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4. Mai 2022
„Wir sind irgendwo in der Mitte eines großen Change-Prozesses“

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„Wir sind irgendwo in der Mitte eines großen Change-Prozesses“

Dann kommen wir zu der Kommunikation und dem Datenaustausch zwischen Maklerunternehmen und Versicherer. Kann man hier von echten Fortschritten sprechen?

RS Ja. Auch wenn wir hier bestimmt noch nicht am Ziel angekommen sind, funktioniert die digitale Zusammenarbeit heute besser als vor zehn Jahren. Wir sind irgendwo in der Mitte eines großen Change-Prozesses, und das führt manchmal zu Recht zu Frust. Es ist leider noch nicht jede BiPRO Norm implementiert, und auch der GDV-Datensatz hat in der Praxis noch seine Daseinsberechtigung.

Wir haben eine Vielzahl von Versicherungsgesellschaften mit heterogenen Softwaresystemen, und eine Vielzahl von Maklerunternehmen, welche ebenfalls komplett heterogen arbeiten, wie bereits angesprochen. Der Weg zu einer voll digitalen Kommunikation ist ein langer Prozess, aber der Makler sollte nicht warten, bis dieses Ziel erreicht ist, sondern sich schon heute mit den digitalen Tools auseinandersetzen, wie zum Beispiel Makler-Extranets oder Dokumentenlieferung über BiPRO. Die digitale Transformation kann schon heute angegangen werden.

Bleiben wir bei den Maklerportalen und Extranets der Versicherer, die ein ewiges Thema sind. Es beginnt schon beim Zugang und bei der Verwaltung von Passwörtern. Es gibt bereits Lösungen hierfür, aber ideal scheinen diese aus Ihrer Sicht noch nicht zu sein?

RS Authentifizierung ist und bleibt ein Thema, das die Anbindung an die Versicherer für den Makler sehr kompliziert gestaltet. Wir sind aktuell in einer Phase, in der gefühlt alle wollen, also Versicherer, Makler, TGIC und easy Login sowie die großen MVP-Hersteller. Aber die technisch perfekte Lösung lässt leider noch auf sich warten. Mit dem Zusammenschluss der TGIC und easy Login stehen die Zeichen für einen einheitlichen SSO-Provider aber sehr gut, sodass wir zuversichtlich sind, dass dieses Thema in Zukunft auch einfacher wird. Wichtig bleibt für uns, dass das Makler­büro sich als technischer Nutzer gegenüber einem Versicherer authentifizieren kann und wir nicht für jeden Mitarbeiter individuelle Logins verwalten müssen. Das Rollen- und Rechtesystem sollte dem MVP überlassen werden – dort gehört es hin.

Was würde denn mit Blick auf die Portale und den Datenaustausch allgemein helfen? Was kann BiPRO leisten?

RS Mehr Versicherer sollten bei der Implementierung von BiPRO-Normen an einem Strang ziehen und zum Beispiel in den Digitalisierungsoffensiven der BiPRO O einheitliche Ziele verfolgen. Nur so erreichen sie dann auch die nötige Durchdringung bei den Maklern. Für einen Versicherer ist es extrem frustrierend, knappe IT-Ressourcen für die Umsetzung einer BiPRO-Norm zu investieren, dann aber keine Nutzer zu finden. Und ein Makler kann auch nicht seine Prozesse umstellen für ein einziges Versicherungsunternehmen – das funktioniert nicht.

JS Daher ist es wichtig, dass sich möglichst viele Marktteilnehmer und im Besonderen auch viele Maklerunternehmen bei der BiPRO einbringen und Initiativen unterstützen, zum Beispiel die laufenden Aktivitäten zum Abrechnungsverkehr.

Gleichermaßen entstehen aus Maklersicht rechtliche Fragen. Zu diesem Zweck haben Branchen­verbände einen Kodex der digitalen Kommunikation erarbeitet. Die Versicherer scheinen darüber nicht so glücklich zu sein. Wie ist hier der Stand der Dinge?

JS Der rechtliche Rahmen für die digitalen Prozesse ist in der Tat unterentwickelt. Insbesondere klare Zugangsregeln, technische Mindestanforderungen oder Regeln zu Sorgfaltspflichten oder rechtskonformen Unterschriften bei der digitalen Kommunikation sind erforderlich. Daher haben die Vermittlerverbände BVK, BDVM, VGA und VOTUM die Initiative ergriffen und zusammen mit einer Fachkanzlei für Vertriebsrecht Entwürfe entwickelt. Dieser Code of Conduct digitale Kommunikation liegt dem GDV seit Längerem vor. Obwohl das grundsätz­liche Problem dort gesehen wird, scheint man aber beim GDV nicht die Möglichkeit eines einheitlichen Handelns zu haben. Aktuell sind die Entwürfe daher an die BiPRO gegeben worden.

Wir hoffen sehr, dass über diesen Weg ein angemessener und vor allem einheitlicher Rahmen gefunden werden kann.

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Seite 3 Nun haben wir den Kunden bisher außen vor gelassen. Wie sieht es denn in der digitalen Kommunikation Makler und Kunde aus?

 
Ein Interview mit
Ralph Sanders
Julie Schellack