Der Immobilienmarkt befindet sich derzeit im Spannungsfeld von anhaltender Inflation, gestiegenen Hypothekenzinsen, Energie- und Klimakrise, Handwerkermangel, Lieferkettenproblemen und der unsicheren politischen Lage. Wie sich Immobilienverkäufer in der aktuellen Situation verhalten, wollte das Immobilienmaklerunternehmen VON POLL IMMOBILIEN im Rahmen einer Online-Umfrage von Experten wissen.
Wie aus der Umfrage hervorgeht, halten in über 62,6% der Fälle Immobilieneigentümer weiter an ihrer Verkaufsabsicht fest. Nur 37,4% der befragten Immobilienexperten gibt an, dass Eigentümer wegen der wirtschaftlichen und politischen Situation eher zögern zu verkaufen oder sogar vom Verkauf zurücktreten.
Zweifel, ob jetzt der richtige Zeitpunkt für Verkauf ist
Bei den zögerlichen Eigentümern sind sich die meisten mit 64,6% unschlüssig, ob jetzt der richtige Zeitpunkt für den Verkauf ist. Aber auch die gestiegenen Finanzierungszinsen, die Kaufinteressenten zu schaffen machen, sind bei 60% der Verkäufer ein Grund, warum die Vermarktung gerade nicht zustande kommt. In über 55% der Fälle wollen die Eigentümer ihre Immobilie als krisensicheres Investment nun doch lieber behalten und die weitere Entwicklung abwarten. Laut Umfrage sagten 7,7% der Teilnehmer unter „Sonstiges“, dass immer mehr Eigentümer merken, dass steigende Zinsen und hohe Preisvorstellungen nicht mehr zusammenpassen und sie aus diesem Grund aktuell nicht verkaufen wollen.
Eigentümer sollten Preisvorstellungen überdenken
Bei der Frage, ob Eigentümer noch an alten Preisvorstellungen festhalten können, besteht unter den Immobilienexperten Einigkeit: 85,5% sagen nein, nur 4,5% befürworten die Frage. Als Gründe, warum die Preisvorstellungen zu überdenken sind, nennen jeweils 91,2% der Befragten, dass Käufer eine höhere Eigenkapitalquote seitens der Bank einbringen sowie höhere Hypothekenzinsen einkalkulieren müssen. Die aktuelle Inflation und die alltäglichen Teuerungsraten betrachten 61,9% der Umfrageteilnehmer als entscheidende Entwicklung, die Eigentümer bei einer realistischen Preisfindung berücksichtigen sollten.
Auch das steigende Immobilienangebot infolge der sinkenden Nachfrage ist für 57,1% der befragten Experten ausschlaggebend für die Preisentwicklung. Denn vor allem außerhalb der sehr guten und stark nachgefragten Lagen dürften die zahlungskräftigen Käufer weniger werden. Als sonstige Gründe geben die Befragten Handwerkermangel und Lieferkettenprobleme an, was die Kalkulation für Kaufinteressenten insbesondere bei sanierungsbedürftigen Objekten erschwert.
Interessenten prüfen Angebote kritischer
„Verkäufer sollten bei einer realistischen Preisfindung künftig im Blick behalten, dass die Anzahl potenzieller Käufer aufgrund gestiegener Hypothekenzinsen sowie Bau- und Sanierungskosten und einer vorsichtigeren Kreditvergabe seitens der Banken sinkt. Auch die Interessenten schauen nun kritischer auf Immobilienangebote“, erklärt Daniel Ritter, geschäftsführender Gesellschafter bei VON POLL IMMOBILIEN.
„Grundsätzlich gehen wir – entgegen einiger Annahmen – nicht davon aus, dass jetzt eine Immobilienblase platzt“, so Ritter weiter. Zwar würden die Immobilienpreise größtenteils stagnieren bzw. in gewissen Segmenten und Regionen teilweise auch sinken, allerdings dürften sehr gute und stark nachgefragte Mikrolagen Ritter zufolge weniger betroffen sein. (tk)
Bild: © svetazi – stock.adobe.com
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