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12. Juni 2022
„Es gibt einen guten Markt für hochwertige PKV-Tarife“

„Es gibt einen guten Markt für hochwertige PKV-Tarife“

Die PKV wird nach Meinung der SDK künftig an Attraktivität gewinnen. Kapitaldeckung, Preissteigerungen in der GKV und hochwertige PKV-Tarife mit neuen Gesundheitsleistungen stellen die Basis für diese Entwicklung dar. Die Tarifpolitik des Krankenversicherers zielt darauf bereits seit einigen Jahren ab.

Interview mit Olaf Engemann, Vorstand für Vertrieb und Marketing der SDK Gruppe
Herr Engemann, Sie begehen so ziemlich genau jetzt Ihr Fünfjähriges bei der SDK. In der PKV hat sich in dem Zeitraum einiges verändert, oder?

Die letzten Jahre waren geprägt von der Corona-Pandemie. Sie hat besonders das Gesundheitswesen gefordert, zugleich aber gezeigt, dass wir mit GKV und PKV eines der besten Gesundheitssysteme der Welt haben. Bei der SDK waren wir unter anderem im Produktbereich aktiv. Wir haben unsere Zusatztarife komplett erneuert und im Firmenkundengeschäft um Budgettarife ergänzt, die ein erfolgversprechender Trend sind. Im Vertrieb arbeiten wir stetig daran, für Vermittler neue, attraktive Unterstützungsangebote zu schaffen, das gilt ebenso für die Kundenschnittstellen.

Die Digitalisierung führt zu neuen Angeboten, zu digitalen Gesundheitsleistungen und Apps. Welche Themen stehen bei Ihnen im Vordergrund?

Man spürt die Bewegung im Markt. Bei der SDK schauen wir als Erstes auf die Bedürfnisse unserer Kunden und Vertriebspartner. Daher arbeiten wir an der Weiterentwicklung unserer SDK-App. Im Firmenkundenbereich bieten wir eine interaktive Videoberatung für die bKV, die digital bei Beratung, Erstellung von Beratungsprotokollen sowie im Bereich des Antragsprozesses unterstützt.

Verlieren Vertriebspartner und Kunden da nicht schon mal den Überblick?

Es tut sich viel in diesem Bereich. Unseren Vertriebspartnern stehen wir durch individuelle Betreuung und verschiedene Veranstaltungsformate zur Seite. Hinzu kommen digitale Unterstützungsmaßnahmen wie zum Beispiel die kostenlose Nutzung der juristischen Informationsplattform appRIORI. In Bezug auf die Tariflandschaft sind natürlich Vergleichsrechner eine Möglichkeit, um sich einen Überblick zu verschaffen. In Gesundheitsfragen – insbesondere im Bereich der Vollversicherung – hat aber nach wie vor die persönliche Beratung einen hohen Stellenwert.

Nun ist in der Corona-Zeit etwas passiert, was nicht zwingend zu erwarten war: Es gab bei den Wechseltätigkeiten einen positiven Saldo für die PKV. Manches davon ist systemabhängig, aber für Sie dennoch ein Trend?

Diesen positiven Saldo gab es bereits in den Jahren zuvor. Die Deutschen sind von der PKV überzeugt. Und während die umlage­finanzierte GKV zuletzt immer wieder auf staatliche Zuschüsse angewiesen war und sich diese Entwicklung angesichts der Demografie fortsetzen wird, ist die PKV mit ihrer Kapitaldeckung das weitaus nachhaltigere und generationengerechtere System. Denn hier sorgt sozusagen jeder Versicherte für seine zukünftigen Kosten selbst vor. Dadurch beläuft sich die Nachhaltigkeitsreserve – die Alterungsrückstellungen – in der PKV inzwischen auf über 300 Mrd. Euro.

Glauben Sie, dass sich das Image der PKV im Allgemeinen gerade wieder ins Positive wandelt?

Ich bin der Meinung, dass das Image der PKV nie wirklich negativ war. Sie wurde nur von manchen Politikern schlechtgeredet, weil sie aus ideologischen Gründen auf die Bürgerversicherung gepocht haben. Dass genau diese Politiker jetzt in Regierungs­verantwortung an der PKV festhalten wollen, spricht für sich.

Angesichts der steigenden Defizite der gesetzlichen Kassen – sie rechnen allein für 2023 mit einer Lücke von 17 Mrd. Euro – drohen GKV-Versicherten höhere Beiträge. Das wird die PKV in Zukunft noch attraktiver machen.

Wir gehen davon aus, dass der Wettbewerb in der PKV auch in den vergangenen Jahren intensiv war. Gerade sehen wir aber, dass wieder mehr Versicherer an ihren Voll-Tarifen arbeiten. Tut sich da was?

Qualität wird immer wichtiger. Wir bei der SDK haben das bereits 2017 erkannt und flexible, leistungsstarke Tarife entwickelt, die wir besonders nachhaltig kalkuliert haben. Andere Anbieter, die nicht so vorausschauend waren, haben jetzt entsprechenden Anpassungsbedarf. Unsere Tarife haben Top-Niveau, damit sind wir gut positioniert. Es setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass es einen guten Markt für qualitativ gute PKV-Tarife gibt.

Es gibt in der Branche ziemlich große Player in der PKV. Wie kann sich eine SDK da positionieren und wie ist die Entwicklung bei Ihnen in der Vollversicherung?

Durch die Konzentration auf das Krankenversicherungsgeschäft haben wir entsprechend tiefgreifende Expertise, und das jetzt schon bald 100 Jahre – wir sind Gesundheitsspezialist. Die SDK zeichnet sich durch eine seriöse Geschäftspolitik und durch das flexible Tarifwerk aus, das passgenaue Lösungen für jeden Lebensabschnitt ermöglicht. Als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit stellen wir nicht die Rendite, sondern die Interessen der Mitglieder in den Mittelpunkt. Was die Unterstützung unserer Vertriebspartner angeht, so können wir durch unser inhouse geführtes Vermittlerservicecenter, kombiniert mit unserem deutschlandweit aufgestellten Maklervertrieb, optimale und zugleich persönliche Betreuung bieten.

Die Krankenzusatzversicherung wird unbestritten aber auch weiter im Fokus liegen. Vermittler sehen laut Studien hier viel Potenzial. Was sind Ihre Erwartungen und Strategien an der Stelle?

Wir rechnen damit, dass sich der Markt weiterentwickeln wird. Die Nachfrage nach einer hochwertigen Gesundheitsabsicherung ist hoch und Corona hat das Bewusstsein dafür weiter geschärft. Es gibt enormes Vertriebspotenzial, das wir mit unseren Vertriebspartnern heben möchten. Die Voraussetzungen dafür sind gut, denn unsere neuen Zusatztarife sind so ziemlich das Beste, was es aktuell am Markt gibt. Unser Zahntarif hat zum Beispiel bei Stiftung Warentest erneut die Schulnote 0,5 erhalten – also deutlich besser noch als die eigentliche Bestnote 1,0.

In der betrieblichen Krankenversicherung geht es voran. Ein schnelles Geschäft ist sie jedoch nicht, das hat die Branche mittlerweile gelernt. Können Sie uns kurz Ihre Erfahrungen schildern?

Bei kleineren Unternehmen fällt die Entscheidung für eine bKV oft schnell. Bei großen Unternehmen gibt es dagegen meistens längere Entscheidungswege. Hier gilt es, am Ball zu bleiben und die Vorteile einer bKV für Unternehmen zu vermitteln. Budgettarife sind gegebenenfalls eine Alternative, denn sie sind übersichtlich und bieten so eine gute Einstiegsmöglichkeit. Begleitende Leistungen wie bei uns zum Beispiel unser Facharztterminservice, unser Familien- und Pflegeservice oder der digitale Arztbesuch sind gute Argumente, führen sie doch schnell und erlebbar zu einer Reduzierung von Fehlzeiten.

Lassen Sie uns noch kurz auf die Veränderung in den Vertriebskanälen sehen. Gibt es dort etwas, was Sie bewegt?

Durch den Digitalisierungsschub der letzten Monate bewegt sich auch in diesem Bereich sehr viel. Es gilt, über digitale Wege eine dennoch persönliche Betreuung zu ermöglichen. Denn das Krankenversicherungsgeschäft – vor allem im Bereich der Vollversicherung – bedarf nach wie vor einer Beratung. Hinzu kommt, dass neue Geschäftsmodelle und Kooperationen entstehen.

Wie reagiert die SDK darauf?

Durch unser breites Angebot an Webinaren, unser internes Vermittlerservicecenter, den deutschlandweit operierenden Maklervertrieb und mit den zuvor erwähnten zusätzlichen digitalen Anwendungen sind wir gut aufgestellt. Wir arbeiten außerdem stetig an der weiteren Digitalisierung unserer Geschäftsprozesse, gerade im Maklerbereich. Außerdem prüfen auch wir die Potenziale neuer Geschäfts- und Beteiligungsmodelle.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 06/2022, S. 24 f., und in unserem ePaper.

Bild: © MQ-Illustrations – stock.adobe.com

 
Ein Interview mit
Olaf Engemann