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DELA bringt Beraterleitfaden mit Impulsen zur Vorsorgeberatung

Mit ihren neu entwickelten Beraterleitfaden stellt die DELA Lebensversicherung Maklern ein Dokument zur Verfügung, um mit ihren Kunden wichtige Fragen rund um Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, Testament und Entlastung der Angehörigen im Krankheits- oder Todesfall zu klären.

Die DELA Lebensversicherung greift in einem neu entwickelten Beraterleitfaden die Themen Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, Testament, Entlastung der Angehörigen im Fall eines Unfalls, einer schweren Krankheit oder des eigenen Todes auf und stellt Maklern und Vermittlern damit ein Dokument zur Verfügung, das es ihnen ermöglicht, mit ihren Kundinnen und Kunden Schritt für Schritt wichtige Vorsorgefragen zu besprechen und zu klären. Bei der Entwicklung hat mit Steffen Moser ein Experte mitgewirkt, der sich als Gründer der Professionellen Generationenberatung intensiv mit dem Schutz der Familie befasst und die neuen Dokumente auch in einer Webinar-Reihe der DELA selbst vorstellen wird.

Ergänzend zum Beraterleitfaden stellt DELA einen neuen Notfallplan zur Verfügung, der den Kundinnen und Kunden als zentrales Dokument dienen soll, um alle wichtigen Informationen für den Ernstfall zu erfassen und zu hinterlegen. (ad)

Bild: © VRD – stock.adobe.com

 

Die Digitale Rentenübersicht aus Sicht der Berater

Die Vorbereitungen für die Einführung der Digitalen Rentenübersicht sind angelaufen. Während ihr Nutzen für die Bürger klar beschrieben ist und die Anbieter über Vorbereitungen für eine reibungslose Übermittlung der Standmitteilungen beraten, ist es noch still, wenn es um die Vertriebspartner geht.

<h5>Von Martin Gattung, Gründer und Geschäftsführer der Aeiforia GmbH</h5><p>Berater verfügen schon heute über reichhaltige Informationen zum Vorsorgestatus ihrer Kunden. Das bestätigt auch eine aktuelle Umfrage (Online-Erhebung zur Digitalen Rentenübersicht, Mai 2021, n= 411, befragt wurden ausschließlich hauptberufliche Berater), die von Aeiforia bei AssCompact in Auftrag gegeben wurde:</p><ul><li>80% der befragten Berater greifen bei der Altersvorsorgeberatung auf Informationen zum Wohneigentum und auf Standmitteilungen bereits bestehender Vorsorgeverträge zu.</li><li>Circa 70% der Befragten kennen die Lohn- und Gehaltsabrechnung ihrer Kunden und sind über vorhandene Kapital­anlagen informiert.</li><li>Zwei Drittel geben an, die Rentenübersicht der gesetzlichen Rentenversicherung ihrer Kunden zu kennen.</li></ul><p>Hier zeigt sich, dass die Berater das Vertrauen ihrer Kunden genießen. Nicht zuletzt auf der Basis dieses Vertrauens beurteilen knapp 80% der befragten Berater die Digitale Rentenübersicht mit ausgezeichnet, sehr gut oder gut.</p><h5>Mehrheit der Berater plant, die Digitale Rentenübersicht aktiv zu nutzen</h5><p>Über die Hälfte der Altersvorsorgeberater geht davon aus, dass die Digitale Rentenübersicht die Beratung deutlich vereinfachen wird, da sie so einen besseren Überblick über die Altersvorsorge ihrer Kunden erhalten. Zudem rechnen sie mit einer Verbesserung der Beratungsqualität. Auch Berater, denen bereits heute viele Informationen zur Vorsorgesituation ihrer Kunden vorliegen, gehen davon aus, dass die Digitale Rentenübersicht die Beratung unterstützen wird; sie rechnen allerdings nicht mit neuen zusätzlichen Informationen. Die grundsätzlich positive Erwartungshaltung führt dazu, dass zwei Drittel der befragten Berater planen, die Digitale Rentenübersicht im Beratungsgespräch aktiv zu nutzen.</p><h5>Positive Beeinflussung-der Kundenbeziehung</h5><p>Eine positive Beeinflussung der Kundenbeziehung durch die Digitale Rentenübersicht sehen knapp 60% der befragten Berater; ein Drittel geht davon aus, dass die Digitale Rentenübersicht die Kundenbeziehung nicht beeinflussen wird. Nur 1% befürchtet einen negativen Einfluss auf die Kundenbeziehung. Die deutliche Mehrheit der befragten Berater (80%) geht davon aus, dass ihren Kunden auch zukünftig die persönliche Beratung wichtig ist.</p><p>Eine von Aeiforia beauftragte Verbraucherumfrage (Online-Erhebung zur Digitalen Rentenübersicht, 12. bis 15.03.2021, im Auftrag der Aeiforia GmbH durchgeführt von Appinio GmbH [n = 1.000, m/w = 50:50, Alter 20 bis 60 Jahre, Durchschnittsalter 39,5 Jahre]) zeigt, dass Verbraucher dies tendenziell ähnlich sehen: Fast die Hälfte der befragten Verbraucher hält eine zusätzliche Beratung für sehr wichtig oder wichtig. Während ein Drittel noch unentschlossen ist, halten 23% eine zusätzliche Beratung für unwichtig oder weniger wichtig. Die Einstellung der Verbraucher zur Digitalen Rentenübersicht zeigt in diesem Punkt zum heutigen Zeitpunkt (noch) kein einheitliches Bild.</p><p>Doch auch Berater und Verbraucher haben einen unterschiedlichen Blick auf die Nutzung der Digitalen Rentenübersicht.</p><p class="zoombild" > <div class="zoomImage"><a href="https://www.asscompact.de/sites/asscompact.de/files/styles/zoom_large/p…; rel="prettyPhoto" title=""><img alt="Die Digitale Rentenübersicht aus Sicht der Berater" height="101" src="https://www.asscompact.de/sites/asscompact.de/files/styles/zoom/public/…; typeof="Image" width="200" /><img class="zoomIcon" src="/sites/asscompact.de/themes/asscompact/gfx/zoom_icon.png" width="54"></a></div></p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Verbraucher zögern, wenn es ums Teilen von Informationen geht--><h5>Verbraucher zögern, wenn es ums Teilen von Informationen geht</h5><p>Die Berater möchten die Digitale Rentenübersicht nutzen, um die Beziehung zu ihren Kunden und die Beratungsqualität noch weiter zu verbessern. Hierzu benötigen sie Einblick in die Informationen der Digitalen Rentenübersicht. Die Verbraucher unterscheiden beim Teilen der Informationen zwischen „Zugriff“ und „Einblick“ gewähren.</p><p>Nur knapp 15% der befragten Bürgerinnen und Bürger würden ihrem Berater Zugriff auf die Digitale Rentenübersicht erteilen. Offener reagieren die Verbraucher, wenn es darum geht, lediglich Einblick in die Digitale Rentenübersicht zu geben: In diesem Fall würde nur noch ein Fünftel der Befragten den Inhalt der Digitalen Rentenübersicht nicht teilen. 45% machen ein Teilen mit dem Berater von Rahmenbedingungen abhängig. Besonders zurück­haltend sind die 50- bis 60-Jährigen.</p><h5>Einigkeit beim Datenschutz und den Erwartungen an die Standmitteilungen</h5><p>Sowohl Vermittler als auch Verbraucher messen dem Datenschutz beim Umgang mit der Digitalen Rentenübersicht eine hohe Bedeutung bei. Die Mehrzahl würde Informationen nur dann teilen oder annehmen, wenn der Datenschutz eingehalten wird oder die aktive Zustimmung der Kunden vorliegt.</p><p>Einig sind sich Berater und Verbraucher auch darin, dass die Standmitteilungen mehr als nur Bruttobeträge der Rentenansprüche ausweisen sollten:</p><ul><li>Über 80% der Verbraucher ist es wichtig, die tatsächlich zur Verfügung stehenden Leistungen aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Altersvorsorge genannt zu bekommen. Statt Bruttobeträgen sollen Beträge nach Abzug von Steuern und Krankenversicherungsbeiträgen ausgewiesen werden. Nahezu 80% der Berater sehen dies ebenso.</li></ul><p>Die Verbraucher in der Studie wünschen sich zudem eine Darstellung der gesetzlichen Hinterbliebenenversorgung: Zwei Dritteln Oder Umfrageteil­nehmer ist es wichtig, die Höhe einer zu erwartenden Witwenrente zu kennen; etwas mehr als die Hälfte möchte den jeweiligen Stand der Waisenrente erfahren.</p><ul><li>Auf der Wunschliste der professionellen Berater steht zudem bei drei Vierteln der Befragten die Darstellung einer möglichen Rentenlücke.</li><li> Auch möchte mehr als ein Drittel der Berater Mietein­nahmen, Kapitalanlagen und Wohneigentum in der Digitalen Rentenübersicht berücksichtigt sehen – wohl wissend, dass dies derzeit nicht vorgesehen ist.</li></ul><p class="zoombild" > <div class="zoomImage"><a href="https://www.asscompact.de/sites/asscompact.de/files/styles/zoom_large/p…; rel="prettyPhoto" title=""><img alt="Die Digitale Rentenübersicht aus Sicht der Berater" height="116" src="https://www.asscompact.de/sites/asscompact.de/files/styles/zoom/public/…; typeof="Image" width="200" /><img class="zoomIcon" src="/sites/asscompact.de/themes/asscompact/gfx/zoom_icon.png" width="54"></a></div></p><h5>Wissen um Rentenansprüche: Viele Gründe, warum Berater gerade jetzt gefragt sind</h5><p>Die Verbraucherumfrage zeigt, dass das Wissen um zu erwartende Rentenansprüche generell noch nicht sehr ausgeprägt ist: Nur 14% der Befragten im Alter zwischen 20 und 60 Jahren geben an, die Rentenansprüche aus ihrer gesetzlichen, betrieblichen und privaten Altersvorsorge sehr gut zu kennen. Nahezu die Hälfte der Befragten hat einen groben Überblick über die künftigen Rentenleistungen. Dagegen gibt ein Drittel der Befragten an, keinen Überblick über die Höhe ihrer zu erwartenden Rentenleistungen zu haben. Das heißt, hier herrscht dringender Informations- und Beratungsbedarf. Das geringe Wissen und der hohe Beratungsbedarf gehen mit der Einstellung einher, dass drei Viertel der Verbraucher den Service der Digitalen Rentenübersicht nutzen würden.</p><h5>Fazit: Es gilt, den Nutzen der Digitalen Rentenübersicht zu vermitteln</h5><p>Die Erhebung aufseiten der Verbraucher macht deutlich, wie wichtig es ist, Versicherungsnehmern den Nutzen der Digitalen Rentenübersicht zu vermitteln, damit sie die Entwicklung der eigenen Renten­ansprüche erkennen und rechtzeitig Vorsorge treffen können.</p><p> Jetzt sind alle Altersvorsorge­berater mehr denn je gefragt, die Verbraucher kompetent und umfassend aufzuklären. Die in den Standmitteilungen aufgeführten Werte werden vielen Verbrauchern erklärt werden müssen. Die bloße Einrichtung einer Digitalen Rentenübersicht wird nicht ausreichen, die sinnvolle Nutzung zu gewährleisten.</p><h5>Hintergrund: Wie die Digitale Rentenübersicht funktioniert</h5><p>Ab Dezember 2023 steht den Bundesbürgerinnen und Bundesbürger­n eine „Digitale Rentenübersicht“ zur Verfügung, die sie auf einen Blick über den Stand ihrer persönlichen Altersvorsorge informiert. Das heißt: Auf einer Internetseite der Deutschen Rentenversicherung hat jeder die Möglichkeit, sich den aktuellen Stand seiner gesamten Altersvorsorgeverträge anzeigen zu lassen: In welcher Höhe ist bereits für das Alter vorgesorgt worden und welche Absicherung kann bis zum Rentenbeginn erreicht werden?</p><p>Zu den Altersvorsorgeverträgen, die künftig digital dargestellt werden, gehören die gesetzliche Rentenversicherung, private Alters­vorsorgeverträge und Verträge der betrieblichen Altersvorsorge. Mindestens einmal im Jahr gibt es zu jedem Vertrag eine Mitteilung zum aktuellen Stand.</p><p>Der Nutzer kann den aktuellen Stand seiner Verträge abfragen, indem er sich mittels elektronischem Personalausweis und seiner Steueridentifikationsnummer ausweist. Die individuellen Daten werden nur für die Abfrage zusammengeführt. Anschließend kann der Nutzer sie freiwillig in einem persönlichen Nutzerkonto speichern – wird das nicht gewünscht, werden die Daten gelöscht.</p><p>Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 07/2021, Seite 30 f., und in unserem <a href="https://epaper.asscompact.de/asscompact-07-2021/65746324&quot; target="_blank" >ePaper</a>.</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © InsideCreativeHouse – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/72D636FA-84E2-4A0C-8F9E-D281EA96A5A2"></div>

 
Ein Artikel von
Martin Gattung

„Wir verfügen über eine ausgeprägte Innovationskultur“

Die RheinLand Versicherungsgruppe ist mit drei Marken im Markt vertreten, darunter rhion.digital. Seit bald 30 Jahren ist Christoph Buchbender bei der RheinLand-Gruppe mit Vorstandsaufgaben betraut. In dem Unternehmen begann er 1971 auch seine Ausbildung.

<h5>Christoph Buchbender, Vorstand der RheinLand Holding AG, im Interview</h5><h5>Herr Buchbender, Ihre Berufs­karriere ist für heutige Zeiten ungewöhnlich. Wie fühlt es sich an, 50 Jahre für ein Unternehmen zu arbeiten?</h5><p>Das fühlt sich gut an! Ich kann gar nicht sagen, wo die Zeit geblieben ist. Auch nach all den Jahren gehe ich immer noch sehr gerne arbeiten. Während meiner Berufslaufbahn habe ich gleich in mehrfacher Hinsicht Glück gehabt: Neben der stark versicherungstechnischen Orientierung hatte ich Gelegenheit, für alle Großkunden der RheinLand-Gruppe verantwortlich zu sein. Das hat schließlich dazu geführt, dass ich für alle Vertriebe der RheinLand-Gruppe und alle Sparten im Vorstand verantwortlich sein durfte.</p><h5>Zudem gehören Sie zu den dienstältesten Vorständen in der deutschen Assekuranz.</h5><p>Das stimmt. Seit dem 01.09.1991 bin ich in unserem Unternehmen mit Vorstandsaufgaben betraut. Und dies von Anfang an mit dem Schwerpunkt Vertrieb. Wenn man damals mit heute vergleicht, sieht man schnell, wie sehr sich die Arbeit im Vertrieb verändert hat: Ich bin mir sicher, dass sich die qualifizierte Beratung der Kundschaft bei uns und unseren Mitbewerbern deutlich verbessert hat. Kunden und Vertriebspartner stellen zu Recht hohe Anforderungen an unsere Produkte. Auch die Art der Kommunikation und die hierfür genutzten Medien haben sich gewandelt – derzeit vollzieht sich diese Veränderung gefühlt noch schneller. Die Videoberatung wird immer selbstverständlicher – und trotzdem muss es uns gelingen, die persönliche Betreuung von Kunden und Vertriebspartnern nicht abreißen zu lassen.</p><h5>Ihr Haus ist mit drei Marken im Markt vertreten, die unterschiedliche Distributionskanäle bedienen. Erläutern Sie uns bitte kurz die Strategie und die Erwartungen dahinter.</h5><p>Das ist richtig, unser Geschäftsmodell basiert auf den Marken RheinLand, Credit Life und rhion.digital. Sie stehen für unterschiedliche Vertriebsansätze: den eigenen Außendienst mit seiner Tradition seit 1880, den 2002 gegründeten Banken- und Kooperationsvertrieb sowie den Vertriebsweg Makler und Assekuradeure, den wir mit der Gründung von Rhion 2005 neu aufgestellt haben. Als mittelgroßes Versicherungsunternehmen müssen wir danach trachten zu wachsen. Das ist uns dank unseres Geschäftsmodells in den letzten Jahren auch sehr gut gelungen.</p><h5>Den Maklerversicherer Rhion gibt es nun auch schon über 15 Jahre. Er ist ein Ertragsbringer für die RheinLand-Gruppe. Wie geht die Entwicklung hier weiter?</h5><p>Mit den Ergebnissen sind wir in der Tat zufrieden. Wir sind aber der Meinung, dass wir uns noch deutlich stärker profilieren und damit noch weiter verbessern können. Hierbei haben wir insbesondere unsere Arbeitsabläufe und Prozesse im Blick. Auch Produktinnovationen sind für uns ein Muss, damit wir uns auf Dauer im Makler- und Assekuradeurmarkt behaupten können.</p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Seit einigen Jahren heißt Rhion rhion.digital. Wo stehen Sie denn in der digitalen Transformation?--><h5>Seit einigen Jahren heißt Rhion rhion.digital. Wo stehen Sie denn in der digitalen Transformation?</h5><p>Wir haben Rhion 2018 ganz bewusst in rhion.digital umbenannt. Unser Motiv war und ist, deutlich zu machen, dass wir bereit sind, unsere Vertriebspartner bei der Digitalisierung zu unterstützen. Wir begleiten sie bei dieser Transformation – und gleichzeitig stellt die Umbenennung auch einen hohen Anspruch an uns selbst. Dies gilt freilich nicht nur für rhion.digital. In der gesamten RheinLand-Gruppe verfolgen wir das strategische Ziel, die Digitalisierung voranzutreiben und uns schneller als andere zu entwickeln. Wir verfügen über eine ausgeprägte Innovationskultur. Das bleibt nicht unbemerkt: Wir sind 2021 einer der Preisträger des Wettbewerbs „TOP 100“. Mit der Auszeichnung werden das Innovationsmanagement und die Innovationserfolge mittelständischer Unternehmen in Deutschland gewürdigt.</p><h5>Was bedeutet dies für die Zusammenarbeit im Maklermarkt. Wer genau ist dort Ihre Zielgruppe? Wir denken da beispielsweise vom Einzelmakler über Vertriebe bis hin zu Vergleichsportalen.</h5><p>Unsere Zielgruppe sind Vertriebspartner, die ein Interesse daran haben, mit uns als Kerngesellschaft dauerhaft und erfolgreich zusammenzuarbeiten. Dabei kommt es nicht so sehr darauf an, ob es sich um Einzelmakler, Pools oder Assekuradeure handelt. Unseren Maklern machen wir ein breites Angebot für Privat- und Gewerbekunden und garantieren ihnen weitreichenden Service für das profitable Geschäft, unterstützen ihre Arbeit mit vielen digitalen Tools, beispielsweise zur Bestandsübertragung, ohne dabei die persönliche Beziehung zu vernachlässigen. </p><h5>Wie erleben Sie die Wettbewerbssituation in den Sachsparten?</h5><p>Der Wettbewerb ist beachtlich und treibt so einige Blüten. Die Ausdehnung des materiellen Versicherungsschutzes ist versicherungstechnisch manchmal grenzwertig; viele Versicherungsunternehmen überbieten sich gegenseitig mit ganz unterschiedlichen Maßnahmen. Mit cleveren Ideen gelingt es uns aber trotzdem, erfolgreich auf uns aufmerksam zu machen. Das zeigt sich produktseitig bei rhion.digital beispielsweise an unserer neuen Hausratversicherung, aber genauso an unserer Wohngebäudeversicherung. Den Vorsprung sichert uns nicht zuletzt eine reibungslose Prozesskette – das lässt sich auch an den Awards und Trendstudien aus Ihrem Hause immer wieder ablesen.</p><h5>Wie entwickelt sich das Gewerbegeschäft?</h5><p>Gewerbeversicherungen sind eine Kernkompetenz innerhalb der Rhein­Land-Gruppe respektive von rhion.digital. Wir haben ein großes Interesse daran, uns beständig weiterzuentwickeln und als spezialisierter Anbieter für kleine und mittlere Gewerbebetriebe ganz vorne mitzuspielen: Das ist mir durchaus ein persönliches Anliegen, denn ich selbst komme ja aus dem gewerblichen Sachversicherungsgeschäft. Im individualisierten Gewerbegeschäft bieten wir passgenaue Lösungen an, im eher standardisierten Kleingewerbegeschäft punk­ten wir durch unsere hohe Prozesskompetenz. Als Gewerbeversicherer ist also mit uns zu rechnen!</p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Welche Pläne gibt es in der Produktentwicklung?--><h5>Welche Pläne gibt es in der Produktentwicklung?</h5><p>Auf den erfolgreichen neuen Hausrattarif bin ich schon eingegangen. Weiterhin Gas geben wir auch mit unserem Kfz-Tarif ONdrive, mit dem wir einen echten Volltreffer gelandet haben und der wieder um weitere Produktfeatures erweitert wird. Unsere Produktentwicklung hat für 2021 aber noch einige weitere Pfeile im Köcher.</p><h5>Nun ist die Corona-Pandemie noch lange nicht vorbei. Wie kommen Sie denn bisher durch die Pandemie und welchen Ausblick können Sie uns geben?</h5><p>2020 konnten wir unser Geschäft ausbauen. Das wird uns auch 2021 gelingen – eventuell in etwas geringerem Ausmaß. Aber wachsen werden wir dennoch! Wir haben die Pandemie genutzt und in unserer Hauptverwaltung in Neuss hohe Investitionen in komplett neue Arbeitsumgebungen getätigt. Entstanden sind modern ausgestattete offene Multifunktionsbereiche, Open Space, wo der Wechsel zwischen individuellem und projektorientiertem Arbeiten fließend ist. Indem wir unsere Mitarbeiter entlang der Prozesskette platzieren, haben wir einen spürbaren Effizienzgewinn. Verbunden wird das Konzept mit modernen Arbeitszeitmodellen, Desksharing, mobilem Arbeiten. Sie sehen, wir sind dabei, tatkräftig und optimistisch nach vorn zu schauen!</p><h5>Über Christoph Buchbender </h5><p>Christoph Buchbender startete am 01.08.1971 seine Lehre bei der RheinLand in Neuss. In wenigen Wochen feiert er also seine 50-jährige Zugehörigkeit. Seit 1991, also seit 30 Jahren, gehört er dem Vorstand an. Kurz darauf folgte die Berufung in den Vorstand der neuen RheinLand Holding AG, Ressort Vertrieb und Sparte.</p><p>Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 06/2021 und in unserem <a target="_blank" href="https://epaper.asscompact.de/asscompact-06-2021/65681988&quot; target="_blank" >ePaper</a>. </p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Rheinland Gruppe </i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/ECC56760-9F3F-4F0F-8EF3-378FBC6A41D0"></div>

 

Assekurata prognostiziert neue Ära der Lebensversicherung

Die Ratingagentur Assekurata hat den deutschen Lebensversicherungsmarkt unter die Lupe genommen. Demnach sind die Lebensversicherer zwar überraschend gut durch die Krise gekommen. Spätestens ab kommendem Jahr dürfte aber eine neue Ära beginnen.

Die Lebensversicherer sind mit ihren Beständen gut durch die Corona-Krise gekommen. Wachstum und Storno haben sich als robust erwiesen und dürften von den zunehmenden Lockerungsschritten weiter profitieren. Dagegen werden die Kapitalmärkte voraussichtlich noch lange mit niedrigen Zinsen aufwarten und so die für Zinszusatzreserven (ZZR) und das Solvenzkapital der Lebensversicherer beanspruchen. Das ist das Fazit des „Marktausblick zur Lebensversicherung“ von Assekurata.

Von Niedrigzinsen besonders stark betroffen

Heermann zufolge sind die Unternehmen auf einem guten Weg, zumal das seit Jahresanfang gestiegene Zinsniveau die Finanzierungsbedingungen etwas erleichtere. „Trotzdem sollten sich die Lebensversicherer weiterhin auf auskömmliche und eigenmittelschonende Geschäftsfelder konzentrieren“, rät der Assekurata-Bereichsleiter. „Dies gilt nicht nur mit Blick auf ihre Erträge in der HGB-Bilanz, sondern auch auf die Kapitalanforderungen unter Solvency II, die im Zuge des europäischen Reformprozesses für viele deutsche Lebensversicherer künftig noch strenger ausfallen werden.“

ZZR zu 70% ausfinanziert

Als eine Folge des Nullzinsumfeldes müssen die Lebensversicherer in den kommenden Jahren weitere ZZR zur bilanziellen Absicherung ihrer Altgarantien stellen. Unter der Annahme eines gleichbleibenden Zinsniveaus haben die Assekurata-Analysten hierzu aktuell ermittelt, dass die ZZR branchenweit noch bis 2027 auf insgesamt knapp 130 Mrd. Euro ansteigen wird. „Ausgehend vom vorhandenen ZZR-Bestand von 87 Mrd. Euro, ist die ZZR derzeit marktweit zu rund 70 % ausfinanziert“, rechnet Lars Heermann vor.

Konzentration auf auskömmliche und eigenmittelschonende Geschäftsfelder

Heermann zufolge sind die Unternehmen auf einem guten Weg, zumal das seit Jahresanfang gestiegene Zinsniveau die Finanzierungsbedingungen etwas erleichtere. „Trotzdem sollten sich die Lebensversicherer weiterhin auf auskömmliche und eigenmittelschonende Geschäftsfelder konzentrieren“, rät der Assekurata-Bereichsleiter. „Dies gilt nicht nur mit Blick auf ihre Erträge in derHGB-Bilanz, sondern auch auf die Kapitalanforderungen unter Solvency II, die im Zuge des europäischen Reformprozesses für viele deutsche Lebensversicherer künftig noch strenger ausfallen werden.“

Risikoergebnis verdrängt Kapitalanlageergebnis

Das Risiko- hat dem Kapitalanlageergebnis mittlerweile den Rang als wichtigste Ergebnisquelle deutlich abgelaufen. Assekurata zufolge ist das auf die niedrigen Zinsen in der Neuanlage und insbesondere auf die hohen ZZR-Anforderungen für die Hochzinsgarantien zurückzuführen. Zudem würden Produkte, die besonders auf das Risikoergebnis einzahlen, wie beispielsweise Berufsunfähigkeitsversicherungen, eine immer größere Rolle im Neugeschäft spielen.

Niedrigzinsen belasten Ertragsstruktur deutlich

Das langanhaltende Niedrigzinsumfeld schlägt sich derweil bereits deutlich in der Ertragsstruktur der Lebensversicherer nieder. Als Beleg hierfür hat Assekurata ermittelt, wie stark die Prämieneinnahmen in zwei unterschiedlichen Fünfjahreszyklen jeweils zum Rohüberschuss beigetragen haben und aus welchen Ergebnisquellen dieser gespeist wird. So betrug der gesamte Branchen-Rohüberschuss in den Jahren 2015 bis 2019 durchschnittlich 12,2% der gebuchten Bruttoprämien. In den fünf Jahren davor war er mit 15,7% noch deutlich höher gewesen.

Kapitalanlagen werden neu ausgerichtet

Neben der Neuausrichtung ihrer Geschäftsfelder versuchen die Anbieter auch vermehrt, ihre Kapitalanlage stärker zu diversifizieren. So zählen laut der Assekurata-Umfrage Neuanlagen in Immobilien, Infrastruktur und Private Debt derzeit zu den beliebtesten Anlageklassen der Lebensversicherer. Auch Unternehmensanleihen gehören trotz gesunkener Emittentenratings und steigender Ausfallrisiken zu den favorisierten Investments.

Erfolgsfaktoren beim Umbau der Kapitalanlage

„Die Suche nach neuen Anlagesegmenten unterstreicht die Bemühungen der Gesellschaften, trotz anhaltend niedriger Zinsen die Renditefähigkeit ihrer Deckungsstöcke aufrechtzuerhalten“, schlussfolgert Lars Heermann. Als wichtigste Erfolgsfaktoren beim Umbau der Kapitalanlage sieht er eine hohe Investmentkompetenz, eine starke Bilanz und nicht zuletzt ein glückliches Händchen bei der Titelauswahl.

Wachstumsschub mit neuen Produkten

Allen konjunkturellen Widrigkeiten zum Trotz sind das Wachstum und das Storno der Lebensversicherer bisher wenig von der COVID-19-Pandmie betroffen. „Der leichte Bestandsrückgang bei den laufenden Prämien von 0,8% konnte durch den Zuwachs bei den Einmalprämien weitgehend aufgefangen werden, so dass die Branche unter dem Strich eine rote Null verzeichnet hat“, erläutert Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will. „Die Versicherer sind bestandseitig also überraschend gut durch die Krise gekommen.“

Spätestens ab kommendem Jahr beginnt eine neue Ära

Im Neugeschäft haben sich 2020 besonders Fondspolicen gut entwickelt. Nach Einschätzung von Assekurata werden die Anbieter in diesem Segment die Wachstumsbemühungen weiter ausbauen, nicht zuletzt aufgrund der beschlossenen Höchstrechnungszinsabsenkung zum 01.01.2022. Hierdurch dürfte sich Garantien in klassischen Lebensversicherungsprodukten noch schwerer kalkulieren lassen, sodass sich infolgedessen der Produktschwenk im Neugeschäft weiter intensiveren dürfte. „Bei einem künftigen Rechnungszins von 0,25% sind vollständige Kapitalgarantien auf die eingezahlten Beiträge kalkulatorisch kaum mehr möglich, so dass für die Lebensversicherungsprodukte spätestens ab kommendem Jahr eine neue Ära beginnt“, prognostiziert Will. (mh)

Über die Studie

Der „Marktausblick zur Lebensversicherung“ von Assekurata umfasst insgesamt rund 50 Folien sowie eine begleitende Videopräsentation. Er kann unter www.assekurata.de gegen eine Schutzgebühr von 750 € zzgl. MwSt. erworben werden.

Bild: © Kurhan – stock.adobe.com

 

Wird Erwerbsunfähigkeits- von Grundfähigkeitsversicherung verdrängt?

infinma hat seine Marktstandards für die Erwerbsunfähigkeitsversicherung aktualisiert. 50 Tarife von 19 Gesellschaften wurden überprüft, 32 Tarife von 13 Gesellschaften konnten zertifiziert werden. Den Tarifrückgang sieht infinma unter anderem in Verdrängungseffekten zwischen EU und BU sowie einer unattraktiven Preisgestaltung.

Die infinma Institut für Finanz-Markt-Analyse GmbH hat ihre Marktstandards für die Berufsunfähigkeitsversicherung wieder auf die Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU) übertragen und nun aktualisiert. Im Rahmen der Untersuchung „Marktstandards in der EU – Stand 04/2021“ wurden 50 Tarife von 19 Gesellschaften analysiert und in insgesamt 17 Qualitätskriterien gegen den Marktstandard verglichen. Die betrachteten Qualitätskriterien: Prognosezeitraum, rückwirkende Leistung, Spezifikation der Erwerbstätigkeit, Arbeitsumfang, EU aufgrund von Pflegebedürftigkeit, Leistungszeitpunkt, Meldefristen, Beitragsstundung, zeitlich befristetes Anerkenntnis, Kostenübernahme bei Auslandsaufenthalt, Geltungsbereich, Mitwirkungspflichten Gesundheit, Mitwirkungspflichten Beruf, Einmalzahlungen, Nachversicherung ohne Anlass, Überbrückung von Zahlungsschwierigkeiten sowie BU-Umtausch-Option. Infinma hat Produkte berücksichtigt, die in Deutschland bzw. in Österreich angeboten werden.

Marktstandards sind kein Rating

Die Analyse basiert wie gewohnt auf der Erhebung aller zu einem Qualitätskriterium am Markt tatsächlich vorhandenen Ausprägungen. Diejenige Ausprägung, die von den Anbietern in ihren Produkten am häufigsten verwendet wird, definiert den jeweiligen Marktstandard im Sinne eines Branchendurchschnittswertes. Infinma weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Qualitätskriterien weder gewichtet noch aggregiert werden, es den Anbietern also nicht möglich sei, eine für den Kunden unterdurchschnittliche Regelung in einem Kriterium durch eine besonders vorteilhafte Formulierung bei einem anderen Kriterium auszugleichen. Es handle sich bei den Marktstandards von infinma im Vergleich zu anderen Bewertungsverfahren gerade nicht um ein Rating.

Etliche Tarife liegen über den Marktstandards

Einige diesmal in Bezug auf die EU definierte Marktstandards sind beispielsweise das Anerkennen einer Erwerbsunfähigkeit, wenn die betreffende Person außerstande ist, eine Erwerbstätigkeit von mehr als drei Stunden täglich auszuüben. In 43 der 50 untersuchten Tarife ist dies der Fall. Abweichend hiervon gibt es aber auch Versicherer, die einen Arbeitsumfang von mindestens zwei Stunden täglich nennen. Jemand, der beispielsweise in der Lage ist, zweieinhalb Stunden täglich zu arbeiten, würde bei diesen also schon keine Leistungen mehr bekommen. Ein paar Versicherer liegen in diesem Kriterium aber auch über dem Marktstandard, indem sie auch eine Teilleistung gewähren, wenn die betreffende Person zwischen drei und sechs Stunden arbeiten kann.

Was die Überbrückung von Zahlungsschwierigkeiten angeht, so legt sich der Marktstandard aktuell dadurch fest, dass 19 Tarife keine Stundung bei Zahlungsschwierigkeiten anbieten. Allerdings liegen hier laut infinma 31 Tarife über diesem Marktstandard, da sie bei Zahlungsschwierigkeiten eine Stundung von bis zu sechs, zwölf, 18 oder 24 Monaten anbieten. Vier Tarife bieten in der Elternzeit sogar eine Stundung von bis zu 36 Monaten.

Erwerbsunfähigkeitsversicherungen werden häufig von jüngeren Menschen, wie Schülern, Studenten oder Azubis, abgeschlossen; oder von Menschen mit einem hohen Anteil körperlicher Tätigkeit, für die eine BU nicht bezahlbar wäre. Wenn diese Personen entweder erstmalig eine berufliche Tätigkeit aufnehmen oder sich die berufliche Tätigkeit so ändert, dass der Anteil der körperlichen Arbeit deutlich verringert wird, kann es sinnvoll sein, eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung in eine Berufsunfähigkeitsversicherung umzutauschen. Ist eine entsprechende Umtausch-Option vorhanden, so besteht in der Regel die Möglichkeit, diesen Umtausch ohne erneute Gesundheitsprüfung vornehmen zu können. Der Marktstandard ist hier aber laut infinma noch, dass 23 EU-Tarife keine BU-Umtausch-Option beinhalten. 27 Tarife liegen hier allerdings über dem Marktstandard, indem sie entweder eine BU-Umtausch-Option für Schüler, Studenten und Azubis oder eben für alle Versicherten anbieten.

32 Tarife von 13 Versicherern werden zertifiziert

An diejenigen Versicherer und Tarife, die in allen getesteten Kriterien den festgestellten Marktstandard aus Kundensicht erfüllen oder sogar übertreffen, verleiht infinma entsprechende Zertifikate. Diesmal konnten insgesamt 32 Tarife von 13 Gesellschaften die Voraussetzungen für die Erlangung dieser Auszeichnung erfüllen. Im Vergleich zum Vorjahr ist diesmal die Credit Life als neuer zertifizierter Anbieter dazugekommen. Die weiteren zertifizierten Gesellschaften sind dieselben geblieben: AXA, die Continentale, DBV, Dialog, EUROPA, Generali, Hannoversche, HDI, INTER, MetallRente, VOLKSWOHL BUND und Zurich.

Tarifrückgang: „Erwerbsunfähigkeit“ negativ belegt, Produktpflege nicht intensiv genug

Den auch schon von MORGEN & MORGEN in deren EU-Rating für den deutschen Markt festgestellten Tarifrückgang (AssCompact berichtete) kommentiert der geschäftsführende Gesellschafter von infinma, Dr. Jörg Schulz, folgendermaßen: „Das ist einerseits auf Fusionen innerhalb eines großen öffentlich-rechtlichen Versicherungskonzerns zurückzuführen, aber auch auf die Einstellung der EU bei einigen Anbietern. Möglicherweise zeigen sich hier erste Verdrängungseffekte zwischen der immer beliebter werdenden Grundfähigkeitsversicherung und der Erwerbsunfähigkeitsversicherung.“ Der Begriff „Erwerbsunfähigkeit“ dürfte laut Schulz durch die gesetzliche Erwerbsminderungsrente negativ belegt sein. Man müsse aber auch feststellen, dass die Preisgestaltung der EU das Produkt vielfach unattraktiv mache. Der Unterschied zur qualitativ höherwertigen BU gerade in den akademischen Berufen sei oft zu klein. „Auch qualitativ könnte die EU gerade im Vergleich zur SBU sicher noch zulegen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Produktpflege in anderen Absicherungsprodukten intensiver betrieben wird“, meint Geschäftsführer-Kollege Marc Glissmann. (ad)

Nähere Informationen zu den „Marktstandards in der EU – Stand 04/2021“ finden sich hier.

Lesen Sie auch: Risikolebensversicherung: Unterschiedlicher als erwartet

Bild: © Coloures-Pic – stock.adobe.com

 

„Es muss attraktiv sein, mit der Württembergischen verbunden zu sein“

Seit Januar 2021 ist Zeliha Hanning als Vorstandsvorsitzende der Württembergischen Versicherung im Amt und leitet auch den Vertrieb. AssCompact fragt nach Plänen und Einstellungen zu aktuellen Themen.

Frau Hanning, wie war der Start und was steht auf der Agenda?

Ich bin mit viel Vorfreude, Respekt und Elan an die Arbeit gegangen. Da ich nun seit fast 21 Jahren in unterschiedlichen Positionen in der W&W-Gruppe tätig bin, kenne ich das Unternehmen von innen und außen sehr gut. Entsprechend kurz war die nötige Einarbeitungszeit in diese neue Aufgabe und entsprechend groß ist die Freude, die Themen jetzt ohne Zeitverlust vor­anzutreiben.

Unsere Strategie ist klar definiert: Wir sind für unsere Kunden und Vertriebswege „der verlässliche Partner an Ihrer Seite“. Mit dieser Haltung möchten wir mit allen vier sich ergänzenden Vertriebswegen Marktanteile gewinnen und ertragreich wachsen. Dabei sind wir auf gutem Kurs. In der Umsetzung bedeutet dies vor allem, mit besten Produkten und Services Kunden und Vertriebspartner zu überzeugen. Das sichert uns eine wachsende Marktposition und zahlt auf unsere Profitabilität ein. Nicht zuletzt, weil wir auch die Kosten stets im Blick behalten. Es muss attraktiv sein, mit der Württembergischen als Kunde oder Partner verbunden zu sein.

Daher erneuern wir beispielsweise derzeit vollumfänglich unsere IT-Systeme im Innen- und Außendienst, um moderne Prozesse bei gleichzeitiger Kostensenkung realisieren zu können. Ein weiterer Schwerpunkt für mich ist es, talentierte Nachwuchskräfte für unser Unternehmen zu gewinnen, die mit uns die Zukunft gestalten. Und last, but not least wollen wir auch das große Thema Nachhaltigkeit verstärkt in unsere tägliche Arbeit einbeziehen.

Was bedeutet das für die einzelnen Segmente?

Für Firmenkunden bedeutet dies beispielsweise auf der Produktseite, dass wir unsere Zeichnungsrichtlinien sukzessive erweitern. Seit dem Januar nutzen wir als erster Partner in Deutschland das Netzwerk und die Programmplattform der Swiss Re Corporate Solutions. Damit agieren wir noch eigenständiger als bisher im Bereich internationaler Versicherungslösungen. Ich freue mich sehr darauf, auch international neue Wege zu gehen und unsere Kunden ins Ausland zu begleiten. Wir sehen hier großes Potenzial.

Weitere Stichpunkte zu Ihrer Frage: Im Privatkunden-Segment überzeugen wir mit Top-Produkten und unterschiedlichen Linien unsere Kunden und Geschäftspartner. In Kraftfahrt wollen wir zukünftig mit drei Linien alle Kundensegmente bedienen und weiterhin ertragreich wachsen.

Wie sind die Geschäfte im Corona-Jahr 2020 und Anfang 2021 gelaufen?

Wir sind mit dem abgelaufenen Jahr sehr zufrieden, teilweise lagen wir sogar deutlich über unseren Zielen. Damit hat unser Vertrieb angesichts des Lockdowns und der Kontaktbeschränkungen im letzten Jahr eine wirklich beachtliche Leistung erbracht. Auch der Start ins Jahr 2021 führt diese Linie klar fort. Verlässlicher Partner für Kunden und Geschäftspartner zu sein, zahlt sich nach unserer Erfahrung also aus. Wir helfen unkompliziert und haben zahlreiche Erleichterungen wie zum Beispiel die Aussetzung der Sanierungen, eine Ruheversicherung für gewerblich genutzte Fahrzeuge sowie vertragliche Anpassungen bei Zahlungsschwierigkeiten.

Was ist in der Pandemie die größte Herausforderung?

Die Pandemie hat uns gezeigt, dass Kommunikation und die un­­komp­lizierte schnelle Unterstützung das zentrale Anliegen unserer Partner und Kunden sind. Unsere Außendienstbetreuerinnen- und betreuer sowie Sparten stehen mit ihrer sehr hohen Motivation unseren Partnern, auch digital, felsenfest zur Seite. Mit Rainer Gelsdorf und Eric Sauerborn an der Spitze der Württembergische Vertriebspartner GmbH sind wir hier bestens aufgestellt.

Ein wesentlicher Aspekt ist es zudem, Prozesse weiter zu digitalisieren, auf allen Kanälen für Kunden und Geschäftspartner erreichbar zu sein und jederzeit erstklassigen Service zu bieten. Das wird immer eine Herausforderung bleiben.

Ein Schwerpunkt der Württembergischen liegt auf dem Ausbau des Firmenkundengeschäfts inklusive bAV und bKV. Wie kommen Sie da vertrieblich voran?

Jedem ist das hohe Gut der eigenen Gesundheit gerade in der letzten Zeit besonders deutlich geworden. Viele Arbeitgeber möchten ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern daher eine gute betriebliche Altersversorgung und Krankenversicherung bieten. Das fällt thematisch in das Ressort meines Kollegen Jaques Wasserfall, der die Württembergische Lebensversicherung führt. Naturgemäß arbeiten wir hier aber sehr eng zusammen und fühlen uns gemeinsam bestärkt, die Bereiche bAV und bKV weiter auszubauen. Nach unserem Erfolg mit dem xbAV-Berater werden wir jetzt den xbAV-Manager einführen und so ein Tool zur Beratung von Gesellschafter-Geschäftsführern pilotieren. Auch aus der Kooperation mit SMARTpension heraus bieten wir Versorgungskonzepte mit pragmatischen Abschluss- und Veraltungsprozessen für die Kunden unserer Partner.

Planen Sie demnächst die Einführung neuer Produkte im Privatbereich?

Insgesamt wird es in diesem Jahr über alle Kundengruppen hinweg zwölf Produktoptimierungen geben, mit denen wir kraftvoll an den Start gehen. Dabei wollen wir grundsätzlich unsere Produkte vereinfachen. Unsere Partner sollen sich einen schnellen Überblick verschaffen können. Im letzten Jahr wurde einmal mehr deutlich, dass die Sachversicherung eine tragende Säule unseres Geschäfts ist. Daher wird es neben einem neuen Kraftfahrtversicherungsprodukt für Privat und Gewerbe auch neue Rechtsschutz- und Haftpflichttarife geben.

Darüber hinaus konnten wir feststellen, dass viele Kunden von den Vorzügen einer privaten Krankenversicherung profitieren möchten. Wir haben deshalb zum April dieses Jahres den Vollversicherungstarif insbesondere für die Zielgruppe der Angestellten deutlich optimiert, und gegen Ende des Jahres wird es einen neuen Zahntarif geben.

Für das Geschäftsfeld private Altersvorsorge wird es (auch) in den nächsten Monaten für den Vertrieb nicht leicht werden. Einige Versicherer reduzieren Beitragsgarantien und Kundenbeteiligung. Wie ist das bei Ihnen?

Unsere solide und nachhaltige Unternehmensstruktur ermöglicht es uns, weiterhin 100% Beitragsgarantie und einen marktgerechten, stabilen Zins zu bieten. Das verschafft uns einen echten Wett­bewerbsvorteil, weil wir unseren Kunden damit in diesen unsicheren Zeiten Sicherheit bieten. Mit unseren renditeorientierten Altersvorsorgeprodukten wie dem Grünen Genius und IndexClever verfügen wir über zwei nachhaltige Produkte in unserem Portfolio, die uns zudem als modernen Anlagepartner auszeichnen.

Auch das Thema Nachhaltigkeit gehört zu den großen Themen unserer Zeit. Die Versicherer haben sich Nachhaltigkeitszielen verschrieben. Wie gliedern Sie das Thema in die Strategie ein?

Die verabschiedeten Ziele des GDV trägt die Württembergische mit voller Überzeugung mit und hat sich deshalb bereits im letzten Jahr freiwillig den Standards der sogenannten Principles for Responsible Investment (PRI), der nachhaltigen Ausrichtung im Investmentgeschäft und Principles for Sustainable Insurance (PSI), wodurch verstärkt Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsaspekte im Versicherungsgeschäft verankert werden, verpflichtet. In diesem Zusammenhang richten wir auch unser Produktportfolio verstärkt auf nachhaltige Investments aus.

Neben den umweltpolitischen Aspekten spielt aber insbesondere auch die soziale Verantwortung den Kunden und den Mitarbeitern gegenüber eine wichtige Rolle. Eine ganzheitliche Betrachtung des Themas Nachhaltigkeit liegt mir deshalb besonders am Herzen und ich bin stolz, dass wir alle ESG-Themen, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, maßgeblich in unsere Entscheidungsprozesse, Produkte und Zeichnungspolitik einbeziehen.

Was bedeutet dies im Zusammenhang mit Ihrem Ressort Vertrieb für die Zusammenarbeit mit ungebundenen Vermittlern?

Wir sehen uns in der gesellschaftlichen Verantwortung, Energieeffizienz und Umweltschutz auch in unserem Haus vorbildlich zu fördern und zu betreiben. Natürlich möchten wir aber auch in der Außenwirkung als verantwortungsbewusster und nachhaltig agierender Vertriebspartner wahrgenommen werden. So können wir die Kunden, denen diese Themen zunehmend wichtig sind und neue Vermittler auf uns aufmerksam machen, die sich der Nachhaltigkeit genauso verschreiben, wie wir es tun.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 05/2021, Seite 32 f., und in unserem ePaper.

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Ein Artikel von
Zeliha Hanning

Erwerbsunfähigkeit: Tarifrückgang und nur ein Tarif mit M&M-Höchstbewertung

Das Analysehaus MORGEN & MORGEN hat die Erwerbsunfähigkeitstarife unter die Lupe genommen und einen Rückgang der Tarifanzahl festgestellt. Es herrsche zwar ein gutes Bedingungsniveau, allerdings mit Luft nach oben. Nur ein Tarif erhält die Bestbewertung von fünf Sternen.

Als die „höchste Absicherungsform“ der Arbeitskraftabsicherung gilt nach wie vor die Berufsunfähigkeitsversicherung. Jedoch ist vielen Arbeitnehmern der Weg zu einer BU versperrt, da sie aufgrund von viel körperlicher Tätigkeit im ausgeübten Beruf einen zu hohen Beitrag bezahlen müssten. So bezahlt eine Dachdeckerin für einen günstigen BU-Tarif monatlich 135,58 Euro. Bei einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU), als BU-Alternative, sind es beim günstigsten Tarif nur 51,58 Euro monatlich. Darauf weist das Analysehaus MORGEN & MORGEN (M&M) im Zusammenhang mit seinem aktuellen M&M Rating „Erwerbsunfähigkeit“ hin.

EU als echte Alternative zur BU

Die Analysten von M&M bezeichnen die Erwerbsunfähigkeitsversicherung als die einzige Möglichkeit neben der BU, die eigene Arbeitskraft wirklich abzusichern, denn ausschließlich sie verknüpfe auch abstrakt eine gesundheitliche Beeinträchtigung mit der Möglichkeit ein Erwerbseinkommen zu erzielen. Andere Absicherungsprodukte bildeten diese Verknüpfung nicht ab. „Kaum verständlich, dass die Erwerbsunfähigkeitsversicherung ein Schattendasein fristet und die Anzahl der Tarife sogar zurückgeht“, zeigt sich Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating & Analyse bei MORGEN & MORGEN, erstaunt.

Nur noch 18 anstatt 24 Tarife

Seit 2019 analysiert MORGEN & MORGEN die Bedingungen der EU-Versicherer im Rahmen des M&M Ratings Erwerbsunfähigkeit. Im Startjahr 2019 umfasste die Analyse 24 Tarife, 2021 sind es nur noch 18 Tarife von 13 Anbietern. Insgesamt besteht die Bedingungsanalyse aus 45 Fragen, 24 davon sind ratingrelevant. Sie beurteilen Sachverhalte und Produkteigenschaften, die als wesentlich für die Bedingungsqualität eines Produkts anzusehen sind. Die Kundenfreundlichkeit steht hier klar im Fokus, ebenso die Eindeutigkeit der Aussagen im Bedingungswerk.

Gutes Niveau, aber Luft nach oben

Das Niveau der Tarife ist laut M&M in beiden Jahrgängen gut. Die Mindestkriterien, die ein Tarif im M&M Rating Erwerbsunfähigkeit voll oder eingeschränkt erfüllen muss, um vier von fünf Sternen zu erhalten, sind: Bei einem verspätet gemeldeten Versicherungsfall wird ohne Einschränkung rückwirkend geleistet; bei einer bereits sechs Monate andauernden ununterbrochenen Erwerbsunfähigkeit wird rückwirkend von Beginn an geleistet; der Versicherer leistet eine Erwerbsunfähigkeitsrente in Anlehnung an die gesetzliche Definition bei voller und teilweiser Erwerbsminderungsrente; der Versicherer verzichtet auf unübliche Einschränkungen bzw. Klauseln, die nicht zu den ratingrelevanten Sachverhalten gehören.

Für eine Fünfsternebewertung müssen darüber hinaus folgende Kriterien voll oder eingeschränkt erfüllt sein: Der Prognosezeitraum wird auf sechs Monate verkürzt; der Versicherer verzichtet auf sein Recht auf Beitragserhöhung oder Kündigung bei unverschuldeter Obliegenheitsverletzung des Versicherungsnehmers nach § 19 VVG; der Versicherungsschutz besteht weiter, wenn die versicherte Person während der Versicherungsdauer ins Ausland verzieht; der Versicherer leistet, wenn die Erwerbsunfähigkeit infolge einer Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfalls eingetreten ist; auf Antrag werden die Beiträge ab dem Zeitpunkt der Leistungsmeldung bis zur endgültigen Entscheidung über die Leistungspflicht gestundet.

Metallrente.EMI Plus Komfort ist „ausgezeichnet“

Laut M&M schafft es in allen bisherigen Jahrgängen nur ein Tarif auf die Höchstbewertung mit fünf Sternen, da er alle Mindestkriterien im M&M-Ratingverfahren erfüllen kann. Es ist die Metallrente.EMI Plus Komfort (Metallrente Swiss Life). Ausschlaggebendes Kriterium, das nur dieser Tarif erfüllt, ist M&M zufolge die Leistung analog der Vorgabe zur gesetzlichen Rentenversicherung. Nämlich die Voraussetzung, dass der Versicherungsnehmer nur noch weniger als sechs Stunden zu arbeiten vermag. Alle anderen Tarife enthalten in ihren Bedingungen die Grenze von drei Stunden und weniger.

10 Tarife „sehr gut“

Hinter dem Fünfsternetarif („ausgezeichnet“) erhalten insgesamt 10 untersuchte Tarife die Bewertung „sehr gut“ (vier Sterne). Eine „durchschnittliche“ Bewertung und damit drei Sterne erhalten sechs Tarife. Keiner ist „schwach“ (zwei Sterne), dafür mussten die M&M-Analysten jedoch einen Tarif mit „sehr schwach“ (ein Stern) bewerten.

„Bei der Bestbewertung im Rating gibt es noch deutlich Luft nach oben. Es ist ein großer Unterschied, ob ein Versicherer schon leistet, wenn der Versicherungsnehmer nur noch sechs Stunden arbeiten kann, oder erst, wenn nur noch drei Stunden möglich sind“, macht Andreas Ludwig deutlich. Insgesamt attestiert MORGEN & MORGEN dem Markt der EU-Versicherungen einen guten Stand, allerdings mit Potenzial, das sich wohl noch entfalten wird, wenn die Erwerbsunfähigkeit in der Vermittlung entsprechend Fahrt aufnimmt. (ad)

Das M&M Rating Erwerbsunfähigkeit und die Erläuterung gibt es hier

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DIA-Studie: Online-Dashboard für die Altersvorsorge

Eine Studie im Auftrag des DIA hat untersucht, inwieweit auch im Bereich der Altersvorsorge eine Digitalisierung möglich und nötig ist. Sie schlägt ein kostenfreies Dashboard vor. Die geplante säulenübergreifende Rentenübersicht sei lückenhaft, da sie finanzmarktnahe Anlagen faktisch ausschließe.

Ein kostenfreies und für alle zugängliches Dashboard zur Altersvorsorge, das als digitale Übersichtsseite und Instrumententafel fungiert, wäre geeignet, die erhebliche Fehlstelle zu schließen, die derzeit noch bei der Online-Beratung für die Einkommens- und langfristige Alterssicherung besteht. Zu diesem Schluss gelangt zumindest die jüngste Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) mit dem Titel „Treiber und Widerstände bei der Online-Beratung zur Altersvorsorge“. Die Studie wurde von Prof. Dr. Andreas Oehler (Universität Bamberg) im Auftrag des DIA angefertigt.

Über das vorgeschlagene Dashboard soll ein Zugang zum Status quo aller zukünftigen Zahlungsströme aus gesetzlich vorgeschriebener und zusätzlicher Altersvorsorge in einfacher, verständlicher und vergleichbarer Form möglich sein. Es soll Schätzungen zur aktuellen und zukünftigen Wertentwicklung inklusive der Kaufkraftentwicklung liefern sowie gut verständliche Informationen zur Funktions- und Wirkweise der verschiedenen Produktformen im vorhandenen Portfolio insgesamt und in seinen einzelnen Schichten bereithalten. Außerdem sollen auch Hinweise zu möglichem weiterem Handeln für die Zukunft mit Formen zur weiteren Einkommenssicherung eingeschlossen sein. Und natürlich sollen alle Informationen im Rahmen einer hohen Datensicherheit und eines hohen Datenschutzes gegeben werden und auf allen relevanten Geräten (Desktop, Laptop, Tablet, Smartphone) abrufbar sein können.

Die DIA-Studie hat im Rahmen einer Analyse untersucht, inwieweit auch im Bereich der Altersvorsorge eine Digitalisierung möglich und nötig ist. Das Ergebnis: Dem steigenden Bedarf an verständlicher, umfassender und verlässlicher Unterstützung bei der individuellen Planung und Entscheidung von Vorsorgeangelegenheiten stünden derzeit kaum nützliche digitale oder digital-analog kombinierte Tools und Anwendungen zur Beratung im Bereich der Altersvorsorge gegenüber. Wenn solche Modelle angeboten würden, dann basierten und firmierten diese allgemein unter Geldanlage bzw. Investment für nicht-professionelle Investoren, insbesondere in Gestalt der inzwischen zahlreichen Robo Advisors. Für den unmittelbaren Zweck der Altersvorsorge hingegen seien kaum Lösungen zu finden.

Geplante säulenübergreifende Rentenübersicht lückenhaft

Die Studie setzt sich auch mit der von der Bundesregierung geplanten säulenübergreifenden digitalen Rentenübersicht auseinander, die im Vergleich zur bisherigen Situation eine Verbesserung der Informationen zu den Einkünften im Alter bringen wird. Zugleich wird aber kritisch angemerkt, dass der faktische Ausschluss finanzmarktnaher Anlagen nicht nur ein lückenhaftes Abbild möglicher Einnahmequellen im Alter erzeugt, sondern auch den Wettbewerb zwischen den Angeboten verschiedener Finanzdienstleister zur Altersvorsorge verzerrt, beispielsweise zulasten der international breit streuenden ETFs. Auch seien wesentliche Aspekte, wie der Einfluss von Steuern und Sozialabgaben und die eigentlich übliche Szenariotechnik hinsichtlich Rendite- und Risikoentwicklung, bislang nicht vorgesehen. Daher kommt der Studienautor auf der Grundlage von zahlreichen Experteninterviews zum Schluss, dass es einer deutlich weitergehenden digitalen Lösung bedarf.

Zentral für ein Dashboard wie vorgeschlagen ist nach Auffassung des Studienautors eine einheitliche, standardisierte Schnittstelle, die eine musterhafte Vorgabe der eingespeisten Informationen enthält. Dabei werden vor allem die Legislative und Exekutive in der Pflicht gesehen, einen entsprechenden glaubwürdigen und aussagekräftigen Rahmen zu schaffen. So entstehe Rechtssicherheit, was bei passender Ausgestaltung für alle Seiten vorteilhaft sei.

Die DIA-Studie „Treiber und Widerstände bei der Online-Beratung zur Altersvorsorge“, für die eine Vielzahl von Experteninterviews durchgeführt wurden, steht hier zur Verfügung. (ad)

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So groß ist das Vertrauensproblem der Finanz- und Immobilienbranche

Die Managementberatung Globeone hat eine repräsentative Studie zum Vertrauen deutscher Konsumenten in verschiedene Branchen und Institutionen durchgeführt. Zwei Branchen kämpfen demnach weiter mit einem erheblichen Mangel an Glaubwürdigkeit: die Finanzbranche und die Wohnungsbranche.

Viele deutsche Unternehmen, Medienmarken und Institutionen verfügen über eine gute Ausgangsbasis, um sich glaubwürdig über einen gesellschaftlich relevanten Daseinszweck zu positionieren. Einige Branchen befinden sich aber weiterhin erheblich in Schieflage. Zu diesem Ergebnis kommt die neue „Purpose Readiness“-Studie der Managementberatung Globeone. Neben Parteien schaffen es insbesondere die Finanzbranche und die großen Wohnungsgesellschaften nicht, in der öffentlichen Wahrnehmung zu punkten.

So groß ist das Vertrauensproblem der Finanz- und Immobilienbranche
14 von 96 Marken erreichen höchstes Level

Für die repräsentative Studie hat Globeone über ein unabhängiges Meinungsforschungsinstitut mehr als 3.000 deutsche Konsumenten zwischen 18 und 65 Jahren befragen lassen, inwiefern bestimmte Purpose-relevante Attribute zu den insgesamt 96 betrachteten Marken passen. Der auf Basis der Befragungsergebnisse erstellte Purpose-Readiness-Index (PRI) zeigt die klaren Gewinner und Verlierer: Mit Indexwerten über 70 erreichen 14 Marken das höchste Level an Purposeglaubwürdigkeit, sie gelten als voll „Purpose ready“. Spitzenreiter ist die Drogeriektte dm. Immerhin 55 Marken sind derzeit zumindest „teilweise Purpose ready“, 21 Marken weisen „kritische Purpose-Lücken“ auf. Sechs Organisationen fehlt die gute Basis für eine Positionierung über einen Purpose.

NGOs und Technologiekonzerne überzeugen am meisten

Differenziert nach Branchen erzielen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Technologiekonzerne jeweils überdurchschnittliche PRI-Werte von mehr als 70. Einzelhändler, Konsummarken, Maschinenbau sowie Pharma- und Chemieindustrie liegen ebenfalls über dem Branchendurchschnitt von 62,6, leicht darunter notieren die Automobilbranche (62,3), der Dienstleistungssektor (62,0), die Branchen Logistik (60,9), Medien (60,8), IT (60,5) sowie Öl- und Energieunternehmen (60,2).

Finanzen und Versicherungen unter den Schlusslichtern

Grundsätzlich gilt laut Globeone: je „servicelastiger” die Branche, desto geringer der PRI. Technologie, Einzelhandel, Maschinenbau, Pharma- und Chemieindustrie sowie Automobilbranche liegen alle vor Dienstleistungen, Logistik, IT, Finanzen und Versicherungen sowie Wohnungsbranche. Zu den Schlusslichtern der Branchen zählen wenig überraschend auch Finanzen und Versicherungen (58,7). Wobei Versicherungen immerhin noch etwas besser abschneiden als Banken. So kommt die AXA auf einen PRI von 62,7, die Allianz auf 62,4 und Munich Re auf 61,9.

Banken und Wohnungskonzerne ganz am Ende

Die großen deutschen Privatbanken Commerzbank (55,8) und Deutsche Bank (51,2) landen hingegen sogar noch hinter dem Rüstungskonzern Rheinmetall (56,4). Schlechter schneiden nur noch politische Parteien und Institutionen (49,6) sowie die Wohnungswirtschaft (43,3) ab. Die Deutsche Wohnen (42,7) wird sogar nur noch von der AfD unterboten (34,0). (mh)

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„Die Menschen müssen sich ein Stück weit von ihrer Garantiefixierung lösen“

Aktuare treiben Innovationen in den Versicherungsgesell­schaften voran. Ihr Einfluss auf die Angebote in der privaten Altersvorsorge ist groß. Ihre Empfehlungen haben in der Politik Gewicht. Beharrlich fordern sie etwa eine bAV- und Riester-Reform. So auch Dr. Herbert Schneidemann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) e. V., im Interview mit AssCompact.

Herr Dr. Schneidemann, die Aufgaben der Aktuare und Aktuarinnen entwickeln sich im Bereich der Altersvorsorge über die Mathematik hinaus. Mit welchen weiteren Fragestellungen müssen Sie sich denn befassen?

Altersvorsorge war schon immer mehr als reine Mathematik. Denn sie ist eines der zentralen Themen für unsere alternde Gesellschaft. Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit der Frage, was es heißt, gut zu leben. Dazu zählt neben vielen anderen Fragen auch die persönliche Versorgungssituation im Alter. Das heißt konkret, dass unsere Produkte so konstruiert sein müssen, dass sie den Bedürfnissen der Deutschen entsprechen und ihrer jeweiligen Lebenssituation Rechnung tragen.

Da sich die Rahmenbedingungen speziell für die gesetzliche Rente regelmäßig ändern, müssen innovative Konzepte der zweiten und dritten Säule die immer größer werdenden Löcher der ersten Säule stopfen. Wir sind zusätzlich also auch noch Zukunftsforscher und Architekten des Altersvorsorgehauses der Zukunft. Aber auch dafür ist die Mathematik ein sehr gutes Werkzeug.

Ist Ihr Berufsstand der Treiber dafür, dass die 100%-ige Beitragsgarantie in privaten Rentenversicherungen gekippt wurde?

Es wäre vermessen, nur uns hier in den Mittelpunkt zu stellen. Produktentwicklung ist immer eine Teamleistung. Aber es ist vollkommen richtig, dass die Aktuare und Aktuarinnen in den Versicherungen seit jeher die Produktschmiede und Innovationstreibenden sind – und nicht wie vielfach vermutet nur die Rechenknechte im Keller. Auch wenn niemand absehen konnte, dass wir in eine derart drastische Tiefzinssituation laufen, waren die Umbrüche an den Kapitalmärkten bereits vor Jahren sichtbar.

Und ja, diese Veränderungen haben viele Aktuariate auch als Chance gesehen, moderne Produktgenerationen mit neuen Garantiekonzepten zu entwickeln. Diese neuen Garantiekonzepte bieten in der Regel eine höhere Sicherheit, was auf den ersten Blick überraschen kann. Allerdings überrascht es nur, wenn man Garantie mit Sicherheit verwechselt – was leider allzu oft der Fall ist.

Aufgrund der Niedrigzinsen gibt es also für die Lebensversicherer keinen anderen Weg?

Lebensversicherungen sind keine kurzfristigen Geldanlageprodukte. Vielmehr ist es ihre Aufgabe, eine verlässliche, renditestarke und lebenslange Rentenzahlung sicherzustellen. Dieser Dreiklang war noch nie trivial und wird in diesen Kapitalmarktzeiten immer herausfordernder. Daher ist es richtig: Die Menschen müssen sich ein Stück weit von ihrer Garantiefixierung lösen, damit die Lebensversicherung im Alter tatsächlich einen entscheidenden Beitrag dazu leisten kann, die immer größer werdenden Lücken in der gesetzlichen Rente zu schließen. Ohne diesen Paradigmenwandel und die damit verbundenen Senkungen des Garantie­niveaus würden die Lebensversicherungen zu einem teuren Festgeldsparen werden. Das ist ganz sicher auch nicht im Interesse der Deutschen.

Was ist mit der Kostenstruktur der Versicherer? Hätte man nicht auch daran drehen können?

Es ist nicht an mir und der DAV, die Kostenstrukturen in den Unternehmen und im Vertrieb zu bewerten. Es ist aber unsere Aufgabe, auf Wechselwirkungen hinzuweisen und klar zu sagen, dass bestimmte Produkte bei negativen Kapitalmarktzinsen, den strengen regulatorischen Vorgaben und den bestehenden Kostensätzen schlichtweg nicht mehr darstellbar sind. So ist es beispielsweise auch bei der Riester-Rente mit ihrer bisherigen 100%-igen Beitragsgarantie. Das ist ein hochkomplexes Produkt, bei dem es häufig zu Vertragsanpassungen und zur Rückforderung von Zulagen kommt.

Unsere Simulationsrechnungen zeigen, dass die Verwaltungs- und Abschlusskosten bei einem Höchstrechnungszins von 0,25% und einem marktdurchschnittlichen Jahressparbetrag bei gerade einmal ein bis zwei Euro pro Monat liegen dürfen. Und dabei sind die Kosten für die gerade bei Riester-Produkten dringend erforderliche Beratung noch gar nicht berücksichtigt. Wir gehen davon aus, dass sich sehr viele Versicherungen ohne Reform ab 2022 aus der Riester-Rente zurückziehen müssen, da sie dieses Produkt für den Preis einer großen Kugel Eis im Monat schlichtweg nicht mehr verwalten können.

Nun geht es darum, auf der Kapitalanlageseite mehr Rendite zu erzielen. Können das die Versicherer? Zumal sie mit Blick in die Zukunft nicht wissen können, ob das so funktioniert.

Kurz und knapp: Ja. Denn das Management von Verpflichtungen und dazu passenden Kapitalanlagen ist eine der Kernkompetenzen der Versicherungen und ihrer Aktuare. Ich denke, die Versicherer haben seit Jahrzehnten bewiesen, dass sie auch in schwierigen Marktsituationen sehr beachtliche Renditen erwirtschaften. Gerade in Zeiten wie diesen hat das Sparen im Kollektiv signifikante Vorteile, denn die Sicherungs- und Glättungsmechanismen in unseren großen Kollektiven verhindern, dass Kapitalmarktschwankungen eins zu eins auf das individuelle Versorgungskonto durchschlagen und so insbesondere kurz vor Eintritt des Versorgungsfalls zu dauerhaften Verlusten führen.

Dies stellt einen signifikanten Unterschied zu individuellen (Fonds-)Sparplänen dar, wie sie beispielsweise in den USA bereits seit Jahrzehnten auch für die betrieb­liche Altersversorgung genutzt werden. Dort profitieren die Anleger in guten Zeiten überproportional von steigenden Aktienkursen. In Bärenmarktphasen sind die negativen Auswirkungen aber umso gravierender. Nach der Finanzkrise mussten viele Amerikaner deutlich länger als geplant arbeiten, da sich ihre Altersvorsorge durch den Börsencrash pulverisiert hatte. Zwar haben sich die Börsen längst von diesem Schock erholt – individuelle Planungssicherheit sieht aber anders aus.

Weiterhin kann man bei Versicherern trotz Flexibilität in den Produkten an den höheren Erträgen von illiquiden Anlagen wie Infrastrukturprojekten partizipieren. Gerade in der heutigen Zeit sind die Überrenditen illiquider Anlagen so hoch wie selten zuvor.

Wie viel mehr Rendite kann denn eine Reduzierung erreichen?

Untersuchungen der DAV zeigen, dass bereits eine Reduktion des Garantieniveaus auf 80% der Beitragssumme ermöglicht, über die gesamte Vertragslaufzeit signifikante Anteile von Aktien und alternativen Anleihen dem Portfolio beizumischen. Dies erhöht die Chance auf höhere Renditen deutlich. Eine quantitative Aussage ist vom jeweiligen Kapitalmarktmodell abhängig, aber qualitativ bestätigen alle Untersuchungen diese Aussage.

Könnte Riester damit gerettet werden? Und wie wichtig ist Riester für die private Ver­sicherungswirtschaft?

Die Riester-Rente ist ein Vorsorgeprodukt unter vielen, aber mit Blick auf die Zahl der abgeschlossenen Verträge zweifellos ein wichtiges. Als Aktuare fokussieren wir uns nicht auf ein Produkt, sondern immer auf das große Ganze. Das bedeutet, wir möchten den Menschen eine verlässliche, planbare Altersvorsorge anbieten. Daher unterstützen wir auch ausdrücklich die nun beschlossene digitale Rentenübersicht. Diese hilft den Menschen, schnell und – hoffentlich – verständlich einen Überblick über ihre zu erwartenden Rentenansprüche und die damit einhergehenden Lücken zu bekommen.

Für uns als DAV ist am wichtigsten, dass die Politik den Deutschen O klar und transparent aufzeigt, wie die Altersvorsorge in den kommenden 20 oder 30 Jahren aufgebaut sein wird. Dabei muss in Anbetracht des demografischen Wandels die kapitalgedeckte Altersvorsorge sogar an Bedeutung gewinnen. Wie diese ausgestaltet wird, dazu bringen die 6.000 DAV-Mitglieder gern ihre Expertise ein. Aber die Entscheidung muss die Politik endlich treffen und diese Verantwortung nicht von einer Regierungskommission in die nächste delegieren.

Lange haben die Versicherer die Lebensversicherung über das Argument Garantie verkauft. Ist das nicht auch schwierig, die Veränderung den Kunden und Beratern zu vermitteln? Sie haben schon angesprochen, was die Lebensversicherung abgrenzt, aber unterscheidet sie sich wirklich noch von anderen Produkten? Die größte Konkurrenz dürfte heute ja vonseiten der ETFs kommen.

Gegenfrage: Was ist das Hauptgarantieversprechen der Lebensversicherung in der Altersvorsorge? Für mich sind das die lebenslangen, verlässlichen Rentenzahlungen und der Hinterbliebenenschutz. Das sind die Alleinstellungsmerkmale dieses Altersvorsorgeprodukts und nicht die jährlichen Garantien in Höhe von x Prozent. Wer nur darauf schaut, sollte sich natürlich auch mit klassischen Bankprodukten oder ETFs auseinandersetzen.

Viele vergessen dabei aber leider, dass zu diesen Planungen nicht nur die jahrzehntelange Anspar-, sondern auch die Entsparphase gehört. Und fast jeder unterschätzt, wie lange er oder sie lebt. Denn meist ist das Sterbealter der Großeltern der Referenzwert für die eigene Lebenserwartung. Dabei steigt diese alle fünf Jahre um ein ganzes Jahr. Oder anders ausgedrückt: In den vergangenen 140 Jahren hat sich die Lebenserwartung bei Geburt in Deutschland mehr als verdoppelt.

Die DAV empfiehlt, den Höchstrechnungszins zu senken. Was erwarten Sie da vom Finanz­ministerium und wie verändert dies den Markt weiter?

Die Entscheidung zum Höchstrechnungszins ist just für diese Tage angekündigt. Wir haben eindringlich an den Gesetzgeber appelliert, zusammen mit der Senkung des Höchstrechnungszinses auf 0,25% auch den bislang gesetzlich vorgeschriebenen Beitragserhalt in der Riester-Rente und bei der Beitragszusage mit Mindestleistung (BZML) in der betrieblichen Altersversorgung zu überarbeiten. Denn eine singuläre Senkung des Höchstrechnungszinses stellt nach unseren Analysen kein gesamthaftes Konzept dar, um die kapitalgedeckte Altersvorsorge angesichts der anhaltenden Tiefzins­situation zukunftsfest zu machen.

Sollte es mit der von der DAV geforderten Senkung des Höchstrechnungszinses keine Reform der Riester-Rente und der BZML geben, werden sich nach DAV-Erwartungen die meisten Unternehmen aus diesen Geschäftsfeldern zurückziehen müssen. Bereits heute bieten die Banken keine Riester-Produkte mehr an, die Fondsgesellschaften steigen zunehmend aus und laut Daten der Ratingagentur Assekurata bieten auch bereits 40% der Lebensversicherer keine Riester-Rente mehr an.

Die Inflation wird vermutlich in dem Jahr in Deutschland deutlich steigen. Was bedeutet das für die Lebensversicherung?

Wie auch eine aktuelle Studie des ifa aus Ulm zeigt, sind zu hohe Garantieniveaus in Zeiten steigender Inflation und teilweise negativer Kapitalmarktzinsen Gift für die Realwertrendite. Gerade jetzt wäre es sinnvoll, Teile der Kundengelder in chancenorientierte Komponenten wie Aktien oder alternative Investments anzulegen, da diese über lange Zeiträume eine positive Korrelation mit der Inflation aufweisen. Das haben die Versicherer bereits vor Jahren erkannt und ihre Angebote mit fondsgebundenen Policen massiv ausgebaut, sodass die alte Klassik immer mehr zum Spartenprodukt für sehr sicherheitsorientierte Menschen wird. Jetzt ist es an der Politik, auch die bereits diskutierten staatlich geförderten Produkte wie Riester-Rente und BZML aus ihrem starren Korsett zu entlassen.

Wann erwarten Sie denn wieder einen Zinsanstieg und welche Folgen hätte der für die Ver­sicherer und die Lebensver­sicherungsverträge?

Aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Ausweitung der EZB-Anleihenprogramme erwarten wir in den kommenden Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten, keinen signifikanten Anstieg der Zinsen. Natürlich kann es sein, dass die Marktzinsen um 0,5 Prozentpunkte steigen, wie wir es Anfang 2021 gesehen haben. Aber das ist keine Trendumkehr. Viele Markt­beobachter gehen davon aus, dass die EZB kurz- bis mittelfristig beispielsweise für Deutschland die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen nicht über –0,30% steigen lassen wird. Denn viele hoch verschuldete Länder könnten sich steigende Zinsen schlichtweg nicht leisten, und das weiß die EZB ganz genau.

Daher ist eine Diskussion über steigende Zinsen aktuell nicht angebracht. Es steht eher die Frage im Raum, wie weit der Zinsverfall noch gehen kann und was das für die Lebensversicherer bedeuten würde. Und genau diese Auswirkung auf die Lebensversicherung zu managen, das ist eine der Hauptaufgaben von uns Aktuaren und Aktuarinnen als Gralshüter der Sicherheit.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 05/2021, Seite 40 f., und in unserem ePaper.

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Ein Interview mit
Herbert Schneidemann