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18. Mai 2021
Cyberversicherungen in Corona-Zeiten im Aufwind

Cyberversicherungen in Corona-Zeiten im Aufwind

Die Cyberversicherung erlebt derzeit aufgrund der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Digitalisierungsoffensive eine starke Nachfrage. Dementsprechend positiv bewerten Versicherer und Vermittler die Aussichten für das Geschäftsfeld in einer aktuellen Umfrage. Auch die BaFin legt dieses Jahr einen Aufsichtsschwerpunkt auf das Cybersegment.

Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt größtenteils ins Home-Office geschickt. Selbst Menschen, die vorher lieber am Wochenende zum Arbeiten ins Büro gefahren sind, anstatt ihren Laptop mit nach Hause zu nehmen, haben sich mittlerweile mit dem Arbeitsplatz in den eigenen vier Wänden angefreundet und die Vorteile des Home-Office für sich entdeckt. Dass das Tätigsein von zuhause aus inzwischen fast überall so gut funktioniert, spürt die Versicherungsbranche nicht nur bei den eigenen Mitarbeitern, sondern auch in ihrem Geschäftsfeld „Cyberversicherungen“.

Laut der Studie „Quo vadis Cyber-Insurance 2021 – Auf Goldgräberstimmung folgt Professionalisierung“, die das Rating- und Analysehaus Assekurata und die Strategie- und Kommunikationsberatung Instinctif Partners erstellt haben, beurteilen aktuell nahezu die Hälfte der befragten Cyberversicherer und sogar über drei Viertel der Vermittler in Deutschland die Geschäftslage als eher stark oder stark. Bei der ersten derartigen Befragung im Jahr 2019 hatten über zwei Drittel der Anbieter von Cyberversicherungen die Marktlage noch als schwach bewertet.

Nachfragetreiber: Corona-Pandemie, Digitalisierungsschub, Mobile-Office

Einen deutlichen Einfluss auf das Nachfrageverhalten haben nach Ansicht der Marktteilnehmer nicht zuletzt die Corona-Pandemie, der damit einhergehende Digitalisierungsschub und der Ausbau des mobilen Arbeitens. Entsprechend gehen gut drei Viertel der Versicherer und 89% der Vermittler davon aus, dass durch die Corona-Krise die Nachfrage gestiegen ist. Der Großteil der befragten Unternehmen beobachtet der Studie zufolge auch steigende Schadenzahlen. Eine mittelfristige Erhöhung der Prämien wird dadurch immer wahrscheinlicher. Hielten 2019 noch 44% der befragten Gesellschaften die Prämien für langfristig auskömmlich, sind es 2021 nur noch 14%.

Der Studie zufolge sehen die befragten Anbieter und Vermittler von Cyberpolicen auch künftig großes Potenzial für das noch junge Segment. 2019 waren bereits drei Viertel der Marktteilnehmer der Meinung, dass sich die Cyberversicherungen zu den wichtigsten Versicherungsleistungen am deutschen Markt entwickeln werden. Diese Einschätzung hat sich im Jahr 2021 mit 93% deutlich gefestigt. Dabei sehen sowohl Versicherer als auch Vermittler aktuell einen intensiven Wettbewerb.

Starke Nachfrage im Industriesegment

Vor allem im Industriesegment nehmen 80% der Anbieter laut Studie eine steigende Nachfrage nach Cyberdeckungen wahr. Im Bereich KMU/Gewerbe sind es 54%. Entsprechend erwarten die befragten Marktteilnehmer auch einen Anstieg des Angebots an Deckungskapazität. 40% der Versicherungsunternehmen erwarten steigende oder stark steigende Kapazitäten in den Bereichen Industrie und KMU/Gewerbe.

Konkrete Schadenerfahrungen motivieren zum Versicherungsabschluss

Als die größten Motivatoren, eine Cyberpolice abzuschließen, identifiziert die diesjährige Studie, wie auch schon die Vorgängerbefragung, konkrete Schadenerfahrungen. Aber auch die öffentliche Berichterstattung über Cybervorfälle animiere Kunden inzwischen zum Versicherungsabschluss. Jeweils über 80% der Umfrageteilnehmer sehen diese Faktoren als zentrale Absatztreiber. 2019 lagen die Werte noch bei 63 bzw. 41%.

Assistanceleistungen als Verkaufsargument

Und wie steht es um die Verkaufsargumente? Generell sind der Befragung zufolge Assistanceleistungen, also technische und rechtliche Unterstützung sowie Krisenmanagement und Krisenkommunikation bei Cybervorfällen, ein Hauptverkaufsargument für Cyberschutz. Die wichtigste Unterstützungsleistung sei dabei die IT-Forensik. Bei den meisten Befragten werden diese Leistungen in mehr als der Hälfte der Versicherungsfälle in Anspruch genommen. Beratungen in Rechtsfragen oder in der Krisenkommunikation sind in etwa 15% der Fälle relevant. „Mit einem umfassenden Servicespektrum können sich die Anbieter – aber auch die Vermittler – als kompetente Helfer bei der Lösung von Cyberrisiken positionieren“, kommentiert Prof. Hubert Becker von Instinctif Partners. „Von großer Bedeutung ist weiterhin die Positionierung und Kompetenz im Vertrieb. Hier besteht noch Nachholbedarf.“

BaFin legt Aufsichtsschwerpunkt auf Cyber

Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Umfrageergebnisse weisen die Studienautoren darauf hin, dass die BaFin das Segment der Cyberpolicen im Jahr 2021 zu einem der Aufsichtsschwerpunkte der Versicherungsaufsicht erklärt hat. Dabei solle neben einer inhaltlichen Analyse des am Markt angebotenen Versicherungsschutzes auch die Tragfähigkeit der Produkte im Mittelpunkt stehen. „Mehr Offenheit und Transparenz stünde der Branche damit nicht nur aus Eigeninteresse gut zu Gesicht, sondern stellt zukünftig wohl auch eine aufsichtsrechtliche Notwendigkeit dar“, sagt Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will.

Über die Studie

Für die Studie „Quo vadis Cyber-Insurance 2021 – Auf Goldgräberstimmung folgt Professionalisierung“ wurden im März und April 2021 40 Anbieter von Cyberpolicen auf dem deutschen Markt (Erst- und Rückversicherer) sowie 19 Groß- bzw. Spezialmakler befragt. Alle Ergebnisse können hier angefordert werden. (ad)

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