AssCompact: Was sind die Hauptmerkmale eines guten Vermögensverwalters?
Jürgen Lampe: Zum einen sollte er eine klare Strategie haben, die er konsequent umsetzt. Zum anderen muss ein guter Vermögensverwalter in der Lage sein, in fallenden Märkten die Verluste abzufedern und in steigenden Märkten dabei zu sein. Das klingt ganz banal, dennoch trennt sich da doch schnell die Spreu vom Weizen.
AC Was ist wichtiger: Verluste begrenzen oder Aufwärtstrends mitnehmen?
JL Im Grunde die Verluste zu begrenzen. Wenn man auf niedriger Basis wieder auf 100% kommen will, braucht man schließlich mehr Rendite, als man vorher verloren hat. Um einen Verlust von 20% auszugleichen, wird zum Beispiel wieder ein Plus von 25% benötigt. In Langzeitvergleichen stehen daher in der Regel auch die Vermögensverwalter ganz oben, die die Verluste in schlechten Zeiten begrenzen konnten.
AC Aufwärtsphasen gelten dagegen als Zeiten für Indexfonds…
JL Das ist sicher richtig. Allerdings können Vermögensverwalter auch in solchen Phasen punkten, zum Beispiel durch eine clevere Gewichtung von Branchen oder einzelnen Unternehmen. Ein Indexfonds muss per Definition immer auch in sogenannte Underperformer investieren, wodurch auch dessen Anstieg begrenzt wird. Vermögensverwalter, die zum Beispiel 2008 wenig in Bank-Aktien investiert hatten oder nach Fukushima konsequent den Anteil der Versorger reduzierten, haben auch in den anschließenden Aufwärtsphasen besser abgeschnitten als der DAX.
AC Wie ist die Stimmungslage unter den deutschen Vermögensverwaltern?
JL Bei dem historisch niedrigen Zinsniveau ist die Stimmung natürlich verhalten. Schließlich wird es für Vermögensverwalter dadurch anspruchsvoll, Renditen zu verdienen, die nach Kosten, Steuern und Abgaben noch einen Vermögenserhalt sicherstellen. Dafür braucht man 4 bis 6% Rendite, was heute mit Renten nicht mehr zu erzielen ist. Damit spricht eigentlich alles für den Aktienmarkt. Doch der typische Deutsche legt nicht unbedingt in Aktien an. Er ist sehr sicherheitsorientiert. Renten gelten laut Gesetz immer als risikoarm, Europäische Staatsanleihen sind laut BASEL III für Banken sogar risikofrei. Dieses suggeriert eine Sicherheit, die in dieser Form nicht gegeben ist. Sicher ist für diese Assetklasse mit negativem Realzins nur, dass der Anleger daraus schleichend reale Vermögensverluste erleidet.
AC Viele Anbieter vergleichen ihre Leistungen mit bekannten Benchmarks wie etwa dem MSCI World. Sind solche Indizes wirklich eine gute Orientierung?
JL Der Weltaktienindex MSCI World wird möglicherweise deshalb so häufig verwendet, weil er aufgrund seiner sehr breiten Streuung in guten Börsenzeiten relativ leicht zu schlagen ist. Allgemein ist die reine Performance kein ideales Kriterium. Wichtig ist auch, mit welchem Risiko die Performance erreicht wurde. Eine jährliche Rendite von 15% bei einem Maximalverlust von 30% dürfte für die meisten unattraktiver sein, als eine Rendite von 10% bei einem Maximalverlust von 10%. Die Sharpe Ratio, die die Rendite ins Verhältnis zum damit verbundenen Risiko setzt, ist eine sinnvolle und einfach erklärbare Kennzahl (je größer die Zahl, desto besser das Rendite-/Risikoverhältnis) Dennoch findet diese in Berichterstattungen leider kaum Verwendung.
AC Sie haben einen „virtuellen Marktplatz der Finanzdienstleister“ geschaffen. Was ist darunter zu verstehen?
JL Wir haben eine Online-Datenbank aufgebaut, in der das Angebot von rund 1.000 Vermögensverwaltern zusammengefasst ist. Privatanleger können die Unternehmen auf unserer Plattform kostenlos nach bestimmten Kriterien – wie etwa Umkreis, Dienstleistungsarten, spezielle Expertisen oder Mindestanlage – filtern, um den passenden Vermögensverwalter zu finden. Bei Interesse kann der Nutzerdirekt per Email-Link mit dem entsprechenden Vermögensverwalter Kontakt aufnehmen. Der Vorteil der Datenbank von firstfive liegt auf der Hand: Bei Suchmaschinen liefert der Suchbegriff „Vermögensverwaltung“ beispielsweise über 40 Seiten mit mehr als 400 ungefilterten und wenig aussagekräftigen Ergebnissen.
AC Welche Vermögensverwalter haben in den vergangenen Jahren besonders gute Arbeit geleistet?
JL Wir verleihen zusammen mit dem Finanzen Verlag seit zwei Jahren den goldenen Bullen für den besten Vermögensverwalter. 2013 ging der Titel an BHF TRUST, der auch bei der Preisverleihung 2014 weit vorne lag. Diesmal erreichte BHF TRUST den Platz 2 hinter der Capitell AG. Beide verfolgen ihre Anlagestrategien konsequent und erzielen damit nicht nur hohe Performances, sondern auch gute Sharpe Ratios.
Herr Lampe, vielen Dank für das Gespräch!

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