Herr John, Sie sind zum 01.10.2020 zu Mercer gewechselt. Was genau ist Ihre Aufgabe dort?
Ich bin für den Bereich Investment Solutions verantwortlich. Investment Solutions umfasst im Wesentlichen die Beratung und Umsetzung in Bezug auf die teilweise oder vollständige Auslagerung der Kapitalanlage institutioneller Investoren. Aus der Historie heraus sind wir sehr stark bei Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung engagiert.
Was sind derzeit die größten Herausforderungen in diesem Bereich?
Ganz aktuell natürlich alles rund um das Thema Corona. Die Herausforderung besteht insbesondere darin, wie man in einem solchen Umfeld der gestiegenen Unsicherheit in Zukunft agieren kann. Was haben wir gelernt? Wurden Marktchancen im April dieses Jahres genutzt? Waren bestehende Entscheidungswege geeignet, um schnell zu reagieren? Die Unsicherheit an den Kapitalmärkten wird aller Voraussicht nach bestehen bleiben. Daher ist es wichtig, die bestehenden Governance-Strukturen anzupassen und zu optimieren.
Was genau meinen Sie damit?
In so einem Umfeld braucht es Entscheidungsprozesse und Entscheidungsgremien, die es ermöglichen, schnell und systematisch zu reagieren. Der Trend geht vor diesem Hintergrund klar zur Professionalisierung und zum Outsourcing der Kapitalanlage, gerade im Bereich der betrieblichen Altersversorgung. Gerade in den unsicheren Zeiten von Corona müssen sich Unternehmen auf ihre Kernaufgaben konzentrieren und haben kaum Ressourcen, um die Kapitalanlage im Krisenmodus zu steuern.
Viele Anleger konnten die Marktverwerfungen im März und April dieses Jahres nicht nutzen. Nettokapitalflüsse in dieser Zeit zeigen, dass Investoren zum Großteil noch gut aus dem Risiko bestimmter Anlageklassen kamen, aber dann den Wiedereinstieg in die Risiko-Assets nicht rechtzeitig schafften. Vom Tiefpunkt im März bis August stiegen Aktien, zum Beispiel der MSCI World, um etwa 50%. Wer also Risiko-Assets im März und April deutlich reduzierte und dann im folgenden Zeitraum nicht in solche investiert hatte, braucht jetzt Jahre, um diese Opportunitätskosten aufzuholen.
Was ist unter ineffizienten Strukturen zu verstehen?
Das kann sehr unterschiedlich sein. Es geht um Aufgabenteilung, Verantwortlichkeit und Umsetzungsgeschwindigkeit. Wenn die Märkte fallen, sind zum Beispiel schnelle taktische Anpassungen wichtig. Wenn aber erst verschiedene Aufsichtsgremien Entscheidungen treffen müssen, die nur einmal im Quartal tagen, ist das keine effiziente Governance-Struktur für schnelles Handeln.
Seite 1 Schnelle taktische Anpassungen wichtig, wenn die Märkte fallen
Seite 2 Schnelligkeit ist das eine. Welche Folgen hat auch die gestiegene Komplexität der Kapitalanlage?
Seite 3 Welche Rolle spielt ein gutes Risikomanagement?

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