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„Geobezogene Daten eröffnen neue Horizonte“

THE GREEN BRIDGE setzt auf die Nutzung von Informationen mit zeitlichem und räumlichem Bezug für datengetriebene Geschäftsprozesse. AssCompact hat im Interview mit Prof. Dr. Brylka über den Ansatz und die Bedeutung von Geointelligenz in der Assekuranz gesprochen.

Herr Prof. Dr. Brylka, wie darf man sich den Ansatz von THE GREEEN BRIDGE im Detail vorstellen?

Daten entfalten ihren wahren Wert im Kontext von Zeit und Raum. Deshalb befreien wir geobezogene Informationen aus statischen Karten, fragmentierten Systemen und komplizierten Datenstrukturen. Unser universelles Koordinatensystem basiert auf Open Area Seals: Das sind global eindeutige, virtuelle Rasterzellen, die jeden Ort der Erde in flexiblen Größenordnungen abbilden. Diese codierten Raumzellen machen Daten eindeutig verortbar, vergleichbar, zusammenführbar und maschinenlesbar.

In welche Art von Geschäftsprozessen werden die Geodaten dabei eingebunden?

Geodaten sind integraler Bestandteil datengetriebener Geschäftsprozesse nahezu aller Branchen, denn alles, was geschieht, geschieht irgendwo und zu einer bestimmten Zeit.

Wo liegen denn die Mehrwerte?

Die Mehrwerte liegen in Standardisierung, Clustering, Effizienz und Skalierbarkeit. Der universelle Referenzrahmen sprengt Systemgrenzen, Formatvorgaben oder Branchenlogiken. Die Kombination aus Datenmodell und KI-Mechanismen zeigt Muster, die Interpretation erlauben und Trends verdeutlichen. Durch die Quadratmillimeter genaue Struktur der Open Area Seals erreichen Analysen hohe Präzision. Die cloudbasierten Lösungen skalieren bei hundertprozentiger Rückverfolgbarkeit vom ersten Use Case auf unternehmensweite bis hin zu globalen Anwendungen.

Welche Branchen profitieren besonders stark von Geodaten in der täglichen Unternehmenspraxis?

Besonders stark profitieren Branchen, in denen physische Objekte, Bewegungen oder Zustände eine Rolle spielen. Als klassisches Beispiel dient die Logistik. Hier bewerten Anwender beispielsweise digital abgebildete Lieferketten in Bezug auf CO₂-Emissionen, Störungen oder alternative Szenarien.

Zu weiteren Anwendungsfeldern zählen das Versicherungswesen, Bau- und Infrastrukturwirtschaft, Umwelt- und Ressourcenmanagement, Smart Cities, Landwirtschaft, Gesundheitswesen, Katastrophenschutz, Ver- und und Entsorgung sowie öffentliche Sicherheit.

Können Sie uns konkrete Anwendungsfälle oder Einsatzfelder im Assekuranz-Bereich nennen?

Im Versicherungswesen eröffnen geobezogene Daten neue Horizonte in puncto Risiko und Schaden, Marketing, Vertrieb und strategische Steuerung. Interne Bestandsdaten, externe Marktdaten und geobezogene Informationen verschmelzen zu einer automatisch auswertbaren Struktur. Das führt zu verbessertem Risikomanagement, gezielter Entwicklung von Kundenbeziehungen und intelligenter Ausrichtung des Vertriebs.

Vertriebsteams erhalten eine datenbasierte Sicht auf ihre Gebiete: Wo häufen sich Haushalte mit hoher Affinität für bestimmte Produkte? Wo ist das Risiko-Exposure hoch, aber die Durchdringung niedrig? Wo ergibt ein hybrider Vertriebsansatz Sinn? Mit Daten Dritter etwa zu Soziodemografie, Infrastruktur, Mobilitätsverhalten oder Wetterereignissen schneiden sie Kampagnen in Echtzeit auf bestimmte Wohnlagen, Altersgruppen oder Lebensstile zu. Sie erkennen Mikro-Märkte und nutzen sie. Punktgenau auf lokale Besonderheiten abgestimmte Angebote erhöhen den Erfolg.

Der stationäre Vertrieb ordnet aufgrund der eindeutig definierbaren Regionen Kunden automatisch zu, priorisiert Betreuungsbedarfe, spürt White Spots auf und adressiert sie.

Welche Herausforderungen treten bei der Standardisierung und Anbindung von Geoinformationen auf – und wie lassen sie sich lösen?

Die größte Herausforderung im Umgang mit Geoinformationen ist die Datenfragmentierung: Für räumliche Informationen herrschen unterschiedliche Formate und inkompatible Systeme. Standards und eine gemeinsame Sprache fehlen. Viele Unternehmen scheitern an der Integration von Geodaten in Bestands- oder CRM-Systeme, weil Prozesse manuell, fehleranfällig und komplex sind. Sind unterschiedliche Ebenen, etwa Adressdaten, GPS-Koordinaten oder Kartenausschnitte, nicht eindeutig und systematisch aufeinander abbildbar, artet jeder Versuch der Integration zum Kraftakt aus. Und je größer die Organisation, desto schwieriger das einheitliche Management von Datenstandards und Zugriffsrechten.

Wir lösen diese Herausforderung mit der sogenannten Across-Layer-Inkonsistenz. Governance begegnen wir mit einem modularen, rollenbasierten Systemansatz. Dazu zählen wir historisierbare Daten, dokumentierte Änderungen und dynamische Objektstrukturen.

Wie unterstützt die Technologie denn ESG-Ziele, zum Beispiel in Bezug auf Nachhaltigkeit oder soziale Verantwortung?

Wer den Energieverbrauch, Flächenversiegelung, Wasserbedarf oder CO₂-Ausstoß in puncto Zeit und Raum präzise erfasst, bewertet und optimiert, erzeugt Transparenz statt grober Schätzungen. In der Landwirtschaft lassen sich beispielsweise durch den Einsatz von Area Seals nachhaltige Bewirtschaftungsstrategien mit weniger Düngemittel, geringerer Erosion und höherer Effizienz entwickeln. In der Stadtentwicklung helfen unsere Tools, versiegelte Flächen zu analysieren, urbane Hitzeinseln zu erkennen und grüne Infrastruktur zu fördern. Unsere Plattform erlaubt eine objektive Bewertung von Risiken, Infrastrukturqualität und Zugangsmöglichkeiten. Beim Thema Governance bereiten wir durch standardisierte, dokumentierbare und rückverfolgbare Datenstruktur den Boden für transparente Berichterstattung, regelkonforme Nachweise und verlässliche ESG-Kennzahlen.

Zur Person

Prof. Dr. Roman Brylka ist Gründer und Geschäftsführer der THE GREEN BRIDGE GmbH. Der erfahrene Ingenieur und Professor für Management und Business überführt komplexe globale Herausforderungen in standardisierte, skalierbare Lösungen. Seine Arbeit verbindet fortschrittliche Geotechnologien mit Nachhaltigkeit und Business Intelligence. Sie fördert die Effizienz und Compliance von Organisationen weltweit.

Bild: © THE GREEN BRIDGE

 

Regulierung Kfz-Schäden: VHV setzt auf KI-Hagelscanner

Zur Beurteilung von Schäden an Fahrzeugen nach einem Hagelschauer greift die VHV Allgemeine Versicherung AG neben der Expertise von Sachverständigen auch auf die Unterstützung durch künstliche Intelligenz zurück. So kommen KI-gestützte Hagelscanner zum Einsatz.

Bei der Begutachtung von Fahrzeugschäden nach Hagelereignissen setzt die VHV Allgemeine Versicherung AG auf KI-gestützte Hagelscanner. Die Anwendung moderner Technologie erfolgt im Zusammenspiel mit der Expertise des Sachverständigenteams sowie den Kundenbetreuern vor Ort. Wie die VHV unterstreicht, sei der Einsatz nicht nur ein Digitalisierungsprojekt, sondern ein integraler Bestandteil ihres Kumulschadenkonzepts. Die VHV will mit ihrem Kumulschadenkonzept die Schadenabwicklung bei Großschadenereignissen im Sinne der Kunden verbessern. Die VHV-Experten begleiten den gesamten Prozess – von der ersten Begutachtung bis zum Fallabschluss.

„Mit dem Einsatz von KI-Hagelscannern unterstreicht die VHV ihren Anspruch, Innovation und Servicequalität im Sinne der Kundinnen und Kunden kontinuierlich weiterzuentwickeln. In den meisten Fällen können wir den Kunden fallabschließend an Ort und Stelle helfen, indem wir die Schäden direkt vor Ort ausbezahlen oder einen Reparaturtermin vereinbaren“, erklärt Stefanie Aigner, Leiterin Schaden bei der VHV solutions GmbH in München und der Sachverständigenorganisation.

Die Kfz-Sachverständigen analysieren das Dellenprotokoll des Scanners, werten die Ergebnisse aus und ermitteln die genaue Schadenhöhe. Dank der automatisierten Erfassung aller Dellen, die durch ein Hagelereignis entstanden sind, haben die Sachverständigen mehr Zeit für die Gutachtenerstellung und Betreuung der Kunden.

So funktioniert der Hagelscanner

Beim Einfahren des Fahrzeugs in den Hagelscanner wird durch den Einsatz von Kameras ein Raster auf das Fahrzeug projiziert und die Dellen werden erfasst. Der Scanner vermisst die Oberfläche eines Autos und erfasst in wenigen Sekunden Anzahl, Lage und Größe der Hageldellen. Diese Daten werden an eine Software übertragen, die daraus einen Bericht erstellt. Der Scanner klassifiziert automatisch die Anzahl und Größe der Dellen je Bauteil. Der Zeitaufwand für das manuelle Zählen der Dellen entfällt. Mithilfe der KI lassen sich Schäden präzise feststellen und im gesamten Prozess transparent nachvollziehen. (tik)

Weitere News rund um KI und den Einsatz innovativer Technologien aus der Branche lesen Sie in unserer Rubrik „Management & Vertrieb“.
 

Digital Insurance Podcast: Transformation der Haftpflichtkasse

Zu Gast in der neuen Episode des Digital Insurance Podcast von Digitalexperte Jonas Piela ist Dr. Frank Welfens, Vorstandsvorsitzender der Haftpflichtkasse. Das Gespräch dreht sich um die Modernisierung der Haftpflichtkasse und die Bedeutung offener Kommunikation.

In der neuesten Folge des Digital Insurance Podcasts spricht Moderator Jonas Piela mit Dr. Frank Welfens, Vorstandsvorsitzender der Haftpflichtkasse, über die Zukunft des Unternehmens und die Herausforderungen der digitalen Transformation in der Versicherungsbranche. Welfens teilt seine Vision für die Haftpflichtkasse und erläutert die Schritte, die er gemeinsam mit seinem Team unternimmt, um das Unternehmen fit für die Zukunft zu machen.

Ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit im Wandel

Die Haftpflichtkasse, ein 127 Jahre alter Versicherungsverein, genießt einen hervorragenden Ruf im Maklermarkt und wurde zehn Jahre in Folge mit der Auszeichnung „Marklers Liebling“ prämiert. Welfens betont die Besonderheit dieses genossenschaftlichen Modells, das die Mitglieder gleichzeitig als Kunden im Fokus hat. Im Gegensatz zu Aktiengesellschaften steht nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund, sondern die Zufriedenheit der Mitglieder und die Bereitstellung eines exzellenten Service. Der Podcast beleuchtet die Unterschiede zwischen der Arbeit in einem Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit und in Aktiengesellschaften, basierend auf Welfens’ vorherigen Erfahrungen bei der Württembergischen, Allianz und WGV.

Strategieentwicklung und transparente Kommunikation

Ein zentrales Thema der Podcast-Folge ist die Strategieentwicklung der Haftpflichtkasse. Welfens beschreibt den Prozess als kollaborativen Ansatz, der die Einbindung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Vordergrund stellt. Obwohl der Vorstand eine erste Vision entwickelt hat, steht der Austausch mit den Führungskräften und schließlich mit der gesamten Belegschaft im Mittelpunkt. Welfens betont dabei die Bedeutung von Transparenz und offener Kommunikation. Der Podcast zeigt auf, wie die Haftpflichtkasse aktiv Feedback der Mitarbeiter einholt, um eine authentische und wirkungsvolle Strategie zu entwickeln, bei der die bewährte Serviceorientierung als Kernkompetenz erhalten bleibt.

Digitale Herausforderungen und zukünftige Pläne

Ein weiterer Schwerpunkt des Gespräches liegt auf den technischen Herausforderungen. Die Modernisierung des Bestandsführungssystems, die Umsetzung von Vorhaben im Bereich der Digitalisierung und die Automatisierung von Prozessen, insbesondere in der Schadenbearbeitung, stehen dabei im Fokus. Welfens erläutert, wie diese Projekte die Organisationsstruktur und die internen Prozesse der Haftpflichtkasse beeinflussen werden. Die Folge beleuchtet auch den Kulturwandel innerhalb des Unternehmens, einschließlich der Einführung des „Du“, um die Zusammenarbeit zu fördern und die Kommunikation zu vereinfachen. Abschließend gibt Welfens einen Ausblick auf die zukünftigen Pläne der Haftpflichtkasse und beschreibt seine Vision für die nächsten fünf Jahre.

Über den Podcast

Seit April 2020 veröffentlicht Jonas Piela regelmäßig Gespräche zur digitalen Transformation mit Vorständen und Managern der Versicherungswirtschaft. Sein Ziel ist, dass seine Zuhörer einem lockeren Gespräch unter Gleichgesinnten lauschen und so Ideen und Anregungen für die eigene Arbeit mitnehmen. Zu finden ist der Podcast unter anderem bei Google, Apple und Spotify sowie unter pielaco.com/podcast.

Weitere Podcasts
 

Dienstleister und KI: Risiken und Absicherung unterschätzt

Wie eine neue Umfrage von Hiscox zeigt, ist KI im Dienstleistungssektor bereits weit verbreitet. Die KI soll Effizienz und Qualität steigern und Kosten senken. Bei den Firmen mangelt es aber an Risikobewusstsein und entsprechender Absicherung. Für die Versicherungsbranche gelte es, Aufklärung zu leisten.

Im Rahmen der Studie im Auftrag des Spezialversicherers Hiscox wurden Anwender sowie (Mit-)Entscheider in deutschen Unternehmen des Dienstleistungssektors zum Einsatz von KI befragt – vom Freelancer bis zum großen Konzern. 54% aller Umfrageteilnehmer setzen aktuell regelmäßig auf künstliche Intelligenz (KI), sei es in ersten Projekten (39%) oder bereits intensiv (15%). Weitere 21% haben vor, KI bald zu nutzen. Als bemerkenswert ist hervorzuheben, dass kein einziges befragtes Unternehmen KI für irrelevant hält.

Effizienz erhöhen, Qualität verbessern, Kosten senken, Marktposition stärken

Als Hauptgründe für die Nutzung von KI nennen 54% der Befragten die Effizienzsteigerung. 48% wollen die Qualität erhöhen und 36% erhoffen sich eine Kostenreduktion. In der Praxis kommt KI jetzt schon am häufigsten als Hilfstool für alltägliche Arbeiten zum Einsatz, etwa für eine Recherche oder Übersetzung (45%), für die Datenanalyse (38%) sowie für die Automatisierung von Prozessen (36%). Besonders hoch sind die Erwartungen in Sachen Wettbewerbsfähigkeit: 65% der Befragten – bei den Entscheidern sogar 81% – sind der Meinung, dass KI ihre Position am Markt stärkt.

Investitionen in KI nehmen zu

Die vielfältigen Erwartungen haben zur Folge, dass Firmen auch zunehmend Kosten für KI nicht scheuen. Nur 27% nutzen lediglich frei verfügbare und kostenlose KI-Tools, bei 73% dagegen kommen auch lizensierte KI-Lösungen zum Einsatz, die für das Unternehmen gekauft wurden. Bei 23% betrug das Investitionsvolumen in den vergangenen zwölf Monaten über 20.000 Euro, bei 16% sogar über 100.000 Euro.

KI führt zu Wandel der Arbeitswelt

Was die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt angeht, fürchten 37%, dass KI Arbeitsplätze ersetzen könnte. 27% sind da anderer Meinung. Den Studienautoren zufolge sei viel stärker das Bewusstsein für Veränderungen ausgeprägt: 67% der Umfrageteilnehmer gehen davon aus, dass sich Tätigkeiten durch KI grundlegend wandeln werden. 25% sehen in der Technologie sogar Potenzial für neue Jobs. Die Ergebnisse würden laut Hiscox somit einen Wandel zeigen von der allgemeinen anfänglichen Angst vor einem Ersatz durch KI hin zu einer intensiven Integration der Technologie in die Arbeitswelt.

Diese Herausforderungen sehen Dienstleister bei der KI-Nutzung

Als größte Hürden bei Einsatz von KI nennen die Unternehmen allen voran regulatorische Unsicherheiten. So sagen 42%, dass gesetzliche Vorschriften ihre Entscheidung zur Nutzung von KI stark oder sehr stark beeinflussen würden. Das trifft insbesondere auf den sukzessive in Kraft tretenden AI Act der Europäischen Union zu. Weiter führen die Firmen als Herausforderungen den Datenschutz an (40%) sowie die Fehleranfälligkeit der Technologie (36%).

Es hakt am Risikobewusstsein und Wissen zum Thema Absicherung

Wie die Hiscox-Umfrage weiter zeigt, ist das Bewusstsein ob der Risiken rund um die Nutzung von KI noch unzureichend ausgeprägt. Nur ein Viertel Entscheider sagt, dass Unternehmen sei gegen Risiken im Zusammenhang mit KI versichert. Weitere 17% wollen sich absichern, 14% wiederum wissen nicht, ob ein entsprechender Schutz besteht. 15% glauben, dass eine Absicherung gar nicht möglich sei.

Auch bei den Mitarbeitern klaffen Wissenslücken: Nach eigenem Dafürhalten haben 64% der Befragten keine oder keine ausreichenden Kenntnisse zur sicheren KI-Nutzung. Besonders stark ausgeprägt ist dies bei den Mitarbeitern, die nicht zum Kreis der Beschäftigten zählen (71%). Selbst unter den Entscheidern ist dieses Problem mit 53% stark ausgeprägt. Nur 23% geben an, dass sich die Mehrheit im Unternehmen gut oder sehr gut auskenne.

Entscheider sollten handeln und brauchen Strategie zur Absicherung

„Die Ergebnisse unserer Umfrage zeigen ein differenziertes Bild der KI-Nutzung. Zwar haben deutsche Unternehmen die wirtschaftliche Bedeutung von Künstlicher Intelligenz erkannt. Gleichzeitig bestehen aber erhebliche Wissenslücken und vor allem mangelt es an Absicherung gegen potenzielle Risiken, die sich aus der Nutzung ergeben“, erklärt Marc Thamm, Product Head Technology, Media, Communications, bei Hiscox. Entscheider sollten jetzt tätig werden, rät Thamm. Um die bestehenden Unsicherheiten abzubauen, müssten die Mitarbeiter im Umgang mit KI geschult werden – laut AI Act sogar Vorschrift. Auch sollten Entscheider eine klare Strategie für den Einsatz von KI und zur Absicherung gegen Risiken entwerfen.

Versicherungsbranche in der Pflicht, für Aufklärung zu sorgen

„Ich sehe aber auch die Versicherungsbranche stark in der Pflicht: Dass so viele der befragten Unternehmen sich mit mit der Absicherung noch gar nicht befasst haben und sogar 15% glauben, dass KI-Risiken überhaupt nicht versicherbar seien, deutet auch auf mangelnde Kommunikation seitens der Versicherer hin“, sagt Thamm weiter. Es brauche dringend Aufklärung, Lösungen und klare Positionierungen der Branche, um Innovationsfreude und Sicherheit miteinander zu verbinden. Bei Hiscox etwa seien das Nutzen oder Ermöglichen von KI-Technologien im Rahmen und Umfang der Hiscox Berufshaftpflicht mitversichert. (tik)

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Wie KI-Suche Online-Sichtbarkeit der Branche verändert

Künstliche Intelligenz verändert das Online-Suchverhalten von Nutzern. Welche Auswirkungen dies auf die digitale Sichtbarkeit der Versicherungswirtschaft hat, zeigt eine Analyse der ERGO. Die klassische Stichwortsuche wird immer mehr von gesprächsbasierten Ansätzen via KI abgelöst.

„Von SEO zu KI-Suchoptimierung: Wie große Sprachmodelle digitale Sichtbarkeit neu definieren“ lautet der Titel eines neuen Whitepapers. Veröffentlicht hat es das ERGO Innovation Lab, ein Inkubator für neue Ideen und Spin-ins der ERGO Group AG, zusammen mit dem auf künstliche Intelligenz spezialisierten Unternehmen ECODYNAMICS. In der Publikation geht es darum, wie grundlegend Large-Language-Modelle (LLMs) das Online-Suchverhalten von Nutzern verändern und welche Folgen dies auch für die Sichtbarkeit im Netz der Assekuranz hat.

Online-Suche im Wandel

„Die Online-Suche befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation: KI-basierte Systeme liefern nicht mehr nur Informationen, sondern begleiten Nutzerinnen und Nutzer zunehmend durch ganze Entscheidungsprozesse. Wer heute und morgen noch digital sichtbar sein will, muss verstehen, wie diese Systeme funktionieren und sie aktiv mitgestalten, um die eigenen relevanten Zielgruppen auch weiterhin zu erreichen“, erklärt Luisa Schmolke, Innovation Manager im ERGO Innovation Lab.

„Unsere Untersuchung mit den ermittelten Kriterien verdeutlicht Führungskräften, Marketingverantwortlichen und Digitalteams, welchen Einfluss generative KI und agentische Systeme auf die Regeln digitaler Sichtbarkeit haben. Wer diese Logik versteht und sie frühzeitig strategisch aufgreift, kann auch im Zeitalter der KI-Suche dauerhaft relevant bleiben und Kunden wirksam erreichen“, erklärt Hamidreza Hosseini, CEO von ECODYNAMICS.

Für das Whitepaper wurden über 33.000 Suchergebnisse aus klassischen Suchmaschinen und KI-basierten Systemen ausgewertet. Daraus wurde eine relevante Auswahl von über 600 Websites aus dem Versicherungsmarkt analysiert – darunter Webauftritte von Erstversicherern, Versicherungsvermittlern und digitalen Vergleichsplattformen sowie Websites mit frei verfügbaren, redaktionellen Inhalten mit Fokus auf Versicherungs- und Finanzthemen. Ziel der Analyse war es, strukturelle und inhaltliche Erfolgsfaktoren für die Sichtbarkeit in LLM-basierten Suchsystemen zu identifizieren.

Stichwortsuche als Auslaufmodell?

Wie es in dem Whitepaper heißt, wird Stichwortsuche zunehmend von fortschrittlicheren, gesprächsbasierten Ansätzen abgelöst. Dafür sorgen große auf KI-basierte Sprachmodelle. Was heißt das konkret? Die Systeme liefern nicht einfach Listen mit Links. Sie erkennen die Absicht hinter einer Frage, geben präzise und verständliche Antworten und verfeinern ihre Ergebnisse mit aktuellen Daten, so die Experten von ERGO und ECODYNAMICS.

Neue Herausforderungen für Versicherer

Mit dem Wandel des Suchverhaltens hin zu KI-generierten Antworten gilt es für Akteure der Versicherungsbranche, Inhalte für klassische Suchmaschinen und zugleich für Anfragen in sprachmodellbasierten Systemen zu optimieren, um sichtbar zu bleiben. Wie ERGO betont, sei das besonders wichtig für Branchen wie der Assekuranz, in denen Kunden schnelle, präzise und personalisierte Informationen erwarten.

Inhalte nach Logik KI-gestützter Systeme ausrichten

Damit Versicherer online sichtbar bleiben, müssen sie ihre digitalen Inhalte kompatibel mit der Logik KI-gestützter Systeme gestalten. Nur dann würden sie zuverlässig erkannt, verarbeitet und in Antworten eingebunden. Interessanterweise heißt es im Whitepaper, dass andernfalls andere Anbieter an Sichtbarkeit gewinnen, deren Inhalte klar strukturiert, maschinell lesbar und gut vernetzt sind. Hier offenbart sich ein Hebel für Makler.

KI-Agenten mischen die Karten neu

Dem Whitepaper zufolge wird diese Entwicklung durch den zunehmenden Einsatz agentischer Systeme vorangetrieben. Nutzer stellen ihre Fragen direkt in einem System, bekommen personalisierte Antworten, vergleichen Angebote und treffen Entscheidungen im Dialog. Ganze Recherchen, Produktvergleiche und Vertragsabschlüsse finden laut ERGO in einer durchgehenden Gesprächssituation statt. Klassische Webseiten würden dabei in den Hintergrund treten. Wer mit seinen Inhalten in diesen neuen Abläufen nicht vorkomme, verliere den Zugang zu Kunden.

Klassische Suchmaschinenoptimierung weiter wichtig

Klassische Suchmaschinenoptimierung bleibt nach wie vor aber unverzichtbar. Denn Systeme, die auf großen Sprachmodellen beruhen, sind auf etablierte Suchsysteme wie Google angewiesen, um Webseiten zu durchsuchen und zu indexieren. Werden technische und strukturelle SEO-Standards nicht eingehalten, können Inhalte möglicherweise überhaupt nicht gefunden werden.

Eines der Ergebnisse des Whitepapers lautet, dass Inhalte nicht nur auf inhaltliche Richtigkeit geprüft werden müssen, sondern auch auf ihre Interpretierbarkeit durch KI-Systeme. Strukturierte Auszeichnungen, institutionelle Vertrauenssignale und faktische Klarheit verringern das Risiko von Fehlinformationen und wirken sich positiv auf das Vertrauen auf – sowohl bei den Nutzern, als auch bei den Systemen, die auf die Inhalte zugreifen.

Sprachmodelle setzen auf Vertrauenssignale und Markenstruktur

Große KI-basierte Sprachmodelle priorisieren zunehmend Inhalte, die transparent, gut belegt und reputationsstark sind. Als Vertrauenssignale gelten eine klare Autorenschaft, redaktionelle Verantwortung und Verweise auf regulatorische Instanzen. Laut Whitepaper gilt es auch die Markenidentität technisch zu verankern, etwa durch konsistente Namensgebung und Messaging, den Einsatz von Metadatenstandards etc.

Fazit

Die Experten kommen unter anderem zu dem Ergebnis, dass Sichtbarkeit nicht mehr heißt, in einer Trefferliste zu erscheinen. Sichtbarkeit bedeutet, innerhalb der Logik eines Agenten handlungsfähig und interoperabel zu sein. Für Unternehmen gilt, dass Produkte, Services und Inhalte so strukturiert sein müssen, dass sie innerhalb dieser agentischen Prozesse erkannt, verwendet und weiterverarbeitet werden können. (tik)

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Digital Insurance Podcast: Wie Versicherer Start-ups integrieren

Zu Gast in der neuen Episode des Digital Insurance Podcast von Digitalexperte Jonas Piela sind Johannes Rath, Mitglied des Konzernvorstands der SIGNAL IDUNA, und Jens Lapinski, Gründer von Angel Invest. Sie sprechen über ihre erfolgreiche Zusammenarbeit und geben Einblicke in ihre Investmentstrategie.

Der Digital Insurance Podcast von Jonas Piela widmete sich in seiner neuesten Folge dem spannenden Thema der Zusammenarbeit zwischen Versicherern und Start-ups. Zu Gast sind Johannes Rath, Mitglied des Konzernvorstands der SIGNAL IDUNA, und Jens Lapinski, Gründer von Angel Invest, einem der aktivsten Super Angels Europas. Die Gesprächspartner beleuchten die verschiedenen Strategien, mit denen Versicherer die Chancen der Zusammenarbeit mit innovativen Start-ups nutzen können – von direkten Investitionen über Partnerschaften bis hin zur Integration von Start-up-Kultur.

Eine erfolgreiche Partnerschaft seit 2017

Rath und Lapinski schildern die langjährige und vielschichtige Zusammenarbeit zwischen SIGNAL IDUNA und Angel Invest, die bereits 2017 mit der Gründung des SIGNAL IDUNA Innovationshubs „Signals“ begann. Dieser Hub dient nicht nur als Coworking Space, sondern als zentrale Plattform für die Zusammenarbeit mit Start-ups. Die strategische Partnerschaft ermöglichte SIGNAL IDUNA den Zugang zu neuen Technologien und Geschäftsmodellen, während Angel Invest von der Expertise und den Ressourcen des etablierten Versicherers profitierte.

Investmentstrategien und der Fokus auf künstliche Intelligenz

Die Gesprächspartner diskutieren die Entwicklung der Investmentstrategien von SIGNAL IDUNA und Angel Invest. Während die frühen Investments in diverse Bereiche wie Transformation, Fintech und Mobilität zielten, konzentriert sich der aktuelle Angel-Fonds Nr. 3 verstärkt auf künstliche Intelligenz (KI), FinTech und Klimathemen. Die beiden Fondsmanager gaben Einblicke in ihren Prozess, wie sie passende Start-ups identifizieren und bewerten. Es wurde deutlich, dass der Fokus auf der frühen Phase von Startups liegt, um von deren Innovationen zu profitieren und wichtige Trends frühzeitig zu erkennen. Der Zugang zu jungen Unternehmen und deren Gründerpersönlichkeiten, die oft einen anderen Blick auf Probleme haben, wird als besonders wertvoll hervorgehoben. Ein neu geschaffenes Technology Briefing Center bei Angel Invest unterstützt diesen Prozess durch die Erstellung von Marktübersichten zu relevanten Technologiesparten.

Zukunft der Versicherung: KI, Sprachtechnologie und digitale Transformation

Rath verweist auf Projekte der SIGNAL IDUNA im Bereich der Dokumentenverarbeitung (Doc AI) und beschrieb die transformative Wirkung von KI-gestützten Sprachportalen. Er prognostiziert einen enormen Sprung durch die Weiterentwicklung von Sprachtechnologie, die weit über die heutigen Chatbots hinausgeht und in interaktive, transaktionale Anwendungen mündet. Der Podcast beleuchtete, wie wichtig die schnelle Adaption neuer Technologien für Versicherer ist, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Fazit: Partnerschaft und Offenheit sind der Schlüssel zum Erfolg

Das Gespräch unterstreicht, dass eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Versicherern und Start-ups auf gegenseitigem Vertrauen, offenem Dialog und dem Willen zur Anpassung an schnell wechselnde Marktbedingungen beruht. Die Bedeutung von frühzeitigem Engagement und dem Aufbau eines Netzwerkes aus innovativen Unternehmen wurde als Schlüssel zum Erfolg der digitalen Transformation in der Versicherungswirtschaft herausgestellt.

Über den Podcast

Seit April 2020 veröffentlicht Jonas Piela regelmäßig Gespräche zur digitalen Transformation mit Vorständen und Managern der Versicherungswirtschaft. Sein Ziel ist, dass seine Zuhörer einem lockeren Gespräch unter Gleichgesinnten lauschen und so Ideen und Anregungen für die eigene Arbeit mitnehmen. Zu finden ist der Podcast unter anderem bei Google, Apple und Spotify sowie unter pielaco.com/podcast.

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Vertrieb und digitale Prozesse: Wie Spezialmakler effizienter arbeiten

In der Versicherungsbranche unterliegen die Standards für Beratungen seit einigen Jahren einem beständigen Wandel. Die kundenseitigen Ansprüche an Makler steigen, ebenso der Arbeitsaufwand. Doch es gibt Wege, diesen Anforderungen im Sinne einer erfolgreichen Unternehmensführung gerecht zu werden.

Ein Artikel von Armin Christofori, CEO und Gründer der SDV Servicepartner der Versicherungsmakler AG

Versicherungskunden gehen mittlerweile mit einer klaren Anspruchshaltung in die Beratung: Sie wünschen sich bestmögliche Absicherung zum günstigsten Preis. Getrieben wird diese Entwicklung durch die bekannten Vergleichsportale. Oft erfolgte dort vorab bereits eine selbstständige Recherche zum gewünschten Produkt. Makler werden vor dem Gespräch häufig mit diesen Ergebnissen konfrontiert, eine Benchmark seitens des Kunden ist gesetzt. Doch bei komplexen Produkten wie Lebensversicherungen, Berufsunfähigkeitsversicherungen oder privaten Krankenversicherungen können und wollen Kunden nicht auf fachkundige Beratung verzichten. Sie erkennen bei der Eigenrecherche, dass es einiges zu beachten gilt, um passgenauen und zuverlässigen Versicherungsschutz zu erhalten.

Ohne Expertise in der jeweiligen Sparte ist dies nicht möglich. Zudem vertrauen Kunden Vergleichsportalen nicht ausreichend, um deren Beratungsangebot in Anspruch zu nehmen. Sie bevorzugen den Kontakt mit dem Spezialmakler. Dieser wiederum ist auf eine kompetente und zuverlässige Vertriebsunterstützung angewiesen. Ebenso benötigt er eine geeignete Tool-Landschaft, um anspruchsvolle Kunden optimal zu beraten und abzusichern. Denn kundenseitig besteht die Erwartung, dass zeitnah eine wunschgemäße Lösung vorliegt. Ein Maklerpool mit entsprechender Infrastruktur und Servicelandschaft kann ein wertvoller Partner sein, um Prozesse zu optimieren und Kunden zufriedenzustellen. So lässt sich das eigene Geschäft effizient und umsatzorientiert führen.

Weshalb auch erfahrene Spezialmakler profitieren

Spezialmakler sind Experten auf ihrem Fachgebiet. Sie kennen alle Fallstricke, die möglicherweise bei der Absicherung komplexer Risiken auftreten. Gerade in den Sparten Leben, Kranken und Berufsunfähigkeit ist viel Recherche und Detailwissen notwendig. Guter Kontakt zu den Gesellschaften und deren Fachbereichen hilft zudem, Anfragen zügig voranzubringen. In der Theorie klingt all das einfach. Doch in der Praxis fehlt oft die Zeit, um jeden Vorgang mit dem gebotenen Aufwand zu bearbeiten. An dieser Stelle kommt die Vertriebsunterstützung ins Spiel. Gute Pools verfügen über erfahrene Fachleute und helfen Vermittlern dabei, Kundenanfragen zeitnah und mit der erforderlichen Sorgfalt zu bearbeiten. Den Umfang dieser Hilfe bestimmt der Makler selbst.

So läuft die Vertriebs­unterstützung ab

Begleitet die Vertriebsunterstützung den Makler durch den gesamten Vorgang, steht sie ihm ab der Kundenanfrage zur Seite. Die Experten im Maklerpool assistieren bei der Recherche passender Tarife. So erhält der Kunde einen ersten Überblick über seine Optionen. Im weiteren Verlauf kümmern sich die Fachleute um die Beschaffung fehlender Unterlagen und eine erste Bewertung der Absicherungsmöglichkeiten. Auch die Risikovoranfrage beim Versicherer kann durch den Dienstleister erfolgen. Gleiches gilt für die komplette Abwicklung des Prozesses bis hin zur Unterschrift.

Die vertrieblichen Vorteile für den Spezialmakler liegen auf der Hand: Er bleibt für seinen Kunden der kompetente Ansprechpartner. Im Hintergrund übernimmt die Vertriebsunterstützung des Pools alle Aufgaben, die den Makler im Tagesgeschäft viel Zeit kosten würden. Das schafft mehr Freiräume für weitere Beratungsgespräche oder die Neukundengewinnung und damit für das Generieren von Umsatz. Zudem besteht eine größere Chance, auch Kunden zu versichern, die komplexe Risiken mitbringen. Denn auf Poolseite existieren in der Regel langjährige persönliche Kontakte zu den Gesellschaften, was in herausfordernden Fällen Sonderlösungen ermöglicht.

Bessere Beratung dank der passenden Tool-Landschaft

Effiziente Vertriebsunterstützung ist ein Faktor für erfolgreiche Beratungsgespräche. Ein weiterer Aspekt sind die Tools und Programme, die zum Einsatz kommen. Denn je besser ein Vermittler seine digitale Vertriebsstruktur aufstellt, desto zielgerichteter und transparenter berät er. Das Herzstück einer funktionierenden Tool-Landschaft ist das Maklerverwaltungsprogramm. Es sollte intuitiv bedienbar sein, Arbeitserleichterungen wie eine intelligente Dokumentenverwaltung mitbringen und Schnellzugriffe auf wichtige Informationen bieten. Wichtig sind zudem Schnittstellen zu den Gesellschaften sowie zu Vergleichsrechnern für verschiedene Bedarfe. Hierzu zählen beispielsweise spartenübergreifende Rechner oder gewerbespezifische Anwendungen.

Je mehr Funktionen ein Vergleichsrechner mitbringt, desto mehr profitiert der Vermittler. Denn ein Programm, das neben transparenten Tarifvergleichen auch Beratungsstrecken erstellt und den gesamten Weg bis zur Unterschrift ermöglicht, vermeidet Medienbruch: Der Makler führt seinen Kunden nachvollziehbar durch die Beratung, der Ablauf wird dokumentiert und im Maklerverwaltungsprogramm hinterlegt.

Doch eine funktionierende digitale Vertriebsstruktur lebt nicht nur von den Programmen, die dem Makler zur Verfügung stehen. Kundenseitig hilft eine App, um den Überblick über laufende Vorgänge und den Status der Absicherung zu behalten. Das erleichtert die Kommunikation. Ein Kunde, der jederzeit unkompliziert auf seine Versicherungsdaten und Vorgänge zugreifen kann, erlebt seinen Vermittler als präsent und engagiert. Handelt es sich zudem um eine personalisierbare Endkunden-App, verstärkt dies das Erlebnis positiv.

Das Zusammenspiel macht den Unterschied

Spezialmakler mit komplexen Fachgebieten profitieren mehrfach von der Kombination einer poolseitigen Vertriebsunterstützung mit einer sauber abgestimmten digitalen Beratungslandschaft. Diese Konstellation erlaubt ihnen, zeitraubende und aufwendige Tätigkeiten auszulagern. Die Vertriebsunterstützung konzentriert sich auf die relevanten To-dos und den Austausch mit den Gesellschaften. Das eliminiert Fehlerquellen im Anfrage- und Antragsprozess, der Makler hat mehr Raum für seine Kundenbetreuung.

Im digitalen Beratungsprozess bleibt jeder Schritt durch die eingesetzten Tools und Programme nachvollziehbar. Zeitgleich erfolgt die Dokumentation des Vorgehens. Das bringt die geforderte Rechtssicherheit, bei der überdies der Datenschutz Berücksichtigung findet. Für das Maklerunternehmen bedeutet das: mehr Effizienz, stabilere Kundenbindung und die Chance, Umsätze zu steigern.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 06/2025 und in unserem ePaper.

 
Ein Artikel von
Armin Christofori

Digital Insurance Podcast: AI & Automation Update

Zu Gast in der neuen Episode des Digital Insurance Podcast von Digitalexperte Jonas Piela ist Thomas Fröhlich, Head of AI in Automation bei Jonas Piela Ventures. Das Gespräch dreht sich um Neues aus der Welt der Generativen KI und Konnektoren.

Der Digital Insurance Podcast, moderiert von Jonas Piela, widmet seine neueste Episode dem rasanten Fortschritt im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) und Automatisierung. Zusammen mit seinem Kollegen Thomas Fröhlich, Head of AI in Automation, diskutiert Piela die jüngsten Entwicklungen der großen Technologiekonzerne wie Microsoft, Apple, Google, Anthropic und Cohere. Die Episode zeichnet ein Bild von einem intensiven Wettlauf der Unternehmen um die Marktführerschaft im KI-Bereich, der an die Geschwindigkeit der Digitalisierungswelle während der Corona-Pandemie erinnert. Besonders hervorgehoben wird die überraschend zurückhaltende Rolle von Apple, das im Gegensatz zu seinen Konkurrenten noch keine durchschlagenden Fortschritte im Bereich der KI-gestützten Sprachassistenten präsentiert hat.

Apples zurückhaltende KI-Strategie und der Fokus auf Design

Piela, selbst studierter Designer, beleuchtet die Bedeutung von User Experience und Design im Kontext der rasanten KI-Entwicklung. Er betont, dass die Implementierung von KI in bestehende Prozesse weit komplexer ist als die bloße Generierung von Texten. Die Diskussion vertieft sich in die Herausforderungen der Wiederholbarkeit und Zuverlässigkeit von KI-basierten Lösungen und der Notwendigkeit, die KI-Integration sorgfältig in die Prozesse einzubinden.

Konnektoren und die Integration von KI in bestehende Systeme

Ein weiterer Schwerpunkt der Episode liegt auf der Bedeutung von Konnektoren, die die Integration von großen Sprachmodellen (LLMs) in bestehende Unternehmenssysteme ermöglichen. Das Modell-Kontext-Protokoll (MCP) wird als Schlüsseltechnologie präsentiert, die es erlaubt, KI-Systeme mit verschiedenen Anwendungen wie E-Mail-Clients, Datenbanksystemen, Projektmanagement-Tools und weiteren zu verbinden. Beispiele wie Microsoft Copilot und Google Gemini werden diskutiert, wobei die Komplexität der Konfiguration und die damit verbundenen Herausforderungen betont werden.

Zunehmende Akzeptanz von KI und die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Die Episode bezieht sich auf eine aktuelle Studie von Stanford, die die steigende Akzeptanz von KI im amerikanischen Arbeitsmarkt belegt. Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Zunahme der KI-Nutzung, insbesondere bei jungen, hochqualifizierten Mitarbeitern. Die Diskussion beleuchtet die Auswirkungen auf die Produktivität und die Art der Aufgabenerfüllung, wobei eine durchschnittliche Zeitersparnis von einer Stunde pro Aufgabe festgestellt wird. Piela und Fröhlich diskutieren die Implikationen für den Arbeitsmarkt, die Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung und die Notwendigkeit für Weiterbildungsmaßnahmen.

Sicherheitsaspekte und zukünftige Entwicklungen

Schließlich thematisieren Piela und Fröhlich wichtige Sicherheitsaspekte der KI-Integration, insbesondere die Gefahren von Prompt-Injection-Angriffen. Die Episode schließt mit einem Ausblick auf zukünftige Entwicklungen und die Notwendigkeit, sich frühzeitig mit den Möglichkeiten und Herausforderungen der KI auseinanderzusetzen.

Über den Podcast

Seit April 2020 veröffentlicht Jonas Piela regelmäßig Gespräche zur digitalen Transformation mit Vorständen und Managern der Versicherungswirtschaft. Sein Ziel ist, dass seine Zuhörer einem lockeren Gespräch unter Gleichgesinnten lauschen und so Ideen und Anregungen für die eigene Arbeit mitnehmen. Zu finden ist der Podcast unter anderem bei Google, Apple und Spotify sowie unter pielaco.com/podcast.

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KI-Agenten: Kollegen der Zukunft

Google hat ein neues AI Agent Framework herausgebracht und schließt sich damit Microsoft, Salesforce und Nvidia an. Auch in deutschen Unternehmen ist diese nächste Stufe der generativen KI nun auf dem Vormarsch. Im Bereich der Finanzdienstleistungen können KI-Agenten für enorme Effizienzgewinne sorgen.

Ein Artikel von Maximilian Vogel, Mitgründer von BIG PICTURE aus Berlin

KI-Agenten sind keine Werkzeuge – sie sind die neuen Kollegen: Anders als ChatGPT beantworten sie nicht einfach Fragen. Sie lösen komplexe Aufgaben wie zum Beispiel die Bearbeitung und Regulierung eines Schadenfalls – Schritt für Schritt und ohne menschliches Eingreifen. Im Gegensatz zu bisherigen KI-Systemen, die primär zur Assistenz dienen, übernehmen KI-Agenten damit die Rolle vollwertiger Mitarbeiter und ermöglichen tiefgreifende Effizienzgewinne in Unternehmen. Führende Köpfe wie OpenAI-Gründer Sam Altman und Nvidia-CEO Jensen Huang sehen in Agenten das dominierende KI-Modell der kommenden Jahre.

Das Beste: Agenten sind kein weiteres neues Stück Software, in das sich Mitarbeiter erst einarbeiten müssen. Die Agenten arbeiten vielmehr direkt mit bestehenden Unternehmenssystemen wie ERP, CRM, Schadenmanagement- oder Bestandsführungslösungen oder mit der Provisionsabrechnung. Sie nutzen APIs – oder interagieren, und das ist ganz neu, einfach über das Web-Frontend von SAP, Salesforce und anderen Plattformen, genau wie ein menschlicher Nutzer.

Verlässlichkeit und Genauigkeit als Schlüssel

Kaum jemand würde Anfragen seiner Kunden ohne Kontrolle von einem Chatbot wie ChatGPT beantworten lassen: Denn trotz oft beeindruckender Ergebnisse sind Fehler und sogar vollständig erfundene Inhalte („Halluzinationen“) an der Tagesordnung. In kritischen Bereichen wie Finanzen und Versicherungen können solche Fehler sehr teuer werden.

Womit KI-Agenten punkten

Warum gelingt Agenten, woran andere KI-Systeme scheitern? Der Schlüssel liegt in der sicheren Verwendung von Daten, neuen Reasoning-Mechanismen und einem abgesicherten Modus. Die Agenten produzieren Aussagen allein auf Basis der geprüften Daten, die man ihnen zur Verfügung stellt – etwa Verträge, Policen oder Prozess­dokumente. Konfidenzsysteme und ein Sandbox-Modus sorgen dafür, dass nur validierte Informationen verarbeitet werden. Unsichere Fälle erkennen sie selbst und übergeben sie an menschliche Kollegen.

Zudem bearbeiten Agenten große Aufgaben in vielen kleinen Schritten. Sie speichern Zwischenstände, können Antworten abwarten und verlieren auch über Tage oder Wochen hinweg nie den Kontext. Ihre Entscheidungen dokumentieren sie und machen auch die Gründe für Außenstehende nachvollziehbar. Das ist ein großer Vorteil für die Sicherheit und für die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben wie des EU AI Act.

Ein Praxisbeispiel

Einige große Versicherungsunternehmen sind gerade dabei, Agentensysteme vor allem für das Schadenmanagement und den Kundenservice zu entwickeln. Besonders bekannt wurde aber der deutsche Logistikdienstleister FIEGE, der sein Schadenmanagementsystem zum Jahreswechsel auf einer AI-Konferenz präsentierte. Die Effizienzgewinne des produktiven agentenbasierten Systems sind beeindruckend: Laut Christian Meierhoff von FIEGE kann der Agent etwa 70% aller Schadenfälle vollständig automatisiert abwickeln – eine massive Entlastung für die Mitarbeiter. Der Agent muss, um Erstattungsansprüche zu bestimmen, Dokumente wie Rechnungen, eidesstattliche Erklärungen oder Schadenbilder analysieren. Er kommuniziert dabei oft über Tage und Wochen mit verschiedenen Ansprechpartnern in der Logistik und im Lager, um Vorgang und Haftungs­fragestellungen zu klären.

Umsetzung im eigenen Unternehmen

KI-Agenten basieren auf äußerst komplexen Grundbausteinen, den großen Sprachmodellen. Diese können heute aber sehr unkompliziert als Service in einer Corporate Cloud genutzt werden oder – etwas aufwendiger – auf Basis von Open-Source-Modellen im eigenen Rechenzentrum betrieben werden. Die Herausforderung liegt damit nicht in der Modellnutzung, sondern in der Implementierung der Business-Logik. Die gibt es nicht von der Stange – auch wenn einige KI-Anbieter das suggerieren. Der Auftraggeber muss die eigenen Ist- oder Zielprozesse klar definieren und für den KI-Agenten übersetzen:

  • Welche Schadenfälle sollen automatisiert werden?
  • Was sind notwendige Informationen, welche optionalen Daten können in die Fallbewertung einfließen?
  • Auf welche Kundendaten darf wie zugegriffen werden?
  • Wo wird streng nach AVB und Police reguliert, wo gelten welche Kulanzregelungen?

Auf Basis einer natürlich-sprachlichen Prozessbeschreibung, kombiniert mit Prompt Engineering und Integration in die Unternehmenssysteme, entsteht ein Agent. In der Einführungsphase läuft er vollständig unter menschlicher Aufsicht – bevor er bei Erfolg immer mehr Aufgaben eigenständig übernimmt.

Ein Verständnis für branchenspezifische Dokumente – ob Policen und AVBs auf Versichererseite oder Rechnungen und Schadendokumentationen auf Kundenseite – muss heute nicht mehr aufwendig trainiert werden: Aktuelle Systeme bringen diese Fähigkeit bereits out of the box mit.

Breite Anwendungsfelder

Agentensysteme sollten für Anwendungsfelder entwickelt werden, die eine Vielzahl von Fällen umfassen. Das könnten bei Versicherungen neben den bereits genannten Feldern die Bereiche Vertrieb, Bestandsmanagement, Underwriting, Risikomanagement, Marketing und Produktentwicklung sein. Dazu kommen noch Querschnittsbereiche wie Legal, Compliance, IT oder HR.

Agenten für sehr spezifische, seltene Fragestellungen lohnen sich oft nicht. Und es sollte kein Ziel sein, komplette Teams zu ersetzen. Die besten Agentensysteme nehmen einem größeren menschlichen Team alle Routine-Tätigkeiten ab und helfen den Kollegen, sich auf die geschäftskritischen und wirklich wertschöpfenden Tätigkeiten zu fokussieren. Sie sind oft in der Lage, 50% bis 80% der Fälle einer Abteilung sicher und vollständig automatisiert zu bearbeiten. Sie sparen Kosten und können dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu lindern. Eine Gesellschaft, in der jährlich fast eine Million Menschen in Rente geht, aber deutlich kleinere Kohorten von den Schulen und Unis nachkommen, kann nur mithilfe von Agenten oder ähnlichen Effizienzboostern die Wirtschaftsleistung halten oder sogar steigern.

Über den Autor

Maximilian Vogel, hat digitale Plattformen, KI-Agenten und Machine-Learning-Lösungen für eine Reihe von Unternehmen wie Allianz, BASF, BMW, Commerzbank, Danone, Evonik, LVM, Mercedes, die Sparkassen­gruppe und Unicredit mit entwickelt.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 06/2025 und in unserem ePaper.

 
Ein Artikel von
Maximilian Vogel

Maklerpool [pma:] nutzt Beratungsplattform Bridge

Der Maklerpool [pma:] setzt auf die Beratungsplattform „bridge“ des Spezialisten für Finanz-IT-Systeme Bridge ITS GmbH. Die Plattform „bridge“ bietet Maklern eine digitalisierte Beratungsstrecke von der Terminvergabe über Rechen- und Grafiktools bis hin zum elektronischen Self-Underwriting.

Der Maklerpool [pma:] nutzt künftig die Beratungsplattform „bridge“. Die Plattform des in Dresden ansässigen Spezialisten für Finanz-IT-Systeme Bridge ITS GmbH bietet Maklern eine vollumfänglich digitalisierte Beratungsstrecke. Diese reicht von der Terminvergabe für Beratungsgespräche über interaktive Rechen- und Grafiktools sowie interaktive Sales-Stories bis hin zum elektronischen Self-Underwriting und der KI-gestützten Nachbetreuung.

Marc Engel, Digital-Vorstand bei [pma:], sieht in der Zusammenarbeit mit Bridge große Überschneidungen: „Bei beiden Partnern steht digitaler Service für Maklerinnen und Makler sowie Qualität in der Beratung an oberster Stelle. Da passt es unter anderem besonders gut, dass Bridge ebenfalls das vom Defino Institut zertifizierte Finanzanalyse-Tool zur DIN-Norm 77230 vorhält. Wir unterstützen diese Normungsprojekte nach DIN seit Jahren mit allen Kräften.“

Für den Einstieg bieten beide Partner den entsprechenden Support. Bridge-COO Oskar Hallier erklärt: „Für uns ist die enge Zusammenarbeit mit einem solch renommierten Maklerpool eine großartige Bestätigung der fortwährenden Weiterentwicklung unserer Dienstleistung.“ Bridge feilt bereits an zusätzlichen Produktfeatures mit digitalen Funktionen. (tik)

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