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Assekuranz Leben allgemein

DIA-Studie: Online-Dashboard für die Altersvorsorge

Eine Studie im Auftrag des DIA hat untersucht, inwieweit auch im Bereich der Altersvorsorge eine Digitalisierung möglich und nötig ist. Sie schlägt ein kostenfreies Dashboard vor. Die geplante säulenübergreifende Rentenübersicht sei lückenhaft, da sie finanzmarktnahe Anlagen faktisch ausschließe.

Ein kostenfreies und für alle zugängliches Dashboard zur Altersvorsorge, das als digitale Übersichtsseite und Instrumententafel fungiert, wäre geeignet, die erhebliche Fehlstelle zu schließen, die derzeit noch bei der Online-Beratung für die Einkommens- und langfristige Alterssicherung besteht. Zu diesem Schluss gelangt zumindest die jüngste Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) mit dem Titel „Treiber und Widerstände bei der Online-Beratung zur Altersvorsorge“. Die Studie wurde von Prof. Dr. Andreas Oehler (Universität Bamberg) im Auftrag des DIA angefertigt.

Über das vorgeschlagene Dashboard soll ein Zugang zum Status quo aller zukünftigen Zahlungsströme aus gesetzlich vorgeschriebener und zusätzlicher Altersvorsorge in einfacher, verständlicher und vergleichbarer Form möglich sein. Es soll Schätzungen zur aktuellen und zukünftigen Wertentwicklung inklusive der Kaufkraftentwicklung liefern sowie gut verständliche Informationen zur Funktions- und Wirkweise der verschiedenen Produktformen im vorhandenen Portfolio insgesamt und in seinen einzelnen Schichten bereithalten. Außerdem sollen auch Hinweise zu möglichem weiterem Handeln für die Zukunft mit Formen zur weiteren Einkommenssicherung eingeschlossen sein. Und natürlich sollen alle Informationen im Rahmen einer hohen Datensicherheit und eines hohen Datenschutzes gegeben werden und auf allen relevanten Geräten (Desktop, Laptop, Tablet, Smartphone) abrufbar sein können.

Die DIA-Studie hat im Rahmen einer Analyse untersucht, inwieweit auch im Bereich der Altersvorsorge eine Digitalisierung möglich und nötig ist. Das Ergebnis: Dem steigenden Bedarf an verständlicher, umfassender und verlässlicher Unterstützung bei der individuellen Planung und Entscheidung von Vorsorgeangelegenheiten stünden derzeit kaum nützliche digitale oder digital-analog kombinierte Tools und Anwendungen zur Beratung im Bereich der Altersvorsorge gegenüber. Wenn solche Modelle angeboten würden, dann basierten und firmierten diese allgemein unter Geldanlage bzw. Investment für nicht-professionelle Investoren, insbesondere in Gestalt der inzwischen zahlreichen Robo Advisors. Für den unmittelbaren Zweck der Altersvorsorge hingegen seien kaum Lösungen zu finden.

Geplante säulenübergreifende Rentenübersicht lückenhaft

Die Studie setzt sich auch mit der von der Bundesregierung geplanten säulenübergreifenden digitalen Rentenübersicht auseinander, die im Vergleich zur bisherigen Situation eine Verbesserung der Informationen zu den Einkünften im Alter bringen wird. Zugleich wird aber kritisch angemerkt, dass der faktische Ausschluss finanzmarktnaher Anlagen nicht nur ein lückenhaftes Abbild möglicher Einnahmequellen im Alter erzeugt, sondern auch den Wettbewerb zwischen den Angeboten verschiedener Finanzdienstleister zur Altersvorsorge verzerrt, beispielsweise zulasten der international breit streuenden ETFs. Auch seien wesentliche Aspekte, wie der Einfluss von Steuern und Sozialabgaben und die eigentlich übliche Szenariotechnik hinsichtlich Rendite- und Risikoentwicklung, bislang nicht vorgesehen. Daher kommt der Studienautor auf der Grundlage von zahlreichen Experteninterviews zum Schluss, dass es einer deutlich weitergehenden digitalen Lösung bedarf.

Zentral für ein Dashboard wie vorgeschlagen ist nach Auffassung des Studienautors eine einheitliche, standardisierte Schnittstelle, die eine musterhafte Vorgabe der eingespeisten Informationen enthält. Dabei werden vor allem die Legislative und Exekutive in der Pflicht gesehen, einen entsprechenden glaubwürdigen und aussagekräftigen Rahmen zu schaffen. So entstehe Rechtssicherheit, was bei passender Ausgestaltung für alle Seiten vorteilhaft sei.

Die DIA-Studie „Treiber und Widerstände bei der Online-Beratung zur Altersvorsorge“, für die eine Vielzahl von Experteninterviews durchgeführt wurden, steht hier zur Verfügung. (ad)

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So groß ist das Vertrauensproblem der Finanz- und Immobilienbranche

Die Managementberatung Globeone hat eine repräsentative Studie zum Vertrauen deutscher Konsumenten in verschiedene Branchen und Institutionen durchgeführt. Zwei Branchen kämpfen demnach weiter mit einem erheblichen Mangel an Glaubwürdigkeit: die Finanzbranche und die Wohnungsbranche.

Viele deutsche Unternehmen, Medienmarken und Institutionen verfügen über eine gute Ausgangsbasis, um sich glaubwürdig über einen gesellschaftlich relevanten Daseinszweck zu positionieren. Einige Branchen befinden sich aber weiterhin erheblich in Schieflage. Zu diesem Ergebnis kommt die neue „Purpose Readiness“-Studie der Managementberatung Globeone. Neben Parteien schaffen es insbesondere die Finanzbranche und die großen Wohnungsgesellschaften nicht, in der öffentlichen Wahrnehmung zu punkten.

So groß ist das Vertrauensproblem der Finanz- und Immobilienbranche
14 von 96 Marken erreichen höchstes Level

Für die repräsentative Studie hat Globeone über ein unabhängiges Meinungsforschungsinstitut mehr als 3.000 deutsche Konsumenten zwischen 18 und 65 Jahren befragen lassen, inwiefern bestimmte Purpose-relevante Attribute zu den insgesamt 96 betrachteten Marken passen. Der auf Basis der Befragungsergebnisse erstellte Purpose-Readiness-Index (PRI) zeigt die klaren Gewinner und Verlierer: Mit Indexwerten über 70 erreichen 14 Marken das höchste Level an Purposeglaubwürdigkeit, sie gelten als voll „Purpose ready“. Spitzenreiter ist die Drogeriektte dm. Immerhin 55 Marken sind derzeit zumindest „teilweise Purpose ready“, 21 Marken weisen „kritische Purpose-Lücken“ auf. Sechs Organisationen fehlt die gute Basis für eine Positionierung über einen Purpose.

NGOs und Technologiekonzerne überzeugen am meisten

Differenziert nach Branchen erzielen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Technologiekonzerne jeweils überdurchschnittliche PRI-Werte von mehr als 70. Einzelhändler, Konsummarken, Maschinenbau sowie Pharma- und Chemieindustrie liegen ebenfalls über dem Branchendurchschnitt von 62,6, leicht darunter notieren die Automobilbranche (62,3), der Dienstleistungssektor (62,0), die Branchen Logistik (60,9), Medien (60,8), IT (60,5) sowie Öl- und Energieunternehmen (60,2).

Finanzen und Versicherungen unter den Schlusslichtern

Grundsätzlich gilt laut Globeone: je „servicelastiger” die Branche, desto geringer der PRI. Technologie, Einzelhandel, Maschinenbau, Pharma- und Chemieindustrie sowie Automobilbranche liegen alle vor Dienstleistungen, Logistik, IT, Finanzen und Versicherungen sowie Wohnungsbranche. Zu den Schlusslichtern der Branchen zählen wenig überraschend auch Finanzen und Versicherungen (58,7). Wobei Versicherungen immerhin noch etwas besser abschneiden als Banken. So kommt die AXA auf einen PRI von 62,7, die Allianz auf 62,4 und Munich Re auf 61,9.

Banken und Wohnungskonzerne ganz am Ende

Die großen deutschen Privatbanken Commerzbank (55,8) und Deutsche Bank (51,2) landen hingegen sogar noch hinter dem Rüstungskonzern Rheinmetall (56,4). Schlechter schneiden nur noch politische Parteien und Institutionen (49,6) sowie die Wohnungswirtschaft (43,3) ab. Die Deutsche Wohnen (42,7) wird sogar nur noch von der AfD unterboten (34,0). (mh)

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„Die Menschen müssen sich ein Stück weit von ihrer Garantiefixierung lösen“

Aktuare treiben Innovationen in den Versicherungsgesell­schaften voran. Ihr Einfluss auf die Angebote in der privaten Altersvorsorge ist groß. Ihre Empfehlungen haben in der Politik Gewicht. Beharrlich fordern sie etwa eine bAV- und Riester-Reform. So auch Dr. Herbert Schneidemann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) e. V., im Interview mit AssCompact.

Herr Dr. Schneidemann, die Aufgaben der Aktuare und Aktuarinnen entwickeln sich im Bereich der Altersvorsorge über die Mathematik hinaus. Mit welchen weiteren Fragestellungen müssen Sie sich denn befassen?

Altersvorsorge war schon immer mehr als reine Mathematik. Denn sie ist eines der zentralen Themen für unsere alternde Gesellschaft. Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit der Frage, was es heißt, gut zu leben. Dazu zählt neben vielen anderen Fragen auch die persönliche Versorgungssituation im Alter. Das heißt konkret, dass unsere Produkte so konstruiert sein müssen, dass sie den Bedürfnissen der Deutschen entsprechen und ihrer jeweiligen Lebenssituation Rechnung tragen.

Da sich die Rahmenbedingungen speziell für die gesetzliche Rente regelmäßig ändern, müssen innovative Konzepte der zweiten und dritten Säule die immer größer werdenden Löcher der ersten Säule stopfen. Wir sind zusätzlich also auch noch Zukunftsforscher und Architekten des Altersvorsorgehauses der Zukunft. Aber auch dafür ist die Mathematik ein sehr gutes Werkzeug.

Ist Ihr Berufsstand der Treiber dafür, dass die 100%-ige Beitragsgarantie in privaten Rentenversicherungen gekippt wurde?

Es wäre vermessen, nur uns hier in den Mittelpunkt zu stellen. Produktentwicklung ist immer eine Teamleistung. Aber es ist vollkommen richtig, dass die Aktuare und Aktuarinnen in den Versicherungen seit jeher die Produktschmiede und Innovationstreibenden sind – und nicht wie vielfach vermutet nur die Rechenknechte im Keller. Auch wenn niemand absehen konnte, dass wir in eine derart drastische Tiefzinssituation laufen, waren die Umbrüche an den Kapitalmärkten bereits vor Jahren sichtbar.

Und ja, diese Veränderungen haben viele Aktuariate auch als Chance gesehen, moderne Produktgenerationen mit neuen Garantiekonzepten zu entwickeln. Diese neuen Garantiekonzepte bieten in der Regel eine höhere Sicherheit, was auf den ersten Blick überraschen kann. Allerdings überrascht es nur, wenn man Garantie mit Sicherheit verwechselt – was leider allzu oft der Fall ist.

Aufgrund der Niedrigzinsen gibt es also für die Lebensversicherer keinen anderen Weg?

Lebensversicherungen sind keine kurzfristigen Geldanlageprodukte. Vielmehr ist es ihre Aufgabe, eine verlässliche, renditestarke und lebenslange Rentenzahlung sicherzustellen. Dieser Dreiklang war noch nie trivial und wird in diesen Kapitalmarktzeiten immer herausfordernder. Daher ist es richtig: Die Menschen müssen sich ein Stück weit von ihrer Garantiefixierung lösen, damit die Lebensversicherung im Alter tatsächlich einen entscheidenden Beitrag dazu leisten kann, die immer größer werdenden Lücken in der gesetzlichen Rente zu schließen. Ohne diesen Paradigmenwandel und die damit verbundenen Senkungen des Garantie­niveaus würden die Lebensversicherungen zu einem teuren Festgeldsparen werden. Das ist ganz sicher auch nicht im Interesse der Deutschen.

Was ist mit der Kostenstruktur der Versicherer? Hätte man nicht auch daran drehen können?

Es ist nicht an mir und der DAV, die Kostenstrukturen in den Unternehmen und im Vertrieb zu bewerten. Es ist aber unsere Aufgabe, auf Wechselwirkungen hinzuweisen und klar zu sagen, dass bestimmte Produkte bei negativen Kapitalmarktzinsen, den strengen regulatorischen Vorgaben und den bestehenden Kostensätzen schlichtweg nicht mehr darstellbar sind. So ist es beispielsweise auch bei der Riester-Rente mit ihrer bisherigen 100%-igen Beitragsgarantie. Das ist ein hochkomplexes Produkt, bei dem es häufig zu Vertragsanpassungen und zur Rückforderung von Zulagen kommt.

Unsere Simulationsrechnungen zeigen, dass die Verwaltungs- und Abschlusskosten bei einem Höchstrechnungszins von 0,25% und einem marktdurchschnittlichen Jahressparbetrag bei gerade einmal ein bis zwei Euro pro Monat liegen dürfen. Und dabei sind die Kosten für die gerade bei Riester-Produkten dringend erforderliche Beratung noch gar nicht berücksichtigt. Wir gehen davon aus, dass sich sehr viele Versicherungen ohne Reform ab 2022 aus der Riester-Rente zurückziehen müssen, da sie dieses Produkt für den Preis einer großen Kugel Eis im Monat schlichtweg nicht mehr verwalten können.

Nun geht es darum, auf der Kapitalanlageseite mehr Rendite zu erzielen. Können das die Versicherer? Zumal sie mit Blick in die Zukunft nicht wissen können, ob das so funktioniert.

Kurz und knapp: Ja. Denn das Management von Verpflichtungen und dazu passenden Kapitalanlagen ist eine der Kernkompetenzen der Versicherungen und ihrer Aktuare. Ich denke, die Versicherer haben seit Jahrzehnten bewiesen, dass sie auch in schwierigen Marktsituationen sehr beachtliche Renditen erwirtschaften. Gerade in Zeiten wie diesen hat das Sparen im Kollektiv signifikante Vorteile, denn die Sicherungs- und Glättungsmechanismen in unseren großen Kollektiven verhindern, dass Kapitalmarktschwankungen eins zu eins auf das individuelle Versorgungskonto durchschlagen und so insbesondere kurz vor Eintritt des Versorgungsfalls zu dauerhaften Verlusten führen.

Dies stellt einen signifikanten Unterschied zu individuellen (Fonds-)Sparplänen dar, wie sie beispielsweise in den USA bereits seit Jahrzehnten auch für die betrieb­liche Altersversorgung genutzt werden. Dort profitieren die Anleger in guten Zeiten überproportional von steigenden Aktienkursen. In Bärenmarktphasen sind die negativen Auswirkungen aber umso gravierender. Nach der Finanzkrise mussten viele Amerikaner deutlich länger als geplant arbeiten, da sich ihre Altersvorsorge durch den Börsencrash pulverisiert hatte. Zwar haben sich die Börsen längst von diesem Schock erholt – individuelle Planungssicherheit sieht aber anders aus.

Weiterhin kann man bei Versicherern trotz Flexibilität in den Produkten an den höheren Erträgen von illiquiden Anlagen wie Infrastrukturprojekten partizipieren. Gerade in der heutigen Zeit sind die Überrenditen illiquider Anlagen so hoch wie selten zuvor.

Wie viel mehr Rendite kann denn eine Reduzierung erreichen?

Untersuchungen der DAV zeigen, dass bereits eine Reduktion des Garantieniveaus auf 80% der Beitragssumme ermöglicht, über die gesamte Vertragslaufzeit signifikante Anteile von Aktien und alternativen Anleihen dem Portfolio beizumischen. Dies erhöht die Chance auf höhere Renditen deutlich. Eine quantitative Aussage ist vom jeweiligen Kapitalmarktmodell abhängig, aber qualitativ bestätigen alle Untersuchungen diese Aussage.

Könnte Riester damit gerettet werden? Und wie wichtig ist Riester für die private Ver­sicherungswirtschaft?

Die Riester-Rente ist ein Vorsorgeprodukt unter vielen, aber mit Blick auf die Zahl der abgeschlossenen Verträge zweifellos ein wichtiges. Als Aktuare fokussieren wir uns nicht auf ein Produkt, sondern immer auf das große Ganze. Das bedeutet, wir möchten den Menschen eine verlässliche, planbare Altersvorsorge anbieten. Daher unterstützen wir auch ausdrücklich die nun beschlossene digitale Rentenübersicht. Diese hilft den Menschen, schnell und – hoffentlich – verständlich einen Überblick über ihre zu erwartenden Rentenansprüche und die damit einhergehenden Lücken zu bekommen.

Für uns als DAV ist am wichtigsten, dass die Politik den Deutschen O klar und transparent aufzeigt, wie die Altersvorsorge in den kommenden 20 oder 30 Jahren aufgebaut sein wird. Dabei muss in Anbetracht des demografischen Wandels die kapitalgedeckte Altersvorsorge sogar an Bedeutung gewinnen. Wie diese ausgestaltet wird, dazu bringen die 6.000 DAV-Mitglieder gern ihre Expertise ein. Aber die Entscheidung muss die Politik endlich treffen und diese Verantwortung nicht von einer Regierungskommission in die nächste delegieren.

Lange haben die Versicherer die Lebensversicherung über das Argument Garantie verkauft. Ist das nicht auch schwierig, die Veränderung den Kunden und Beratern zu vermitteln? Sie haben schon angesprochen, was die Lebensversicherung abgrenzt, aber unterscheidet sie sich wirklich noch von anderen Produkten? Die größte Konkurrenz dürfte heute ja vonseiten der ETFs kommen.

Gegenfrage: Was ist das Hauptgarantieversprechen der Lebensversicherung in der Altersvorsorge? Für mich sind das die lebenslangen, verlässlichen Rentenzahlungen und der Hinterbliebenenschutz. Das sind die Alleinstellungsmerkmale dieses Altersvorsorgeprodukts und nicht die jährlichen Garantien in Höhe von x Prozent. Wer nur darauf schaut, sollte sich natürlich auch mit klassischen Bankprodukten oder ETFs auseinandersetzen.

Viele vergessen dabei aber leider, dass zu diesen Planungen nicht nur die jahrzehntelange Anspar-, sondern auch die Entsparphase gehört. Und fast jeder unterschätzt, wie lange er oder sie lebt. Denn meist ist das Sterbealter der Großeltern der Referenzwert für die eigene Lebenserwartung. Dabei steigt diese alle fünf Jahre um ein ganzes Jahr. Oder anders ausgedrückt: In den vergangenen 140 Jahren hat sich die Lebenserwartung bei Geburt in Deutschland mehr als verdoppelt.

Die DAV empfiehlt, den Höchstrechnungszins zu senken. Was erwarten Sie da vom Finanz­ministerium und wie verändert dies den Markt weiter?

Die Entscheidung zum Höchstrechnungszins ist just für diese Tage angekündigt. Wir haben eindringlich an den Gesetzgeber appelliert, zusammen mit der Senkung des Höchstrechnungszinses auf 0,25% auch den bislang gesetzlich vorgeschriebenen Beitragserhalt in der Riester-Rente und bei der Beitragszusage mit Mindestleistung (BZML) in der betrieblichen Altersversorgung zu überarbeiten. Denn eine singuläre Senkung des Höchstrechnungszinses stellt nach unseren Analysen kein gesamthaftes Konzept dar, um die kapitalgedeckte Altersvorsorge angesichts der anhaltenden Tiefzins­situation zukunftsfest zu machen.

Sollte es mit der von der DAV geforderten Senkung des Höchstrechnungszinses keine Reform der Riester-Rente und der BZML geben, werden sich nach DAV-Erwartungen die meisten Unternehmen aus diesen Geschäftsfeldern zurückziehen müssen. Bereits heute bieten die Banken keine Riester-Produkte mehr an, die Fondsgesellschaften steigen zunehmend aus und laut Daten der Ratingagentur Assekurata bieten auch bereits 40% der Lebensversicherer keine Riester-Rente mehr an.

Die Inflation wird vermutlich in dem Jahr in Deutschland deutlich steigen. Was bedeutet das für die Lebensversicherung?

Wie auch eine aktuelle Studie des ifa aus Ulm zeigt, sind zu hohe Garantieniveaus in Zeiten steigender Inflation und teilweise negativer Kapitalmarktzinsen Gift für die Realwertrendite. Gerade jetzt wäre es sinnvoll, Teile der Kundengelder in chancenorientierte Komponenten wie Aktien oder alternative Investments anzulegen, da diese über lange Zeiträume eine positive Korrelation mit der Inflation aufweisen. Das haben die Versicherer bereits vor Jahren erkannt und ihre Angebote mit fondsgebundenen Policen massiv ausgebaut, sodass die alte Klassik immer mehr zum Spartenprodukt für sehr sicherheitsorientierte Menschen wird. Jetzt ist es an der Politik, auch die bereits diskutierten staatlich geförderten Produkte wie Riester-Rente und BZML aus ihrem starren Korsett zu entlassen.

Wann erwarten Sie denn wieder einen Zinsanstieg und welche Folgen hätte der für die Ver­sicherer und die Lebensver­sicherungsverträge?

Aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Ausweitung der EZB-Anleihenprogramme erwarten wir in den kommenden Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten, keinen signifikanten Anstieg der Zinsen. Natürlich kann es sein, dass die Marktzinsen um 0,5 Prozentpunkte steigen, wie wir es Anfang 2021 gesehen haben. Aber das ist keine Trendumkehr. Viele Markt­beobachter gehen davon aus, dass die EZB kurz- bis mittelfristig beispielsweise für Deutschland die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen nicht über –0,30% steigen lassen wird. Denn viele hoch verschuldete Länder könnten sich steigende Zinsen schlichtweg nicht leisten, und das weiß die EZB ganz genau.

Daher ist eine Diskussion über steigende Zinsen aktuell nicht angebracht. Es steht eher die Frage im Raum, wie weit der Zinsverfall noch gehen kann und was das für die Lebensversicherer bedeuten würde. Und genau diese Auswirkung auf die Lebensversicherung zu managen, das ist eine der Hauptaufgaben von uns Aktuaren und Aktuarinnen als Gralshüter der Sicherheit.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 05/2021, Seite 40 f., und in unserem ePaper.

Bild: © Sashkin – stock.adobe.com

 
Ein Interview mit
Herbert Schneidemann

Continentale: Rendite-Chancen auch in der Rente nutzen

Private Rentenversicherungen müssen sich aktuell in einem schwierigen Feld behaupten. Immer mehr Kunden setzen bei der Altersvorsorge inzwischen auf fondsgebundene Tarife. Mit ihrem investmentorientierten Rentenbezug geht die Continentale Lebensversicherung hier neue Wege.

<h5>Von Thomas Pollmer, Leiter Produktmanagement Leben im Continentale Versicherungsverbund</h5><p>In Zeiten niedriger Zinsen und steigender Lebenserwartung stehen Kunden vor besonderen Herausforderungen. Denn dadurch wird es schwieriger, genügend Kapital für eine auskömmliche Altersvorsorge anzusparen. Hinzu kommt, dass viele erst mit Mitte oder Ende Dreißig anfangen, ernsthaft für ihre Rente vorzusorgen. Denn in dieser Lebensphase sind zum Beispiel Investitionen in die Karriere oder das Eigenheim bereits fortgeschritten oder abgeschlossen, sodass wieder mehr Kapital für die Altersabsicherung zur Verfügung steht. Dieser vergleichsweise späte Start und die gestiegene Lebens­erwartung führen jedoch dazu, dass Ansparphase und Renten­bezug immer häufiger nahezu gleich lang sind. Das heißt: Der Kunde muss zügig ein vergleichsweise großes Guthaben für eine auskömmliche Rente im Alter aufbauen. Da die Zinsen dauerhaft niedrig sind, setzen dabei viele auf Renditen durch Fonds-Anlagen. Doch warum sollte damit mit Beginn der Rentenphase Schluss sein?</p><h5>Mit Kapitalerträgen die monatliche Rente aufstocken</h5><p>Die Continentale Lebensversicherung bietet hier neue Wege. Mit dem investmentorientierten Rentenbezug kombiniert sie die Vorteile von garantierter Rente und Rendite-Chancen. So kann der Kunde auch noch während der Rentenphase einen Teil seines angesparten Guthabens in Fonds investieren. Dadurch ist es möglich, die tatsächlich ausgezahlte Rente mithilfe von Kapitalerträgen aus den gewählten Fonds aufzustocken. Denn diese setzt sich in dieser Option aus zwei Bausteinen zusammen: der garantierten Rente und der Gewinn­rente aus Kapitalerträgen. Damit hat der Kunde die Chance auf eine insgesamt höhere Rente als in einer klassischen Variante.</p><h5>Bewährte Planungssicherheit durch garantierte Rente</h5><p>Die Höhe der investmentorientierten Gewinnrente ist abhängig von der Performance der gewählten Anlagen, daher kann sie auch einmal schwanken. Durch die garantierte Rente weiß der Kunde aber zu jeder Zeit, mit welchem monatlichen Einkommen er mindestens rechnen kann. Auf Planungssicherheit muss er also nicht verzichten.</p><p>Wie auch in der Ansparphase kann der Kunde sich bei der Continentale bei den gewählten Fonds breit aufstellen. Bis zu zehn Anlagen können miteinander kombiniert werden. Dabei können sowohl aktiv gemanagte Investmentfonds als auch Indexfonds gewählt werden. Durch die Auswahl der Anlagen kann jeder Ver­sicherte seine individuelle Balance zwischen Risiko und Renditechancen finden. Eine Anpassung oder Neuausrichtung des Portfolios ist ebenfalls problemlos möglich. Auf Wunsch kann der Kunde bis zu sechsmal im Jahr gebührenfrei shiften und switchen.</p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Möglichst hohe Investitionen für maximale Renditechancen--><h5>Möglichst hohe Investitionen für maximale Renditechancen</h5><p>Im Hintergrund des neuen Rentenbezuges arbeitet ein bewährter Anlagemechanismus: der Continentale Chancen-Tracker. Er registriert die Entwicklung der Fondsanlagen und berücksichtigt gleichzeitig die individuellen Vertragsdaten. Auf dieser Basis wird berechnet, wie viel Guthaben in die Fonds investiert werden kann. Gleichzeitig sorgt der Mechanismus dafür, dass stets ausreichend Kapital verfügbar ist, um die Garantieleistungen verlässlich abgesichert erfüllen zu können. Einen dauerhaften Cash Lock gibt es mit dem Chancen-Tracker weder in der Ansparphase noch im Rentenbezug. Der Mechanismus versucht stets, so viel Kapital wie möglich in die Fonds zu investieren. Das steigert die Renditechancen für den Kunden.</p><h5>Günstigerprüfung sorgt für möglichst hohe Rente</h5><p>Der investmentorientierte Rentenbezug der Continentale ist dabei immer ein Kann, kein Muss. Ob der Kunde die angebotene Möglichkeit ergreift, bleibt ihm überlassen. Erst kurz vor Rentenbeginn muss er sich zwischen dem investmentorientierten und dem klassischen Renten­bezug entscheiden. Denn dann kann er seine Anlegermentalität in der kommenden Lebensphase einschätzen, die aktuelle Situation des Kapitalmarktes bewerten und die konkrete Fondsauswahl überblicken.</p><p>Egal welche Variante der Kunde wählt: Die zugesagten Rechnungsgrundlagen bleiben erhalten. Außerdem findet beim Übergang in die Rente die bei der Continentale übliche Günstigerprüfung statt. Die ermittelt, ob die Rechnungsgrund­lagen vom Vertragsabschluss oder die zu Rentenbeginn für den Kunden vorteilhafter sind oder ob eine im Vertrag enthaltene Mindestleistung greift. So erhält der Versicherte in jedem Fall eine möglichst hohe Rente.</p><p>Den investmentorientierten Ren­tenbezug bietet die Continentale in den Fondsrenten der dritten Schicht mit und ohne Garantien; für die Rente Invest auch in der Direktversicherung. Auch in der EasyRente Invest ist der Tarif wählbar. Mehr zu der Neuerung im Rentenbezug erfahren freie Vermittler zudem in einem Video-Interview unter makler.continentale.de/investmentorientierter-rentenbezug. Hier finden sie zahlreiche speziell für sie aufbereitete Informationen rund um den Produktbaustein.</p><p>Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 04/2021, Seite 22 f., und in unserem <a href="https://epaper.asscompact.de/asscompact-04–2021/65451313" target="_blank" >ePaper</a>. </p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Coloures-Pic – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/A7B10250-0E75-4575-9468-81AEDDA4CD16"></div>

 
Ein Artikel von
Thomas Pollmer

Die Beraterrolle des Maklers beim Umgang mit dem Tod

Der eigene Tod ist hierzulande zwar kein Tabuthema mehr, aber nur wenige Menschen sorgen dafür finanziell und organisatorisch vor. Das könnte auch an so mancher Fehleinschätzung liegen, konstatiert eine YouGov-Studie im Auftrag der DELA und zeigt, welche Beratungsansatzpunkte es vor allem für Makler gibt.

<p>Als ein Tabuthema kann der Umgang mit dem eigenen Tod heutzutage nicht mehr bezeichnet werden. Der Studie „Tod und Sterben in unserer Gesellschaft“ zufolge, die das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag der DELA Lebensversicherungen durchgeführt hat, haben sich über drei Viertel der Befragten bereits Gedanken über das eigene Ableben gemacht und über zwei Drittel von ihnen haben schon mit Familienangehörigen oder Freunden darüber gesprochen. Auslöser für solche Gespräche waren laut YouGov-Studie häufig Todesfälle und schwere Krankheiten im familiären Umfeld und oder eine eigene schwere Krankheit, zu allermeist jedoch einfach das eigene Älterwerden. </p><h5>Darüber reden: ja, dafür vorsorgen: nein</h5><p>Allerdings deckt die Studie auch auf, dass nur wenige Menschen finanziell und organisatorisch vorsorgen, um im Ernstfall ihre Angehörigen zu entlasten. Nur knapp die Hälfte aller Befragten, die sich schon einmal mit dem eigenen Tod befasst haben, hat dann auch den nächsten Schritt getan und genauere Vorstellungen vom „letzten Weg“ entwickelt. Und von diesen wiederum hat nicht einmal ein Fünftel eine Regelung für Bestattung und Trauerfeier getroffen. Übertragen auf alle Befragten haben somit nur 7% der Bevölkerung in irgendeiner Form selbstbestimmt für die Folgen des eigenen Todes vorgesorgt. </p><h5>Risikoempfinden rückt Tod in weite Ferne</h5><p>Eine mögliche Erklärung für das fehlende Handeln sieht die Studie im persönlichen Risikoempfinden: Das eigene vorzeitige Ableben und das des Ehepartners oder Lebensgefährten werden lediglich von 19 bzw. 13% der Befragten als sehr wahrscheinlich oder wahrscheinlich eingeschätzt und stehen damit gemeinsam mit der Befürchtung, von Krieg persönlich betroffen zu sein, am Ende der Risikospirale. Deutlich stärker in der Wahrnehmung als persönliche Risiken sind der Studie zufolge Covid-19 (38%), Pflegedürftigkeit (32%) und Naturkatastrophen (30%). </p><h5>„Richtiges Alter“ fürs Vorsorgen unbekannt</h5><p>Zudem sei vielen Befragten unklar, welches das „richtige Alter“ für die Todesfallvorsorge sei. Der überwiegende Teil von zwei Fünfteln der Befragten ist der Ansicht, dass es ein solches Alter nicht gibt. 10% siedeln es zwischen 30 und 40 Jahre und jeweils 12% zwischen 40 und 50 Jahre sowie zwischen 50 und 60 Jahre an. Und: Die Kosten einer Bestattung und Trauerfeier beziffern laut Studie über ein Drittel der Befragten auf 3.000 bis 5.000 Euro, ein weiteres Viertel schätzt diese auf 5.000 bis 7.000 Euro. Nur 13% der Umfrageteilnehmer gehen von einem höheren Betrag aus. Laut Walter Capellmann, Hauptbevollmächtigter der DELA Lebensversicherungen in Deutschland, liegen diese Kosten heute bei rund 6.000 bis 8.000 Euro und in vielen Regionen bereits deutlich darüber.</p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Makler als Vorsorgeexperten--><h5>Makler als Vorsorgeexperten</h5><p>Hier fördert die Studie also hohen Beratungsbedarf zutage, der vor allem von unabhängigen Versicherungsvermittlern genutzt werden kann, die sich ihren Kunden gegenüber als umfassende Vorsorgeexperten positionieren können. Aber nicht nur die eben genannten Fehleinschätzungen rund um das Risikoempfinden, das passende Alter zur Vorsorge bzw. die Höhe der Bestattungskosten bieten Ansatzpunkte zur Beratung. Beratungsbedarf zeigt die Studie auch im Hinblick auf das Thema Vorsorgeverfügungen: Knapp ein Drittel der Befragten haben keine Kenntnis über diese Möglichkeit der Vorsorge. Weitere knapp zwei Fünftel haben zumindest davon gehört, haben aber keine genaueren Kenntnisse. Ein Drittel kennt zwar Vorsorgeverfügungen, aber nur etwas über die Hälfte davon hat auch eigene Vorsorgedokumente angelegt – zumeist eine Vorsorgevollmacht.</p><p>Die Möglichkeit, mit einer Sterbegeldversicherung oder einem Bestattungsvorsorgevertrag vorzusorgen, ist über zwei Dritteln bzw. knapp einem Drittel der Studienteilnehmer bekannt. Befragt nach den Möglichkeiten einer finanziellen Vorsorge für Bestattung und Trauerfeier, hält die Hälfte aller Befragten eine Sterbegeldversicherung für geeignet. Als weitere Möglichkeiten gesehen werden Lebensversicherung, klassisches Sparbuch und Aktienfonds. Wenn es um die Leistungsmerkmale einer Sterbegeldversicherung geht, ist den Teilnehmern der Schutz vor steigenden Kosten und Inflation, die Abschlussmöglichkeit auch im höheren Alter sowie mit und ohne Gesundheitsprüfung, der Zugriff auf juristisch geprüfte Vorsorgedokumente und die Möglichkeit zur Wunschbestattung sehr wichtig bzw. eher wichtig. </p><h5>Selbstbestimmtes Handeln muss hervorgehoben werden</h5><p>Befragte, die eine Vorsorge getroffen haben, wurden zumeist durch die Empfehlung von Bekannten und Freunden, über ihren Versicherungsmakler oder durch Berichte in Tageszeitungen und Zeitschriften auf das Thema aufmerksam. Bei der Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod geben knapp zwei Drittel der Befragten in der Studie an, dass die Vorteile eines selbstbestimmten Handelns deutlicher gemacht werden müssten und es mehr Information über die mit dem eigenen Tod verbundenen Vorsorgevollmachten brauche. Nahezu ebenso viele meinen, dass die Öffentlichkeit insgesamt mehr über den Umgang mit Tod und Bestattung informiert werden sollte und über die Hälfte hält dies bereits in jüngeren Jahren für angebracht.</p><p>Informationen zur Studie „Tod und Sterben in unserer Gesellschaft“ gibt es <a href="https://vertriebspartner.dela.de/studie-b2b&quot; target="_blank" >hier</a>.</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Animaflora PicsStock – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/F0251314-D684-4BB3-B5AB-7818C843E039"></div>

 

VOTUM-Vorstand schießt scharf gegen Olaf Scholz zurück

Die Äußerungen von Olaf Scholz in der Talkshow Anne Will sorgen weiter für Wirbel in der Versicherungswirtschaft. VOTUM-Vorstand Martin Klein hat nun mit einem Brandbrief auf die Vorwürfe des Bundesfinanzministers reagiert. Sein Blick auf eine ganze Berufsbranche sei nicht nur schief, sondern gar verachtend.

VOTUM-Vorstand Martin Klein verurteilt in einem aktuellen Pressestatement die Äußerungen von Bundesfinanzminister Olaf Scholz in der Talkshow Anne Will scharf. „Sie stellen die gesamte Vermittlerbranche unter Generalverdacht – und die im Grundgesetz verankerte Tätigkeit der Interessenvertretung wird mit Bestechung gleichgesetzt“, empört sich Klein. Die Äußerungen von Olaf Scholz zeigten, dass dem Kanzlerkandidaten der Noch-Regierungspartei SPD der moralische Kompass verloren gegangen sei.

Verachtender Blick auf eine ganze Berufsbranche

„Ehrlich arbeitende Versicherungsvermittler, die sich auch während der Pandemie mit hohem Einsatz unmittelbar um die existenziellen und sehr persönlichen Belange von Verbrauchern kümmern, werden gleichgesetzt mit zwielichtigen Geschäftemachern, die eine Notlage für den persönlichen Profit nutzen. Dieser Blick auf eine ganze Berufsbranche ist nicht nur schief, sondern gar verachtend“, so Klein. Viele Versicherungsvermittler seien für ihre Kunden in der Pandemie Krisenhelfer und Kummerkasten, insbesondere da viele von ihnen bei den durch Finanz- und Wirtschaftsministerium zu verantwortenden Hilfsmaßnahmen schlicht vergessen wurden.

Besondere Geschmacksnote

„Einen besonderen Geschmack bekommt diese Einlassung, die eine ganze Branche als 'Kassierer' abqualifiziert, aus dem Mund eines Politikers, der Privatbankern, die bei dem Versuch erwischt wurden, den Staat betrügerisch um über 100 Mio. Euro zu erleichtern, Privataudienzen gewähre um sich ihre Unschuldsbeteuerungen anzuhören. Für den Finanzminister einer 'Arbeiterpartei' zeigt sich hier eine nahezu pathologische Orientierungslosigkeit“, fährt Klein fort.

Aus dem Glashaus mit Steinen werfen

Flankiert werde Scholz durch seinen Staatsekretär Jörg Kukies, der wie kaum jemand zuvor in diesem Amt weiterhin in regelmäßigen Treffen die Nähe zu Vertretern amerikanischer Großbanken suche. „Ob Ex-Chef-Banker Kukies dem Sparbuchinhaber Scholz verraten hat, dass deren Geschäftsmodell auf Provisionen fußt, ebenso wie das des vom BMF protegierten Scheinriesen Wirecard?“, fragt der VOTUM-Vorstand. Kanzlerkandidat Olaf Scholz sei ein Minister, der in Talkshows aus dem Glashaus mit Steinen werfe, während sich mit der Insolvenz der Greensill Bank der nächste Skandal des deutschen Finanzmarkts und der von seinem Ministerium beaufsichtigten BaFin abzeichne.

Bestechungsvorwürfe mehr als nur haltlos

„Auch der in Scholz‘ Äußerungen verpackte Generalverdacht, dass einzelne Verbände der Versicherungsbranche Bestechung betreiben, ist mehr als nur haltlos“, geht Klein dezidiert auch auf den Lobbyismusvorwurf von Olaf Scholz ein. VOTUM habe einen sehr transparenten Haushalt, noch nie Zahlungen an Politiker oder Parteien vorgenommen und sei damit sicherlich nicht allein in der Verbändelandschaft. Das Gesetz zur Schaffung eines Lobbyregisters bereite dem Verband daher keinerlei Sorge oder Kopfzerbrechen. „Wir setzen uns bei Gesetzgebungsverfahren mit Sachverstand, Argumenten und einem realitätsgeschulten Blick auf die Auswirkungen für Verbraucher und Betroffene ein“, so Klein.

Provisionsdeckel klar verfassungswidrig

„Im Fall des geplanten Provisionsdeckels waren wir aufgrund der Tatsache, dass sich das Finanzministerium für Argumente taub zeigte, gezwungen – zusammen mit anderen Verbänden und Initiativen – als Ultima Ratio eine Verfassungsbeschwerde vorzubereiten. Das diesbezüglich vorbereitend eingeholte Rechtsgutachten des ehemaligen Bundesverfassungsgerichtspräsidenten Hans-Jürgen Papier war eindeutig in seiner Beurteilung: Das Gesetzgebungsverfahren ist verfassungswidrig“, erläutert Klein die Gründe an der Kritik am Gesetzesvorhaben zum Provisionsdeckel.

Unwürdig und billig

Gerade das Beispiel des Provisionsdeckels zeige, wie wichtig es sei, dass sich Berufsgruppen in Interessenverbänden organisieren. Der einzelne Vermittler oder aber auch ein Unternehmen wäre nicht in der Lage, diesen berechtigten Widerstand zu organisieren. Wenn man, statt sich mit der Kritik auseinanderzusetzen, engagierte demokratische Abgeordnete nunmehr plump der Bestechlichkeit bezichtige, sei das einfach unwürdig und billig. „Es zeugt nicht von der Achtung vor unserem Grundgesetz, die zum unverzichtbaren Rüstzeug eines Kanzlers gehört“, so Klein abschließend. (mh)

Bild: © VOTUM

 

Olaf Scholz holt den Provisionsdeckel aus der Schublade

Um den Provisionsdeckel für den Abschluss von Lebensversicherungen war es zuletzt relativ ruhig geworden. Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat das Vorhaben nun aber wieder aus der Schublade geholt – und wetterte dabei gegen den Lobbyismus der Versicherer.

Olaf Scholz strebt im September die Kanzlerschaft an. Das ist aber nicht der Grund, warum er in der jüngsten Ausgabe ARD-Talkshow Anne Will den Unmut der Versicherungswirtschaft auf sich zog. Im Rahmen einer allgemeinen Diskussion um mehr Transparenz und fragwürdige Maskendeals von Unionspolitikern fordert er, dass „sehr harte Regeln“ eingeführt werden müssen, um der politischen Einflussnahme durch Lobbyisten entgegenzuwirken.

Provisionsdeckel-Gegner am Pranger

Scholz startete dabei einen Frontalangriff auf die Versicherungsbranche, indem er in diesem Kontext das Ringen um den Provisionsdeckel für die Vermittlung von Lebensversicherungen in den Ring warf. „Da sitzen Leute im Bundestag, die wissen, warum sie das bekämpfen. Nicht aus allgemeinen Erwägungen, sondern sie schätzen die Leute, die die Provisionen kassieren, um es mal höflich zu sagen“, feuerte Scholz gegen die Lobbyarbeit der Versicherer und Vertriebe gegen den Provisionsdeckel.

Nur zurückgestellt, nicht aufgehoben

Dieser Giftpfeil ging nicht nur an die Versicherungswirtschaft, sondern eindeutig auch in Richtung des Koalitionspartners CDU/CSU. Das Vorhaben des Provisionsdeckels scheiterte schließlich wesentlich am Widerstand der Union. Olaf Scholz sieht hingegen nach wie vor einen Handlungsbedarf bei den Provisionsregelungen, um „mögliche Fehlanreize durch überhöhte Provisionen zu vermeiden“. Entsprechend ist auf der Website des von ihm geführten Bunsesfinanzministeriums auch nur davon zu lesen, dass man die Regelungen hinsichtlich der Lebensversicherung „zunächst zurückgestellt“ habe. Aufgehoben sei das Vorhaben hingegen nicht.

Diskreditierung eines ganzen Berufsstands

Beim AfW Bundesverband Finanzdienstleistung sorgten Scholz’ Aussagen für großen Unmut. „Scholz zieht gegenüber Bundestagsabgeordneten, die sich gegen ein verfassungswidriges Gesetz positioniert haben, Parallelen zur Maskenaffäre. Das ist an sich schon ein Unding“, so Norman Wirth, geschäftsführender Vorstand des AfW, in einem offiziellen Statement. „Er bringt dann unmissverständlich zum Ausdruck, dass er VersicherungsvermittlerInnen und ihre Arbeit nicht schätzt. Damit diskreditiert er vor über drei Millionen FernsehzuschauerInnen einen ganzen Berufsstand, der gerade auch in der derzeitigen Wirtschaftskrise von hoher sozialpolitischer Bedeutung ist.“ Der AfW kritisiere diese polemischen und populistischen Äußerungen des Bundesfinanzministers auf das Schärfste. (mh)

Lesen Sie auch: Bundeskabinett setzt Einigung bei Provisionsdeckel um

Bild: © Bundesministerium der Finanzen / Photothek / Thomas Koehler

 

IDEAL: Gute Pflege kann so einfach sein

Vom „Entweder-oder“ zum „Sowohl-als-auch“ – die IDEAL begegnet den veränderten Marktbedingungen mit einer einzigartigen Pflegeplattform. Vermittlern wird damit einer neuer und vor allem einfacher Weg für die Pflegevorsorgeberatung eröffnet.

<h5>Von Romy Schmidt, Bereichsleiterin Vertrag, Leistung, Grundsatzfragen, und Frank André Pernitt, Bereichsleiter Marketing, Brand and Product IDEAL Versicherungsgruppe.</h5><p>Eines ist klar: Pflege gehört zu den beherrschenden Themen in unserer Gesellschaft und stellt für jeden Einzelnen ein nicht zu unterschätzendes biometrisches und finanzielles Risiko dar. Die Anzahl der Pflegebedürftigen nimmt stetig zu und liegt mittlerweile bei fast 4,3 Millionen Menschen in Deutschland. Mit der Zahl der Pfle­gebedürftigen schnellen auch die Kosten für die Pflege in die Höhe – und das als deutlich spürbare Belastung für die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen. So ist in den letzten 25 Jahren die Eigenbeteiligung für die stationäre Pflege von monatlich durchschnittlich 358 Euro (1995) auf mittlerweile 2.015 Euro (2020) gestiegen. Zwischen den Kosten für die Pflege und den Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung klafft eine gewaltige Lücke.</p><h5>Problem erkannt, Gefahr gebannt?</h5><p>Keineswegs. Es mutet fast fahrlässig an, dass bei einem derartigen Absicherungsbedarf die Marktdurchdringung so gering ist, dass gerade einmal knapp 5% der Bevölkerung eine private Pflegezusatzversicherung haben – und diese gibt es bereits seit 1995! Neben der Sorgfaltspflicht, den Kunden umfassend über die Möglichkeiten zur Absicherung seines Pflegerisikos zu beraten, birgt dieser Fakt enorme Chancen und Potenziale für den Vertrieb.</p><h5>Entschluss zur Erweiterung der Produktpalette in der Pflege</h5><p>Vermittler und Kunden greifen gerne auf die jahrelange Erfahrung der IDEAL Versicherungsgruppe im Umgang mit biometrischen Altersrisiken zurück. Die IDEAL hält mehr als 130.000 Pflegerenten im Bestand. Doch seit Einführung der Pflegerente im Jahr 2002 unterliegt die private Pflegerentenversicherung branchenweit einer permanenten Verteuerung gegenüber der alternativen Absicherung mit einem Pflegetagegeld. Aufgrund der wachsenden Prämien­unterschiede greifen viele Makler und Vermittler eher zu einem Pfle­getagegeld als zu einer Pflegerente. So war es eine konsequente strategische Entscheidung, von der einstigen Fokussierung auf die Pflegerente abzuweichen und zu Beginn dieses Jahres ein Pflegetagegeld nach Art der Krankenversicherung einzuführen. Eigens dafür wurde die neue Sparte „Private Krankenversicherung“ eingerichtet, die bei der IDEAL Versicherung AG angesiedelt ist.</p><p>Bei der Konzeption des PflegeTagegeldes hat sich IDEAL an der PflegeRente orientiert. Leistungen, die aus dem Lebensversicherungs- in den Krankenversicherungsbereich übernommen werden konnten, finden sich auch im PflegeTagegeld wieder. In der Kalkulation jedoch unterscheidet sich das IDEAL PflegeTagegeld grundlegend von der IDEAL PflegeRente. Das ermöglicht niedrige Beiträge, ohne auf wesentliche Leistungen verzichten zu müssen. Vor allem junge Menschen und Personen mit geringeren Einkommen können sich so auch für den Pflegefall absichern. Die beiden Produkte ergänzen sich perfekt und ermöglichen jedem Kundenkreis eine passende Pflegeabsicherung.</p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Die neue Pflegewelt--><h5>Die neue Pflegewelt</h5><p>Die IDEAL Pflegewelt ist so etwas wie die Pflegezentrale für die Vertriebspartner. Der Vorteil für die Pflegevorsorgeberatung ist, dass die beiden gänzlich unterschiedlichen Absicherungsformen bei der IDEAL auf ein und demselben System abgebildet werden. Der Anspruch war es, den Angebotsprozess so einfach wie möglich zu gestalten und damit einen Mehrwert für die Pflegevorsorgeberatung zu schaffen. So wurde beispielsweise die Risikoprüfung für beide Sparten vereinheitlicht und der Gesundheitscheck für die IDEAL Pflegewelt optimiert. Das bedeutet, dass Gesundheitsfragen nur einmal beantwortet werden müssen und dabei automatisch für beide Sparten die Ergebnisse zur Versicherbarkeit ermittelt werden. Das erspart Zeit und das lästige Switchen zwischen den – sonst üblichen – unterschiedlichen Angebotsplattformen. Alle Angebote können parallel berechnet und direkt miteinander verglichen werden.</p><h5>Vom „Entweder-oder“ zum „Sowohl-als-auch“</h5><p>Mit den Produkten aus der IDEAL Pflegewelt werden unterschiedliche Wege zu einer optimalen Pflegeabsicherung angeboten. Auf der Angebotsplattform stehen alle Pflegeprodukte auf einen Blick und zum schnellen Vergleichen oder auch Ergänzen zur Verfügung. Über die Pflegeanalyse kann der Berater spartenneutral den Status quo ermitteln und so das passende Produkt zu den jeweiligen Bedürfnissen und dem Budget des Kunden finden. Für Kunden, die an lebenslang sicheren Beiträgen interessiert sind, sich Rückkaufwerte schaffen wollen und bereit sind, diese Vorteile mit einem anfänglich höheren Beitrag zu honorieren, kann die Pflegerente schon die perfekte Wahl sein. Diejenigen, die das Hauptaugenmerk auf einen günstigen Beitrag legen und eher eine Affinität zu Krankenversicherungslösungen haben, sind mit einem Pflegetagegeld gut ausgestattet. Doch wer die Vorteile einer Pflegerente nicht ganz missen möchte und nach einer sehr individuellen, auf das definierte Budget angepassten Lösung sucht, kann Pflegerente und Pflegetagegeld einfach in einem Angebotsprozess kombinieren. Und hier spielt das System all seine Vorteile aus: Antrag nur einmal erfassen, IDEAL PflegeTagegeld mit der IDEAL PflegeRente nach Kundenbedürfnissen kombinieren, einmal den Gesundheitscheck am Point of Sale durchlaufen und beide Anträge in nur einem Dokument erhalten – mit elektronischer Datenübermittlung, zweimaliger Dienstleistungsvergütung, mit Vertragsinformationen sowie optionalem Beratungsprotokoll und elektronischer Unterschrift.</p><h5>Pflege einfach machen und Potenziale nutzen</h5><p>Für den Vertrieb von Pflegevorsorgeprodukten stehen die Zeichen sehr gut: Das Thema „Pflege“ hat in der öffentlichen Wahrnehmung massiv Fahrt aufgenommen, und die Einsicht in die Notwendigkeit, für das Alter und den Ruhestand vorzusorgen, ist groß. Der Werkzeugkasten für die Pflegeabsicherung ist bestens bestückt. Jetzt kommt es darauf an, aktiv das Gespräch mit dem Kunden zu suchen, mit Produktwissen und Beratungskompetenz zu punkten und die passende Absicherung mit dem Kunden auszuwählen.</p><p>Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 03/2021, Seite 30 f., und in unserem <a href="https://epaper.asscompact.de/asscompact-03–2021/65329687" target="_blank" >ePaper</a>. </p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © interstid – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/E5C59D99-B4D2-4CE5-83D0-1EA8BB6016E6"></div>

 
Ein Artikel von
Frank André Pernitt
Romy Schmidt

LV 1871: Mit traditionellen Werten auf neuen, digitalen Wegen

Die LV 1871 wird 150, steht für Tradition und investiert in die Moderne. Neueste Idee sind etwa die Media Hubs in der Maklerbetreuung. Der Maklerversicherer erlebt in Corona-Zeiten ein steigendes Bewusstsein der Bevölkerung für Absicherung und Sparen. Interview mit Hermann Schrögenauer, Vorstand der LV 1871.

<h5>Herr Schrögenauer, die Versicherer sind bisher relativ gut durch die Krise gekommen. Das Neugeschäft in der Lebensversicherung fällt jedoch zurück. Wie schätzen Sie hier den Markt und die Menschen ein?</h5><p>Tatsächlich wirkt sich die Corona-Pandemie positiv auf unsere Sparprodukte und Absicherungskonzepte aus. Sie gibt dem Gedanken an Ab­sicherung eine prominente Bühne. Auch junge Menschen spüren, dass das Leben verletzbar ist. Die finan­­zielle Vorsorge rückt mehr in den Fokus – die Menschen wollen für künf­tige Situationen abgesichert sein. Das sieht man an der Sparquote, die sich letztes Jahr verdoppelt hat. Und das merken wir an unseren Zahlen: Im Jahr 2020 konnten wir unser Rekordjahr 2019 sogar toppen und mit einem Wachstum im Neugeschäft von rund 15% gegenüber dem Markt deutlich outperformen.</p><h5>Können Sie uns noch Näheres zu Ihren Geschäftszahlen 2020 sagen?</h5><p>Wir haben 2020 trotz Corona starke Ergebnisse erzielt: Mit einem steigenden Neugeschäftsvolumen, hoher Bestandsfestigkeit und einem Biometrieanteil von rund 50% stehen wir sehr gesund da. Mit unserer hohen Solvenzquote bleiben wir einer der finanzstärksten Anbieter im Versicherungsmarkt. Das wiederholt hervorragende Fitch-Finanzstärkerating rundet das Ergebnis ab. So konnten wir das Jahr krisensicher und zukunftsfähig abschließen und ebenso gut in das neue Jahr starten.</p><p>Das Hauptproblem der Lebensversicherer ist nicht die Pandemie, sondern die Niedrigzinsen. Der Ruf der privaten Rentenversicherung leidet immer mehr. Wo sind da noch die Argumente?</p><p>Das Niedrigzinsumfeld, der demografische Wandel und die enormen Rettungspakete der Regierungen führen jedem vor Augen, dass private Vorsorge das Gebot der Stunde ist. Die gesetzliche Rente wird nicht ausreichen und die neuerliche Staatsverschuldung lässt die Chance auf eine auskömmliche staatliche Rente weiter schwinden. Das liefert perfekte Argumente für die private Altersvorsorge, denn Versicherungsnehmer können auf ihr Geld zugreifen, es breit streuen und sinnvoll auf die Bedürfnisse ausgerichtet anlegen. Viele Gesellschaften können die Garantien nicht mehr halten. Das ebnet den Weg für die Modernisierung der Altersversorgung. Deutschland braucht mehr Aktionäre. Die private Altersvorsorge und insbesondere die fondsgebundene Lebensversicherung werden dadurch in den Köpfen der Bevölkerung eine Renaissance erleben, da mit dem vernünftigen Vermögensaufbau auch das Langlebigkeitsrisiko in den Griff zu bekommen ist.</p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Wie Sie sagen, sieht es in der Arbeitskraftabsicherung positiv aus. Wie sehen hier Ihre Erwartungen aus?--><h5>Wie Sie sagen, sieht es in der Arbeitskraftabsicherung positiv aus. Wie sehen hier Ihre Erwartungen aus?</h5><p>Positiv ist, dass die Verbraucher erkennen, wie wichtig die Arbeitskraftabsicherung ist. Allerdings hat der Wettbewerb um Preise und Bedingungen Spuren bei den Versicherern hinterlassen. Während einige die Hürden bei der Risikoprüfung enorm weit nach unten legen, drehen andere Anbieter an der Leistungsschraube. Keine der beiden Varianten ist im Sinne der Versicherungsnehmer. Unsere Vision ist eine wesentlich engere Partnerschaft mit unseren Versicherten, die mehr bietet als eine Geldleistung nach Eintritt einer Berufs­unfähigkeit. Wir haben Spaß an Leistung und beziehen das auf umfangreiche Präventionsmaßnahmen, was wiederum unseren Versicherten durch günstigere Versicherungsbeiträge zugutekommt.</p><h5>Die LV 1871 wird in diesem Jahr 150 Jahre alt. Heute ist eher Transformation denn Tradition gefragt. Was bleibt? Was kommt?</h5><p>Vom ersten Hollerith der Branche bis zum Vordenker im agilen Arbeiten – der LV 1871 ist es immer wieder gelungen, den Wandel zu gestalten und aus kleinen und großen Krisen gestärkt hervorzugehen. Tradition und Moderne gehen dabei Hand in Hand. Das beste Beispiel ist das Prinzip der Gegenseitigkeit, das sich seit 1871 durch unsere Geschichte zieht. „Füreinander da sein“ ist heute aktueller und moderner denn je. Wir sind überzeugt, dass wir durch das veränderte digitale Kaufverhalten die Interessen der Kunden noch stärker in den Mittelpunkt stellen müssen. Daher werden wir unsere Prozesse und Interaktionspunkte mit Kunden und Geschäftspartnern in Zukunft noch stärker vernetzen und so ein einzigartiges Kundenerlebnis schaffen, mit dem wir uns gegenüber der Branche differenzieren werden. Dadurch und durch unsere Rechtsform wollen wir erreichen: Der Kunde fühlt sich als Mitglied einer Gemeinschaft.</p><h5>Ihr Haus investiert einiges darin, Marke und Image zu modernisieren. Können Sie die Wirkung messen?</h5><p>Bereits seit zwei Jahren arbeiten wir aktiv daran, die Verjüngung unserer Traditionsmarke voranzutreiben. Auf der einen Seite steht die optische Weiterentwicklung der Marke, die über ein ausdrucksstarkes und dynamisches Corporate Design in spitze, pointierte Kampagnen übersetzt wird wie bei unserer aktuellen bAV-Kampagne „Da sind Sie bAV“. Parallel dazu bauen wir ein umfangreiches digitales B2B2C-Angebot für unsere Geschäftspartner auf und aus. Die bisherigen Ergebnisse bestätigen uns in unserer Vorgehensweise: 15% organisches Geschäftswachstum. Allein unsere Produktkampagne „Wirkt angestaubt, wird aber Ihr Leben rocken“ trug zu einem 65%-Wachstum bei fondsgebundenen Rentenversicherungen bei. Unser Webshop wird von über 3.700 Geschäftspartnern aktiv genutzt; mehr als 2.000 von ihnen nahmen bisher an unseren Veranstaltungen teil.</p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Viele Ihrer Maßnahmen zielen eben darauf ab, Versicherungsmaklern das Bestehen im Internet zu ermöglichen. Ist es tatsächlich Aufgabe eines Versicherers, sich um diese Themen zu kümmern?--><h5>Viele Ihrer Maßnahmen zielen eben darauf ab, Versicherungsmaklern das Bestehen im Internet zu ermöglichen. Ist es tatsächlich Aufgabe eines Versicherers, sich um diese Themen zu kümmern?</h5><p>Der Beratungsbedarf bei komplexen und individuellen Produkten wie Versicherungen ist groß – ein Vermittlersterben wird es nicht geben. Wer sich zukunftsfähig aufstellen möchte, muss sich auf das veränderte und digitalere Konsumverhalten einstellen. Wie wichtig das ist, haben die meisten Vermittler schon erkannt. Oft sind sie weiter, als wir Versicherer denken. Dennoch kann es im Digitalisierungsdschungel schnell unübersichtlich werden. Hier stehen wir unseren Geschäftspartnern verlässlich zur Seite und unterstützen sie – genau daraus besteht doch eine Partnerschaft. Das Feedback unserer Partner und vielzählige Auszeichnungen zeigen, dass wir damit den Nerv der Zeit treffen. Das motiviert uns enorm.</p><p>Wenn wir es richtig verstehen, laufen die Aktionen in einem sogenannten Media Hub zusammen. Erklären Sie uns das doch bitte kurz.</p><p>Unsere Media Hubs sind die kon­sequente Fortführung unseres Trans­formationsprozesses und ein wichtiger Teil unseres B2B2C-Angebots. Während sich unser bisheriges Angebot auf Fort- und Weiterbildung fokussiert hat, stellen wir den Vermittlern die nötige Infrastruktur zur Verfügung, die für sie vielleicht zu kostspielig ist. Als Teil unserer Filialdirektionen der Zukunft schaffen wir mit den Media Hubs einen Ort für persönliche Begegnung und Austausch. Neben den bekannten Vertriebs­services werden Vermittler bei der Erstellung von audiovisuellem Content in einem professionell ausgestatteten Studio unterstützt. Gleichzeitig können sie die Infrastruktur der Media Hubs für Onlineberatung und -konferenzen nutzen. Wir bieten Trainings und Coachings vor Ort sowie Support bei Fragen. Mit diesem Angebot denken wir Maklerbetreuung und Vertriebsunterstützung noch einen Schritt weiter.</p><p>Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 03/2021, Seite 28 f., und in unserem <a href="https://epaper.asscompact.de/asscompact-03–2021/65329687" target="_blank" >ePaper</a>. </p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © putilov_denis – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/BE4E1D26-15DC-433E-A12A-69BF0DD6228D"></div>

 
Ein Interview mit
Hermann Schrögenauer

Marke Standard Life wechselt den Besitzer

Die Marke Standard Life wechselt den Besitzer. Nachdem Standard Life Aberdeen (SLA) bereits das Versicherungsgeschäft an die Phoenix Group verkauft hat, wechselt nun auch der Markenname an den britischen Lebensversicherer.

2018 haben sich die schottischen Konzerne Aberdeen und Standard Life zu SLA zusammengeschlossen. In diesem Zuge wurde auch das Versicherungsgeschäft verkauft. Neuer Besitzer ist seither die Phoenix-Gruppe. Mit dieser wurde auch eine Investmentpartnerschaft abgeschlossen. Nun hat Standard Life Aberdeen auch die Marke Standard Life an die Phoenix Group verkauft. Bis jetzt nutzte die britische Versicherungsgruppe den Markennamen unter Lizenz.

Klarere Strukturen

Nach dem Zusammenschluss von Aberdeen und Standard Life zu SLA hatten die beiden schottischen Konzerne ihr Versicherungsgeschäft an die Phoenix-Gruppe veräußert, um sich auf das Asset-Management zu konzentrieren. Einige Produkte und Firmen trugen aber weiterhin den Namen Standard Life. Die damit verbundene Verwirrung soll durch den Verkauf der Marke an die Phoenix-Gruppe behoben werden. Dadurch sollen auch die Auflage und der Vertrieb neuer Produkte vereinfacht werden.

Investmentpartnerschaft verlängert

Im Gegenzug zum Verkauf des Markennamens Standard Life kauft SLA einzelne Geschäftsfelder zurück, sodass der Asset-Manager unter dem Strich rund 70 Mio. Euro an den Lebensversicherer zahlt. Die bereits bestehende Investmentpartnerschaft haben beide Gesellschaften derweil verlängert. SLA wird demnach im Fondsgeschäft weiter als Aberdeen Standard Investments auftreten und bis mindestens 2031 Gelder für die Phoenix-Gruppe verwalten. Zuvor war die Partnerschaft nur bis 2028 ausgelegt gewesen. (mh)

Bild: © Michail Petrov – stock.adobe.com