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Finanzen
13. Juni 2013
Vermittler müssen sich auf neuen EU-Zahlungsverkehr vorbereiten

Vermittler müssen sich auf neuen EU-Zahlungsverkehr vorbereiten

Die Deutsche Bundesbank zeigt sich besorgt über die zögerliche Umstellung des neuen EU-Zahlungsverkehrsraumes SEPA. Insbesondere bei kleinen und mittelständischen Betrieben, zu denen viele selbstständige Vermittler und Maklerbüros zählen, „muss ein erheblicher Rückstand aufgeholt werden“, sagte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann bei der Eröffnung des Zahlungsverkehrssymposiums am Montag in Frankfurt.

Zum 01.02.2014 soll SEPA, der einheitliche Euro-Zahlungsverkehrsraum, starten. Mit SEPA, Single Euro Payments Area, sollen alle Euro-Zahlungen wie inländische Zahlungen behandelt, und so der derzeitige Flickenteppich unterschiedlicher Regelungen im EU-Zahlungsverkehrsmarkt beendet werden. Dies hat auch eine einheitliche Wortwahl in den über 30 Ländern zur Folge, in denen SEPA eingeführt wird. Anstelle der deutschen Kontonummer tritt die internationale Kontonummer IBAN – International Bank Account Number. Und die Bankleitzahl erkennt man fortan am Kürzel BIC, das für Business Identifier Code steht und auch mit „internationaler Bankleitzahl“ übersetzt wird. Die gesetzliche Grundlage für die Einführung hat die EU mit der SEPA-Verordnung geschaffen, die am 31.03.2012 in Kraft getreten ist. Mit dem SEPA-Begleitgesetz hat sich der Deutsche Bundestag am 08.11.2012 für den einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum ausgesprochen.

„Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage, dass die Umstellung auf SEPA bei einigen Nutzergruppen noch sehr schleppend verläuft“, sagte Bundesbank-Präsident Dr. Jens Weidmann in seiner Eröffnungsrede des alle zwei Jahre stattfindenden Zahlungsverkehrssymposiums der Deutschen Bundesbank am Montag in Frankfurt. Insbesondere bei vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen müsse ein erheblicher Rückstand aufgeholt werden, so Weidmann. Je länger die Umstellung herausgezögert werde, desto risikoreicher werde sie. Auch der Aufwand, der mit dem Umstellen von Prozessen verbunden sei, dürfe nicht unterschätzt werden. „Die Bundesbank hat bereits Maßnahmen ergriffen, um in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium der Finanzen dazu beizutragen, der SEPA-Umstellung den nötigen Schwung für die letzte Strecke des Weges zu geben“, gab Weidmann bekannt.

Defizite bei kleinen und mittelständischen Betrieben

Wie es im SEPA-Migrationsplan für Deutschland mit Sachstand zum 01.01.2013 heißt, den die Deutsche Bundesbank in Kooperation mit dem Deutschen SEPA-Rat herausgegeben hat, kennen alle befragten Versicherer SEPA und haben auch einen SEPA-Beauftragten bzw. Ansprechpartner. Drei Viertel der Unternehmen aus der Versicherungswirtschaft geben dem Migrationsplan zufolge zumindest teilweise ihre Bankverbindung auf Rechnungen, Zahlscheinen etc. mit IBAN und BIC an. Jedoch frage lediglich ein Drittel der Befragten seine Geschäftspartner und Kunden nach deren internationaler Kontonummer und internationaler Bankleitzahl. Und die Ergänzung der Stammdaten bzw. Buchhaltung um die IBAN und BIC der Kunden nehme bereits die Hälfte der Versicherer vor.

Carl-Ludwig Thiele, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, kündigte in seiner Rede „Zahlungsverkehr – Herausforderungen aus Sicht der Bundesbank“ für die nächsten Wochen an, „unsere Kommunikationsanstrengungen erheblich zu verstärken“. Dabei ziele die Bundesbank auf die breite Öffentlichkeit und auf Bewusstseinsbildung. Dass die Migration auf die neuen SEPA-Verfahren in Deutschland noch „leider zu schleppend“ verlaufe, illustrierte Thiele anhand weniger Zahlen. Gerade einmal 8,72% aller Überweisungen in Deutschland seien im ersten Quartal dieses Jahres im SEPA-Format abgewickelt worden. „In acht Monaten müssen daraus 100% geworden sein“, erinnerte der Manager. „Nun, der Stapellauf ist gesetzlich auf den 01.02.2014 festgesetzt worden. Niemand hat berechtigte Gründe, eine andere Festlegung zu erwarten“, erklärte Thiele. Damit stellte Thiele aufkommende Spekulationen um eine eventuelle Verschiebung klar.

EZB: SEPA höchste Priorität einräumen

Auch für die Europäische Zentralbank (EZB) hat das Projekt „jetzt eine kritische Phase erreicht.“ In ihrem Ende März veröffentlichten ersten Bericht zur SEPA-Migration warnt die EZB vor Risiken einer späten Umstellung. Der Bericht zeige, dass die meisten Unternehmen die Planungsphase bereits abgeschlossen hätten und sich im Klaren seien, was SEPA in der Praxis für sie bedeuten werde. In Bezug auf die eigentliche Umsetzung hätten sich eine Reihe von Unternehmen jedoch intern sehr späte Fristen, teilweise sogar erst gegen Ende dieses Jahres, gesetzt, moniert die EZB. „Dies gibt Anlass zur Sorge, vor allem hinsichtlich der Migration zum SEPA-Lastschriftverfahren“, geben die Währungshüter zu bedenken. Für noch bedenklicher halten sie gleichfalls die Situation bei kleinen und mittleren Betrieben. Diese seien nach wie vor teilweise „unzureichend über die SEPA informiert und relativ schlecht vorbereitet.“ Während also große Versicherer die Herausforderung SEPA aktiv anpacken, scheint dies bei selbstständigen Vermittlern, kleinen und mittelständischen Maklerbüros anders auszusehen. „Mit der Umstellung auf SEPA ist die Anpassung vieler technischer und betrieblicher Verfahren in kurzer Zeit erforderlich. Projekte dieser Art sollten nicht bis zum letzten Moment aufgeschoben werden“, erklärt Benoît Coeuré, Mitglied des Direktoriums der EZB. „Ich hoffe, dass alle Beteiligten der Migration auf die SEPA-Zahlungsinstrumente die höchste Priorität Einräumen“, appellierte Coeuré an die Verantwortlichen.

Text: Umar Choudhry