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10. März 2022
Cyberschäden werden von den Versicherern unverändert bearbeitet

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Cyberschäden werden von den Versicherern unverändert bearbeitet

Parallel zur Invasion der russischen Armee in der Ukraine steigen in der Wirtschaft die Befürchtungen von Cyberattacken. Inwiefern ist das realistisch und wie steht es um den Versicherungsschutz im gegenwärtigen Umfeld? AssCompact hat sich dazu exklusive Brancheneinschätzungen eingeholt.

Inwiefern sind angesichts des Krieges massive Cyberattacken zu befürchten?

Nach Angaben des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) herrscht in Deutschland gegenwärtig eine „erhöhte Bedrohungslage“. Für das BSI ist aber aktuell keine akute unmittelbare Gefährdung der Informationssicherheit in Deutschland im Zusammenhang mit der Situation in der Ukraine ersichtlich. Diese Bewertung kann sich nach Einschätzung des BSI jederzeit ändern. Allerdings haben Branchenexperten bereits Kenntnis von Fällen einzelner Cyberattacken. Der deutsche Windradhersteller Enercon beispielsweise könne seit 24.02.2022 keine Fernwartung mehr auf den eigenen Anlagen vornehmen. Grund dafür sei eine Störung des Satellitennetzwerks. Ole Sieverding, Geschäftsführer bei der CyberDirekt GmbH, merkt an, dass es in diesem Fall nicht auszuschließen sei, dass die Störung auf einen Cyberangriff zurückzuführen ist. Durch den extrem nahen zeitlichen Bezug zur russischen Kriegserklärung gegen die Ukraine könne es hier einen Zusammenhang geben. Allerdings: „Die Attribution von Cyberangriffen, also die Nachweisbarkeit, wer wirklich hinter einem Angriff steckt, ist in der Praxis leider nur sehr schwer und bei wirklich professionellen Angriffen eigentlich nicht möglich“, erklärt Sieverding gegenüber AssCompact. Auch bei den Versicherern herrscht erhöhte Aufmerksamkeit. Auf AssCompact-Nachfrage äußerten Allianz und HDI, dass die Cyberaktivitäten im Zusammenhang mit der Invasion in der Ukraine sehr genau beobachtet würden. Auch würden verstärkt Überwachungsmaßnahmen und Szenario-Pläne aufgestellt werden. Eine größere Gefahr gehe dagegen von Trittbrettfahrer-Angriffen aus, die die unsichere Situation ausnutzen dürften, merkt Achim Fischer-Erdsiek, geschäftsführender Gesellschafter bei der NW Assekuranzmakler ProRisk GmbH, zur aktuellen Gefährdungslage an.

Inwiefern sind mittelständische Unternehmen und kritische Infrastruktur bereits betroffen?

„Wir haben bisher keine konkreten Anhaltspunkte dafür, dass es infolge der Situation in der Ukraine bzw. den gegenüber Russland ausgesprochenen Sanktionen schon vermehrt zu Cyberangriffen durch russische Hacker gekommen ist“, bewertet Sabine Pawig-Sander, geschäftsführende Gesellschafterin beim auf Cyberversicherungen spezialisierten Versicherungsmakler Erichsen GmbH, die gegenwärtige Situation. Nichtsdestotrotz könne eine akute Gefahr einer ungewollten Eskalation durch nicht-koordinierte Angriffe entstehen, gibt hingegen Sieverding zu bedenken. Mit dem HermeticWiper ist auch schon im aktuellen Konflikt der erste gefährliche Schadcode in der Ukraine in diesem Kontext aufgefallen. Sollten sich Vergeltungsmaßnahmen so hochschaukeln, merkt Sieverding an, könne das Leid auf beiden Seiten schnell unnötig erhöht werden. Auch der COGITANDA Dataprotect AG – einem auf Cyberrisiken spezialisierten Versicherungsanbieter – lag aktuell kein gemeldeter Schaden vor, der konkret mit den aktuellen Kriegsereignissen in Verbindung zu bringen wäre. Derzeit würden auch weiterhin aktuelle Schäden von den Versicherern unverändert bearbeitet, beschwichtigt unterdessen Fischer-Erdsiek.

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