Interview mit Rainer Gebhart, Vorstand Vertrieb der WWK Versicherungen
Herr Gebhart, das Geschäft in der Altersvorsorge wird nach wie vor von herausfordernden wirtschaftlichen und politischen Faktoren beeinflusst. Wie ist die WWK in das Jahr 2025 gestartet?
Trotz der aktuellen globalen Unsicherheiten sind wir bei der WWK mit einem äußerst positiven Momentum ins Jahr 2025 gestartet. Bereits im Vorjahr konnten wir in unserem Lebensversicherungsgeschäft ein Produktionswachstum von über 20% im Vergleich zum Vorjahr erzielen. Diese Dynamik hat sich im ersten Quartal 2025 weiter verstärkt: Wir verzeichnen ein Wachstum von 40% gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Angesichts der wirtschaftlichen Gesamtlage ist das ein starkes Signal für die Leistungsfähigkeit unserer Produktstrategie und den Erfolg unserer Vertriebspartner.
Welches Segment lief besonders gut? Und was sind die ausschlaggebenden Faktoren dabei?
Ein wesentlicher Treiber war der Bereich der geförderten Altersvorsorge – insbesondere unsere neue Generation der Riester-Rente. Wir haben frühzeitig mit unterschiedlichen Szenarien zum Rechnungszins gearbeitet und so bereits im Vorfeld der Zinsanhebung zum 01.01.2025 ein marktreifes Produkt zur Verfügung gestellt. Unser neuer Tarif mit einem Rechnungszins von 1,0% war nicht nur zertifiziert und klassifiziert, sondern auch frühzeitig vermarktbar. Der Verkaufsstart erfolgte bereits im Sommer 2024 (mit Versicherungsbeginn im Januar 2025) – weit vor vielen Wettbewerbern. Das hat maßgeblich zum sehr erfolgreichen Neugeschäft zu Jahresbeginn beigetragen.
Fondsgebundene Altersvorsorge steht seit Jahren im Fokus Ihrer Produktstrategie. Welche Nachfragetrends beobachten Sie allgemein – mit und ohne Garantiekomponenten?
Unsere Erfahrung zeigt: Sicherheit ist für viele Menschen nach wie vor ein zentrales Anliegen in der Altersvorsorge. Rund 80% unserer Kunden entscheiden sich für eine 100%-ige Beitragsgarantie. Etwa 20% verzichten bewusst auf Garantien, um das volle Potenzial der Kapitalmärkte zu nutzen. Dieses Verhalten unterstreicht die Bedeutung eines breit diversifizierten Produktportfolios. Wir bieten Tarife mit und ohne Garantie sowie flexible Garantieniveaus an – stets in Kombination mit einer hochqualitativen Fondsauswahl. So können unsere Kunden passgenau entsprechend ihrer Risikoneigung und Lebenssituation entscheiden.
Wie verändert sich denn der Beratungsbedarf in der Altersvorsorge durch gesellschaftliche Trends?
Die Digitalisierung verändert zweifellos die Informationswege. Viele Menschen informieren sich heute zunächst online. Doch wenn es um die finale Entscheidung geht, zeigt sich weiterhin ein klares Bild: Der Wunsch nach persönlicher Beratung ist ungebrochen. Vertrauen, Orientierung und individuelle Betreuung bleiben entscheidend. Deshalb investieren wir kontinuierlich in die Aus- und Weiterbildung unserer Vertriebspartner – und bauen unser Vertriebsnetz sogar aus, entgegen dem Trend in der Branche.
Inwiefern profitiert davon auch das Berufsbild Versicherungsmakler?
Wir glauben, dass der Beruf des Versicherungsvermittlers eine starke Aufwertung erfahren wird. Die Effekte der demografischen Entwicklung wirken immer stärker und sorgen dafür, dass die gesetzliche Rente immer weiter zurückgehen wird. Sie wird bei vielen Menschen nicht mehr für einen auskömmlichen Lebensabend ausreichen. Der Bedarf zusätzlicher privater Vorsorge steigt deshalb. Das Fachwissen über eine sinnvolle Ausgestaltung der Vorsorge gewinnt damit deutlich an Wert. Das wird sich insgesamt positiv auf das Ansehen des Berufsstandes auswirken.
Riester gilt als reformbedürftig, wird aber von den WWK Versicherungen weiter forciert. Welche Argumente sprechen aus Ihrer Sicht für eine fondsorientierte Riester-Strategie – auch im aktuellen Förderumfeld?
Die Riester-Rente bleibt aus unserer Sicht ein leistungsfähiges Instrument zur privaten Altersvorsorge. Insbesondere die sogenannte Förderrendite – also die Einbeziehung der staatlichen Zulagen in die Gesamtrendite – macht sie für viele Zielgruppen attraktiv. Unsere Bestandsauswertungen zeigen sehr deutlich: Werden die Verträge für eine langfristige Altersvorsorge genutzt, lohnt sich Riester – gerade auch bei mittleren und niedrigen Einkommen. Klar ist aber auch: Vereinfachungen in der Administration und eine moderne, effiziente Förderstruktur würden die Attraktivität für Kunden und Anbieter gleichermaßen erhöhen.
Sie verweisen regelmäßig auf die Förderrendite von Riester-Verträgen. Welche Zahlen und Zielgruppen belegen die Relevanz dieses Produkts heute noch?
Ein konkretes Beispiel aus der Praxis macht dies besonders anschaulich: Eine mir bekannte Familie hat bis Ende 2024 ein Altersvorsorgevermögen von 66.659 Euro aufgebaut – davon stammen nur 29.561 Euro aus Eigenbeiträgen. Über 16.900 Euro entfallen auf staatliche Zulagen, der Rest resultiert aus der Fondswertentwicklung. Dieses Beispiel zeigt, wie attraktiv die Riester-Förderung nach wie vor sein kann – gerade für Familien mit Kindern oder für Geringverdiener.
In der betrieblichen Altersversorgung sind die WWK Versicherungen ebenfalls aktiv. Wie fällt Ihre erste Zwischenbilanz aus – mit Blick auf Nachfrage und Vermittlerresonanz?
Die betriebliche Altersversorgung (bAV) ist für uns ein strategisch wichtiger Wachstumsbereich. Derzeit liegt der Anteil der bAV bereits bei rund einem Drittel unseres Gesamtabsatzes – mit klarer Ambition, diesen Anteil perspektivisch auf über 40% zu steigern. Besonders erfolgreich sind wir dabei im Zusammenspiel auch mit unabhängigen Vermittlern, Maklerpools und überregionalen Finanzvertrieben.
Portabilität und Tarifvielfalt gelten als Erfolgsfaktoren in der bAV. Wie setzen Sie diese Anforderungen im Produkt- und Beratungskonzept konkret um?
Wir haben die bAV aus drei Perspektiven neu gedacht: Produkt, Prozess und Service. Durch gezielte Vereinfachung der IT-Prozesse und ein intelligentes Schnittstellenmanagement schaffen wir Lösungen, die sowohl für Vermittler als auch für Arbeitgeber praktikabel sind. Unsere Produktpalette ist auf die Bedürfnisse der modernen Arbeitswelt zugeschnitten und erlaubt flexible Anpassungen an arbeitsrechtliche Veränderungen – etwa bei Arbeitgeberwechsel oder Elternzeit.
Insbesondere die Haftungsfrage bleibt für viele Arbeitgeber ein Hemmnis. Welche Lösungen bieten Sie an – auch mit Blick auf Entlastung bei Verwaltung und Kommunikation?
Unser Ansatz zielt auf maximale Flexibilität für den Arbeitnehmer und gleichzeitig größtmögliche Sicherheit für den Arbeitgeber. Mit WWK IntelliProtect® 2.0 bieten wir ein hochentwickeltes Garantieprodukt mit einem intelligenten Wertsicherungsmechanismus (iCPPI), der eine renditeorientierte Beitragsgarantie ermöglicht. Seit Jahresbeginn 2025 ist durch den höheren Rechnungszins auch wieder eine vollständige Beitragsgarantie möglich. Zudem lassen sich arbeitsrechtlich relevante Änderungen direkt im Produkt abbilden – ein echter Mehrwert für Arbeitgeber.
Mit dem Anschluss an Dienstleister wie Xempus schnüren Sie ein Gesamtpaket für Vermittler. Wo sehen Sie in der Ansprache von Maklern noch Potenzial?
Die bAV bleibt für viele Vermittler ein anspruchsvolles Feld – gerade im Mittelstand, wo die Anforderungen hoch und die personellen Ressourcen begrenzt sind. Mit der Anbindung an digitale Plattformen wie Xempus und unsere unterstützende Beratungsinfrastruktur schaffen wir einen echten Mehrwert. Unsere bAV-Spezialisten begleiten Vermittler auf Wunsch auch direkt zu Kundenterminen – inklusive fachlicher Expertise zu rechtlichen und prozessualen Fragen. Gleichzeitig investieren wir stark in die Fortbildung unserer Vermittler – sowohl digital über unsere WWK Akademie online als auch in unserem Schulungszentrum südlich von München.
Ihr Unternehmen gilt als finanzstark und eigenkapitalbasiert, für Makler ein wichtiges Entscheidungskriterium bei der Anbieterwahl. Inwiefern zahlt diese Stabilität auf das Vertrauen von Vermittlern und Kunden ein?
Unsere Finanzkraft ist das Fundament unseres Handelns. Wir haben über viele Jahre hinweg systematisch Eigenkapital aufgebaut – aktuell über 300 Mio. Euro. Im Verhältnis zur Unternehmensgröße ist das ein herausragender Wert. Unsere Eigenkapitalquote liegt zum Ultimo 2024 bei ca. 6%, die Branche erreicht im Schnitt gerade einmal etwa 2%. Diese Stabilität schafft Sicherheit für unsere Kunden, die sich auf die Erfüllung unserer Garantieversprechen verlassen können. Für unsere Vertriebspartner bedeutet Finanzstabilität außerdem faire und verlässliche Rahmenbedingungen in der Zusammenarbeit – auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten. Auch der Verkauf von Lebensversicherungsbeständen war und ist für uns keine Option.
Was erwarten Sie von der Politik mit Blick auf die geförderte Altersvorsorge? Reichen die aktuellen Initiativen aus Ihrer Sicht aus?
Die gesetzliche Rentenversicherung muss dringend reformiert werden, um nachhaltig finanzierbar zu bleiben. Gleichzeitig sollte die betriebliche Altersversorgung weiter gefördert und Riester in einer modernisierten Form erhalten werden. Die Grundidee ist richtig – es bedarf jedoch eines Abbaus der Bürokratie, effizienterer Prozesse und einer stärkeren Vereinfachung in der Produktzertifizierung. Nur so kann die geförderte Vorsorge wieder ein echter Wachstumstreiber werden.
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Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 07/2025 und in unserem ePaper.
Bild: © WWK

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