Herr Bayik, das Segment Micro Living fristet hierzulande noch ein Nischendasein, steht aber bei Mietern und Investoren hoch im Kurs. Was fällt alles unter Micro Living?
Als Micro Living versteht man kompakte, voll ausgestattete Wohnungen mit einer Größe von etwa 20 bis 35 m2. Sie bieten maximalen Komfort auf kleinem Raum – meist mit eigener Küchenzeile und Bad – und richten sich vor allem an Studierende, Young Professionals und Expats. Ergänzt wird das Konzept durch Gemeinschaftsflächen und Serviceangebote. Inzwischen hat sich das Segment weiter ausdifferenziert – etwa in Serviced Apartments, Student Living oder Senior Living.
Womit punktet diese Art des Wohnens auf dem Immobilienmarkt und was macht das Segment für Anleger interessant?
Micro Living trifft den Nerv der Zeit: Es bietet schnell verfügbaren Wohnraum in zentralen Lagen, eine flexible Mietdauer und ein Umfeld, das auf Gemeinschaft und Urbanität ausgerichtet ist. Besonders bei jungen Zielgruppen, die Wert auf Flexibilität und Digitalisierung legen, erfreut sich diese Wohnform großer Beliebtheit. Daher übersteigt die Nachfrage nach flexiblem Wohnraum besonders in Universitätsstädten das Angebot deutlich. Gleichzeitig wächst der Anteil älterer Menschen, die häufiger allein leben und ebenfalls nach kleinen Wohnungen suchen.
Die große Nachfrage führt dazu, dass Objekte mit Mikroapartments gut ausgelastet sind, stabile Mieteinnahmen erzielen und sich krisenresistent zeigen. Aufgrund ihrer zeitlich begrenzten Mietverträge sind die Mieten nicht reguliert – das macht das Segment zu einer attraktiven Asset-Klasse für Anleger.
Wie hat sich der Markt in Deutschland denn zuletzt entwickelt, gerade auch hinsichtlich der Krise auf dem Immobilienmarkt?
Trotz Herausforderungen auf dem Immobilienmarkt – etwa gestiegene Baukosten und Zinsen – zeigt sich das Segment robust. Die Nachfrage, vor allem von internationalen Studierenden, bleibt hoch. Die Leerstandsquote in den größten 25 Hochschulstädten liegt bei unter 1%. Investoren sehen Deutschland deshalb weiterhin als attraktiven Zielmarkt.
Home & Co wurde im Jahr 2022 gegründet. Was gehört denn inzwischen alles zu Ihrem Portfolio?
Unser Portfolio umfasst aktuell 16 Objekte mit über 3.000 Apartments in deutschen Metropolen und Universitätsstädten wie Berlin, Stuttgart, München, Bonn und Dresden sowie in Pamplona, Spanien. Wir betreiben die Objekte vollständig integriert – vom Betrieb über das Marketing bis hin zum Asset- und Community-Management. Der überwiegende Anteil unserer Mieter sind Studenten – davon stammen über 70% aus dem Ausland.
Sie vermieten also primär an Studierende aus dem Ausland. Worin bestehen hier besondere Herausforderungen?
Für die Studierenden erschweren Sprachbarrieren, Bürokratie und fehlende digitale Prozesse die Wohnungssuche. Wir setzen deshalb auf einen vollständig digitalen Mietprozess – von Echtzeitverfügbarkeiten über Vertragsabschluss bis zum Einzug. Auch unser Community-Management in den Objekten ist auf die Bedürfnisse der internationalen Bewohner zugeschnitten, z. B. durch multikulturelle Feierlichkeiten und Freizeitaktivitäten.
Wie fällt Ihre Bilanz nach drei Jahren auf dem Markt aus? Und wie sehen Sie sich als relativ junger Player im Wettbewerb aufgestellt?
Unsere Bilanz fällt sehr positiv aus: Wir haben ein bundesweites Immobilienportfolio aufgebaut und ein Team mit über 60 Mitarbeitern etabliert. Unsere Objekte sind nahezu vollvermietet und unsere durchschnittliche Mietdauer liegt mit 2,5 Jahren deutlich über dem Branchendurchschnitt. Diese Ausgangslage ermöglicht es uns, weiter zu wachsen und neue Standorte zu erschließen.
Der Mangel an Objekten bzw. der schleppende Neubau in Deutschland gilt als eine der größten Hürden, um die steigende Nachfrage zu bedienen. Können Sie dies bestätigen?
Ja, absolut. Regulatorische Hürden und wirtschaftliche Rahmenbedingungen haben den Neubau in Deutschland ausgebremst. Gleichzeitig steigt die Nachfrage weiter, insbesondere durch die wachsende Zahl internationaler Studierender. Unsere Universitätsstädte bieten im Vergleich zu ausländischen Metropolen wie London oder Paris deutlich günstigere Lebenshaltungskosten. Das führt zu einem zunehmenden Nachfrageüberhang.
Um den Neubau in diesem Segment weiter voranzutreiben, brauchen wir eine Beschleunigung bei Genehmigungsverfahren und eine politische Anerkennung von Micro Living als Bestandteil urbaner Infrastruktur. Auch Förderprogramme speziell für studentisches Wohnen könnten Investitionen anstoßen und das Wohnangebot in Hochschulstädten erweitern.
An welchen Universitätsstandorten sehen Sie das größte Potenzial?
Für uns sind vor allem Universitätsstandorte mit soliden Wachstumsperspektiven interessant – idealerweise mit hoher Attraktivität für internationale Studierende, wie Heidelberg, Mannheim oder Aachen. Entscheidend ist zudem ein deutliches Ungleichgewicht zwischen Wohnungsangebot und -nachfrage, da es eine hohe Auslastung und stabile Mieteinnahmen begünstigt.
Lassen Sie uns zum Schluss noch einen Blick auf unsere Nachbarn werfen: Wie schneidet Deutschland im europäischen Vergleich aus Ihrer Sicht ab?
Deutschland hat mit fast drei Millionen Immatrikulierten den größten Studentenmarkt Europas – bei einem gleichzeitig geringen Angebot an studentischem Wohnraum. Der Zugang für internationale Studierende, auch aus Nicht-EU-Staaten, ist politisch gewollt und Teil der Strategie zur Internationalisierung von Bildung und Wissenschaft. Im Gegensatz zu anderen Ländern zahlen internationale Studierende hier in der Regel keine Studiengebühren – was Deutschland zusätzlich attraktiv macht. Entsprechend steigt die Nachfrage nach Wohnraum weiter, während das Angebot vielerorts nicht Schritt hält.
Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 05/2025 und in unserem ePaper.
Porträtfoto: © Home & Co

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