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3. Januar 2022
„ETFs haben auch die Kosten für aktive Anleger drastisch gesenkt“

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ETF - Exchange Traded Fund concept with hand pressing a button on blurred abstract background

„ETFs haben auch die Kosten für aktive Anleger drastisch gesenkt“

Gehen Sie davon aus, dass der norwegische Staatsfonds aufgrund seiner Größe
noch zusätzliche Faktorprämien abschöpfen kann, für die keine Fondsprodukte existieren?

Ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen. Generell gibt es gerade für den norwegischen Staatsfonds schon mehrere Untersuchungen, die der Fonds teilweise sogar selbst in Auftrag gegeben hat, zu seiner Investmentstrategie und zu Fragen der Performance. Der norwegische Staatsfonds weist zwar eine stark passive Ausrichtung auf, aber ganz passiv kann er nicht investieren. Für einen Fonds dieser Größe geht das nicht. Mit einem derartigen Anlagevolumen bewegen Sie den Markt durch ihre Investments.

Was wäre, wenn alle Anleger Ihrem Ansatz vom passiven Investieren folgen würden? Kämen dann überhaupt noch informationseffiziente Märkte zustande?

Da machen sich unglaublich viele Menschen unglaublich viele überflüssige Sorgen. Wenn ich von diesen Leuten diejenigen abziehe, die beruflich in der Investmentbranche arbeiten und ihr Geld mit aktiven Fonds verdienen, dann bleiben allerdings nicht mehr allzu viele übrig. Insbesondere bleiben so gut wie keine Wissenschaftler übrig.

Das passive Investieren übt einen starken Margendruck auf die Finanzbranche aus. Die Verwaltungsgebühren in den USA für aktiv gemanagte Investmentfonds sind in den letzten 15 Jahren um fast 50% gesunken. Der Grund dafür ist die Konkurrenz durch Indexfonds. Und dann ist es ja klar, dass Asset-Manager sauer sind, wenn ihnen die Hälfte ihrer Gewinn­marge genommen wird. Vonseiten der Aufsichtsbehörden und aus der Wissenschaft heißt es dazu eher, dass sich derzeit keine eindeutige Evidenz dafür finden lässt, dass es zu viel passives Investieren gibt. Tatsächlich haben ETFs dazu beigetragen, dass die Kosten auch für aktive Anleger drastisch gesunken sind.

Und was wäre, wenn passives Investieren den Großteil des Marktgeschehens ausmachen würde?

Wenn es wirklich so wäre, dass der Marktanteil des passiven Investierens 80 bis 90% betragen würde, dann würde man das merken. Bestimmte Akteure würden dann zuverlässig den Markt schlagen. Und diesen Leuten würde man dann sein Geld geben oder so investieren wie sie. Wo ist also das Problem?

Herr Kommer, Sie sind mit Ihrem Unternehmen einer der wenigen Honoraranlageberater in Deutschland. Weshalb gibt es davon so wenige?

Weil das Geschäftsmodell der Honorarberatung kaum funktioniert. Als Honorarberater genug zu verdienen, um eine Familie ernähren können, funktioniert leider schlecht. Bei uns ist das deswegen anders, weil ich 15 Jahre quasi in Vorleistung gegangen bin und Ratgeberbücher geschrieben habe. Deshalb lässt sich unser Geschäftsmodell, das auf den Büchern basiert, nicht unbedingt auf den Normalfall übertragen.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 12/2021, S. 54 f., und in unserem ePaper.

Bild: © Tierney – stock.adobe.com

 
Ein Interview mit
Dr. Gerd Kommer