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2. April 2021
„Wenn es brennt, ist es in der Regel zu spät für eine Absicherung“

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„Wenn es brennt, ist es in der Regel zu spät für eine Absicherung“

Wie wichtig ist eine Systematik bei der Absicherung?

Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Niemand weiß, wann der richtige Zeitpunkt für eine Absicherung ist. Speziell bei Corona wusste man zu Beginn überhaupt nicht, inwieweit die Krise auf die Kurse durchschlagen wird. Das war schließlich etwas ganz Neues. Nach einer ersten Korrektur ist der Markt so richtig abgetaucht und dann hat unsere Sicherung so richtig gegriffen. Während der Markt 35% ver­loren hat, haben unsere Aktien zwar auch verloren, unsere Sicherung hat im Gegenzug aber gewonnen. So waren wir selbst in der Spitze des Crashs im Frühjahr 2020 gerade einmal um die 2% im Minus.

Für solche Phasen haben wir auch ein System, wann wir bei der Sicherung auch mal Gewinne mitnehmen und diese Gewinne direkt in Aktien reinvestieren, die zu diesem Zeitpunkt relativ günstig sind. Ganz geben wir die Sicherung aber auch in diesen Phasen nicht auf. Irgendwann dreht der Markt aber wieder und dann wollen wir dabei sein. Das war auch 2020 der Fall, als es nach dem Crash ein Dreivierteljahr nach oben ging. Weil die Aktien danach so gut nach oben gegangen sind, kamen am Schluss über 50% heraus. Die Basis dafür hat die Absicherung gelegt. Sie hat in der Crashphase das Minus drastisch reduziert und in der Erholungsphase fiel sie angesichts der massiven Kursgewinne nicht stark ins Gewicht.

Also waren die 50% nicht das Ergebnis einer sehr spekulativen Strategie?

Nein, dafür waren keineswegs riskante Spekulationen verantwortlich. Im Gegenteil. Der Clou war, dass wir den Rückschlag abgefangen haben. Bei der Aufwärtsbewegung haben wir nur mehr oder weniger das mitgemacht, was die Märkte gewonnen haben. Nur dass wir die Gewinne von einem deutlich höheren Ausgangsniveau mitgenommen haben.

Viele Aktien haben im vergangenen Jahr von ihren Tiefständen aus 50% oder teilweise gar 70% zugelegt. Die Absicherung hat uns etwas gekostet, aber das, was man nicht verliert, muss man danach nicht wieder aufholen. Wer 50% verliert, muss danach 100% gewinnen, um die Verluste wieder auszugleichen. Entscheidend ist langfristig also vor allem, die Verlustphasen abzufedern.

Wie wichtig sind gerade in solchen Marktphasen neben klaren Regeln auch Freiheiten im Management?

Man braucht ein System, an das man sich diszipliniert hält. Ohne diese Leitplanken hängt man zu sehr am Tagesgeschehen und lässt sich beeinflussen. Bei all den Systemen für die Aktienauswahl wie auch für die Sicherungssysteme entscheiden wir am Ende aber schon noch selbst.

Der Computer gibt vor und wir wägen dann noch ab und haben einen gewissen Entscheidungsspielraum. Wir sind kein starrer Robo Advisor. Und das ist auch ganz gut so. Computer sind gut, aber es hilft auch, mit dem Blick einer über 30-jährigen Börsenerfahrung und gesundem Menschenverstand über das System zu schauen.

 
Ein Interview mit
Robert Beer