Um das Image von Versicherungsvermittlern ist es noch immer schlecht bestellt. Kaum eine Berufsgruppe ist unbeliebter. Einer, der sich für mehr Ansehen engagiert, ist Klaus Hermann. Als Versicherungsvermittler, Comedian und Buchautor setzt er auf unterschiedliche Wege, um mit alten Klischees vom „Klinkenputzer“ mit Aktenkoffer aufzuräumen. Warum auch Humor ein gutes Mittel ist, erzählt Klaus Hermann im Interview.
Die Umfragen sind jedes Mal ein Schlag in die Magengrube der Versicherungsvermittler, die ihren Beruf mit Leidenschaft und enormen Einsatz unter sich immer weiter verschärfenden Bedingungen ausüben. Ich treffe immer häufiger Kollegen, die einfach keine Lust mehr haben, sich diesem Image wehrlos zu ergeben.
Wir als Branche müssen uns aktiver gegen die öffentliche Meinung verteidigen, genau weil eben die meisten Kunden mit ihrem Vermittler zufrieden sind. Man kennt das doch aus der Schule. Der „Klassendepp“ wurde so lange von den Mitschülern gehänselt und verprügelt, bis er sich anfing zu wehren.
Bei weniger als 300 Ombudsmann Beschwerden in 2018 haben wir kein Problem in der Qualität der Vermittler, sondern mit unserem Image. Das nutzt die Presse nur allzu gern für ihre Berichterstattung aus. Die Medien stürzen sich auf die Lebensversicherung, weil der Garantiezins gesunken ist und stellen damit einen intakten Grundpfeiler der Versorgung in Frage. Gleichzeitig wird die Tatsache, dass die GRV mit jährlich fast 100 Mrd. Euro Bundeszuschuss quasi schon seit Jahrzehnten auf der Intensivstation liegt nur hin und wieder im Fließtext erwähnt. Wir müssen Möglichkeiten finden und nutzen, fairer behandelt zu werden. Dann hört eventuell auch endlich die Politik auf, die Versicherungsbranche unter Generalverdacht zu behandeln.
Mein Buch ist gerade erst erschienen. Innerhalb unserer Branche sind das Interesse und die Zustimmung zu den Inhalten enorm groß und die Rückmeldungen bisher komplett begeistert. Der Tenor ist: Endlich bringt es mal einer auf den Punkt. In den nächsten Wochen werde ich auf verschiedenen Wegen versuchen, die Öffentlichkeit mit dem Thema zu erreichen. Da ist natürlich ein dickeres Brett zu bohren, aber wer mich kennt weiß, dass ich die Herausforderung liebe. Letztendlich kann meine Aktivität allerdings nur ein Impuls einer kulturellen Transformation der Versicherungsbranche sein, die in der Breite stattfinden sollte.
Die Veränderungen gegenüber den Zeiten des „Klinkenputzers“ in den 70-er und 80-er Jahren sind gewaltig. Früher ging man mit dem Abrissblock von Tür zu Tür, heute ist eine Versicherungsagentur ein hochmoderner, digitalisierter Dienstleister mit gut geschultem, dynamischem Personal. Der klassische Vertreter mit Polyester-Anzug, Oberlippenbart und Aktentasche ist eine aussterbende Art.
Jede Initiative zur Verbesserung unseres Ansehens sollte maximal unterstützt werden. Es macht jedoch auch Sinn, die Aktivitäten zu bündeln und eine Art Corpsgeist zu entwickeln.
Vorurteilen mit Humor und Ironie zu begegnen ist deutlich effektiver als sich auf endlose Diskussionen und Wortgefechte einzulassen. Vielleicht ist das auch ein Schlüssel zur veränderten Wahrnehmung. Unserer Branche sollte sich nicht zu ernst nehmen und unser Klischee in unterhaltsamer Werbung aufgreifen.
Ganz bestimmt. Wenn man am Tabellenende steht, kann es nur besser werden. Ich bin mir sicher. Es kommt der Tag, an dem die Feuerwehrleute und Ärzte dieser Republik neidisch auf unser Ansehen schauen und die Kunden uns reihenweise in die Arme schließen und „Danke, dass es euch gibt“ frohlocken. Ohne meine Prognose zu sehr relativieren zu wollen, weise ich darauf hin, dass ich auch glaube, dass Preußen Münster irgendwann Deutscher Fußballmeister wird.
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