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21. November 2019
Sorglosigkeit deutscher Schuldner nimmt zu

Sorglosigkeit deutscher Schuldner nimmt zu

Wie zuverlässig zahlen die deutschen Verbraucher aber auch Unternehmen ihre Schulden? Das wollte der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU) im Rahmen einer Mitgliederumfrage wissen. Insgesamt ist die Zahlungsmoral demnach weiter gut. Allerdings nimmt die Sorglosigkeit bedenklich zu.

Trotz einer schwächelnden Konjunktur ist die Zahlungsmoral weiterhin gut. Das geht aus einer aktuellen BDIU-Umfrage unter den Verbandsmitglieder hervor. Darin geben 55% an, dass Rechnungen genauso gut wie im vergangenen Jahr bezahlt werden. Grund sind die zahlungskräftigen und konsumfreudigen Verbraucher. Deren Zahlungsverhalten hat sich sogar leicht verbessert, wie 23% der Inkassodienstleister sagen. Für gewerbliche Schuldner liegt der Wert bei 18%.

Jüngere anfälliger für Zahlungsschwierigkeiten

Allerdings warten Gläubiger auf Zahlungen von Verbrauchern etwas länger (Durchschnitt: 80,8 Tage) als auf das Geld von B2B-Schuldnern (72,3 Tage). Problematisch ist dem BDIU zufolge vor allem das Zahlungsverhalten jüngerer Verbraucher zwischen 18 und 24 Jahren. 89% der Inkassounternehmen geben an, dass diese Altersgruppe häufig Konsumschulden bei Onlinehändlern hat. Für Telekomfirmen liegt der Wert bei 80%. Ältere Schuldner stehen dagegen eher bei Banken und Kreditinstituten in der Kreide.

Wandel bei den Gründen für unbezahlte Rechnungen

Die Gründe, warum Verbraucher Rechnungen nicht bezahlen, haben sich stark gewandelt. Inzwischen beobachten nur noch 31% der Inkassounternehmen dafür Arbeitslosigkeit als ursächlich. Vor einigen Jahren war das stets die Top-Antwort. Jetzt dagegen stellen drei von vier Inkassounternehmen (73%) fest: Privatschuldner gehen zu sorglos und oft unüberlegt Konsumverbindlichkeiten ein. Zweithäufigster Nichtzahlgrund (60%) ist Überschuldung. Allerdings hatten noch vor zwei Jahren 76% eine entsprechende Angabe in der Umfrage gemacht.

Besonders schlechte Zahlungsmoral bei öffentlichen Auftraggebern

Scharfe Kritik üben die Inkassodienstleiser am Zahlungsverhalten öffentlicher Auftraggeber. Deren Rechnungstreue verharrt auf sehr schlechtem Niveau. 89% der Inkassounternehmen bestätigen das. BDIU-Präsidentin Kirsten Pedd kann das nicht nachvollziehen: „Die Einnahmen durch Steuern und Abgaben sind gut, das Geld ist also da.“ Teilweise fehle zwar schlicht das Personal in den Behörden, um Aufträge abzunehmen und Rechnungen freizugeben. „Es kann aber nicht sein, dass Handwerker oder Baubetriebe ein halbes Jahr oder länger auf das Geld aus öffentlichen Aufträgen warten müssen, gleichzeitig aber die Finanzämter sofort die Vorsteuer aus diesen Verträgen kassieren. Manchen Auftragnehmer treibt dieses Verhalten der öffentlichen Hand sogar in die Insolvenz. Das ist ein Skandal“, so Pedd. (mh)

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