Die Inflation macht manches teurer. Trotzdem sind Sie bei Ihrem Angebot zuletzt günstiger geworden.
Wir haben uns noch mal mit spitzem Bleistift an unsere Preisgestaltung gemacht und haben tatsächlich bei ungefähr 60% der Risiken in Haftpflicht und Inhalt die Preise um 10% und mehr gegenüber den Vorgängerprodukten senken können. Wir haben aber keine Preissenkung „über alles“ gemacht: Es gibt auch eine ganze Reihe an Risiken, die etwas teurer geworden sind.
Greifen Vermittler und Kunden denn gern auf das komplette Bündel zu oder dann doch eher auf die einzelnen Sparten?
Wir bieten jedes Produkt einzeln an. Insofern wird jedes Produkt einzeln gerechnet und kann dann mit weiteren Verträgen kombiniert werden. Es ist kein vorkonfektioniertes Bündel oder gar ein Zwangsbündel. Und die positiven Rückmeldungen bestätigen, dass dies das richtige Konzept ist – nicht nur aus dem Maklermarkt, sondern interessanterweise auch aus den anderen Kanälen, wo insbesondere die mittelgroßen Gewerbekunden den Ansatz fahren, nicht jedes Produkt vom selben Versicherer zu nehmen.
Welcher Bereich läuft besser? In den AssCompact Umfragen schneidet die Haftpflichtversicherung bei Maklern besser ab.
Wir sind wie in jedem Prozess der Produkteinführung in unterschiedlichen Stadien. Die Haftpflicht war das erste Produkt, das wir letzten Frühsommer eingeführt haben, die Inhaltsversicherung folgte einige Monate später. Wir sehen in beiden Produkten eine ähnliche Wachstumskurve, die leicht zeitversetzt ist. Von der Attraktivität der Produkte sehen wir keinen Unterschied. Natürlich haben wir die Resultate in der AssCompact zu unseren Sachversicherungen wahrgenommen. Unser Anspruch ist durchaus, dass wir in der nächsten oder spätestens übernächsten Studien-Ausgabe noch weiter vorne stehen.
Was bringt der neue Gebäudeschutz, der demnächst kommt?
Wir nehmen für uns als Allianz in Anspruch, dass wir im Hinblick auf Elementarrisiken ein besseres Risikoverständnis haben als der ein oder andere Mitbewerber am Markt. Das führt dazu, dass wir unsere Preise stärker differenzieren können. Und das wird man spüren. Wir haben zudem darauf geachtet, Nachhaltigkeitsthemen sehr stark zu integrieren, sowohl in der Gestaltung des Standardprodukts als auch im sogenannten Nachhaltigkeitsbaustein, der noch mal eine Reihe zusätzlicher Deckungen bietet, etwa eine deutliche Erhöhung der Schadenzahlung, wenn das Gebäude nach einem Schadenfall anhand nachhaltiger Kriterien wieder aufgebaut wird.
Wie gestaltet sich denn insgesamt der heutige Wettbewerb in der Gewerbeversicherung?
Der Wettbewerb ist hoch, sowohl was die Angebote der Versicherer angeht als auch der Wettbewerb, den sich die Makler um die Kunden liefern. Das finden wir durchaus gut, weil Wettbewerb zu Innovationen und zu einer intensiveren Beschäftigung mit den Risiken führt.
Wie erleben Sie denn die Konsolidierung am Maklermarkt? Wie sehr sind Sie davon betroffen?
Wir spüren eine gewisse Aufregung am Markt, die wir aber eher auf der vertrieblichen Seite sehen als in der Beziehung zu den Versicherern. Wir selbst sind überzeugt davon, dass wir eine sehr zielgerichtete, zukunftsfähige Aufstellung haben, um mit den Maklern zusammenzuarbeiten. Aber wir gehen davon aus, dass sich die Veränderungen in diese Richtung fortsetzen werden. Das hat aber für die Deckung der Einzelrisiken und auch für die tagtägliche Zusammenarbeit nur bedingt Auswirkungen.
Sie haben vorhin einmal die Allianz Commercial erwähnt. Wie grenzt sich Ihr Geschäftsbereich davon ab?
Die Allianz definiert das Gewerbesegment bis 5 Mio. Euro Umsatz in der Haftpflicht und 10 Mio. Euro Versicherungssumme in der Sachversicherung. Darüber sehen wir das MidCorp-Geschäft, und das ist das Geschäft, in dem wir künftig sehr viel enger mit der AGCS zusammenarbeiten werden unter dem Trade-Brand Allianz Commercial.
Wir werden keine gemeinsame Organisation bilden oder unsere Einheiten fusionieren, sondern wir werden sicherstellen, dass wir jeweils den für den Kundenbedarf passenden Partner zur Verfügung haben. Diese engere Zusammenarbeit äußert sich zum einen darin, dass wir eine ganze Reihe von Koordinierungsaktivitäten gestartet haben, unter anderem auch die Einsetzung von Hans-Jörg Mauthe als unseren Managing Director für Allianz Commercial. Das bedeutet auch, dass wir beispielsweise unseren Risikoappetit, unsere Produktdefinition, unsere Bedingungen näher aneinander führen. Und es gibt uns außerdem die Möglichkeit, gemeinsam in Dinge zu investieren, für die selbst eine Allianz Versicherungs-AG oder eine AGCS nicht groß genug gewesen wäre.
Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 10/2023 und in unserem ePaper.
Bild: © Ulrich Stephan, Allianz
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