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12. September 2023
„Nur ein Büro umzugestalten, macht kein modernes New-Work-Unternehmen“
„Nur ein Büro umzugestalten, macht kein modernes New-Work-Unternehmen“

„Nur ein Büro umzugestalten, macht kein modernes New-Work-Unternehmen“

Eileen Billerbeck hat als Geschäftsführerin einen eigenen Stil gefunden – auch in der Arbeitsplatz­gestaltung des Maklerunternehmens. In den Büros hat sie einiges umgestaltet und New-Work-Formen eingeführt. Was bedeutet New Work für sie und wie reagieren die Mitarbeitenden?

Interview mit Eileen Billerbeck, Geschäftsführung der Billerbeck GmbH
Welche Bedeutung hat die Arbeitsplatzgestaltung für Unternehmen und speziell für Maklerhäuser?

Für uns hat die Arbeitsplatzgestaltung eine große Bedeutung, besonders für die Arbeitgeberattraktivität. Besonders nach Corona ist es wichtig, dass sich die Mitarbeitenden im Büro wohlfühlen, sodass sie gerne zurück aus dem Home-Office kommen, denn für uns ist die Arbeit vor Ort sehr wichtig. Zum einen ist die technische Ausstattung bei uns sehr gut, und dies kann ich im Home-Office nicht gewährleisten. Arbeitseffizienz, aber auch Arbeitsqualität, gerade was die Telefonqualität und Internetleistung angeht, sind einfach besser im Büro. Zum anderen ist der fachliche Austausch wichtig, gerade weil wir mit dem Konzept arbeiten: ein persön­licher Ansprechpartner, der vollständig für den jeweiligen Kunden zuständig ist. Da jeder seine Stärken und Schwächen in den jeweiligen Sparten hat, profitieren alle davon, wenn man sich vor Ort austauscht und voneinander lernt.

Auf das Büro bezogen: Was zeichnet für Sie einen New-Work-Arbeitsplatz aus?

Die Frage ist: Wie definiert man New Work? Ich finde, ein Thema, das mit New Work zusammenhängt, ist Flexibilität. Ein New-Work-Arbeitsplatz sollte flexibel sein. Unsere Arbeitsplätze sind so angelegt, dass sich jeder Mitarbeitende überall hinsetzen kann. Es hat zwar aktuell jeder seinen festen Platz, aber wir verfolgen eine Clean-Desk-Policy. Das heißt: Abends ist der Schreibtisch ordentlich zu verlassen. Wir haben z. B. eine Schüleraushilfe, die zweimal die Woche kommt und daher keinen festen Platz hat. Sie kann sich an jeden freien Platz setzen. Trotzdem können alle etwa einen Kalender aufstellen oder ihre persönlichen Pflanzen auf der Fensterbank haben. Das wird von den Teammitgliedern sehr geschätzt.

Was setzen Sie denn in Ihrem Unternehmen noch um?

 

„Nur ein Büro umzugestalten, macht kein modernes New-Work-Unternehmen“

 

Bild: Der Tagungsraum wurde vollständig modernisiert und repräsentiert das Maklerhaus.

Beispielsweise Home-Office und eine gewisse Standardisierung der Räume. Alle Büros haben die gleichen Möbel – auch meines. Für mich bedeutet New Work, dass auch die Chefetage mitmacht. Der einzige Unterschied ist: Ich habe ein Einzelbüro, denn manchmal muss ich einfach vertrauliche Telefonate führen. Zudem haben wir angefangen, weitere Räume umzugestalten, z. B. unseren Tagungsraum. Dieser ist sehr flexibel gestaltet, denn er hat einen Arbeitsplatz und eine große Besprechungstafel für zehn Personen. Da wir mittlerweile mehr Sitzplätze für unsere wöchentlichen Teambesprechungen brauchen, können wir den Arbeitsplatz mit in die Besprechungstafel integrieren und die passenden Stühle aus der Küche dazuholen und so mit 16 Leuten dort sitzen. Die Tische sind zudem höhen­verstellbar, rollbar, kippbar und dadurch beschreibbare Metaplanwände. Daran kann man z. B. mit Post-its arbeiten. Zudem gibt es eine fahrbare Trennwand, an der unser Monitor befestigt ist. Insgesamt ist der Raum sehr wandelbar und für verschiedene Besprechungs­situationen und Workshops nutzbar.

Und wann haben Sie die Umgestaltungen vorgenommen?

Da gab es keinen Tag X, es ist eher ein laufender Wandel. Einiges kam zu Corona wie beispielsweise die Einführung der MacBooks oder die Installation von Schallschutz­decken in jedem Büro für eine angenehmere Akustik. Die großen Monitore haben wir seit vier Jahren, die höhenverstellbaren Schreibtische seit drei Jahren.

Flexibilität und Modernität stehen ganz oben bei Ihnen, wie man an dem Tagungsraum sieht.

Ja, Flexibilität, Modernität und natürlich Begegnung. Im Tagungsraum kommen wir alle zusammen. Dort gibt es die Konferenzecke, aber auch noch ein großes Sofa mit Schaukelstühlen und kleinen Tischen für Besprechungen und Feedback-Gespräche. Unser wichtigster Begegnungsraum ist allerdings die Küche. Dort kann zu acht gegessen werden und aufgrund der gemütlichen Atmosphäre werden dort auch gerne kleinere Meetings bei einem Kaffee oder im Sommer auch mit einem Eis abgehalten.

Gibt es denn einen Raum, auf den Sie besonders stolz sind?

Auf jeden Fall die Küche und der Tagungsraum. Die Küche ist vor allem fürs Team und wird super angenommen. Der Tagungsraum hat natürlich auch einen repräsentativen Charakter. Wenn Kunden oder Versicherer zu uns kommen, sind sie schon recht beeindruckt, wie schön es bei uns aussieht. Das kommt aber nicht von Markensesseln und hochglänzenden Konferenztischen, sondern z. B von einer Mooswand mit unserem Logo. Die klassischen Konferenzsessel von Vitra haben wir verkauft und gegen modernere Stühle ausgetauscht.

Kann man Unterschiede feststellen, z. B. zwischen den Generationen, etwa beim Desksharing?

Nein, das würde ich nicht sagen. Das Desksharing mögen auch einige jüngere Mitarbeitende bei uns nicht und schätzen ihren eigenen Platz sehr. Mein Vater hingegen hat sich an das Desksharing gewöhnt. Von daher würde ich sagen, dass es kein Generationenthema ist, sondern eher abhängig von der Persönlichkeit.

Welche Werte und Ideen werden Ihrer Meinung nach durch die Arbeitsplatzgestaltung ausgedrückt?

Qualität und Wertschätzung. Das hängt für mich zusammen, weil bei uns alles, vom MacBook über die Bildschirme bis hin zu den Bürostühlen hohe Qualität hat und an nichts gespart wird. Das wiederum ist für mich Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden. Ebenso ist es Fürsorge, dass es den Mitarbeitenden im Büro gut geht, Sie z. B. höhenverstellbare Schreibtische haben, um Rückenproblemen vorzubeugen. Außerdem drückt die Qualität unserer Büroräume unsere eigene Qualität aus. Wir sind Qualitätsmakler, bei uns verlässt nur höchste Qualität das Haus, dies soll auch durch unsere Büroräume aus­gestrahlt werden.

Haben Sie Tipps, falls sich ein anderes Maklerhaus jetzt auch überlegt, mehr in Richtung New Work zu gehen?

Nur ein Büro umzugestalten, macht kein modernes New-Work-Unternehmen. Es ist naiv zu glauben: Wir sind jetzt innovativ, nur weil wir die Arbeitsplätze umgestaltet haben. Es ist ein Zusammenspiel, New Work hat etwas mit der Unternehmenskultur zu tun. Die Arbeitsräume können ein zweiter Schritt sein, zuerst würde ich allerdings mit dem Kulturwandel starten. Dieser kann z. B. beinhalten, dass die Mitarbeitenden die Umgestaltung der Büroräume planen bzw. miteinbezogen werden. Denn schlussendlich wissen doch die Menschen, die täglich in den Räumen arbeiten, was ihnen guttut und was sie benötigen, um effektiv arbeiten zu können.

Dieses Interview lesen Sie auch in der AssCompact 09/2023 und in unserem ePaper.

Bilder: © Billerbeck GmbH bzw. © HN Works – stock.adobe.com

 
Ein Interview mit
Eileen Billerbeck