Die Tiefengeothermie gilt als eine vielversprechende erneuerbare Energie. Dabei wird heißes Wasser aus Erdschichten, die bis zu fünf Kilometer tief liegen können, an die Oberfläche gepumpt und dort zur Wärme- und/oder Stromerzeu-gung genutzt. Allerdings stellen die hohen Bohr- und Entwicklungskosten oft ein erhebliches Investitionshindernis dar, weil das Risiko hoch ist, nicht fündig zu werden. Dieses Risiko sichert Munich Re beim Geothermie-Projekt in Taufkirchen ab und schaltet zur Realisierung der Versicherungslösung einen ihrer Erstversicherer ein.
Strom und Wärme durch Geothermie
Die Exorka GmbH aus Grünwald tritt dabei als Generalübernehmer auf. Sie liefert der GeoEnergie Taufkirchen GmbH & Co. KG ein schlüsselfertiges Heizkraftwerk inklusive der Bohrungen. Die Tiefengeothermie-Bohrungen werden von dem Bohrtechnikspezialisten Daldrup & Söhne AG durchgeführt, der jüngst das Nachbarprojekt Grünwald/Oberhaching erfolgreich gebohrt hat. Durch die Zuschaltung der Erdwärme soll die Wärmeleistung eines bestehenden Biomasseheizkraftwerks um 20 MW auf 80 MW gesteigert werden. Außerdem will GeoEnergie Strom produzieren. Dazu sollen Schichten mit heißem Wasser in vier bis fünf Kilometer Tiefe angezapft werden. Nach Nutzung wird das Wasser wieder in die Tiefe zurück gepumpt, so dass ein geschlossener Wasserkreislauf entsteht. Geplant sind bis zu vier Bohrungen, die insgesamt rund 35 Mio. Euro kosten werden. Ob sich dieser Aufwand für die Investoren rechnet, hängt davon ab, ob im Untergrund Wasser gefunden wird, das genügend heiß ist und in hoher Menge gefördert werden kann.
Seit vier Jahren berät der Versicherungsmakler und Risikoberater Marsh den Projektentwickler Exorka. Er hat die versicherbaren Risiken des Projekts Taufkirchen ermittelt und für den Versicherungsmarkt aufbereitet. „Es ist ein weiterer Meilenstein, dass wir auf Basis unseres in der Tiefengeothermie anerkannten Spezialkonzepts für das kritische Fündigkeitsrisiko Munich Re für dieses Projekt gewinnen konnten“, sagte Siegmund Fahrig, Vorsitzender der Geschäftsführung der Marsh GmbH.
Munich Re hat seit der Entwicklung der weltweit ersten Fündigkeitspolice im Jahr 2003 ein eigenes Geothermie-Team aufgebaut. Thomas Blunck, Vorstandsmitglied von Munich Re, sagte: „Mit unserer Expertise können wir auch die nicht alltäglichen Risiken erneuerbarer Energien übernehmen und tragen damit zu einer höheren Investitionssicherheit bei.“
In Deutschland gelten das Molassebecken südlich von München, der Oberrheingraben und die norddeutsche Tiefebene als besonders geeignete Regionen für Tiefengeothermie-Projekte. Das bislang größte in Betrieb befindliche Erdwärme-Kraftwerk in Deutschland, mit einer Strom- und Wärmeleistung von 38 Megawatt, wurde 2003 in Unterhaching bei München errichtet.
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