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12. April 2023
„Makler sollten auf Vorsorgelücken aufmerksam machen“

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„Makler sollten auf Vorsorgelücken aufmerksam machen“

Wie können Makler diese Erkenntnisse nun nutzen?

HS Für alle Bedürfnisse lassen sich passende Lösungen erarbeiten. Unabhängige Makler stehen im Lager ihrer Kunden und können auf individuelle Ziele eingehen sowie Wegstellung geben. Dabei ist es wichtig, die Lebensrealitäten ihrer Kunden zu verstehen. Berufsbiografien sind heute nicht mehr zwangsläufig geradlinig. Menschen arbeiten nicht mehr jahrzehntelang in ein und demselben Unternehmen oder Berufsfeld, sie denken anders und haben andere Vorstellungen für ihr Leben. Solch ein Verständnis muss auch in der Finanzplanung und -beratung Platz finden, um neue Zielgruppen bedürfnisgerecht beraten zu können.

Und wie sollten Makler die Gen Z ansprechen, damit mehr junge Leute den Weg zur Finanzberatung wagen?

HS Jüngere Menschen erreicht man heute nicht mehr ausschließlich offline. Sie müssen dort abgeholt werden, wo sie sich informieren und wo ein Großteil ihres Lebens stattfindet: im Internet und in den sozialen Medien. Offenheit, Verständnis und ein Austausch auf Augenhöhe schaffen die Vertrauensbasis, um sich auch ihnen gegenüber als Anlaufstelle für Finanzberatung zu etablieren. Die LV 1871 steht Maklerinnen und Maklern dabei als verlässlicher Partner zur Seite und bietet über verschiedene Programme – wie das Digital Partner Programm – Unterstützung an, um ihre Online-Wettbewerbsfähigkeit weiter auszubauen.

Noch mal zur finanziellen Unabhängigkeit: Was können Makler ihren Kunden bei dem Thema bieten?

HS Makler können mit ihrer Expertise kompetente Hilfestellung zum Erreichen finanzieller Ziele geben. Insbesondere in Zeiten, in denen sich staatliche Absicherung als immer unzuverlässiger erweist, sollten Makler dieses Verantwortungsvakuum füllen, auf Vorsorgelücken aufmerksam machen und Lösungsvorschläge anbieten. Die Beschäftigung mit finanzieller Unabhängigkeit legt für viele den Grundstein in eine ganzheitliche Beratung.

Frau Halmich, gerade für Frauen ist finanzielle Unabhängigkeit ein essenzielles Thema. Warum kümmern sich Ihrer Meinung nach immer noch zu wenig Frauen darum?

RH Ich denke, das hängt mit mehreren Faktoren zusammen: fehlendes Finanzwissen, aber auch Berührungsängste beim Thema Geld. Ich habe den Eindruck, Frauen entwickeln hier häufig eine Abneigung – teils verständlich, wenn man sich klar macht, wie ungleich Bezahlung und Karrierechancen im Geschlechtervergleich häufig noch aussehen. Ver­altete Denkmuster in der Partnerschaft oder das Thema Finanzen als „Männersache“ abzustempeln, helfen da ebenfalls nicht weiter. Das müssen wir aufbrechen und uns selbst ermächtigen. Dann können wir auch mit unerwarteten Ereignissen und neuen Lebensabschnitten besser umgehen.

Was macht eine kluge Finanzplanung für Frauen, die ja oft eine unterbrochene Erwerbsbiografie haben, aus?

RH Eine kluge Finanzplanung für Frauen muss über die finanziellen Risiken aufklären, die z. B. mit einem längeren Arbeitsaustritt oder andauernder Teilzeitarbeit einhergehen, und Frauen ermöglichen, gegenzusteuern. Sie sollte finanzielles Wissen und Kompetenzen vermitteln und Frauen zum Handeln ermutigen.

Für viele Frauen folgt aus dem Gender Pay Gap der Gender Pension Gap, also letztlich weniger Rente im Alter. Haben Sie da vielleicht ein paar ganz praktische Tipps, um dies möglichst zu umgehen?

RH Ein Geheimrezept, das für jede Frau funktioniert, gibt es gar nicht. Jedes Leben ist anders und die vorhandenen Möglichkeiten sind individuell. Trau dich, auch wenn das Thema Finanzen nicht gerade sexy ist oder gar ernste Sorgen bereitet. Wir müssen uns früh bewusst machen, was wir haben, brauchen und wollen, um eine gute Strategie zu entwickeln. Auf dem Weg zum Erfolg wird man im Sport von Trainerinnen und Trainern unterstützt. Das ist auch im Privatleben hilfreich. Für meine Finanzplanung würde ich mir fachkundigen Support ins Team holen, der sich auf mich als Individuum konzentriert. Von der Expertise einer Beraterin profitieren dann nicht nur meine Finanzen. Im gemeinsamen Sparring kann ich mein angeeignetes Wissen erweitern und immer wieder den Status quo hinterfragen. Das, finde ich, ist Selbstbestimmung!

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 04/2023, S. 88 f., und in unserem ePaper.

Bild: © LV 1871

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Ein Interview mit
Hermann Schrögenauer
Regina Halmich