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28. Juli 2025
Insolvenzen in Deutschland erreichen Zehnjahreshoch
Insolvenzen in Deutschland erreichen Zehnjahreshoch

Insolvenzen in Deutschland erreichen Zehnjahreshoch

Von Creditreform gibt es Zahlen zu den Unternehmensinsolvenzen im ersten Halbjahr 2025. Und sie entwickeln sich weiter in eine unschöne Richtung, denn die Zahl der Insolvenzen ist so hoch wie seit zehn Jahren nicht.

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland hinterlässt weiter ihre Spuren. Denn die deutsche Wirtschaft befindet sich weiter in einer Rezession, wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform in ihrem Halbjahresbericht zu Unternehmensinsolvenzen in Deutschland meldet. Demnach ist deren Zahl im ersten Halbjahr 2025 auf den höchsten Stand seit zehn Jahren gestiegen.

Anstieg der Unternehmensinsolvenzen

11.900 Unternehmensinsolvenzen wurden registriert. Das entspricht einem Anstieg von 9,4% gegenüber dem Vorjahreszeitraum (im ersten Halbjahr 2024 waren es 10.880 Fälle, was damals einem kräftigen Zuwachs von 28,5% entsprach). Laut Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, werde die Zahl der Pleiten bis Jahresende weiter steigen: „Unternehmen kämpfen mit schwacher Nachfrage, steigenden Kosten und anhaltender Unsicherheit. Besonders die finanziellen Reserven schwinden, Kredite werden teils nicht mehr verlängert und immer mehr Betriebe geraten in ernsthafte Schwierigkeiten.“

Auch Verbraucherinsolvenzen sind im ersten Halbjahr 2025 gestiegen. Hier wurden rund 37.700 gemeldet, ein Plus von 6,6% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (35.380 Fälle).

Gläubigern drohen Milliardenschäden

Die wirtschaftlichen Folgen der Insolvenzen sind laut Creditreform erheblich, denn die geschätzten Forderungsausfälle aus Unternehmensinsolvenzen beliefen sich im ersten Halbjahr 2025 auf rund 33,4 Mrd. Euro. Pro Insolvenzfall ergibt sich damit eine durchschnittliche Schadensumme von etwa 2,8 Mio. Euro, deutlich mehr als in den Jahren 2022 und 2023.

Und auch die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze ist gestiegen. Rund 141.000 Arbeitnehmer arbeiteten in den betroffenen Unternehmen – ein Anstieg von 6,0% gegenüber dem Vorjahr (133.000). Vor allem Großinsolvenzen treiben diese Zahl in die Höhe. Zu den jüngsten prominenten Fällen zählen der Pflegeheimbetreiber Argentum Pflege und die Haushaltswarenkette KODi Diskontläden GmbH, beide mit jeweils über 2.000 Beschäftigten.

Vor allem mittelständische Unternehmen betroffen

Die Insolvenzstudie von Creditreform zeigt auch im Segment der mittelständischen Unternehmen ein „dynamisches Insolvenzgeschehen“. So stieg die Zahl der Insolvenzen in der Größenklasse von 51 bis 250 Beschäftigten überdurchschnittlich stark um 16,7%. Auch bei größeren Unternehmen mit Umsätzen ab 5,0 Mio. Euro stiegen die Insolvenzen und liegen mittlerweile mehr als doppelt so hoch wie vor der Corona-Krise.

Den größten Anteil an den Unternehmensinsolvenzen hat der Dienstleistungssektor. Mit fast 7.000 Fällen macht dieser Bereich rund 58,5% aller Unternehmensinsolvenzen aus.

Weiter zurückgegangen ist jedoch der Anteil junger Unternehmen (bis vier Jahre alt) am Insolvenzgeschehen. Er liegt mit 21,3% auf dem niedrigsten Stand seit 2021. Ursache hierfür ist vor allem die rückläufige Zahl an Unternehmensgründungen in Deutschland. Am häufigsten betroffen sind weiterhin ältere, etablierte Unternehmen mit über zehn Jahren Betriebsbestand – ihr Anteil liegt bei fast 42%. (mki)