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3. Januar 2022
„ETFs haben auch die Kosten für aktive Anleger drastisch gesenkt“

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ETF - Exchange Traded Fund concept with hand pressing a button on blurred abstract background

„ETFs haben auch die Kosten für aktive Anleger drastisch gesenkt“

Wie sieht es auf weniger informationseffizienten Märkten aus?
Ist es denkbar, dass ein aktiver Anleger hier eine Outperformance erzielen könnte?

Das ist eine gute Frage. Die wurde auch schon oft gestellt und ebenfalls untersucht – also insbesondere in Bezug auf Schwellenländer, Small Caps oder Micro Caps. Die Ergebnisse sind nicht ermutigend, wenn ich es mal so sagen darf. Auch auf diesen weniger liquiden Märkten liegt die Mehrzahl der Investoren – ganz gleich ob Privat- oder Profi-Investoren – nach Kosten und Risiken hinter einer angemessenen Benchmark.

Warum ist das so?

Zum einen haben Sie als aktiver Investor in illiquiden Märkten einen Nachteil, den Sie so in liquiden Märkten nicht haben: nämlich die viel höheren Transaktionskosten. Wenn Sie beispielsweise eine peruanische Aktie kaufen und wieder verkaufen wollen, dann zahlen Sie da wahrscheinlich 3 bis 4% Roundtrip. Wenn Sie jetzt eine BMW-Aktie oder eine Tesla-Aktie kaufen, dann sind das nur 0,1%. Da hat der aktive Anleger sozusagen ein Bleigewicht am Fuß, wenn er häufig tradet. Die illiquiden Märkte sind vielleicht wirklich weniger informationseffizient, was zunächst einen Vorteil für aktive Anleger verspricht, aber gleichzeitig weisen sie durch die höheren Kosten einen noch größeren Nachteil auf.

Wenn wir davon ausgehen, dass selbst unter diesen Umständen keine systematische Outperformance erzielt werden kann, dann bleiben noch die Faktorprämien.

Faktorprämien gibt es sehr viele. Ein amerikanischer Finanzmarktforscher sprach mal von einem „Faktor Zoo“. Also, andere haben mal geschrieben, dass es 500 bis 600 verschiedene Faktoren gibt. Dabei geht es darum, dass Sie statistisch leicht identifizierbare Merkmale dahingehend prüfen, ob sie mit Aktien­rendite unter Berücksichtigung des Risikos ursächlich korrelieren. Das sind im Prinzip Faktorprämien. Wenn etwas positiv oder auch negativ mit Rendite korreliert, dann können Sie im Prinzip eine Strategie daraus machen.

Die berühmteste Faktorprämie ist der Small-Cap-­Effekt: Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung haben statistisch gesehen höhere Renditen als große Unternehmen. Insgesamt sind von diesen Hunderten Faktoren nur fünf bis sechs Faktorprämien sehr gut in der Literatur bestätigt. Zu diesen gibt es bestimmt mehr als tausend sehr anspruchsvolle Studien von renommierten Universitäten, die ihre Wirksamkeit bestätigen. Auf diese gut belegten Faktorprämien beschränken wir uns auch mit unserem Investmentansatz. Und es muss natürlich auch die Produkte dafür geben.

Das ist ein Unterschied zwischen uns und dem norwegischen Ölfonds als größtem Investor der Welt. Der braucht natürlich keine ETFs, wenn er Faktor-Investing machen will. Der kann sich das selber strukturieren und muss sich nicht auf Faktor-Produkte aus dem Regal verlassen – maßgeschneidert, wenn man so will.

 
Ein Interview mit
Dr. Gerd Kommer