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Privatanleger fahren Investments deutlich zurück

Im dritten Quartal 2022 haben 41% der Privatanleger ihre Investitionen reduziert, wie eine aktuelle Umfrage von eToro zeigt. Die Gründe variieren. Bei manchen Anlegern sind die gestiegenen Lebenshaltungskosten ursächlich, bei anderen wiederum geht die höhere Cash-Quote auf taktische Erwägungen zurück.

Die Social-Investing-Plattform eToro hat ihre aktuelle quartalsweise durchgeführte Umfrage unter 10.000 Privatanlegern veröffentlicht – darunter auch 1.000 deutsche Investoren. Der sogenannte „Retail Investor Beat“ kommt dabei zu dem Ergebnis, dass die Privatanleger im dritten Quartal vor allem aufgrund gestiegener Lebenshaltungskosten in puncto Investitionen zurückhaltender waren.

Reduzierte Investitionen und weniger Vertrauen

Demnach haben 41% der Befragten ihre Investitionen in den vergangenen drei Monaten reduziert. Das spiegelt sich auch in einem Rückgang des Privatanlegervertrauens wider. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist der Anteil von Anlegern, die Vertrauen in die eigenen Investmententscheidungen haben, um 16 Prozentpunkte auf 64% gefallen.

Gestiegene Kosten oder Investitionsreserve

18% der Befragten gaben an, sich beim Investieren einzuschränken, um gestiegene Lebenshaltungskosten bewältigen zu können. 16% legen weniger an, um ihre Rücklagen zu erhöhen und einen Notgroschen in der Hinterhand zu haben. 12% der Umfrageteilnehmer hingegen hoffen auf eine Gelegenheit, den Markt zu timen. Sie erhöhen ihre Cash-Quote, um im Falle einer Erholung stärker investieren zu können.

Positive Aussichten

Trotz der aktuell schwierigen Marktlage könnte für die Privatanleger das Tal aber bereits durchschritten sein. Für das vierte Quartal planen nämlich nur noch 31% der Befragten, ihre Investitionen einzuschränken. Die anderen 69% hingegen rechnen damit, den gleichen Betrag wie im dritten Quartal oder mehr zu investieren. (tku)

Bild: © Andrey Popov – stock.adobe.com

 

Kapitalmärkte: Die Deglobalisierung wird kommen

Unruhige Zeiten an den Kapitalmärkten treiben auch Flossbach von Storch um. Angesichts von Deglobalisierung, Dekarbonisierung und dem demografischen Wandel sieht Philipp Vorndran insbesondere die ökonomische Zukunft Europas mit Sorge. Auch der chinesische Kapitalmarkt ist keine sinnvolle Alternative.

Interview mit Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege bei Flossbach von Storch
Herr Vorndran, im Ukraine-Krieg ist noch kein Ende absehbar, die Notenbanken straffen ihre Geldpolitik zunehmend und China laviert immer noch mit coronabedingten Lockdowns herum. Sind die fetten Jahre an den Kapitalmärkten auf absehbare Zeit vorbei?

Meiner Meinung nach sind die fetten Jahre tatsächlich vorbei. Ich bin zwar nach wie vor überzeugt, dass eine Kapitalanlage, die sich stark auf Unternehmens­beteiligungen konzentriert, weiterhin zwischen 6 und 8% Bruttorendite pro Jahr erwirtschaften kann. Das ist bei einer Inflationsrate von 8% aber natürlich eine ganz andere Hausnummer als in den vergangenen Jahren.

Diese Zeit kommt nicht wieder?

Diese Dekade liegt hinter uns. Geprägt durch die Globalisierung hatten wir extrem positive Auswirkungen über die Ausnutzung von Skaleneffekten. Da waren eben 7% Bruttorendite im MSCI World drin. Klar müssen wir da noch Gebühren und Steuern abziehen. Die dampfen das dann eher in Richtung 5% – aber diese 5% hatten Anleger brutto für netto. Gute Unternehmen können aber auch von Inflation profitieren – also die Umsätze steigern. Irgendjemand muss ja schließlich die Preise anheben, sonst hätten wir keine Inflation.

Was zeichnet solche guten Unternehmen aus?

Diese Unternehmen bieten zum einen Produkte an, auf die nicht beliebig verzichtet werden kann. Zum anderen müssen sie ihre Kosten unter Kontrolle halten. Aber selbst für Anleger, die in robuste Unternehmen investieren, gilt: Real bleibt deutlich weniger Rendite übrig. Und in Wahrheit ist das Bild ja noch viel düsterer. Wie viel Prozent seines Vermögens hält der Deutsche denn in realen Werten wie Unternehmensbeteiligungen? Da sprechen wir von 0 bis 25%. Das ist natürlich unter den aktuellen Umständen katastrophal.

Reagieren die Notenbanken aber nicht bereits?

Bei fast zweistelliger Inflationsrate ist eine Zins­anhebung um 0,75 Prozentpunkte nun wirklich nicht besonders ergiebig. Und selbst wenn Anleger künftig wieder 0,5% Zins auf dem Festgeldkonto erhalten, trägt das hinten und vorne nicht nennenswert zum Werterhalt des eigenen Vermögens bei.

Die hohe Inflation ist doch aber hauptsächlich angebotsseitig begründet, oder? Stichworte: Energieknappheit und abgerissene Lieferketten.

Da sind wir bei Flossbach von Storch ganz anderer Meinung. Der Auslöser der Inflation ist unserer Ansicht nach ganz klar die Ausweitung der Geldmenge. Ohne Geldmengenausweitung geht nichts in puncto Inflation. Und insbesondere die Maßnahmen der Zentralbanken gegen die Corona-Pandemie haben noch einmal zu einer gigantischen Steigerung der Geldmenge geführt. Die Lieferkettenproblematik und die Angebots-Nachfrage-Situation, die nicht nur bei der Energie in Schieflage ist, waren da natürlich noch weitere Faktoren.

Wie geht es Ihrer Ansicht nach weiter?

Wir werden jetzt in großem Maße Zweitrunden­effekte sehen. In den USA haben wir schon seit einigen Quartalen Arbeitskosten, die um 7% p. a. wachsen. Auch in Europa wird es nicht mehr um 1, 2 oder 3% in den Lohnverhandlungen gehen. Da stehen andere Werte vor der Tür. Und dann folgt das, was wir als 3D-Inflation bezeichnen. Das sind die strukturellen Preisanstiege durch die Faktoren Dekarbonisierung, Deglobalisierung und Demografie. Die Faktoren sind nahezu selbsterklärend. Wir wollen unseren Energieverbrauch reduzieren, damit die Welt ein angenehmer Ort bleiben kann. Wir möchten unsere Abhängigkeiten verringern und – populistisch ausgedrückt – weniger vom Chinesen oder Russen kaufen. Das belastet aber die zuvor angesprochenen Skaleneffekte der Globalisierung. Und nicht zuletzt fehlen aufgrund des demografischen Wandels links und rechts Fachkräfte. Das bedeutet höhere Kosten – insbesondere für Europa, wenngleich die Japaner und die Chinesen ähnliche Probleme haben. Übrigens trifft auch die Dekarbonisierung Europa härter als andere Weltgegenden. Die Amerikaner scheren sich nämlich relativ wenig um CO2-Zertifikate. Die USA haben auch kein Problem mit der Demografie und durch den aufwertenden Dollar importieren sie Deflation. In Europa das Gegenteil. Deshalb wird die EZB auch nicht durchgreifen können. Es gibt hier andere Themen, die die Relevanz der Geldwertstabilität massiv überlagern.

Meinen Sie damit das wirtschaftliche Nord-Süd-Gefälle innerhalb des Euroraums?

Unter anderem. Wenn wir uns anschauen, was Christine Lagarde als ihren Aufgabenbereich definiert hat, bekommt man das Gefühl, ESG und Gender Diversity wären relevanter als das Thema Geldwertstabilität. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das sind politisch relevante und wichtige Punkte. Im Aufgabenfeld einer Notenbank haben sie meiner Meinung nach aber nichts zu suchen. Mit dieser Meinung stehe ich wahrscheinlich aber ziemlich alleine da.

Wie ernstzunehmend ist die Gefahr einer Deglobalisierung aber überhaupt angesichts immer weiter kletternder Handelsvolumen – auch zwischen den USA und der Volksrepublik China?

Berechtigte Anmerkung. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass die Deglobalisierung kommen wird. Der Wettbewerb zwischen den USA und China um die Rolle als Führungsmacht der Welt wird sich noch weiter verschärfen. Die Unternehmen haben dagegen überhaupt keine Lust auf Deglobalisierung. Sie streben danach, ihre Gewinne zu maximieren, und da sind Skaleneffekte genau das, was sie haben wollen. Aber die Unternehmen sehen sich auch mit politischen Fakten konfrontiert. Es geht nicht allein darum, ob sie Güter nach Russland liefern wollen oder nicht, sondern auch darum, ob das politisch oder gesellschaftlich akzeptiert würde. Die Politik und auch die Medien werden den Unternehmen immer mehr Bürden auferlegen.

Was für eine Welt erwartet uns geostrategisch in den kommenden Jahren?

Wir gehen davon aus, dass wir einen Eisernen Vorhang 2.0 bekommen. Die Welt wird sich aufteilen zwischen dem Westen – hauptsächlich bestehend aus den USA und Europa – und dem Osten, der hauptsächlich von China dominiert werden wird. Zur Einflusssphäre Chinas wird dann auch der Vasallenstaat Russland gehören. Putin ist definitiv Juniorpartner in dieser Konstellation – mehr nicht. Und Europa wird von dieser Aufteilung besonders hart getroffen werden, denn sie bedroht massiv unser Geschäftsmodell. Gerade für Deutschland – selbst wenn wir mittlerweile nicht mehr Exportweltmeister sind – ist der globale Handel extrem wichtig.

Wenn die Musik künftig in den USA und China spielt und Europa in vieler Hinsicht eine schlechte Ausgangslage hat, sollten Anleger ihr Geld dann nicht hauptsächlich auf die aufstrebende Volksrepublik und die weiterhin mächtigen USA setzen?

Die USA sind zweifellos weiterhin attraktiv. Zu China hingegen: Wenn Anleger Werte wie Nachhaltigkeit, Menschenrechte und Demokratie hochhalten wollen, haben sie in China nichts zu suchen – ebenso wenig wie in Russland. Als die Ukraine von Putin und seinen Truppen überfallen wurde, haben uns viele unserer Kunden gefragt, wie wir nun mit den russischen Positionen im Portfolio umgehen. Wir hatten aber gar keine. In so ein Rechts- und Politiksystem zu investieren, konnten wir unseren Kunden nicht zumuten.

Und wie ist das in Bezug auf China im Portfolio von Flossbach von Storch?

In China waren die Missstände lange nicht so offensichtlich wie in Russland. Bis zur Präsidentschaft von Xi Jinping hatte sich China deutlich in Richtung westliches Wertesystem entwickelt. Davon ist heute nicht mehr viel übrig – spätestens seit der Aufdeckung des Umgangs mit der Minderheit der Uiguren besteht daran kein Zweifel mehr. Ich beschäftige mich auch persönlich sehr intensiv mit China, ich liebe die chinesische Kultur und spreche auch die Sprache ein bisschen. Nichtsdestotrotz war ich immer sehr vorsichtig, was Investments in China betrifft. Wir haben das Gewicht chinesischer Titel in unseren Portfolios mittlerweile auch deutlich reduziert.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 10/2022, S. 56 f., und in unserem ePaper.

Bild: Philipp Vorndran, Flossbach von Storch

 
Ein Interview mit
Philipp Vorndran

So investieren Frauen im Vergleich zu Männern

Männer investieren häufiger in aktienbasierte, risikoreiche Anlagen als Frauen und empfinden dabei Freude. Das ist einer aktuellen Studie von Union Investment zu entnehmen. Frauen hingegen setzen eher auf risikoärmere Investments und glauben größtenteils, über wenig Fachwissen zu verfügen.

Das Marktforschungsinstitut Kantar hat im Auftrag von Union Investment untersucht, wo die Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei der Geldanlage zu finden sind. Zu diesem Zweck hat Kantar 2.000 Personen online befragt, die Aktien, Aktienfonds oder Mischfonds besitzen oder einmal besessen haben. Dementsprechend ist die Studie nicht für die deutsche Gesamtbevölkerung repräsentativ, sondern lediglich für Personen, die aktienbasierten Anlagen nicht abgeneigt sind.

Spaß am Risiko und Vorsicht

Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass die Geldanlage für Männer eher mit positiven Gefühlen assoziiert ist, während Frauen insbesondere bei risikoreichen Anlageformen mehr Vorsicht an den Tag legen. So kommt es, dass Männer Aktien sowie Fonds insgesamt aufgeschlossener gegenüberstehen.

Einzelaktien bei Männern hoch im Kurs

Besonders deutlich wird das beim Investment in einzelne Titel. 46% der befragten Männer geben demnach an, in Einzelaktien zu investieren. Bei Frauen behaupten das lediglich 22%. Ähnlich sieht es bei Aktienfonds aus. Auch in sie investiert knapp die Hälfte der Männer (48%), aber nur etwas mehr als jede dritte Frau (35%). Bei defensiveren Anlagen wie Bausparverträgen, Mischfonds und Sparkonten dreht sich die Geschlechterverteilung. Hier investieren Frauen häufiger als Männer.

Investitionsquote bei Frauen deutlich niedriger

Der Unterschied bei der Risikobereitschaft der Geschlechter drückt sich auch im Anteil des eigenen Finanzvermögens aus, der in risikoreichen Anlageklassen investiert ist. 54% der Männer haben mehr als ein Viertel ihres Vermögens in Aktien oder Fonds angelegt. Bei den Frauen sind es nur 34%. Bei den männlichen Befragten sind sogar 24% mit mehr als der Hälfte ihres Vermögens in aktienbasierte Anlagen investiert. Bei den Frauen jedoch nur 9%.

Zweifel und Vertrauen in das eigenen Anlagewissen

Ursächlich für diese Unterschiede und die Freude der Männer an aktienbasierten Anlagen ist unter anderem die Einschätzung des eigenen Wissens. Männer zweifeln das eigene Anlagewissen deutlich weniger an als Frauen. 56% der Frauen geben an, nur ein geringes Fachwissen in Bezug auf Geldanlage zu haben. Bei den Männern behaupten das nur 37%. Und auf den eigenen Kenntnisstand verlässt sich gerade einmal jede Fünfte (21%). Bei den Männern vertrauen hingegen 42% auf das eigene Investment-Know-how. (tku)

Bild: © adragan – stock.adobe.com

 

Rezession – Was bedeutet sie für Anlegerinnen und Anleger?

Die ökonomischen Zeichen stehen auf Sturm. Das Wort Rezession ist in aller Munde. Was genau bedeutet der Begriff, welche Begleiterscheinungen gehen häufig damit einher und wie können sich Anleger positionieren, um auch in Krisenzeiten zu bestehen?

Ein Artikel von Thorsten Schrieber, Vertriebsvorstand der DJE Kapital AG

Eine Rezession ist eine Phase wirtschaftlichen Abschwungs, die durch eine abnehmende Wirtschaftsleistung gekennzeichnet ist. Man spricht dann von einer Rezession, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) einer Volkswirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen im Vergleich zum Vorjahr rückläufig ist. Neben dem rückläufigen BIP gibt es noch weitere mögliche Kennzeichen, unter anderem fallende Börsenkurse, sinkende Produktion, ein abnehmendes Lohn­niveau oder zunehmende Arbeitslosigkeit. Jüngst zeigte sich etwa bei US-Staatsanleihen ein weiteres Zeichen, nämlich eine inverse Zinskurve: Papiere mit kurzen Laufzeiten warfen höhere Erträge ab als solche mit längeren Laufzeiten. Das ist insofern ungewöhnlich, als Investoren für eine längere Zinsbindung üblicherweise mehr Rendite fordern. Eine inverse Kurve gilt historisch als starkes Vorzeichen einer Rezession.

Warum ist eine Rezession ein volkswirtschaftliches Problem?

Eine Volkswirtschaft, die sich abkühlt und an Fahrt verliert, kennt viele Verlierer, vor allem die Beschäftigten im Niedriglohnsektor sowie Haushalte mit geringerem Einkommen. Viele Unternehmen werden zum Sparen gezwungen und versuchen, ihre fundamentalen Daten durch Personalabbau zu verbessern. Die Sozialsysteme werden durch eine steigende Arbeitslosigkeit belastet – abnehmender Konsum wiederum verringert staatliche Steuereinnahmen und die Umsätze der Unternehmen. Und: Nicht jedes Unternehmen überlebt einen solchen wirtschaftlichen Abschwung.

Ein Blick zurück

Die letzte Rezession gab es erst vor Kurzem, nämlich im Corona-Jahr 2020: Laut den Daten des Bureau of Economic Analysis wiesen exemplarisch in den USA die ersten beiden Quartale eine negative BIP-Entwicklung im Vorjahresvergleich auf. Durch eine größere monetäre und fiskalpolitische Anstrengung konnte die Rezession jedoch schnell gestoppt werden.

Auch Anfang der 1990er-Jahre rutschte die US-Wirtschaft in eine Rezession. Sie wurde ausgelöst durch die restriktive Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve, um die steigende Inflation zu bekämpfen. Anziehende Ölpreise trugen damals maßgeblich zur Inflationssteigerung bei. Wichtigster Preistreiber damals: der irakische Überfall auf Kuwait. Der sogenannte Ölpreis-Schock hielt rund neun Monate an, bis eine internationale Koalition unter Führung der USA Saddam Husseins Truppen zurückdrängen und die Ängste um die Ölversorgung auf­lösen konnte.

Wie wirkten sich Rezessionen auf die Aktienmärkte aus?

Besonders lehrreich ist für langfristig orientierte Anleger nicht der Blick auf die maximalen Verluste während einer Rezession, sondern vielmehr auf die Erholung der Aktienmärkte danach. Die Statistik zeigt, dass der S&P 500 bei Bärenmärkten im Schnitt sechs Monate nach dem Tiefpunkt bei +25%, zwölf Monate danach sogar bei +36% notiert. Dem gegenüber steht ein durchschnittlicher Drawdown (der maximale Wertverlust bis zum Wiedererreichen des Ursprungswertes) von 34%.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in den anderen Indizes. Der MSCI Europe liegt ein Jahr nach Bärenmarkt-Tiefpunkten im Schnitt bei einem Plus von 34%, während der Drawdown 32% beträgt. Und auch im Weltindex MSCI All Country World steht zwölf Monate nach einem Bärenmarkt eine Erholung von 32% einem Drawdown von 25% gegenüber. Sogar lang anhaltende Bärenmärkte, etwa während der Rezessionen Anfang der 2000er-Jahre (New-Economy-Blase) und während der großen Finanzkrise ab 2007, konnten sich mit etwas Distanz wieder erholen.

Nicht jeder Sektor ist gleich betroffen

Rezessionen sind herausfordernd für eine Volkswirtschaft, aber die Märkte haben sich historisch betrachtet bisher immer wieder erholt. Für Anlegerinnen und Anleger bedeutet das vor allem eines: Ruhe bewahren. Nicht jede Aktie und nicht jedes Unternehmen leidet in einem solchen Negativszenario gleichermaßen. Schon auf Sektorebene werden Unterschiede deutlich. Die Automobilindustrie etwa muss mit durchschnittlich 61% maximalem Drawdown in Marktkrisen vergleichsweise hohe Verluste verkraften. Auch der Immobiliensektor wird mit einem durchschnittlichen Minus von 59% in Krisenzeiten stark gebeutelt. Als krisenresistenter erweisen sich hingegen Wirtschaftszweige, auf die Verbraucher auch in schweren Zeiten nicht verzichten können. Basiskonsumgüter wie Haushaltswaren und Lebensmittel führen das Feld mit einem maximalen durchschnittlichen Drawdown von nur 23% an. Auch der Gesundheitssektor steht in Krisenzeiten mit einem Drawdown-Durchschnittswert von 31%, zumindest relativ gesehen, besser da als viele andere Bereiche.

Was tun als Anleger?

Aktuell sind vor allem die anhaltenden geopolitischen Risiken, die weitere Verschärfung der Energiekrise sowie die Politik der Zentralbanken, die der Inflationsbekämpfung Vorrang vor Wachstum und Arbeitsmarkt einräumen, negative Einflussfaktoren auf die wirtschaftliche Entwicklung. Wer das Risiko im Portfolio generell reduzieren möchte, kommt um eine aktive Steuerung nicht herum. Hierfür eignen sich defensive Aktien, eine höhere Cash-Quote, gegebenenfalls eine höhere Anleihenquote oder eine Goldbeimischung.

Flexible Mischfonds wie der DJE – Zins und Dividende können hier eine sinnvolle Lösung darstellen. Er ist ein weltweit unabhängig von Benchmark-Vorgaben anlegender Mischfonds und verfolgt den Absolute-Return-Gedanken mit dem Ziel, Verluste weitestgehend zu vermeiden. Durch differenzierte Gewichtung der Asset-Klassen Anleihen und dividenden- und substanzstarke Aktien versucht das Fondsmanagement einerseits, regelmäßige Zinseinkünfte zu generieren sowie andererseits eine möglichst anhaltend positive Wertentwicklung bei geringer Volatilität zu erzielen. Bei der Aktienauswahl wird auf stabile Dividendenzahlungen und darüber hinaus auf eine anlegerfreundliche Unternehmenspolitik mit Kapitalrückgaben und Aktienrückkäufen (Total Shareholder Return) Wert gelegt. Der flexible Investmentansatz des Fonds soll eine schnelle Anpassung an die sich stetig verändernden Marktgegebenheiten ermöglichen. Zur Verringerung des Risikos von Kapitalschwankungen sind mindestens 50% des Fondsvermögens dauerhaft in Anleihen angelegt. Das Aktienengagement beträgt mindestens 25% und ist auf maximal 50% begrenzt. Währungsrisiken werden je nach Marktlage abgesichert.

Fazit

Unabhängig davon, für welche Lösung sich Anleger entscheiden, gilt unterm Strich: Vollständig auszusteigen, kann im schlimmsten Fall sehr teuer werden. Denn: Die Börse klingelt bekanntlich weder zum Ausstieg noch zum Wiedereinstieg.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 10/2022, S. 54 f., und in unserem ePaper.

Bild: © funstarts33 – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Thorsten Schrieber

Russische Wertpapiere können umgewandelt werden

Für Anleger, die ihre russischen Wertpapiere bisher nicht loswerden konnten, besteht zumindest Hoffnung auf eine Teillösung. Die Hinterlegungsscheine für russische Aktien (DRs) können demnach laut Informationen der Verwahrgesellschaft Clearstream in Originalaktien umgewandelt werden.

Anleger, die noch immer russische Titel in der Form von Hinterlegungsscheinen halten, könnten bald eine Möglichkeit erhalten, ihre Wertpapiere umzutauschen. Das ist einer Mitteilung der Abwicklungs- und Verwahrgesellschaft Clearstream zu entnehmen, über die u. a. das Handelsblatt berichtete.

Umwandlungsanträge wieder möglich

Demnach nimmt Clearstream – ein Tochterunternehmen der Deutschen Börse – wieder Umwandlungsanträge für Hinterlegungsscheine russischer Aktien an. Diese Zertifikate namens Depository Receipts (DRs) werden an Börsen häufig stellvertretend für die Originalaktien gehandelt. Die Zertifikate werden von Banken (DR-Agenten) herausgegeben, die wiederum die Originalaktien verwahren.

Keine Gebühren für Übertragungen

Mit der russischen Zentralverwahrstelle sei man zu einer Übereinkunft gekommen, dass auf die Übertragungen von den DR-Agenten bzw. zu den DR-Agenten bis mindestens Ende 2022 keine Gebühren anfallen, somit keine Erträge für die russischen Institute anfallen und die westlichen Sanktionen somit technisch nicht verletzt werden.

Konditionen bei Zwangsverkauf unklar

Die Zeit drängt auch deshalb, weil der Umtausch binnen Jahresfrist durchgeführt werden muss. Ansonsten droht den Inhabern der DRs der zwangsweise Verkauf zu ungeklärten Konditionen.

Russische Titel nicht handelbar

Bereits seit Beginn der westlichen Sanktionen gegen Russland nach dessen Angriff auf die Ukraine sind russische Wertpapiere an europäischen Börsen kaum noch handelbar, wie AssCompact bereits Anfang März berichtete. Auch Fondsgesellschaften wurden russische Titel kaum noch los. Die großen Indexanbieter strichen den russischen Aktienmarkt komplett aus ihren Indizes und klassifizierten ihn als „nicht investierbar“. (tku)

Bild: © Feydzhet Shabanov – stock.adobe.com

 

Amundi lanciert weltweit anlegenden Artikel-9-ETF

Der größte europäische Vermögensverwalter, Amundi, hat einen ETF aufgelegt, der ein passives, nachhaltiges Investment sowohl in Industrie- als auch Schwellenländer ermöglichen soll. Dabei ist der ETF sogar als Impact-Fonds kategorisiert. Einziger Wermutstropfen: Darunter leidet die Diversifizierung.

Wer sein Geld passiv, nachhaltig und vor allem weltweit anlegen möchte, hat bei Amundi jetzt die Gelegenheit, das in einem einzigen Produkt umzusetzen. Denn mit dem Amundi MSCI ACWI SRI PAB UCITS ETF DR hat der größte europäische Vermögensverwalter einen Artikel-9-ETF aufgelegt, der neben 23 Industrieländern auch 24 Schwellenländer abdeckt.

SRI-Filter und Paris-aligned

Der ETF bildet den MSCI ACWI SRI Filtered PAB Index ab, der wiederum mehr als 500 Unternehmensbeteiligungen weltweit umfasst. Der ETF selbst enthält aktuell jedoch laut ExtraETF lediglich 451 Titel und weist laufende Kosten in Höhe von 0,2% p. a. auf.

Der SRI-Best-in-Class-Ansatz zielt darauf ab, dass sich pro Branche nur Unternehmen mit den höchsten ESG-Bewertungen aus dem zugrunde liegenden MSCI ACWI für den nachhaltigen Index qualifizieren.

Gleichzeitig ist der Index so konzipiert, dass er den Anforderungen der Paris-Aligned-Benchmark (PAB) Nachhaltigkeitsindizes der EU entspricht. Diese unterstützen in Übereinstimmung mit dem Pariser Abkommen das Ziel einer Netto-Null-Welt bis 2050 sowie der Begrenzung des globalen durchschnittlichen Temperaturanstiegs auf 1,5°C.

Filter reduzieren Diversifizierung

Der Haken? Wie stets bei der Anwendung von Nachhaltigkeitsfiltern leidet die Diversifizierung. Aus mehr als 2.850 Unternehmen im MSCI ACWI bleiben im MSCI ACWI SRI Filtered PAB Index nur noch besagte ca. 500 Titel übrig, von denen es dann wiederum ein Zehntel nicht in den Index schafft. Des Weiteren bleiben bei einem Produkt, das sich vom MSCI ACWI ableitet, naturgemäß Nebenwerte außen vor. Sofern Anleger also Small Caps beimischen wollen, um sich einem marktneutralen Portfolio anzunähern oder Nebenwerte sogar übergewichten wollen, um die Size-Prämie abzugreifen, reicht ein einzelnes Produkt dann doch nicht aus. (tku)

Bild: © lumerb – stock.adobe.com

 

CHECK24 übernimmt Einlagenvermittlung selbst

Der Vergleichsportalbetreiber CHECK24 hat seine Kooperation mit Raisin DS beendet, wie dem Branchendienst finanz-szene.de zu entnehmen ist. Für Raisin kommt es aber noch dicker: CHECK24 wird wohl selbst zum Einlagenvermittler und somit zum direkten Wettbewerber.

CHECK24 hat seine Kooperation mit dem Einlagenvermittler Raisin DS beendet. Das geht aus Recherchen des Branchendienstes finanz-szene.de hervor. Hinter den auf dem Vergleichsportal angebotenen Tages- und Festgeld-Angeboten steckte bisher die Whitelabel-Lösung des Einlagenvermittlers, der aus der Fusion von Raisin mit Deposit Solutions hervorgegangen war.

Neues Angebot auf CHECK24

Demnach sind die typischen Partnerbanken, an die Kunden von Raisin auch auf den eigenen Plattformen wie Weltsparen und Zinspilot vermittelt werden, mittlerweile aus dem Angebot von CHECK24 verschwunden. Stattdessen finden sich auf dem Vergleichsportal nun andere Anbieter, wie beispielsweise die maltesische Multitude Bank.

Vergleichsportalbetreiber macht Raisin Konkurrenz

CHECK24 nimmt die Vermittlung von Tages- und Festgeldangeboten nun wohl in die eigene Hand. Das ist insbesondere deshalb bedeutsam, da Raisin seit der Fusion mit Deposit Solution (mittlerweile: Raisin DS) ein Monopol in der Einlagenvermittlung zukam. Dieses Monopol wird nun durch den Einstieg des Vergleichsportalanbieters aus München durchbrochen. (tku)

Bild: © fotomek – stock.adobe.com

 

Stimmungsgetriebener Währungs- und Rohstofffonds

Die Vermögensverwaltung der Privatbank Berenberg hat einen neuen Fonds an den Start gebracht. Für die Anlagestrategie des Berenberg Sentiment Fund werden Nachrichten per KI ausgewertet, um Rückschlüsse auf die Stimmungslage von Investoren zu ziehen.

Berenberg hat seine Produktpalette an Investmentfonds erweitert. Der neu lancierte Berenberg Sentiment Fund nutzt einen hauseigenen Big-Data-KI-Ansatz, um von der Stimmungslage an den Märkten profitieren zu können. Für den Fonds werden laut Berenberg täglich mehrere hunderttausend globale, unstrukturierte Nachrichten in Echtzeit vollautomatisch analysiert und daraus Handelssignale generiert.

Auswertung von Nachrichten

Die konkrete Idee hinter der Anlagestrategie: Die Stimmung der Investoren auszuwerten, die für die Marktbewegungen von entscheidender Bedeutung ist. Diese Stimmung wiederum wird durch Nachrichten aus Unternehmen, Ökonomie, Politik, Gesellschaft oder Umwelt geprägt. So beeinflussen etwa politische Entwicklungen, Entscheidungen zu Handelsabkommen, Konflikte, Verschuldung, Zinsen oder Wahlen die Kapitalmärkte direkt bzw. indirekt.

Ableitung von Kauf- und Verkaufssignalen

Um sich also einen Überblick über die Stimmungslage der Anleger zu verschaffen, analysiert Berenberg Nachrichten nach vorher festgelegten Parametern, interpretiert sie mittels natürlicher Sprachverarbeitung (Natural Language Processing) und übersetzt die gewonnenen Daten unter Einsatz von mehrdimensionalen Filtern in Stimmungswerte. Anschließend werden per Algorithmus zugrunde liegende Muster erkannt und daraus Kauf- und Verkaufssignale abgeleitet, die wiederum in Investitionsentscheidungen umgesetzt werden.

„Die vergangenen Jahre sind durch eine starke Zunahme von unstrukturierten Nachrichten gekennzeichnet“, sagt Dr. Heiko Dankert, AI Research Lead bei Berenberg. „Gleichzeitig eröffnen steigende Datenverfügbarkeit und zunehmende Rechenleistung neue Möglichkeiten, diese enormen Datenmengen algorithmisch zu analysieren. Die daraus resultierenden Strategien erkennen Handlungsmuster, aus denen vollautomatisch Handelssignale abgeleitet werden.“

Für private und institutionelle Investoren

Den proprietären Ansatz und die zugrunde liegende Technik nutzt Berenberg bereits seit zwei Jahren zur Signalgenerierung im Währungsmanagement, woraus als Weiterentwicklung der Berenberg Sentiment Fund sowohl für private als auch institutionelle Investoren ins Leben gerufen wurde.

Währungen, Gold und Rohöl

Der Fonds wird von Nico Baum und seinem Team gemanagt und investiert in globale Makromärkte. Das Portfolio des Berenberg Sentiment Funds besteht aus Währungen (G-10) und Rohstoffen, insbesondere Gold und Rohöl. Alle Strategien sind gleich gewichtet, die Liquidität wird über einen Bond Floor oder Geldmarktinstrumente verwaltet. Die Fondswährung ist Euro. Auf Basis dieser Strategie wird, unabhängig von Marktzyklen, eine jährliche Rendite von 5% bei einer Volatilität von 5% angestrebt. Benchmark ist die Euro Short-Term-Rate. (tku)

Bild: © VectorMine – stock.adobe.com

 

BlackRock-CEO glaubt an rasche Erholung Deutschlands

Der CEO von BlackRock sieht Deutschland gut aufgestellt, um sich nach einem Wirtschaftseinbruch schnell wieder zu erholen. Das geht aus einem Interview hervor, in dem Larry Fink auch seine Einschätzung zur Wahl in Italien teilt und erläutert, weshalb das Arbeiten aus dem Home-Office auf Dauer eine Katastrophe wäre.

Larry Fink, der Gründer und Chef des weltgrößten Vermögensverwalters, BlackRock, hat mehreren europäischen Zeitungen – darunter dem Handelsblatt – ein Interview gegeben. In dem Gespräch teilt der BlackRock-CEO seine Einschätzung zu zahlreichen aktuellen Ereignissen.

China in schlechter Verfassung

Unter anderem glaubt Fink, dass sich China aktuell in der schlechtesten wirtschaftlichen Lage seit 20 Jahren befindet. Auch um Europa sei es nicht gut bestellt, wenngleich langfristig Anlass für Optimismus bestehe. Einen anhaltenden wirtschaftlichen Abschwung fürchtet Fink für Europa nicht.

Deutschland wird sich schnell wieder erholen

Insbesondere Deutschland sieht der CEO gut aufgestellt. Auch wenn zunächst ein deutlicher Wirtschaftseinbruch hingenommen werden müsse, geht Fink von einer v-förmigen rasanten Erholung aus.

Vorsichtiger Optimismus für Italien

Auch der politische Rechtsruck in Italien lässt Fink relativ kalt. Seine hochrangigen Kontakte aus der italienischen Wirtschaft hätten ihm mitgeteilt, dass vorsichtiger Optimismus angebracht sei. Immerhin wachse die Wirtschaft Italiens aktuell schneller als die deutsche und auch das italienische Bankensystem sei mittlerweile in einer guten Verfassung. Einen Unsicherheitsfaktor stelle jedoch weiterhin die Frage dar, wie sich das Kabinett der künftigen italienischen Regierung zusammensetzen werde – insbesondere der Posten des Finanzministers sei hierbei von Bedeutung.

Home-Office dürfe kein Dauerzustand werden

Was Fink hingegen durchaus mit Sorge erfüllt, ist die Gefahr, dass das Arbeiten aus dem Home-Office ein Dauerzustand werden könnte. „Wenn das so wäre, wäre es eine Katastrophe“, meint der BlackRock-CEO. (tku)

Das komplette Interview kann hier auf handelsblatt.com nachgelesen werden.

Bild: © michelsass – stock.adobe.com

 

Privatanleger müssen 2022 Rekordverluste verschmerzen

Der digitale Vermögensverwalter Whitebox hat untersucht, wie es im ersten Halbjahr mit der Rendite für Privatanleger aussah. Das Ergebnis: Die Kleinanleger mussten Rekordverluste in Höhe von 213 Mrd. Euro hinnehmen. Laut Whitebox könnte nun aber ein guter Einstiegszeitpunkt gekommen sein.

Das erste Halbjahr 2022 war für die Vermögen von Privatanlegern in Deutschland ein Desaster. Das ergibt die zweite Auflage des Rendite Radars des Robo-Advisor-Anbieters Whitebox. Demnach haben Privatanleger in den ersten sechs Monaten des Jahres so viel Vermögen eingebüßt, wie noch nie seit Beginn der Erhebung der zugrunde liegenden Daten im Jahr 1999.

Rekordverluste

Das Minus bei den Privatanlegern belief sich auf stolze 213 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Selbst 2008, als die globale Finanzkrise ihren Höhepunkt erreicht hatte, waren im Gesamtjahr nur Verluste in Höhe von 115 Mrd. Euro angefallen.

Krieg, Inflation und drohende Rezession

„Die Zahlen führen uns die Dramatik der Entwicklungen im bisherigen Jahresverlauf nochmals drastisch vor Augen“, erklärt Salome Preiswerk, Gründerin und CEO von Whitebox. „Der Angriff auf die Ukraine, die hohe Inflation und die drohende Rezession haben deutliche Spuren an den Kapitalmärkten hinterlassen – und eben auch bei den Vermögen von Privatanlegern.“

Absturz nach Rekordjahr

Das Rekordminus folgt auf einen Rekordgewinn, denn im Jahr 2021 hatten deutsche Privatanleger erstmals mehr als 300 Mrd. Euro an Finanzerträgen erzielt. Nun aber ließen Kursverluste in Höhe von 267 Mrd. Euro die Gesamterträge abstürzen, so die Whitebox-Analyse. Daran konnten auch laufende Erträge aus Dividenden, Zinsen und anderen Ausschüttungen in Höhe von 54 Mrd. Euro nichts ändern.

Realrendite bei -12,2%

Entsprechend lag die Rendite privater Anleger im 1. Halbjahr 2022 über alle Anlageklassen hinweg bei −2,8% oder annualisiert bei −5,5%. Die annualisierte Realrendite, die auch die Inflation berücksichtigt, lag sogar bei satten −12,2%. Auch das ein Rekord. Seit Beginn der Datenerfassung waren die realen Verluste noch nie so drastisch ausgefallen.

Zweites Quartal 2022

Die Verluste im zweiten Quartal 2022 (131 Mrd. Euro) lagen zudem nochmals deutlich höher als im ersten Quartal (82 Mrd. Euro). Interessant: Es ist das erste Mal überhaupt seit dem Jahr 2009, dass Anleger in zwei aufeinander folgenden Quartalen Verluste verzeichneten. Selbst 2020, im ersten Jahr der Corona-Pandemie, gab es nur ein Verlustquartal.

Gute Einstiegsgelegenheit

„Das sollte Investoren trotz der weiterhin schwierigen wirtschaftlichen und politischen Gesamtsituation Mut machen“, erläutert Salome Preiswerk. „Die Aktienkurse steigen in aller Regel schon, bevor sich die Lage in der realen Wirtschaft wirklich bessert – und gerade Verlustphasen bieten oft die besten Einstiegsgelegenheiten, weil Anleger dann gute Unternehmen zu niedrigen Preisen erwerben können.“

Aktien und Fonds sorgen für den Großteil der Erträge

Whitebox selbst setzt im Einklang mit dieser Annahme auf ETF-basierte Value-Anlagestrategien. „Dabei verfolgen wir bewusst den Ansatz, auch bei kurzfristigen Rücksetzern investiert zu bleiben“, so Preiswerk. „Denn die Vergangenheit hat immer wieder gezeigt, dass Anleger in Phasen von Kursverlusten nicht nur aussteigen und damit reine Buch- zu echten Verlusten machen, sondern auch den Zeitpunkt für den Wiedereinstieg verpassen.“ (tku)

Bild: © Nuthawut – stock.adobe.com