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12. Februar 2021
„Kunstwerke sind langfristig erstklassige Investments“

„Kunstwerke sind langfristig erstklassige Investments“

Digitale Investments boomen. Finexity hat sich genau darauf fokussiert. Nach Immobilieninvestments bietet das FinTech nun auch Deutschlands erste digitale Investments in Kunst an. Warum sie auch in jedes Privatanlegerdepot gehören, erläutert Paul Huelsmann, Gründer und CEO von Finexity.

Herr Huelsmann, digitale Investments waren 2020 nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie auf dem Vormarsch. Können Sie das auch für Finexity bestätigen?

Ja. Wir sehen, dass mehr und mehr institutionelle Player in diesen Bereich gehen. Sobald der institutionelle Bereich noch stärker wird, wird es sich auch mehr und mehr im Privatanlegerbereich etablieren. Das ist sicher etwas, was uns auch 2021 umtreiben wird. Ich sehe vor allem drei große Themen in diesem Bereich.

Wie sehen diese aus?

Asset-Manager werden sich stark digitalisieren. Das betrifft insbesondere die Emittenten alternativer Investmentfonds, wo sich digitale Zeichnungsstrecken eta­blieren müssen und die digitale Verwaltung von Kunden die Kosten senken wird. Ein anderes Thema, das uns vor allem im Immobilienbereich beschäftigt, sind ESG-Kriterien. Der dritte Bereich sind digitale Assets. Sie sind die Zukunft. Institutionelle Anleger investieren derzeit stark im Bitcoin-Bereich, weil die Anlageklasse noch eine relativ niedrige Korrelation zum Aktienmarkt aufweist und dadurch eine gute Möglichkeit zur Diversifizierung bietet.

Finexity selbst hat zuletzt Deutschlands erstes digitales Kunstinvestment gestartet. Warum?

Wir schauen uns die Portfolios der ultra high-net-worth individuals und der institutionellen Anleger an und schauen, wie die ihr Kapital allokieren. Dabei sieht man, dass 44% und damit ein Großteil ihres Kapitals im illiquiden alternativen Bereich angelegt ist. Davon wiederum steckt ein Großteil im Immobilienbereich. Der Rest verteilt sich auf Private Equity, klassische Sachwerte oder auch Kunst und Oldtimer. Retail-Investoren haben allerdings vier Probleme, wenn sie in diese Märkte investieren wollen.

Welche?

Der erste Punkt sind hohe Eigenkapitalanforderungen. Punkt Nummer zwei sind hohe Informationsasymmetrien zwischen Käufern und Verkäufern. Privatkunden können oft gar nicht einschätzen, ob solch ein Investment langfristig tragbar ist. Der dritte Punkt ist der Verwaltungsaufwand. Egal ob Immobilien, Kunstwerke oder Old­timer – man muss sich nach dem Kauf um vieles kümmern. Das geht von der Verwaltung über die Lagerung und Pflege bis hin zur richtigen Versicherung.

Und der vierte Punkt?

Der vierte Punkt ist die Flexibilität. Das ist vor allem in den Bereichen Kunst und Oldtimer ein wichtiger Aspekt. Man hat in der Regel nicht die Möglichkeit, heute in einen Andy Warhol zu investieren und ihn morgen wieder zu verkaufen. Zudem sind die Prämien, die auf den Kauf bezahlt werden, signifikant hoch.

Was heißt das konkret?

Bei großen Auktionshäusern zahlt der Käufer ein Aufgeld von bis zu 26%. Aus einem Kaufpreis von 100.000 Euro werden dann schon 125.000 Euro. Dann kommt noch Umsatzsteuer obendrauf. Im Kunstbereich gibt es darüber hinaus eventuell noch das sogenannte Folgerecht, das heißt einen Anspruch des Urhebers auf bis zu 4% des Verkaufspreises, sodass aus 100.000 Euro Kaufpreis schnell 135.000 Euro werden. Bis sich diese 35% amortisiert haben, dauert es Jahre. Der Markt ist schließlich nicht so volatil wie zum Beispiel Kryptowährungen, wo Wertschwankungen von 10% pro Tag an der Tagesordnung sind. Kunstwerke sind oft Vermögenswerte, die über mehrere Generationen im Familienbesitz gehalten werden.

Sind Kunstinvestments dennoch auch für Privatanleger grundsätzlich interessant?

Wir wollen Privatanlegern die Möglichkeit geben, wie sehr vermögende Anleger zu investieren. Und diese legen einen Teil ihrer Vermögen auch in Kunst an. Wir denken zudem immer langfristig, und langfristig sind erstklassige Kunstwerke gute Investments. Darüber hinaus kaufen wir nur zu exzellenten Konditionen und zahlen keine großen Prämien. Mit Andy Warhols „Vegetarian Vegetable“ aus der Serie Campbell‘s Soup II haben wir im Dezember 2020 auch das erste digitale Kunst­investment in die Tat umgesetzt.

Wie lief die Premiere?

Die Premiere lief sehr gut. Es war kein großes Projekt. Dennoch hat der Ankauf immerhin 50.000 Euro ausgemacht. Das Investment war innerhalb von 15 Minuten überplatziert. Das zeigt, dass unsere Kunden ein starkes Interesse an diesen Vermögenswerten haben, auf die sie sonst gar keinen Zugriff hätten.

Wie läuft der Kauf eines solchen Werkes ab?

Am Anfang aller Überlegungen steht die Frage: Was kaufe ich? Wir fokussieren uns auf sogenannte Blue-Chip-Künstler. Dazu gehört Andy Warhol zweifellos. Neben Banksy ist er derzeit der zweitliquideste Künstler der Welt.

Warum solche Künstler?

Es geht nicht darum, auf eine möglichst hohe Wertsteigerung zu setzen, weil ein noch wenig bekannter Künstler in den nächsten Jahren vielleicht den großen Durchbruch schafft. Unser Ziel ist es, mit einem professionellen Management eine kontinuierliche, langfristige Wertsteigerung zu erzielen. Wir haben großes Glück, dass wir durch einen Partner in London einen guten Zugang zu solchen Werken haben, der uns zudem dabei hilft, mögliche Fälschungen zu enttarnen und die Werke professionell zu verwalten. Gerade bei Kunst­werken ist die professionelle Lagerung wichtig. Der Andy Warhol liegt zum Beispiel in einem zollfreien Lager in London. Dort könnten sich ihn unsere Kunden mit entsprechender Voranmeldung sogar ansehen.

Wie schafft es Finexity, keine hohen Kaufprämien zahlen zu müssen?

Weil wir mit unserem Partner einen Vertrag haben, der ihm erst beim Verkauf eine Beteiligung am Verkaufserlös zugesteht. Damit sitzt er im selben Boot wie wir. Er hat wie wir und unsere Kunden ein Interesse an einer langfristigen Wertsteigerung und kümmert sich erst recht um den Kauf eines attraktiven Kunstwerkes zu einem guten Preis und um eine gute Bewirtschaftung nach dem Kauf. Wenn man Partner hat, die an dem gleichen Ziel arbeiten, kann das nur gut sein.

Wie funktioniert die technische Umsetzung der Kunstinvestments?

Möglich macht das wie bei allen Finexity-Objekten die Tokenisierung auf Blockchain-Basis. Die Tokenisierung senkt nicht nur die Kosten immens, sondern ermöglicht es zudem, die Objekte auf dem Zweitmarkt handelbar zu machen. Kunden haben die Möglichkeit, ihre Anteile zu verkaufen, ohne dass das Kunstwerk als Ganzes verkauft werden muss. Hierfür bauen wir gerade Market-Maker-Strukturen auf, damit Anleger zumindest mit einem gewissen Abschlag jederzeit aus dem Investment herauskommen, falls sie das Geld doch vorzeitig benötigen sollten.

Neben Kunst setzt Finexity auch auf Classic Cars. Sind die Hintergründe und Herausforderungen in diesem Bereich ähnlich?

Ja. Auch bei Automobilen haben wir einen externen Partner mit einer hohen Expertise und Erfahrung an Bord, der sich um Ankauf, Gutachten, Verwaltung, Lagerung, Versicherung und Co. kümmert. Mit ihm zusammen werden wir voraussichtlich noch im ersten Quartal 2021 das erste Projekt realisieren. Auch da starten wir mit einem kleineren Volumen. Wir konzentrieren uns darauf, das als Investment abzubilden und für Privatanleger investierbar zu machen.

Können auch Vermittler von den digitalen Anlageobjekten bei Finexity profitieren?

Vermittler sind für uns ein wichtiges Thema. Wir haben daher ein Tippgebermodell, das sehr gut angenommen wird. Deshalb werden wir in diesem Bereich auch personell aufstocken, um weiterhin eine gute Betreuung zu gewährleisten.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 02/2021, Seite 58f. und in unserem ePaper.

Bild: © 4th Life Photography – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Paul Huelsmann