. Heute läuft viel maschinell. Andererseits werden Verträge von vier oder fünf Personen in Gremien abgenickt. In den 80er- und 90er-Jahren gab es zudem vielleicht ein Bedingungswerk von zehn oder zwölf Seiten. Heute geht nichts mehr unter 80 Seiten. Und glauben Sie mir, die zusätzlichen 60 Seiten sind nicht immer zum Vorteil des Versicherten.

Liegt das an der Regulierung?

Das ist eine Mischung. Der Versicherer möchte alle möglichen Lücken schließen. Und dann gibt es natürlich auch politische Vorgaben. Ein Beispiel: So eine Sanktionsklausel hat uns jetzt auch als Verband länger beschäftigt. Wenn zum Beispiel die USA eine Sanktion verhängen gegen eine Person, ein Unternehmen in Russland, wird jedes Unternehmen, das diese Sanktion unterläuft, bestraft. Niemand will in so einen Sanktionsstrudel hineingeraten. Oder was ist, wenn ein Versicherer sagt: Alles, was sanktioniert ist, selbst wenn dies erst nachträglich festgestellt wird, ist von Anfang an nicht gedeckt. Und da kann auch der Makler in die Haftung kommen, wenn der Kunde plötzlich keine Deckung hat.

Die Anforderungen an die Maklerunternehmen steigen. Spürt man auch bei den Kreditversicherungsmaklern eine Konsolidierung?

Wir sehen zurzeit, dass im Markt Bewegung ist. Die Umstände führen zu immer mehr Verdichtung, denn mehr Arbeit und größere Anforderungen können nicht mit der gleichen Anzahl an Personal erfüllt werden. Dazu noch die Digitalisierung. Ein gewisser Abbau ist da am Markt vorprogrammiert.

Können Sie uns noch kurz ein paar Informationen zu BARDO geben?

Wir zählen aktuell 24 Mitgliedsunternehmen. Der Verband wurde vor acht Jahren gegründet. Wir sind mittelständisch geprägt, die Großmakler sind nicht dabei. Das hat auch einen Hintergrund. Unser Verband hält das Prinzip der Courtage hoch und wir lehnen Honorareinkommen ab. Trotzdem vertreten wir mit unseren Mitgliedern nach eigener Schätzung schon über 40% des deutschen Marktes. Insgesamt ist der Markt überschaubar, was die Zahl der Versicherer und Makler­unternehmen angeht.

Wir verstehen uns als diejenigen, die die Qualität der Kreditversicherung hochhalten und die einen Beitrag leisten, dass Kreditversicherung immer ein Qualitätsprodukt sein wird, das die Wirtschaft unterstützt – und nicht reguliert. Wir verstehen uns als Problemlöser. Und um die Probleme zu lösen, benötigen wir gute Kreditversicherer. Im Idealfall sind wir sozusagen die positiven Mittler.

Über BARDO

BARDO – der Internationale Verband der Kreditversicherungsmakler wurde im Juli 2013 in Hamburg gegründet. Aktuell sind 24 Kreditversicherungsmakler im BARDO organisiert. Der Verband versteht sich als Interessenvertretung gegenüber Versicherern, Unternehmen und der Politik. Als Fachverband steht er in- und ausländischen Unternehmen offen. In der Satzung ist die Courtage als Vergütungsform festgehalten. Zur Sparte der Kreditversicherung gehören auch der Bereich Kaution und die Vertrauensschadenver­sicherung sowie im weiteren Sinne Factoring.

Präsident des BARDO e. V. ist Cengiz Horn. In dieser Funktion repräsentiert er seit 2019 die Politik und die Interessen des Vereins und seiner Mitglieder. Ab 2003 war Horn geschäftsführender Gesellschafter der GGW Kreditver­sicherungs-Makler GmbH. Ende 2021 verabschiedete er sich aus Altersgründen aus der Geschäftsführung.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 03/2022, S. 32 ff., und in unserem ePaper.

Bild: © Funtap – stock.adobe.com

 
Ein Interview mit
Cengiz Horn