AssCompact suche
Home
Assekuranz
27. Juni 2023
PKV: Aktuare mit Vorschlägen für moderat steigende Beiträge
PKV: Aktuare mit Vorschlägen für moderat steigende Beiträge

PKV: Aktuare mit Vorschlägen für moderat steigende Beiträge

Die private Krankenversicherung ist bekannt dafür, dass die Beiträge sprunghaft steigen. Ursache ist vor allem der vorherrschende gesetzliche Rahmen. Aktuare haben nun Vorschläge präsentiert, wie Gesetzgeber und Versicherer einen gleichmäßigeren Beitragsverlauf fördern können.

Medizinischer Fortschritt, die Alterung der Gesellschaft sowie die allgemeine Preisdynamik treiben die Kosten im Gesundheitssystem. Hinzu kommen die milliardenschweren Mehrausgaben im Zuge der Coronapandemie. Daher steigen sowohl in der Gesetzlichen als auch in der Privaten Krankenversicherung (PKV) die Beiträge seit Jahren an.

Allerdings können die Beiträge in der PKV aufgrund bestehender gesetzlicher Grundlagen oftmals nur in größeren Abständen angepasst werden. Dieser Rahmen führt dazu, dass sich die PKV-Beiträge sprunghaft erhöhen – sehr zum Ärger der Versicherten, die über größere Mehrbelastungen klagen, sowie für die PKV-Versicherer und Versicherungsmakler, die diese Beitragssprünge gegenüber den Versicherten erklären und rechtfertigen müssen.

Berücksichtigung des aktuell geltenden Zinsniveaus

Der Ausschuss Krankenversicherung der Deutschen Aktuarvereinigung e. V. (DAV) hat daher wiederholt Ansatzpunkte vorgelegt, die zur Abfederung der sprunghaften Beitragsanstiege führen können. Dazu zählen neben einer stärkeren Berücksichtigung des Faktors Zins die Flexibilisierung des gesetzlichen Prämienzuschlages, die Weiterentwicklung des Standardtarifs sowie Anpassungen beim Tarifwechsel.

Grundsätzlich sind die Aktuare der Meinung, dass der Faktor Zins als sogenannter Auslösender Faktor in der aktuellen Gesetzeslage Anerkennung finden sollte. So könnten Änderungen des Zinsniveaus – wie es auch augenblicklich der Fall ist – zeitnah in den bei der Kalkulation getroffenen Annahmen in die Beiträge zur PKV einfließen. Denn kurz gesagt gelte laut Holger Eich, Geschäftsführer und Chef-Mathematiker beim PKV-Verband, nämlich das Grundprinzip: Je höher der Zins, desto geringer die Beiträge.

Flexibilisierung des gesetzlichen Prämienzuschlags

Doch neben einer Anerkennung des Marktzinses als Auslösenden Faktor haben die DAV-Aktuare weitere Vorschläge bekräftigt, die einen moderaten und vor allem gleichmäßigeren Beitragsverlauf fördern könnten. Dazu zählt zum Beispiel die Flexibilisierung des gesetzlichen Prämienzuschlags. Dabei handelt es sich um einen gesetzlich vorgeschriebenen Zuschlag für PKV-Versicherte zwischen dem 22. und 60. Lebensjahr auf ihre Beiträge in Höhe von 10%. Dieser dient der Entlastung der Beitragszahler im Alter. Die Aktuare sprechen sich nun dafür aus, diesen Zuschlag in der Höhe, in der Zahldauer und in Abhängigkeit vom Alter des Versicherten variabler zu gestalten, sodass die daraus generierten Mittel bereits vor Vollendung des 65. Lebensjahres zur Verstetigung der Beitragsanpassungen verwendet werden könnten.

Vorkehrungen beim Tarifwechsel

Außerdem macht sich das DAV-Papier für Anpassungen im Tarifwechselrecht stark. Durch einen Wechsel in einen günstigeren Tarif kann die Prämie deutlich gesenkt werden. Allerdings machen sich dann spätere Prämiensteigerungen prozentual umso stärker bemerkbar. Daher empfehlen die DAV-Aktuare bei einem Tarifwechsel künftig einen gewissen Teil des Beitragsnachlasses nicht unmittelbar zur Prämienreduktion, sondern zur Abmilderung künftiger Beitragserhöhungen vorzusehen.

Weiterentwicklung des Standardtarifs

Abschließend sieht das Vorschlagsbündel noch Potenzial bei der Weiterentwicklung des Standardtarifs. Allerdings stehe dieser günstige Tarif nur Versicherten offen, die vor dem 01.01.2009 in die PKV eingetreten sind. Daher sollte laut DAV der Standardtarif so weiterentwickelt werden, dass auch nach dem Stichtag eingetretene PKV-Versicherte die Möglichkeit hätten, ihre Beitragszahlungen durch einen Wechsel in den Standardtarif zu entlasten. (as)

Bild: © Kenishirotie – stock.adobe.com