Die Verbreitung der Arbeitskraftabsicherung ist immer noch auf relativ niedrigem Niveau, trotzdem stagniert der Markt stagniert aktuell. Kann die betriebliche Arbeitskraftabsicherung (bAKS) als Türöffner genutzt werden, auch für Vermittler?
Der Markt stagniert in absoluten Zahlen zwar nicht, aber prozentual zu der Entwicklung der Anzahl der Erwerbstätigen fällt er zurück. Auch was das Verhältnis Einkommen zu versicherter Rente angeht. Die bAKS kann einen wichtigen Beitrag leisten, denn sie schafft neben Vertrauen auch niedrigere Einstiegshürden, wie vereinfachte Gesundheitsprüfung, Kollektivkonditionen und idealerweise Zuschüsse des Arbeitgebers. Für Vermittler ist die bAKS ein effizienter Zugang zu Belegschaften mit hohem Multiplikator, inklusive Cross- und Upselling in private Lösungen.
Welche anderen sinnvollen Optionen gibt es für Versicherte? Die Grundfähigkeitsversicherung wird ja öfter mal als Alternative zur BU ausgewiesen, aber Ihr Haus betont immer wieder, dass dies nicht der Fall ist…
Die Grundfähigkeitsversicherung (GF) ist ein sinnvolles Produkt, aber keine direkte BU-Alternative, sondern eine Form der mittelbaren Absicherung der Arbeitskraft mit einer anderen Logik. Die GF versichert den Verlust exakt definierter Fähigkeiten. Wenn diese Fähigkeiten das Berufsbild prägen, dann entsteht durch diese Absicherung ein Zusammenhang mit der Arbeitskraft. Vielfach scheitert es an einer sinnvollen Absicherung durch eine BU, weil der Preis zu hoch liegt oder es bereits Befassungen mit psychischen Belastungen der zu versichernden Personen gab. Bei passendem Berufsbild und versperrtem Zugang zur BU, ist es fast schon eine Pflicht, die GF mit Kunden zu besprechen. Genauso sollte aber auch die Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU) fester Bestandteil des Lösungsangebots sein. Die EU hat dasselbe Konstrukt, wie die BU. Nur ist nicht die Fähigkeit versichert, den eigenen Beruf, sondern jegliche berufliche Tätigkeit des allgemeinen Arbeitsmarktes für mindestens drei Stunden nicht mehr ausüben zu können. Dass diese Schwelle regelmäßig erreicht wird, zeigt schon die beeindruckende Zahl von 1,75 Millionen laufenden EU/EMI-Renten der gesetzlichen Rentenversicherung, die einen vergleichbaren Leistungsbegriff hat. Die EU erst gar nicht anzubieten ist nach unserer Auffassung der größte Fehler der Branche im Bereich der Arbeitskraftabsicherung. Sachlich ist diese Auslassung nicht zu begründen.
Welche Rolle spielt hier die richtige Beratung?
Eine zentrale. Gute Beratung übersetzt Produktlogik in Lebensrealität: Tätigkeitsanalyse, realistische Leistungsziele, saubere Gesundheitsangaben, das Aufzeigen der möglichen Produktlösungen und klare Priorisierung zwischen Beitrag und Leistung. Wichtig sind Erwartungsmanagement und Dokumentation – beides reduziert spätere Enttäuschungen und Streit. Derzeit ist Beratung oft noch zu emotional und zu wenig wissenschaftlich geprägt. (...) Ganz grundsätzlich muss die Ausbildung für Vermittler zum Experten in der Arbeitskraftabsicherung neu gestaltet werden. Derzeit definieren sich Experten vor allem durch Bedingungsauslegungen. Das ist aber nur ein kleiner Teil der Aufgabe. Es fehlt ein wissenschaftlich basierter Beratungsansatz, der den Produktlösungsbaukasten sachlich einbezieht. Auch Kenntnisse über Sozialsysteme und deren Wirkung im Leistungsfall fehlen durchweg. Im Ergebnis der aktuellen Vermittlungspraxis stehen sich im Jahr 2024 folgende Zahlen gegenüber: 12,5 Millionen Erwerbstätige unter 35 Jahren zu 188.000 zusätzlichen Versicherten mit oft viel zu niedrig abgesicherten Renten. Diese Zahlen machen den Qualifizierungsbedarf deutlich.
Lesen Sie auch: Franke und Bornberg: So steht es um die BU-Leistungspraxis
Seite 1 „Gute Beratung übersetzt Produktlogik in Lebensrealität“
Seite 2 Die Verbreitung der Arbeitskraftabsicherung ist immer noch auf relativ niedrigem Niveau, trotzdem stagniert der Markt stagniert aktuell. Kann die betriebliche Arbeitskraftabsicherung (bAKS) als Türöffner genutzt werden, auch für Vermittler?
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können