Ankündigungen von Preissteigerungen in der Kfz-Versicherung machen schon seit Monaten die Runde. Bereits im Juli hatte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) gewarnt, dass Kfz-Versicherer aufgrund rasant wachsender Ersatzteilkosten, Lohnsteigerungen in Werkstätten und medizinischer Inflation auf massive Verluste zusteuern und Beitragsanpassungen dadurch unausweichlich werden.
Gegenüber AssCompact hatten mehrere der größten deutschen Kfz-Versicherer bereits vor mehreren Wochen bestätigt, dass Autofahrer sich auf Prämienanpassungen, die durchaus im zweistelligen Bereich liegen könnten, einstellen müssen. Genaue Zahlen wollten und konnten die Versicherer zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht nennen.
Preise liegen aktuell etwa 16% über Vorjahresniveau
Nun kommt etwas Licht ins Dunkel der Preisfrage: Wie die Vergleichsportale Verivox und CHECK24 übereinstimmend berichten, liegen die Preise in der Kfz-Versicherung derzeit bis zu 16% über denen des Vorjahres. Das sind Preissteigerungen „in historischem Ausmaß“, wird Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH, zitiert.
Vor allem im günstigen Preissegment ziehen die Preise an, teilt Verivox mit. Hier liegen sie in der Vollkasko durchschnittlich 16% über dem Wert des Vorjahres, in der Teilkasko 11%, während der Preis für die Haftpflicht um 12% geklettert ist. Im mittleren Preissegment liegen die Beiträge in der Haftpflicht um 13% über denen des Vorjahres, in der Teilkasko und der Haftpflicht sind sie respektive um 8% und 10% gestiegen.
Versicherungswechsler können von Preiswettbewerb profitieren
Wechselwillige Versicherungsnehmer können allerdings einiges Sparen. Denn gerade jetzt in der Wechselsaison locken Versicherer mit deutlich günstigeren Preisen für Neukunden. Neben den notwendigen Einnahmesteigerungen sind Versicherer schließlich auch auf die Ausweitung ihrer Marktanteile angewiesen, so Schütz.
Dementsprechend ist der Preiswettbewerb groß – zum Vorteil der Kunden. Laut Auswertungen von CHECK24 sind die Preise für Kfz-Versicherungen im Vergleich zum Jahreshöhepunkt im Mai 2023 bereits um 10% gesunken. Die Beobachtung der vergangenen Jahre zeige, dass der Kfz-Haftpflichtbeitrag den Tiefpunkt erreichen wird. So erwartet das Vergleichsportal auch in diesem Jahr trotz des höheren Preisniveaus weitere Prämiensenkungen.
Ersparnis kann sich auf mehrere hundert Euro belaufen
Durch einen Versicherungswechsel können Verbraucher mehrere hundert Euro sparen, so das Portal. CHECK24 hat dies am Beispiel einer Familie, die ihren Skoda Octavia Combi 2.0 versichern möchte, durchgerechnet: Beim teuersten Anbieter wird eine jährliche Prämie von 900 Euro inklusive Vollkasko fällig, während der günstigste Anbieter 481 Euro verlangt – eine Ersparnis von 47%.
BdV warnt vor Unterversicherung im Schadenfall
Der Bund der Versicherten e. V. (BdV) rät derweil angesichts des Preiswettbewerbs von einer vorschnellen Kündigung des aktuellen Tarifs ab. Versicherungsnehmer sollten stattdessen vor einem potenziellen Anbieterwechsel auf die versicherten Leistungen achten, um im Falle eines Schadens nicht auf möglichen Restkosten sitzen zu bleiben. Billiger sei hier nicht automatisch besser, warnt die Verbraucherschutzorganisation.
„Als Erstes sollte man bei seinem bisherigen Versicherer nachhaken, ob die Umstellung auf einen neuen, aktuellen Tarif Einsparungen bringt, ohne sich dabei bei den Leistungen zu verschlechtern“, so BdV-Vorständin Bianca Boss. (js)
Bild: © Halfpoint – stock.adobe.com
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