Die Annäherung der laufenden Verzinsung auf das Niveau von 4,0 bis 4,1% täusche vergleichbare Leistungen vor, die tatsächlich nicht gegeben seien, so Michael Franke, Geschäftsführer von Franke und Bornberg. Im Wettbewerb würden viele Versicherer beim Verkauf lediglich die aktuelle Überschussbeteiligung und die Ablaufleistung ins Feld führen. Die Kreativität bei der Tarifgestaltung zielt daher regelmäßig auf eine möglichst hohe Ablaufleistung zu Lasten der Rückkaufswerte. Auffällig sind auch markante Unterschiede bei Versicherern mit einer identischen Absenkung der laufenden Verzinsung. In der Gruppe der Versicherer mit einer Absenkung des Überschusses um 0,2% auf 4,1% finden sich beispielsweise Spannbreiten in der Veränderung der Rückkaufswerte im 34. Versicherungsjahr von –3,62% bis –7,86%. Trotzdem bietet in diesem Beispiel der Tarif mit der deutlicheren Absenkung immer noch einen fast 16% höheren Rückkaufswert gegenüber dem Tarif mit der geringsten Absenkung. Nur ein Jahr später leisten beide Tarife jedoch annähernd dieselbe Ablaufleistung.
Mit der Senkung von Rückkaufswerten werden zugunsten der Ablaufleistung Tarifleistungen angepasst, die bei der Produktauswahl nicht im Vordergrund stehen, so Franke. Das Vertragsende erreicht aber nur etwa ein Drittel der Kundschaft. Gut zwei Drittel kündigen vorzeitig. Diese hohen Kündigungsquoten ermöglichen den Versicherern durch niedrige Rückkaufswerte eine Steigerung der im Vertriebsfokus stehenden Ablaufleistungen. Tarife mit auf den ersten Blick scheinbar guten Leistungen können sich bei vorzeitiger Kündigung demnach als die deutlich schlechtere Wahl erweisen.
Unterschiedliche Wege zum gleichen Ziel
Die Analyse zeigt, dass die laufende Verzinsung nicht die alleinige Messgröße sein kann. Bei zunehmend identischer laufender Verzinsung spielt das Tarifdesign eine immer wichtigere Rolle im Wettbewerb um hohe Ablaufleistungen. Trotz des deutlichen Zusammenrückens der Tarife liegen weiterhin erhebliche Unterschiede in den Ablaufleistungen und vor allem Rückkaufswerten vor. Untersucht wurden klassische private Rentenversicherungstarife der 3. Schicht von aktuell 36 Gesellschaften mit einem Marktanteil von rund 68%. Die höchste Ablaufleistung liegt 2011 bei 110.767 Euro (2010: 109.988), die niedrigste bei 71.742 Euro (2010: 80.790). Demnach hat sich die Schere zwischen der Differenz der niedrigsten und höchsten Ablaufleistung von 36 auf 53% erhöht, wobei diese Werte jeweils die deutlichen Ausreißer nach oben und unten abbilden. Die Durchschnittswerte zeigen weit geringere Abweichungen. So liegt die durchschnittliche Ablaufleistung 2011 bei 88.083 Euro, im vergangenen Jahr erreichte sie 91.466 Euro.
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